Das Problem greift in der einen oder anderen Erscheinungsform seit Jahrzehnten um sich.
Es sind immer seltener Führungskräfte bis hin zu den Firmeneignern, die einst (fast) alle Abteilungen des Betriebes als Arbeiter oder Angestellte durchlaufen haben, wo sie Einblick in die Arbeitsprozesse gewonnen haben, bevor sie in der Hierarchie aufsteigen konnten. Diese gewachsenen Strukturen verschwinden.
Angeheuert werden meist Absolventen von Schulen, wo viel Herrschaftstheorie vermittelt wird und der Grundgedanke, Untergebene zu beherrschen und für sich (+ das Unternehmen) maximal arbeiten zu lassen. Wo fachliche Kompetenz und praktische Erfahrungen fehlen, können Führungskräfte, bei denen auch die menschliche Integrität fehlt, meist nur noch mit Aufbauschen von Formalismen ihre Herrschaft durchsetzen. Das Jahrhunderte alte Beispiel dafür ist in der Armee der "Spieß", der beim Stubendurchgang ein belangloses Staubkorn findet, um deswegen los zu toben.
In den hier geschilderten Auswüchsen deute ich es als genau so ein Phänomen.
Die Chefin wird neu auf diese Stelle berufen worden sein. Von ihrem Werdegang kann sie vermutlich keine annähernde fachliche Kompetenz aufweisen, im Vergleich zu den Untergebenen. Dass sie selbst sich nicht an die Regeln hält, die sie einfordert, ergänzt das Bild.
Deshalb braucht sie zur eigenen Selbstbestätigung und als Nachweis für die Wichtigkeit ihrer Position gegenüber dem Betrieb genau solche "Spiele". Was mit diesen kontraproduktiven Machenschaften alles zerstört wird, interessiert keinen BWLer. Eher im Gegenteil wird er/sie noch stärker auf Kontroll- und Misstrauensaktionen setzen, obwohl gerade dadurch der Arbeitsablauf gestört wird, die Konzentration auf die Arbeit mit den Sorgen vor neuerlichen ungerechtfertigten Beschuldigungen verloren geht, was die Arbeitsintensität sinken lässt, aber die Häufigkeit von Flüchtigkeitsfehlern enorm steigern wird.
Am Ende stehen Frust bei Kunden und Kollegen, dass aus der einst tatkräftigen, alle Probleme lösenden Kollegin eine resignierte, vielleicht sogar psychisch kranke Mitarbeiterin geworden ist, die auch nur noch versucht, irgendwie über die Zeit zu kommen.
Für die BWLer hingegen wird es die Selbstbestätigung sein, dass Arbeiterinnen und Angestellte einfach nur Minderleister sind, die nur durch alles überwachende und antreibende Vorgesetzte zur Arbeit gezwungen werden müssen.
Vielleicht wollen es die BWLer sogar so: Die gut laufende Arbeit so lange sabotieren, bis Fehler entstehen, um dann sich als die Problemlöser zu generieren, obwohl sie Problemverursacher sind.
Hier habe ich weit ausgeholt und viel geschrieben, um häufig auftretende Zusammenhänge verständlich darzulegen.
In diesem Spannungsfeld hinlänglich gesund zu überleben, ist eine Kunst.
Der Ansatz im Eingangsbeitrag und alle sehr guten Vorschläge, wie auf eine humoristische Art dem Konflikt die krankmachende Komponente entzogen werden kann, ist vielleicht der am ehesten gangbare Weg.
Ein Argument für Toilettengänge sind die Tatsachen, dass mit entsprechendem Drang die Konzentration auf die Arbeit schwindet und damit die Menge und Qualität der Arbeit leidet.
Die Kritik an der Toilettennutzung vor Feierabend entkräftet sich mit dem Wunsch, es bis Feierabend durch zu halten, was misslang. Gegenvorschlag wäre, es gar nicht erst zu versuchen, sondern schon früher zu gehen. Das wäre dann in jedem Fall während der Arbeitszeit.