Edle Frauen und Edle Männer – eine Geschichte
„Ich würde mich freuen, von wirklichen Herzensträumen zu hören. Frauen haben zu lernen, wieder gut auf sich selber zu achten. Männer übrigens auch“, hatte er ihr gesagt, als wenn sie das noch nicht wüsste. Was bildete er sich ein?
Als sie dann jedoch hörte, wie er sagte: „Statt sich auf etwas einzulassen, was ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, wäre es doch vorteilhafter für alle Seiten sich nicht mehr zu verbiegen, sondern die eigenen wirklichen Wünsche und Bedürfnisse zu ergründen.“ Er hatte gut reden. Als wenn das so leicht wäre! Ob er selber danach lebte?, konnte sie nicht sagen.
„Es ist wie beim Yoga“, fuhr er fort. „Du kannst aufhören, wenn es wehtut und optimalerweise genau die Spannung für dich finden, die du als schön und angenehm empfindest.“ So verkehrt ist das vielleicht gar nicht, was er da redet, dachte sie insgeheim. Mal hören, was er noch so zu sagen hat. Seine Stimme klingt sympathisch und er wirkt irgendwie beruhigend auf mich.
„Du lässt dich einfach nicht mehr an der Nase herumführen von denen, die dir sagen, was dein Bestes wäre. Du weißt es selber viel besser!“ Das stimmt, dachte sie. Meistens jedenfalls. Sie hörte auf seine Stimme. „Doch dafür hast du erst mal frei zu werden, um klarer zu sehen und mit dem Herzen lauschen zu können. Heute denkst du vielleicht noch Mord aus Rache sei Liebe.“ Er ist wohl eindeutig kein Romantiker, dachte sie.
„Oder du glaubst auf jemanden eifersüchtig zu sein, würde beweisen, wie liebesfähig du bist.“ Also jetzt überspannt er den Bogen! Natürlich bin ich eifersüchtig und stehe auch dazu! Sie sagte jedoch erst mal noch nichts und ließ ihn weiter reden. Auf irgend etwas wollte er doch hinaus. Nur worauf?
„Oder du hältst Gewalt an dir oder anderen für einen Beweis, was Liebe ertragen könnte.“ Er hat eindeutig keine Ahnung, dachte sie.
„Alles Bullshit“, hörte sie ihn sagen und ihre Augen weiteten sich. Also das hätte sie jetzt nicht von ihm gedacht!
„Es sind zwar Erfahrungen,“, fuhr er fort, „die damit einhergehen, wirkliche Liebe wirst du jedoch erst in der Loslösung davon wieder finden. Hast du Angst vor unendlicher Zärtlichkeit?“ Was sollte das jetzt? Sie schüttelte entgeistert den Kopf.
„Kannst du es dir kaum vorstellen, so viel Liebe und Freude empfangen und geben zu können, dass dein Herz vor Purzelbäumen tanzt?“ Wer kann das schon?, dachte sie, ließ ihn jedoch aus einem unergründlichen Grund weiterreden. Etwas, was sie selber überraschte.
„Hältst du es für Utopie, wenn Menschen Gutes füreinander tun und sich in Hochachtung und Wertschätzung voreinander begegnen?“ Ein Spinner, ich habs mir doch gedacht!
„Es gibt immer einen Weg, sich an etwas noch Schöneres zu gewöhnen.“ Da könnte er recht haben, dachte sie nur widerwillig zustimmend.
„Es ist jedoch immer auch deine Wahl.“
„Und kannst du mir auch sagen“, fragte sie, „wie das gehen soll? Oder hast du das irgendwo gelesen und hältst mir hier einen Vortrag?“
„Ich kann es dir zeigen, wie das geht“, erwiderte er und verblüffte sie damit.
„Wie denn?“, wollte sie wissen, denn irgend etwas an dem was er gesagt hatte, machte irgendwie Sinn. Sie war nicht wirklich frei in dem, was sie eigentlich wollte. Ehrlich zu sich, musste sie zugeben, dass sie die Meinung von anderen übernommen hatte und eigentlich gar nicht so genau wusste, was ihr eigenes Herz wirklich wollte. Sie hatte das mit dem Herzen mehr für eine Metapher gehalten, aber selber in sich hinein zu spüren? Nein, das war was für esoterische Spinner. Moment!, dachte sie. Das ist ja auch wieder so eine Meinung von außen. Ich werde mal lauschen, was dieser Mann mir zu sagen hat. Er scheint ja etwas Gutes für mich im Sinn zu haben. Mehr Liebe, mehr Freude zu spüren das klingt doch verlockend. Das Kind in ihr war wach geworden und wollte wissen, wie es wieder Spielen dürfte, auf eine Weise die ihr wirklich gefiel.
„Fangen wir mit etwas ganz leichtem an. Träumen wir etwas zusammen, denn mit den Träumen fängt alles an! Es versteht sich von selbst, dass Männer, bevor sie eine Frau beehren sich selber gründlich reinigen, so als würden sie fein mit ihr ausgehen. Magst du dir das mal vorstellen, wie genau das vor einer Begegnung mit deinem Geliebten geschieht!“
„Mhmm. Das fühlt sich schön an. Doch wie bringe ich ihn dazu?“
„Das kommt später. Erlaube es dir zuerst mal in deiner Vorstellung. Spüre, wie es ihn und dich erfrischt. Vielleicht duscht ihr ja zusammen!“
„Ohh ja. Ich kann es fühlen. Und jetzt?“
„Jetzt spür mal, was es mit dir macht, wenn du deinen eigenen Körper wie eine Tempel, wie etwas Heiliges betrachtest. Würdest du nicht auch mehr darauf achten wollen, womit du ihn nährst und auffüllst?“
„Kann schon sein. Aber er ist ja nun mal nicht wirklich so attraktiv, dass ich ihn als einen Tempel bezeichnen würde!“
„Jedes Bauwerk kann zu dem gestaltet werden, was du in es hineingibst. Könnte es sein, dass unser Herz unsere eigene Seele ist, die erst dann in diesen Körper zurückkommt, wenn wir ihr den Raum dafür geschaffen haben? Schönheit entsteht, wenn wir unsere Gedanken, das, was wir an Filmen, an Nahrung, an Bewegung unserem Körper zuführen so auswählen, dass es uns gut tut und wohlige Gefühle erschafft.“
„Was du sagst macht irgendwie Sinn. Aber da müsste ich ja ganz schön viel verändern!“
„Eins nach dem andern. Es ist ja für dich.“
„Du meinst also, dass meine Seele gar nicht bei mir ist?“
„Das geht uns doch allen so. Schau dich doch um! Wir leben in einer seelenentfremdeten Welt. Dabei ist es doch genau sie, unser Herz, die all die Wunden, all die anstehenden Wünsche stillen könnte und es tut, sobald wir ihr den Platz bereiten.“
„Das möchte ich gerne. Ich fange gleich damit an, mir einen schönen Salat zu machen. Ich habe schon so vieles darüber gelesen, dass jetzt wirklich an der Zeit ist, es mal umzusetzen.“
Sein Lächeln begleitete sie.
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Liebe Grüße