Fast jeder, der – wie ich – seine Kindheit in den 1980er Jahren in der ehemaligen DDR erlebt hat, wird das folgende Lied kennen – von der damals populären Langspielplatte „Lieder aus dem Kinderland“.
Es handelt sich um ein Lied für Kinder, das zugleich mehr als nur einen Wink mit dem Zaunspfahl an die mithörenden Erwachsenen transportiert.
Schmusen muss sein
Streicheln, schmeicheln, zärtlich und fein,
Herzen, Scherzen, Schmusen muss sein.
Herr Schnuck ist der Meinung, dass keiner ihn liebt,
drum kann er nicht lachen, drum ist er betrübt.
Er säuft bis zum Umfall'n, manchmal sucht er Streit
und haut irgendeinen, danach tut's ihm leid.
Hätt' er eine Freundin, die ihn küsst und drückt,
er wär‘ wie verwandelt, er wäre beglückt.
Streicheln, schmeicheln, zärtlich und fein,
Herzen, Scherzen, Schmusen muss sein.
Frau Bröhlmann jagt wütend die Kinder vom Hof,
drum steht an der Hauswand: „Die Bröhlmann ist doof!“
Sie hockt hinter'm Fenster bei Tag und bei Nacht
und hat sich schon mit allen Nachbarn verkracht.
Hätt' sie einen Freund, der sie zwickt in den Po,
dann würde sie kichern, dann wäre sie froh.
Streicheln, schmeicheln, zärtlich und fein,
Herzen, Scherzen, Schmusen muss sein.
Sebastian ist traurig, er ist oft allein
und schläft ab und zu vor dem Fernseher ein.
Er hat 'nen Recorder, ein Radio, 'ne Uhr,
ein funkelndes Fahrrad steht draußen im Flur.
Das Wichtigste fehlt ihm, drum tut er mir leid:
Denn Papa und Mama haben nie für ihn Zeit.
Streicheln, schmeicheln, zärtlich und fein,
Herzen, Scherzen, Schmusen muss sein.
Lalalala, lala, lalala,
Lalalalala, Schmusen muss sein.
( Gerhard Schöne, geb. 1952 in Coswig bei Dresden, Liedermacher)