Ein Vater zerrte seine Tochter buchstäblich im Polizeigriff in meine Praxis, schubste sie in den Sessel und knurrte:
"Setz' dich!"
"Stimmt irgendetwas nicht?" fragte ich.
"Dieses Mädchen ist eine kleine Hure!"
"Ich brauche keine Hure; warum haben Sie sie hergebracht?"
"Nein, nein! So habe ich das nicht gemeint -"
"Wer ist dieses Mädchen?"
"Meine Tochter."
"Sie haben aus Ihrer Tochter eine Hure gemacht?!!!!!"
"Nein, nein! Sie verstehen mich falsch!"
"Und dann haben Sie sie hier zu mir gebracht! Wie widerlich!"
"Nein, nein, nein! Sie verstehen alles falsch."
"Nun, dann erklären Sie mir das mal."
"Ich befürchte einfach, dass ihr allerlei schreckliche Dinge passieren werden."
"Nun, wenn Sie ihr dieses Gewerbe beibringen, ist das auch gerechtfertigt!"
"Nein, nein, sehen Sie, das ist so -"
"Nun, was wollen Sie denn von mir? Was möchten Sie denn?"
Dann begann er, all das zu beschreiben, was er wollte. Als er fertig war, sagte ich: "Sie haben sie im Polizeigriff hergebracht und sie herumgestoßen. So behandelt man Prostituierte; das bringen Sie ihr bei!"
"Ja, ich möchte sie zwingen................ "
"Ah, 'Zwang' - ihr also beibringen, dass Männer Frauen dadurch kontrollieren, dass sie sie herum schubsen, herumkommandieren, körperliche Gewalt anwenden und sie damit zwingen, Dinge gegen ihren Willen zu tun. So machen die Zuhälter das. Das einzige, was noch übrig bleibt, ist, Geld dafür zu verlangen."
"Nein, das tue ich doch gar nicht. Sie hat mit ihrem Freund geschlafen. "
"Hat sie Geld von ihm verlangt?"
"Nein. "
"Liebt sie ihn?"
"Dafür ist sie zu jung."
"Hat sie Sie nicht geliebt, als sie noch ein kleines Mädchen war?".... In ihm steigt ein Bild hoch, wie es damals war, als sie noch ein kleines Mädchen war und auf Papas Knie saß. Mit diesem Bild können Sie alte grantige Männer fast immer kriegen.
"Ich möchte Sie etwas fragen. Schauen Sie Ihre Tochter an. Möchten Sie nicht, dass sie Liebe empfinden und sexuelles Erleben genießen kann? Die moralischen Vorstellungen der Welt haben sich geändert, und Sie müssen das nicht befürworten. Aber wie würde es Ihnen gefallen, wenn Ihre Tochter nur die Art von Umgang mit Männern erlernen würde, die Sie demonstriert haben, als Sie sie hierher brachten? Und wenn sie warten würde, bis sie fünfundzwanzig ist und dann einen Mann heiratet, der sie schlägt, sie herumschubst, sie missbraucht und sie zwingt, Dinge gegen ihren Willen zu tun?"
"Aber sie könnte einen Fehler machen, und das wird ihr wehtun."
"Das ist möglich. In zwei Jahren könnte dieser Junge sie wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und sich aus dem Staub machen. Und wenn sie dann traurig und einsam ist, dann hat sie niemanden, an den sie sich wenden kann, denn Sie werden ihr zutiefst verhasst sein. Wenn sie zu Ihnen käme, würden Sie nur sagen: 'Das habe ich dir ja gesagt!'. Auch wenn sie es in dieser Zeit fertig bringt, auszugehen und auch jemanden anderen zu finden und eine wirkliche Beziehung aufzubauen, wird sie trotzdem nie zu Ihnen kommen und Ihnen ihre Kinder - Ihre Enkelkinder - zeigen. Denn sie wird sich erinnern, was Sie mit ihr gemacht haben, und sie wird nicht wollen, dass ihre Kinder das lernen..."
"Ist es nicht wichtiger, dass sie lernt, liebevolle Beziehungen zu haben? Oder soll sie lernen, die Moralvorstellungen von irgendeinem Kerl zu übernehmen, der sie herum schubsen kann? So machen es nämlich die Zuhälter."
Quelle: R.Bandler (Veränderung des subjektiven Erlebens, S.42f (gekürzt),
https://nlpportal.org/nlpedia/wiki/Sleight_of_Mouth_Pattern