„Ich muss gestehen, ich tue mich mit der Überschrift auch etwas schwer. Daher gehe ich mal mehr auf das "neuerdings" ein. Ja, ich denke es hat sich was verändert. "Übergriffigkeit" wird heute anders verstanden also noch vor 20 Jahren. So richtig klar ist mir das in den letzten Jahren geworden. Eine Freundin von mir findet es z.B. total beleidigend wenn ein Mann ihr nicht die Türe aufhält oder in den Mantel hilft. Für eine andere Frau die ich getroffen hatte war das Türe aufhalten allerdings schon "übergriffig". Ich denke die Grenze was als Übergriffig empfunden wird haben sich verschoben und sind "breiter" geworten. Der eine empfindet so der andere so.
@****ga Wolltest du darauf hinaus? Ich verstehe deinen Beitrag zumindest so. Aber wenn du dich lieber heraushalten möchtest, dann entschuldige, dass ich dich jetzt hier nannte.
Ich denke, dieses Beispiel ist gut dafür geeignet, wie sehr wir als doch zuvorkommende Männer in solchen Situationen gerade schwimmen - mir geht es auch so. Jemand schrieb hier auch, er sähe im Türaufhalten gar nichts Sexuelles. Ich würde da noch weiter gehen: ich halte auch Männern und auch Nicht-Binären sehr gerne die Tür auf, wenn die Situation passt. Das ist für mich einfach Anstand Anderen gegenüber und hat gar nichts mit dem Geschlecht zu tun. Und ich helfe auch Vätern mit dem Kinderwagen an der Treppe (aber erstmal fragen, ob Hilfe erwünscht ist) oder lasse nicht nur die Frau an der Kasse vor, sondern auch jeden anderen, der nur zwei Dinge gekauft hat, während ich den Wagen vollgeladen habe.
Aber ja: ich weiß oft auch nicht, wie das bei meinem Gegenüber ankommt, gerade wenn es eine Frau ist. Da habe ich auch schon merkwürdige Blicke geerntet, wenn auch selten. Meist freut das Gegenüber sich doch. Vielleicht ist das auch gar kein Mann-Frau-Problem, sondern der Tatsache geschuldet, dass so kleine Aufmerksamkeiten, also quasi mein Verzicht zum Wohle Anderer, inzwischen echt selten geworden sind und niemand mehr damit rechnet, etwas "geschenkt" zu bekommen, und sei es nur der Platz vor mir in der Schlange an der Kasse.
Ich wünsche mir, mehr Menschen würden wieder galanter und freigiebiger werden, nicht im Swingerclub, sondern völlig ohne Hintergedanken im Alltag. Einfach etwas geben, Zeit, Mithilfe, Vortritt... Vielleicht würden wir uns dann wieder etwas mehr daran gewöhnen, dass hinter einer guten Tat nicht immer eine schlechte Absicht steckt. Ja, etwas romantisch, das gebe ich zu.