Ich empfinde es teilweise in Diskussionen und in der allgemeinen Betrachtungsweise als "Problem", dass wir alle zwar miteinander reden, schreiben, diskutieren, aber eben nicht von den gleichen Definitionen für bestimmte Begriffe ausgehen. Okay, das ist bekannt.
Das Wort
Bedürfnis mag ich gar nicht gern, da es einerseits für solche Dinge wie Essen, Trinken, Atmen, Schlafen, Ausscheidungen usw... verwendet wird, die lebensnotwenig sind, andererseits wird es gerne angeführt, um zu zeigen, dass jemand emotional gedrängt, gezogen, getrieben, gefangen, vor allen Dingen unfrei ist.
Das sind für mich dann zwei unterschiedliche Bereiche, die mit einem Wort abgedeckt werden oder eben auch wieder gar nicht.
Wir haben biologische Gegebenheiten, die wir akzeptieren müssen. Wir benötigen zum Leben so einiges,
auch soziale Aspekte unterschiedlichster Ausprägung.
In Bezug auf Beziehungen/Liebesbeziehungen kommt für mein Gefühl das Wort "Bedürfnis" oft ein bisschen
tadelnd und negativ daher.
Einer wortkargen, zurückgezogen lebenden Almbäuerin würde man ihre Art zu kommunizieren und zu leben nachsehen. Ein Mensch mit einem großen Kuschelbedürfnis (ich leihe mir mal dein Beispiel
@**********berer), die/der das auch versuchte umzusetzen, gälte schnell als bedürftig.
Der Unterschied liegt für mich in der Erfüllbarkeit - und gleichzeitig ist da gar kein Unterschied.
Wir sind soziale Wesen, "brauchen" auch soziale Aspekte unterschiedlichster Ausprägung und Form, aber können diese uns eben nicht vollständig selbst geben. Wir werden dabei immer auf andere Menschen angewiesen sein, wenn wir diese "Bedürfnisse" (die ich lieber anders, positiver nennen würde) nicht sublimieren oder uns vorenthalten möchten.
Nur wenn wir anerkennen, dass es keine Schwäche ist, einen Menschen lieben zu wollen, Sex und/oder Zärtlichkeit ausleben zu wollen, vielleicht sogar nicht alleine leben zu wollen (in anderen Kulturen undenkbar) usw... werden wir m.M.n. der menschlichen Natur erst gerecht.
Niemand käme auf die Idee zu fordern, mit möglichst wenig Essen oder Toilettengängen auskommen zu sollen (außer Askt:innen - entschuldigt das Beispiel zum 2. Frühstück). Aber im emotionalem Bereich sind wir für mein Gefühl teilweise in Bahnen unterwegs, die uns nicht gut tun.
Ich brauche Essen, ja, ich brauche aber auch so einiges an Sozialem.
Fühle ich mich dadurch unfrei?
Mitunter ja, aber so bin ich eben als Mensch. Ich würde meiner "Natur" nur durch Askese entkommen - was ich nicht möchte. Ich möchte meine "Natur" in all´ihren Facetten ausleben dürfen, möchte alles anstreben können - ohne dass dem ein negativer Touch anhaftet.