Da fällt auch mit etwas ein ...
Wir alle kennen doch dieses berührende Lied "
Scarborough Fair", das von unzähligen Sängerinnen, Sängern und Bands interpretiert wurde. Doch nur wenige wissen, woher dieses Lied kommt, wie alt es ist, wie es entstand - und dass es ein Lied ist, in welchem damalige Wildkräuter eine große Rolle spielen.
Das Lied entstand vermutlich im 15. / 16. Jahrhundert. Es handelt vom Markt, den es seinerzeit einmal im Jahr etwa vier Wochen lang in Scarborough gab, und der plötzlich - wohl wegen Kriegswirren o. dgl. - nicht mehr stattfand. Dadurch konnten sich eine Frau und ein Mann, die sich dort ineinander verliebt hatten, nicht mehr jedes Jahr einmal sehen, dabei hatten sie beide vor allem vier Wildkräuter benützt, um ihre scheue Liebe übers Jahr auf die Entfernung zu schützen und zu bewahren.
Weil keiner wußte, wo der andere ganz genau lebte, und sie so einander auch nicht finden konnten, baten sie beide jeweils weise Heilerinnen (Hexen), sie doch irgendwie zusammen zu führen, und dafür wurde beiden die Verwendung von vier Heilkräutern empfohlen und ihnen Aufgaben gestellt, die absolut unlösbar waren.
Der Hauptvers geht übersetzt so:
Gehst du auf den Markt von Scarborough?
Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian,
Grüße jemanden, der dort wohnt, von mir,
Denn sie war einst meine Liebste.
Dazu muss man wissen, dass damals Kräuterwissen noch allgegenwärtig war. Der Refrain „
Parsley, sage, rosemary and thyme“ ergibt für die meisten in der heutigen Zeit zunächst keinen Sinn, hat jedoch zumindest eine tiefe symbolische Bedeutung:
Petersilie wurde früher als Verdauungsmittel gegessen und sollte gleichzeitig die Bitterkeit in der Nahrung entfernen. Mittelalterliche Ärzte, Hexen, Heilerinnen und Schamanen benutzten diese Pflanze auch zu spirituellen Zwecken.
Salbei galt schon lange davor u. a. als ein Symbol für Schutz und Kraft.
Rosmarin stellte damals vor allem Treue, Liebe und Erinnerung dar. Auch heute noch gibt es in England bei vielen Frauen den Brauch, Rosmarinzweige im Haar zu tragen.
Thymian symbolisiert in erster Linie Mut. Zur Zeit, als das Lied geschrieben wurde, trugen Ritter oft Schilde mit einer aufgemalten Thymianpflanze, wenn sie in den Kampf gingen.
Mit diesem Lied wünschte man sich Ermutigung, damit sie all die „unmöglich zu lösenden Aufgaben“ irgendwie doch lösen können, um endlich wieder zusammen zu kommen. Dabei waren es alles wirklich unlösbare Aufgaben, die den Liebenden gestellt wurden - es ging nur darum, den Mut zu beweisen, es dennoch ernsthaft zu versuchen.
So, und nun noch extra für Euch eine, wie ich finde, ganz besonders berührende Version dieses Songs aus der Sendung "Voices of Australia":
(Der Antaghar)