Phobien
sind schon eine heikle Sache. Ich gestehe, dein Bitte
@*****rer fand ich auch etwas befremdlich. Ich verstehe es, finde es aber auch wichtig, das Thema anzufassen. Und ich persönlich würde mich nicht mit der Erklärung zufrieden geben, dass sich so etwas vielleicht durch Erlebnisse in einem vorherigen Leben manifestiert hat. Das mag eine Erklärung sein, aber ich denke es geht darum, sich in diesem Leben zurecht zu finden und zu behaupten.
Ich habe lange Zeit mit sehr heftiger Klaustrophobie kämpfen müssen. (Auch von Menschen als Platzangst bezeichnet, was aber nicht stimmt, denn zuviel Platz - das wäre Platz-Angst ja - gibt es hier zu Lande nicht). Ich hatte Angst vor engen Räumen, Aufzügen... später sogar vor "engen" Situationen. In vis a vis Gesprächen bekam ich Angst, konnte den Blickkontakt nicht halten und befürchtete ohnmächtig zu werden oder zumindest mir in die Hose zu machen. Eine schlimme Situation hatte ich zB mal in der Sparkasse. Meine Kinder wollten ihre Spardosen am Weltspartag ausleeren lassen. Wir waren spät. Während wir im Kassenraum waren, verriegelte eine Mitarbeiterin die Eingangstür. Ich bin total ausgeflippt, mir brach der Schweiss aus, meine Beine versagten mir den Dienst und ich musste mich festhalten, um nicht umzufallen. Meine Kinder waren fassungslos. Ich hab wohl nur noch sowas wie "ich muss hier raus" vor mich hin gebrabbelt. Die Mitarbeiterin wies mich dann darauf hin, dass natürlich der Nebenein/ausgang noch geöffnet sei und ich jederzeit dadurch den Raum verlassen könnte, was ich dann auch - fluchtartig - getan habe... Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie peinlich mir das war. Ich habe in einem Dorf gewohnt, in dem mich alle kannten und letztlich auch erwarteten, dass ich "funktioniere" wie es sich gehört.
Einmal bin ich in einen Stau geraten, in meinem eigenen Auto. Diese Situation hat mich derart eingeengt, dass ich das Auto beinahe verlassen hätte... das Auto auf der Autobahn führerlos stehen gelassen hätte. Nur mit äusserster Mühe, schweissnassen Händen und einem Stritz in der Hose habe ich die Situation ausgehalten.
Die Bettentürme der Uni MS - meine Nichte lag dort lange Zeit, ganz oben im 13. Stock - habe ich grundsätzlich nicht mit dem Aufzug bewältigt, ich bin gelaufen, alle Treppen hoch und auch wieder runter.
Es gibt viele Beispiele, die ich anführen könnte, wie sich die Klaustrophobie bei mir gezeigt hat und eben auch sehr viele, sehr unangenehme Situationen. Schon mal ein Bewerbungsgespräch geführt, in dem Bewusstsein, die Situation nicht selber beenden zu können?
Ich bin es angegangen, sehr kleinschrittig. Zum Einen habe ich es offen gemacht. Wenn mich eine Situation zu überrollen drohte, habe ich es gesagt. Natürlich habe ich auch viele potenziell "gefährliche" Situationen gemieden, nur wollte ich mich nicht immer weiter davon einengen lassen. Denn so etwas kann auch zu einem Selbstläufer werden und schlimmer und immer schlimmer werden. Wenn man es zulässt.
Ich habe mich bewusst an Staus herangearbeitet. Sehr hilfreich war es für mich, immer Bachblüten Rescue Tropfen dabei zu haben, aber auch mir immer wieder zu sagen, dass ich mich derart nicht einschränken (lassen) will. Es hat schon ein paar Jahre gedauert, aber heute spüre ich diese Beklemmung (mehr ist es mittlerweile zum Glück nicht mehr) nur noch selten. In Gesprächen in engem Raum mit Vorgesetzten zB. Auch auf der Autobahn im Stau oder in der Stadt im Berufsverkehr. Ich habe gelernt mich...hm... in die Situation hineinfallen zu lassen, sie als gegeben hinzunehmen, mich hinzugeben - so zu sagen - und ich habe ihr dadurch ihre Bedrohung nehmen können.
Ich hatte auch mal panische Angst vor Gewitter. Ich bin als Kind im Schwarzwald Zeugin eines Blitzeinschlags in einen alten Baum geworden. Das hat mich bis ins Erwachsenenalter begleitet und jedes Grollen hat panische Gefühle in mir ausgelöst. Bis ein Freund mich an die Hand nahm und wir uns ein Gewitter gemeinsam angesehen haben. Diese Schönheit, diese Macht und Energie, sie hat mich fasziniert. Das haben wir öfter gemacht. Ich habe immer noch grossen Respekt vor dieser Gewalt, das ist - denke ich - auch gut so, aber die Panik ist weg. Heute kann ich mir ein Gewitter auch alleine anschauen... zwar mit Gänsehaut, aber ich kann es.
Phobien sind üble "Zeitgenossen", ich wünsche jedem Menschen, sich gegen sie behaupten zu lernen und sich zu befreien.
Liebe Grüße
Wings