Zu den verworfenen Tagen
hab ich das hier gefunden:
Gute und böse, kritische und. ”verworfene” Tage
Die Astrologie hat ihre Anhänger gelehrt, daß Glück und Unglück der Menschen an bestimmte Tage gebunden sind und daß diese Tage von den Planeten regiert werden. Ihr Einfluß war in der Vergangenheit so gewaltig, daß dieser Glaube noch vor der offiziellen Einführung der Siebentagewoche durch Kaiser Konstantin den Großen (280-327 nach Chr.) die zehntägige Woche der Griechen verdrängte. In Griechenland kamen Tabellen und Kalender auf, aus denen man ablesen konnte, welche Tage für welche Verrichtungen am günstigsten seien. Auch in Rom setzte sich die Planetenwoche durch. Diese wurde von den Germanen übernommen. Sie gaben allerdings einigen Planeten den Namen ihrer Götter. Diese traten an bestimmten Tagen der Woche als Wohl- oder Übeltäter auf. Im frühen Christentum gewann dann zwar wieder die alte biblische Siebentagewoche ohne astrologischen Beigeschmack die Oberhand. Der verdrängte Planetentage-Aberglaube lebte aber als Wahrsageglaube weiter und entwickelte ein ganzes System von Glücks- und Unglückstagen, in dem sogar festgelegt war, wann der Jäger auf die Jagd zu gehen oder der Bauersmann seine Vorräte einzubringen hatte. Und heute bewegen diese Bräuche als Tagesaberglaube die Gemüter in allen Volksschichten. Man findet ihn bei allen Völkern, die mit der Sterndeutung in Berührung gekommen sind. Schon im Alten Testament bekämpft, ist er aber bis heute lebendig geblieben. Noch in unserer Gegenwart wird der Abschluß von Geschäften gern auf bestimmte Tage verlegt. Viele Menschen scheuen sich, an bestimmten Tagen eine Flugreise anzutreten. Sie vermeiden es sogar, ihre Haare an bestimmten Tagen schneiden zu lassen, damit sie nicht spröde und glanzlos werden (Hinweise aus Gottschalk ”Der Aberglaube” 1965).
Der besonders durch die Schriften von R. Falb (”Kalender der kritischen Tage” 1892) wieder geförderte Glaube an kritische Tage beruht nach seiner Aussage auf alter Zahlenmystik (Sieben- und Neunzahl, ungerade Zahlen) und auf der Beobachtung des Mondeinflusses, der in Siebentageperioden (Woche) wechselt. Kritische Tage entscheiden über Leben und Tod eines Kranken und drohen mit Wetterkatastrophen. Falb bezeichnet die Neu- und Vollmondtage als kritische Tage. Die Glücks- und Unglückstage, wobei.letztere an Zahl die ersteren weit übertreffen, haben im Volksglauben die größte Bedeutung. Bei mancherlei Vorhaben ist die sogenannte Tageswählerei” noch im Schwunge. Es gab gewisse Listen von verworfenen Tagen, die besonders beachtet wurden und noch werden. Besonders gefährlich sind der 3. März, der 1. April, der 1. August und der 15. September.
Der kürzeste und der längste Tag des Jahres
Versteht man unter dem Begriff ”Tag” die Zeit, während die Sonne über dem Horizont steht, so ist gewöhnlich am 22. Dezember der Tag am kürzesten und zwar auf der nördlichen Halbkugel. An diesem Tag tritt die Sonne um 11.30 Uhr in das Zeichen des Steinbocks, es ist Wintersonnenwende. Dieser Tag ist bei uns acht Stunden und 32 Minuten lang.
Entsprechend hat zur Zeit der Sommersonnenwende am 22. Juni der längste Tag eine Dauer von 15 Stunden und 54 Minuten. Der kürzeste resp. längste Tag des Jahres ist übrigens nicht immer gleichen Datums. Im Schaltjahr verschiebt sich infolge des Schalttages die Sonnenwende um einen Tag. So haben wir dann bereits am 21. Juni den längsten und am 21. Dezember den kürzesten Tag (nach A. Rieder ”Astronomische Zusammenhänge”).
Die Tagesbezeichnungen
Die Tagesbezeichnungen waren im Laufe der Jahrhunderte einem großen Wandel unterworfen. Die uns heute geläufige Durchzählung von 1 bis
30 bzw. 31 Monatstage fand erst endgültig und allgemein im 16. Jahrhundert Eingang. Vorher wurde die erste Monatshälfte vorwärts und die zweite Monatshälfte rückwärts gezählt. Im römischen Kalender wurden die einzelnen Tage des Monats nicht fortlaufend, sondern in eigenartiger Weise von den calendae, nonae und idus zurückgerechnet. Die calendae sind die Monatsersten, die nonae und idus der fünfte bzw. dreizehnte Tag, dagegen in den Monaten März, Mai, Juli, Oktober der siebte bzw. der fünfzehnte Monatstag.
Am gebräuchlichsten war im Mittelalter und sogar bis in die Neuzeit hinein die Datierung nach Heiligentagen und sonstigen Festtagen, daß heißt nach Tagen vor und nach diesen. Ein Zeichen dafür, wie sehr das ganze Leben jener Menschen mit Religion durchwoben war!
In alten Urkunden stehen immer wieder solche Bezüglichkeiten zu lesen: So wird nicht der 2. Februar,. sondern der Tag wie Purificationis, nicht der 25. März, sondern der Tag wie Annunciationis, nicht der 2. Juli, sondern der Tag wie Visitationis, nicht der 15. August, sondern der Tag wie Assumptionis genannt.
Andere solche Festlegungen: Octav. Ass. Mariae - 22. August, in Ispo die S. Barbare m 4. Dezember, am Avende Martini 10. November, vigilia domini - 2. Tag vor Weihnachten - 23. Dezember.
Auch heute weiß jeder auch ohne Datumsangabe, daß der Heilige Abend der 24. Dezember ist und auf welchen Monatstag die Tagesbezeichnungen Dreikönig (6.1.), Sebastian (20.1.), Georg (23.4.), Johannes (24.6.), Heinrich (13.7), Margarete (26.8.), Michael (29.9.), Andreas (30.11.) usw. fallen.
Die lateinischen Tagesbezeichnungen wurden dem ”Familienkundlichen Wörterbuch” von Fritz Verdenhalven entnommen. Pfarrer P. Lachat weist in seinen ”Lateinischen Bezeichnungen in alten Kirchenbüchern” darauf hin, daß selbst der Kalendertag eines Heiligen von Bistum zu Bistum verschieden sein kann. Es gibt Bistumspatrone, Landesheilige, die bevorzugt werden.
Volksbrauch, Volksglaube, aber auch Amtsbrauch haben weiterhin Begriffe wie Trinitatis (l. Sonntag nach Pfingsten), Lichtmeß (2. Februar), Petri Stuhlfeier (22. Februar u. a. festgelegt, die verständig und gebräuchlich waren und vielerorts wohl noch sind.
Im Vorgriff sei erwähnt daß auch unsere Wochentage andere Bezeichnungen hatten, so Sonntag = dominica, Montag bis Freitag = feria, secunda, tertia, quarta, quinta und der Sonnabend (Samstag), der sexta, war der sabbatus.
Liebe Grüße