letzter Teil zu den weiblichen Druiden
Für jede Studie über die Druiden, die davon ausgeht, dass diese ein vorchristlich-keltisches religiöses Gedankengut repräsentierten, ist es unabdingbar, nicht nur die Bedeutung der Rolle der Frau zu akzeptieren; man muss vielmehr anerkennen, dass ihr eine zentrale Position zukam, denn die “Muttergöttin” war die höchste Gottheit: Sie war das Symbol von Wissen und Freiheit und stellte den moralischen Dreh- und Angelpunkt der keltischen Gesellschaft dar. Es ist keineswegs Zufall, dass die Oberhoheiten in den irischen Sagen stets durch eine Frau symbolisiert wird. Diese Frau hat zumeist die Gestalt einer hässlichen Alten, bis der Held sie küsst, woraufhin er als rechtmäßiger Herrscher anerkannt wird und die Frau sich in eine Schönheit verwandelt. Die Verbindung zwischen dem König und der Göttin des Landes war wesentlich, und in dieser Tradition unterscheidet sich das alte Irland nicht im mindesten von anderen Kulturen wie etwa jener Mesopotamiens, wo die sumerischen Könige symbolisch die Göttin Innana heirateten. Medb von Connacht tritt in den Mythen als Gemahlin von neun auf einander folgenden Königen Irlands auf.
In der hinduistischen Mythologie finden wir in diesem Zusammenhang die indische Göttin Lakshmi, die Gefährtin Indras, die als “Oberhoheit” erscheint. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten bereitet sie Soma zu, “den Trank, den keiner, der auf Erden weilt, kennt”, indem sie Blätter kaut. Was nun Medb betrifft, so stellen wir fest, dass ihr Name soviel wie “berauschendes Getränk” bedeutet - der Ursprung des englischen Wortes “mead” (Met). Medb ist die Tochter Conans von Cuala, und ein altes Gedicht besagt, das niemand König von Irland werden kann, der nicht den Met von Cuala trinkt. Als die Göttin der Oberhoheit Niall der neun Geiseln einen Trank reicht, spricht sie die Worte: “Sanft soll der Trank aus deinem königlichen Horn sein, er wird Met sein, Honig, er wird starkes Bier sein.”
Bei den britannisch-keltischen Stämmen des Nordens, den kaledonischen Cruthin, die allgemein unter ihrem Spitznamen “Pikten” bekannt sind, gab es angeblich eine matrilineare Erbfolge. Für diese Behauptung gibt es zwei Quellen. Am häufigsten wird der aus Northumbria stammende Historiker Bede (gestorben 735 n. Chr.) zitiert, der in seier >Historia Ecclesiastica gentis Anglorum< schreibt, die Pikten-Könige und -Häuptlinge hätten Irinnen geheiratet unter der Bedingung, dass das Königtum durch die weibliche Linie vererbt würde. Bei der zweiten, früheren Quelle handelt es sich um eine irische Schrift; sie bestätigt diese Aussage. Offenbar stützte sich auch Bede auf diese Quelle. Lloyd und Jenny Laing stellen allerdings in <The Picts and the Scots> (1993) die Vermutung an, dass es sich hierbei vermutlich um irische Propaganda handelt, die in Wirklichkeit mit irischen Ansprüchen auf die Pikten-Königschaft zusammenhinge. “Nach dem Stand der Dinge ist die matrilineare Nachfolge bei den Pikten nicht erwiesen und wird auch durch existierendes Material in keiner Weise erhärtet, abgesehen von der sehr eigenartigen Führungsnachfolge.” Diese ist jedoch nichts anderes als das übliche Wahlverfahren für keltische Könige, bei dem das Erstgeburtenrecht keinerlei Rolle spielte.
Die Abfolge der schottischen Könige, und in gewissem Maße auch die der irischen, beginnt angeblich mit der Frau namens Scota, die in zwei unterschiedlichen Gestalten zerfällt: In der einen Überlieferung ist Scota die Tochter eines ägyptischen Pharaos namens Cingris, die den weisen Lehrer Nuil heiratete; dieser war offenbar ein Druide, der sich in Ägypten niederließ, wo er sich mit Aaron befreundet. Goidel, der Sohn Nuils und Scotas, wurde von Moses persönliche von einem Schlangenbiss geheilt. Er war der Urvater der Gälen, und es wurde prophezeit, dass in den Ländern, in denen seine Kinder lebten, keine Schlangen existieren könne. Diese Geschichte wurde offen kundig von christlichen Autoren erfunden, um das Fehlen von Giftschlangen in Irland zu erklären.
Der zweiten Überlieferung zufolge war Scota die Tochter des ägyptischem Pharaos Nectanebus, die Mils Gemahlin wurde und beim Kampf gegen die De Danaan ums Leben kam; sie wurde in Scotia`s Glen gut vier Kilometer von Tralee in County Kerry beigesetzt. Von einer Mischung dieser beiden Scota-Gestalten stammte Eber Scot ab, der zum “Vater der Schotten” des neuzeitlichen Schottland wurde. Der Name scotti bedeutet römischen Berichten zufolge “Angreifer”. Doch Scota stellte einst das Symbol der Oberhoheit von Schottland dar.
Die eigentliche Bezeichnung Irlands, Eire, ist der Name einer dreieinigen Göttin, deren Schwester Banba und Fotla heißen. Jede der drei Göttinnen bat die Milesier, ihr zu Gedenken Irland nach sich zu benennen. Vor allem in der Lyrik wurde Banby und Fotla häufig als Synonym für Irland verwendet. Doch der Druide Amairgen versprach der Göttin Eire, dass die Kinder der Gälen ihren Namen als den Hauptnamen des Landes führen würden.
Quelle: P.B.Ellis “Die Druiden”
So dies war das Thema weibliche Druiden weiter mach ich mit dem Thema die Religion der Druiden.