Darf ich mal kurz?
Da kann ich mich nicht zurückhalten und muss mich mal einklinken in die Debatte:
Zuerst zu den Begrifflichkeiten: Wir für uns hier haben gewählt
Weiß = gute Absicht (und der Zweck heiligt keineswegs die Mittel).
Schwarz = keine gute Absicht (also Egoismus, Gier, anderen Schaden zufügen wollen, nur eigene Interessen durchsetzen wollen)
Grau = das gibt es in meinen Augen nicht wirklich (es ist eine unentschiedene Haltung zwischen Gut und Böse, und eine weise Frau, ein Druide, ein Schamane oder was auch immer in dieser Richtung hat sich entschieden, übrigens auch eine Haltung, die der Buddhismus empfiehlt: sich klar und entschieden zu verhalten, ohne andere dabei zu werten). Ach ja, und Gandalf heißt laut Tolkien "der Graue", weil er lange, graue Haare hat ...
Nun kann man über die Bedeutung und die Zuordnung der Begriffe streiten, man könnte auch das Weiß als "böse" bezeichnen oder das Schwarz als "gut" (so wie man etwa auch in manchen Kulturen weiß als Farbe der Trauer sieht und nicht schwarz). Für unseren Kulturkreis und unsere Geschichte klingt weiß als Synonym für "gut" einfach besser. Außerdem hat es so einen schönen Beiklang von "weise" ...
Darüber zu diskutieren, das wäre sicher müßig. Man könnte es sogar schlicht als Geschmacksfrage abtun.
Spannender ist die Frage, was als gut und was als böse gesehen wird. Und da glaube ich, das hängt tatsächlich von der Motivation des Handelnden ab (was aber nur mein Welt- und Menschenbild ist, man könnte auch über andere Ansichten diskutieren).
Meint er es gut, tut aber dummerweise das Falsche, muss es keineswegs böse gemeint sein, kann aber unter Umständen für andere "böse" Auswirkungen haben oder als böse empfunden werden (etwa so, wie manche auch eine harmlose und freundliche Frage gleich als Angriff werten ...).
Und ebenso kann jemand etwas Böses wollen, gierig und egoistisch denken und anderen schaden wollen, ihnen aber letztlich sozusagen aus Versehen etwas Gutes tun.
Als grundsätzlich "böse" bzw. "nicht gut" würde ich rein egoistische, skrupellos durchgesetzte Aktionen bezeichnen, bei welchen jemand nur seine eigenen Interessen verfolgt und dabei notfalls auch über Leichen geht, andere und deren Grenzen nicht respektiert und achtet. Und wenn ein Magier oder eine Hexe so handelt, dann ist sie für mich in diesem Augenblick "schwarz" (selbst dann, wenn sie sonst eine weiße Hexe wäre).
Mit der Geschichte von dem wohlmeinenden, aber ungeduldigen Mann und dem Schmetterling, dem er helfen wollte, ihm aber letztlich geschadet hat, habe ich einen meines Erachtens wesentlichen Punkt aufzeigen wollen: Helfen und Gutes tun um jeden Preis, das kann auch ins Auge gehen. Man sollte niemals anderen die Chance nehmen, zu reifen und zu wachsen. Und dazu gehört auch das faire Austragen von Konflikten und das Akzeptieren, dass jemand sich auch mal selbst helfen muss (gar nicht so leicht zu ertragen).
Eine weiße Hexe kann unterscheiden, wer Hilfe braucht und wer nicht, wer nur einen Anstoß benötigt, um sich selbst helfen zu können. Und sie weiß, wo notfalls Hilfe auch dann angebracht sein kann, wenn sie nicht erbeten wurde.
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Charakterliche Eigenschaften lassen sich übrigens durchaus schulen, verbessern, entwickeln - es ist allerdings harte Arbeit und man muss es auch wirklich wollen. Wer denkt "So bin ich eben, ich kann nicht anders", der wird es wohl kaum schaffen. Wer einen vermeintlich "schlechten" Charakter hat, kann vom Saulus zum Paulus werden, muss aber nicht. Und der wird es schwer haben mit weißer Magie, er ist ständig in Gefahr, in schwarze Bereiche zu geraten.
Wer es aber wirklich gut meint, das Herz auf dem rechten Fleck hat und sich einfach mal saublöd anstellt, z. B. bei einem Konflikt, weil ihn Traumatiseieungen aus seiner Kindheit einholen, muss meiner Meinung nicht unbedingt gleich eine schwarze Hexe sein, sondern kann einfach noch nicht all das gelernt haben, was zu einer weißen Hexe gehört. Und wird aus den gemachten Fehlern hoffentlich lernen.
Bin gespannt auf den weiteren Disput und andere Meinungen ...
(Der Antaghar)