Das große Staunen...
Hallo,
wie es die Überschrift schon aussagt, ich las und staunte währenddessen immer mehr.
Sukzession ist immer noch ein heißes Eisen, ob Orden oder Logen, einzelnen Zirkeln oder eben auch Schamanen.
Was in dem Thread mal wieder nicht durchkommt, aber dringend der Erwähnung bedarf, die heutigen Schamanen, Medizinleute und Hexendoktoren sind an religiöse Kulte angeschlossen.
Es gibt keine freifliegenden Schamanen!
Selbst sehr ursprüngliche Völker, seien es noch Indios in Amazonas oder Aborigines in Australien sind in einen kultischen Hintergrund eingebunden. Auch bei nomadischen Völkern ist derlei noch vorhanden, wenn auch nicht vergessen werden darf, wo Kommunikation mit anderen stattfindet, gibt es auch einen Wissenstransfer. Insofern finden Veränderungen von Anfang an statt.
Schamanismus ist im Gegensatz zu einer Religion sehr flexibel.
Das am Rande ist das heutige Hauptmerkmal des afrikanischen Voodoo. Gerade zu alles kann integriert werden. Das Grundgerüst hingegen bleibt unverändert. Darin liegt eine große Stärke aber auch die Schwierigkeit bei der Betrachtung von Außen.
Was bei der Diskussion durchkommt vor allem, ist weniger Buchwissen, als vielmehr Vorurteile und sonstige verfestigte Überzeugungen. Vereinheitlichung darf natürlich nicht fehlen; Eliade wurde schon genannt, dann sei auch gleich die Kritik wider diesen erwähnt: Spekulation! – d.h. Annahmen zur Lehrmeinung erheben ohne empirische Fakten.
Darum, Eliade war seinerzeit interessant, heute gelinde ausgedrückt einfach ausgemustert. Ähnliches gilt auch für das mischen in ein und dem gleichen Kochtopf – nur weil Volk A Tantra kennt und Volk B Quodoushka ist erstmals davon abzuraten beides gleichzustellen oder zu behaupten es gehe um das Gleiche dabei.
Was für Viele hier auch nicht klar zu sein scheint Schamanismus und Profit schließen sich gegenseitig nicht aus und genügend native Americans haben einfach erkannt: der weiße man kann gut gemolken werden – eine Schwitzhütte, etwas rumtrommeln, dazu esoterischer Wirsing, nicht zu vergessen Meskalin und schon rollt der Rubel.
Der Begriff des ‚plastic shaman‘ wurde nicht ohne Grund gebildet.
Die Natives sind am Rande ziemlich pissed off was die ganzen plastics betrifft.
Und genau das sind die meisten hier in Europa, deren Aussagen nicht mal geringer Recherche aushalten, weil der Weg des Geldes meist noch sehr kurz ist. Auch die vermeintliche Tante, Großmutter oder was viele vorgeben ist oft mehr eine Wunschvorstellung, denn Realität.
In dem modernen Schamanenmärchen ist vor allem da Element des auserwählt seins aus der Masse von tragender Bedeutung.
Vielleicht erinnern sich viele noch an den Film „Karate Kid“ auch dort trifft der schier auserwählte Junge seinem sensei Mister Miyagi. Ich glaube sehr viele Jungen konnten sich in dieser Vorstellung wiederfinden.
Die Begegnung mit dem eigenen Meister, kaum etwas ist so aufgebauscht wie diese Vorstellung. Darum erleidet der Durchschnittswestler erst mal Schiffbruch, wenn er denn seinem Meister begegnet.
So wie man Kampfkunst vorwiegend nicht über Workshops und Seminare erwirbt, sondern dort sein Wissen in Bezug auf Theorie und Praxis vergrößert, so findet doch das tägliche Training als Basiselement statt.
Dazu bedarf es nicht nur entsprechender Schulen, Lehrer und eines Publikums, vielmehr muss auch das kulturelle Umfeld gegeben sein. So betrachtet frage ich mich, wo in Europa diese Kultur hätte gedeihen können.
Sicher Ende des 19ten Jh. Sind Kulte, Gruppen und was nicht alles wie Pilze aus dem Boden geschossen, einige davon sind immer noch in okkulter Landschaft vorhanden. Die Frage der Authentizität wurde da ebenfalls gestellt...
Was hier als Denkfehler wiederholt auftaucht, sobald kultische Strukturen in irgendeiner Weise institutionalisiert werden spricht man eher von einer Religion und nicht mehr von Schamanismus
Man sollte in dem Zusammenhang nichtvergessen, als das römische Imperium auf die Kelten traf, befanden sich diese an der Schwelle zu einer Hochkultur. Also ist der Bezug zu einer am Schamanismus orientierten Gesellschaft eher auszuschließen. Religionen waren ein tragendes Element der frühen Gesellschaften, ferner dienten sie auch der jeweiligen Identitätsbildung z.B. die Nachfahren von [...].
Andererseits sollte auch hier nicht alles in ein und den gleichen Topf geworfen werden. Europa wurde von unzähligen Stämmen bevölkert, die unterschiedliche Herkunft aufwiesen und auch in ihrer Entwicklung unterschiedlich angesiedelt waren.
Darüber hinaus über 2000 Jahre Christentum mögen keinesfalls übergangen werden. Schon davor hatten es mündliche Traditionen schwer, doch das Christentum und dessen Ausbreitung in Europa, bedeutet das faktische Ende fast aller nicht christlichen Traditionen, es sei denn diese wurde hier und da irgendwie integriert.
So ist es auch erwähnenswert, Gardner und schon zuvor der Golden Dawn hatte enorme Probleme sich irgendwie eine Herkunft anzueignen. Letztere waren trickreich durch Betrug, was schließlich zum einem vorläufigen Ende führte.
Darum zweifle ich entschieden die Existenz einer authentischen germanischen, keltischen Tradition in der Gegenwart oder was auch immer aus der Frühzeit Europas an Traditionen gegeben sein möge an.
Rein historisch betrachtet und auch das was die Archäologie hergibt, lässt sich wenig rekonstruieren, weshalb das meiste in dem Bereich eher Wunschdenken ist und weniger über eine solide empirische Grundlage verfügt.
Mitunter darum gibt’s auch recht viele Neo Pagan Gruppierungen, weil der Raum für Interpretationen auch sehr groß ist und was nicht ist, kann dann durch die eine oder andere Vision, sei es aus dem Ahnen- Toten oder auch Drogen- und Vorstellungsreich ausgeschmückt werden.
Solide sind meist die Preise und vor dem Geld verneigen sie sich alle – ob nun indische Gurus, tibetanische Lamas, Nordamerikas Indianer usw.
Was meine Erfahrung betrifft kamen Westler am besten mit Geld & Fanatismus voran aber weder das Eine noch das Andere ist authentisch... für jede Art von Ware und Dienstleistung finden sich Kunden und im Gegenzug jene, welche die jeweilige Nachfrage auch befriedigen.
Auch wenn es nicht so bekannt ist, aber das Geschäft brummt. Vor allem das Streben nach Grandiosität, Auserwähltsein, eine Berufung finden und was nicht alles – es beflügelt den Motor dieser Maschinerie.
Fazit – gesunde Skepsis ist nicht nur angemessen, sondern auch sinnvoll.
PS
Weil mir das als Gedanke noch rumspuckte... der westliche Auserwählte ist nie eingleisig unterwegs, denn so wäre der eigene Mythos unvollkommen, nein vielmehr muss es so klingen:
Bereits als Kind lauschte ich meiner Großmutter und lernte so viel über die Natur – Kräuter und Pilze aber auch Gifte, sowie die Anwendung dieser. Später als Jugendlicher lernte ich über einen Freund der Familie einen indischen Guru kennen. Unser Treffen war ein gemeinsames Erkennen. Der alte Mann blickte in meine Augen und ich fand mich selber wieder... der weiter Weg folgte seiner Bestimmung, Indien war ein gewaltiges Erlebnis und für mich ein Pfad der Einweihung, wo ich von einem Guru zum anderen reiste, jenseits der bekannten Touristenpfade. Geheimes Wissen wurde mir zuteil und Einweihungen, die viele nicht mal gehört haben. So reiste ich denn weiter nach Tibet wurde dort in tumo und anderen Techniken unterwiesen...
Und jeder Gimpel der derlei glaubt wird ob nun finanziell, sozial, emotional, psychsich oder auch physisch ‚gefickt‘!
Das ist nun mal der Lauf der Dinge... Fressen kommt bekanntlich vor der Moral