Der goldene Uhrring
Vor vielen Jahren hatte ich meinem Mann eine richtig schöne Golduhr gekauft, den Breitling "Cronograph", eine goldene Taucheruhr mit tiefblau leuchtendem Ziffernblatt und dem dicken drehbaren goldenen Taucher-Ring darum.
Er war so selig mit dieser Uhr, legte sie niemals ab, arbeitete mit ihr im Garten genauso wie bei Schmutzarbeiten, bei unserem Hausbau und unter dem Auto. Eben wie sein Talisman. Es war für mich wie zum Haare raufen!
Plötzlich hatte er diesen drehbaren Goldring der Uhr verloren. Ich erkundigte mich vorsichtig nach dem Neupreis dieses Goldringes und mich traf fast der Schlag. Nein, wenn es "seine" Uhr sein sollte, so würde der Goldring wieder zu ihm finden.
Drei Wochen später fand Söhnchen beim Heimweg von der Schule in einer Nebengasse etwas goldig Leuchtendes im Rinnsal an einer Stelle, wo mein Bester niemals ist - es war der Goldring der Breitling.
Die Freude war übergroß, der Juwelier fixierte den Goldring und wieder blieb die Breitling wie angewachsen an meinem Besten. Es kam, wie es kommen mußte: Ein Jahr später war der Goldring wieder weg.
Es folgten tagelange Telefonate überall dorthin, wo er sich die letzten Tage aufgehalten hatte. Nein, der Goldring blieb spurlos verschwunden. Ich sah den Sachverhalt locker, denn: "Wenn es DEINE Uhr ist, findet dich der Goldring wieder - irgendwann und irgendwo!"
Die Uhr harrte nun ungetragen ohne den goldenen Taucherring herum Jahre auf ihr Schicksal.
Da hatte eines Wochenendes im Spätsommer mein Bester einen Kongress in Wien und weil das Wetter so wunderbar war, dauerte der Kongress am Sonntag statt bis zum Abend nur bis zum späteren Nachmittag. So ein Traumwetter! Da könnte man bei der Heimfahrt ja direkt einen kurzen Abstecher zum Neusiedlersee machen. Bei der Bootsvermietung fiel ihm ein, dass er dort doch vor 1-2 Jahren mit Söhnchen Segeln war...
Nein, dort war auch kein Goldring aufgetaucht oder gefunden worden. Der Bootsvermieter rief seinen Sohn auf dessen Ferienlager an: Vor so drei Tagen hatte dieser wieder einmal die Schiffe gereinigt und weil der Eimer gerade zu einem Viertel mit Unrat voll wurde, warf der Sohn diesen Unrat statt in den Müll einfach gleich neben den Booten in den See. Mein Bester bat folglich den Bootsvermieter um enen Kescher, damit er im schlammigen Uferwasser fischen könne.
Nach dem dritten Klumpen schlammigen Dreck im Kescher überlegte er ernsthaft, ob er nun vielleicht irre geworden sei.
Aber weil das Schlamm-Fischen auch für erwachsene Buben lustig sein kann, zog er den Kescher ein drittes Mal vor sich durch den Schlamm - mit schlammiger Ausbeute. Plötzlich dämmerte es ihm: Gold ist schwer, sehr schwer und jedenfalls viel schwerer als Schlamm." Er zog folglich gezielt so tief als möglich ein letztes Mal den Kescher durch das Schlammwasser. Was war das, das da goldig glänzte? Ein goldenes Staniolpapierstückchen? Er erfasste mit der Faust diesen Schlammklumpenteil mit dem glänzenden Ding, zog seine Faust durch das Seewasser - und - hatte seinen Goldring der Breitling in der Hand.
Keine zwei Minuten später läutete mein Telefon: "Du Hexe! Was glaubst du, was ich soeben im Schlamm des Neusiedlersees gefunden habe? Meinen Goldring der Breitling!!!" Ich nahm es cool und meinte nur: "Du weißt, dass dies kein Zufall war und hier Einige mitgeholfen haben müssen. Komm heim und bedanke dich!" Das tat er auch wirklich.
Der Uhrmacher machte wieder bei der Ringfixierng sein Geschäft und die Breitling klebt weiter wie ein Talisman an ihm fest, immer und überall.
Der Goldring wird ihn sicher nach dem nächsten Verlust auch noch ein drittes Mal wieder finden, davon bin ich überzeugt. Aber eben: Alles zum "richtigen Zeitpunkt".