Nun will ich - auf vielfache Bitten hin - doch etwas zu Träumen aus einer völlig anderen Sicht schreiben.
Dass aus dem Blickwinkel unserer scheinbaren Realität und der üblichen Wissenschaft (die stets der Irrtum von morgen sein wird) viele Träume wirken wie das Verarbeiten von Alltagsgeschehnissen und Problemen, oft aber auch wie anscheinend sinnlose, spontane Neuronalgewitter in unserem Gehirn, das ist verständlich, aber eben nur die halbe Wahrheit (wie bei so vielem).
Tatsächlich gibt es die verblüffenden psychotherapeutischen Techniken des MindWalking und des EMDR, die beide bis zu einem gewissen Grad mit Träumen arbeiten (nicht, um sie zu deuten, sondern um mit ihnen Veränderungen in unserer Psyche zu bewirken herbeizuführen - wobei bedacht werden muss, dass die Psyche "nur" unser Gefühlsleben ist und nicht unsere Seele, unser innerstes Wesen, unser Wesenskern!).
Beim EMDR z. B. werden nur die Augenbewegungen der REM-Traumphase im Tiefschlaf nachgeahmt, mehr nicht - wenn auch im Zusammenhang mit vorher angesprochenen Traumata. Und das allein bewirkt, dass selbst schwere Traumatisierungen (z. B. durch Vergewaltigungen, sexuellen Missbrauch, Kriegserlebnisse etc.) binnen weniger Sitzungen ein- für allemal aufgelöst und erledigt werden. Also haben Träume weit mehr zu bieten, als wir uns träumen lassen (im wahrsten Sinne des Wortes).
Hinzu kommt, dass die Anderswelt, von der aus Schamanen so einiges sehen, erkennen und heilen können, nichts anderes ist als die Traumwelt (und auch deren "Gesetzen" und deren Unlogik folgt; die Aborigines in Australien nennen die Anderswelt ja auch Traumwelt und halten sie für die eigentliche, die wahre Realität und unsere Welt nur für eine Art Theater bzw. "Traum").
Lee Irwin, ein Kenner des Schamanismus, hat das mal in
"The Dream Seekers" so beschrieben:
"Die Sprachen unserer Träume sind voller Gefühle und Bilder und sträuben sich deshalb gegen eine Übertragung in rationale Systeme des Denkens und Auslegens. Die Kunst des Schamanen ist dann ja auch nicht das verbale Interpretieren und Deuten von Träumen - wie z. B. in der Psychoanalyse -, sondern sie besteht aus dem Gebrauch der Träume, durch den deren Ereignisse verwandelt und geleitet werden im Einklang mit dem Erlebnis des Traums oder der Vision."
Und das Material für diese innere Arbeit entnimmt unsere Seele der Anders- bzw. Traumwelt und stellt es uns mittels unserer Träume zur Verfügung. Ob wir es nutzen oder nicht, bleibt uns überlassen ... Wir können sämtliche Träume auch weiterhin gerne als zufällige Aneinanderreihung von elektromagnetischen und biochemischen Impulsen sehen und abwerten.
Dass aber durch Träume unser "reales" Leben beeinflusst und verändert werden kann, können wir alle selbst erfahren: Wie oft passiert es, dass wir nach intensiven Träumen einen ganzen Tag brauchen, um wieder "auf die Reihe zu kommen"! Und wie oft erleben wir, dass wir im Traum um uns schlagen, aufstehen oder brüllen!
Und wir alle wissen, dass wir wunderbar lernen können, wenn wir ein Band mit Lernstoff neben unserem Bett laufen lassen, z. B. mit einer zu erlernenden neuen Sprache: Im Traum nehmen wir sie auf, und unser Gehirn arbeitet den Stoff gleich ein, integriert ihn sozusagen ins Wachbewusstsein. Und am nächsten Tag beherrschen wir auf einmal Vokabeln in der anderen Sprache, die wir vorher nicht kannten, und bestehen so manche Prüfung.
Träume sind also Aufarbeitung, aber auch Auflösung und Arbeitsmaterial für unsere Seele. Nutzen wir es!
(Der Antaghar)