über die mentale Dimension des Tötens
Ich vermute das zentrale Motiv des Vegetariertums ist es, nicht töten zu wollen. Eine merkwürdige Ideologie der Gewaltlosigkeit ist speziell im Nachkriegsdeutschland verordnet worden, wogegen ich gewiß nichts hätte, wenn ich denn eine positive Wirkung feststellen könnte. Ich war als junger Kriegsdienstverweigerer im offenen Vollzug tätig und lebte dort 8 Monate mit 14 Brandstiftern, Räubern, Zuhältern und auch Mördern in einem Haus. Abgesehen von einer Ausnahme habe ich mich nie gefürchtet und auch mein Zimmer nachts nicht abgeschlossen. Verbrecher haben rigorose Ehrvorstellungen und das unterscheidet sie fundamental von Politikern und Spekulanten, vor allem aber von dem, was man heute in den Medien von „gewaltfrei“ aufgezogenen Jugendlichen lesen muß, die ohne jeden Anlaß wehrlose Passanten zu Tode stiefeln, just for fun. „Gewaltfrei“ meine ich ohne näher auf die Medien und Computer“Spiele“ eingehen zu wollen. Wichtiger ist mir der Hinweis, daß wir uns als Jugendliche ordentlich prügeln durften, auch auf dem Schulhof. Daß es aber von den Kameraden niemals zugelassen worden wäre, einen an Boden Liegenden zu stiefeln. Es verstand sich von selbst, daß man dem Unterlegenen die Hand reichte und ihm wieder auf die Beine half. Langer Rede kurzer Sinn, ich neige zu der Ansicht, daß man einen gesteuerten Umgang mit Gewalt nur dann lernt, wenn man echte Erfahrungen sammeln kann. Dabei glaube ich nicht, daß es das Selbe ist, wenn man in einen Box- oder Karatekurs geht, wie wenn man einen echten Konflikt ausficht. Kampfsportler lassen es erfahrungsgemäß im Bewußtsein ihrer Stärke und ihres Könnens durchaus gerne mal auf eine Provokation ankommen.
Doch nun zum Töten von Tieren. Ich habe schon etliche Tiere zum Verzehr getötet und meine Arbeit in einer Tierarztpraxis konfrontiert mich relativ häufig mit der Euthanasie. Deshalb erschrecke ich jedesmal, wenn ich aus schamanisch eingeweihten Kreisen höre, man müsse sich das Einverständnis des Tieres holen oder sich entschuldigen. Kein lebendiges Individuum kann sein Einverständnis zu seiner Tötung geben! Und Verzeihung ist keine tierische Dimension. Tiere spiegeln unsere Emotionen und erkennen unsere Absichten sehr deutlich! Es geht einzig und allein darum, daß der Mensch, der ein Tier zu töten beabsichtigt, diese Absicht vor dem Tier so gut er kann verdeckt. Dazu kann es hilfreich sein den „Geist“ dieser TIERART in Abwesenheit des individuellen Opfers um Erlaubnis und Verzeihung zu bitten. Doch dies dient ausschließlich dazu, die innere Aufregung des Täters in den Griff zu kriegen. Eine einfache und probate Methode für all jene die ihre Gefühle nur mangelhaft beherrschen und dazu gehöre auch ich, ist es während der Vorbereitung und der Tötung zu zählen, denn während man zählt, kann man keine Emotionen haben. Inzwischen habe ich so viel Erfahrung, daß ich auch mal ein Tier über die Schwelle begleiten kann. Ich wünsche ihm dann eine gute Reise und visualisiere dabei ein Ziel, das für das Tier angenehm sein kann. Natürlich gibt es auch Tiere bei denen der Prozess des Sterbens bereits begonnen hat und denen man diesen Weg wegen Schmerzen erleichtern möchte. In solchen Fällen kann man eine Wellenbewegung des Aufgebens und des Lebenswillens mit einem etwa zweistündigen Rythmus feststellen. Wenn man die Euthanasie in eine Abwärtsbewegung setzt, geht es sehr schnell und leicht, doch leider haben nur die wenigsten Tierbesitzer die Ruhe einfach mal zu warten. Das ist natürlich kein Vorwurf, denn es beruht darauf, daß die wenigsten Menschen ausreichende persönliche und vor allem unmittelbare Erfahrung mit dem Tod oder dem Töten haben.
Was mich an der ganzen Sache wirklich betrübt, ist daß der gute Wille und die Sensibilität der Menschen gleichzeitig blind macht für unsere wahren Verbrechen an der lebendigen Natur.
Angefangen von der Monokultur der Agrarwirtschaft, die Pflanzen und Tieren den Lebensraum nimmt, über die Maßlosigkeit der Anwendung von Antibiotika die unsichtbar „unsere“ Grundwasserreserven verseuchen, über die viel zu großen Autos, die jetzt schon nicht mehr auf die Straßen passen, auch die Häuser sind überdimensioniert. Die Weltmeere sind voll von winzigen Splittern von Kunststoff und Öl. Hier wo ich wohne, ist eine wunderschöne geradezu menschenleere Landschaft, trotzdem findet man in den großen Wäldern fast nirgends eine Stelle, wo man keinen Autolärm hört. Kurzum wir sind schlichtwegs zu viele und wir haben den point of no return längst überschritten. Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, daß es nicht darum geht, die Politiker und die Wirtschaft verantwortlich zu machen. Die Politiker folgen der Mehrheitsmeinung und die Wirtschaft dem Umsatz. Ich möchte Ihnen allen sagen, daß der Schalter, mit dem man die Atomkraftwerke abschaltet sich in ihrem Zimmer befindet. Hängen Sie ein Zettelchen an den Lichtschalter auf dem „Atomkraftwerk an/aus“ steht. Und bitte versuchen Sie nicht gleich Ihr Leben zu ändern. In der Magie gilt immer der Grundsatz der kleinstmöglichen Intervention! Versuchen Sie in diesem Jahr ein Prozent weniger Strom zu verbrauchen, nicht Stromrechnung, Strom. Kaufen Sie ihr nächstes Auto eine Nummer kleiner als notwendig, sie werden feststellen, es ist groß genug. Arbeiten sie weniger. Es geht nicht darum das Klima zu retten oder zum Asketen zu werden. Es geht darum den Trend umzukehren. Wenn die Wirtschaft tendenziell schrumpft, lohnen sich keine Investitionen mehr und dann bestimmen wir wieder was gemacht wird und was nicht. So einfach ist das. Politik und Wirtschaft leben von unserer Aufmerksamkeit und unserem Geld wenn Sie ihnen das nehmen sind Sie wieder Herr im eigenen Haus. Die Magie schenkt Ihnen noch ein kleines Wunder dazu: Sie werden merken, daß Ihre Lebensqualität sich deutlich verbessert.