Mal was aus meiner Feder
Hallo zusammen, ich war mal für ein anders Forum Tätig und habe dort eine kleine Kurzgeschichte eingestellt für die Kinder. Nun dachte ich mir das Sie doch ganz gut auch zu uns passt und wollte euch dran teil haben lassen. Bitte zereisst mich nicht gleich, bin nun mal kein gelerntes Schreiberlein Verwundert öffnete das Mäusekind seine Augen. Was war das nur für ein Lärm draußen im Hof?
Langsam und noch sehr verschlafen krabbelte es aus seinem Bettchen und ging an das kleine Fenster.
Draußen sah es, wie der Bauer gerade seine Sense nahm, um sich auf den Weg zum Feld zu machen. Die
Bäuerin rief ihm noch etwas nach, wobei sie mit beiden Armen in einer Schüssel steckte.
„Schon so ein Trubel“, dachte die kleine Maus, „was wohl heute los ist?“. Schnell huschte sie in die Küche,
nur um dort ein sehr ähnliches Bild zu sehen. Die Mäusemutter kehrte die Stube und das gute Geschirr stand
poliert auf dem Tisch. Ein Picknickkorb stand an der Tür und alle schienen nur auf unser Mäuslein zu warten.
Vater Maus sprang sogleich aus seinem Stuhl auf. „Schön, dass du wach bist, dann können wir ja los."
„Was ist denn nur heute los, Vater?“, fragte die kleine Maus. „Ja, weißt du das nicht? Heute feiern die Menschen das Schnittfest und wir feiern unter ihren Tischen mit.“
„Und was ist das für ein Fest, Vater?“ Vater Maus setzte sich auf seinen Stuhl zurück und zog die kleine Maus auf seinen Schoß.
„Also dann pass mal auf, ich werde dir erzählen was mein Vater mir dazu beigebracht hat.
Jedes Jahr um diese Zeit beginnt die große Ernte, die die Menschen einbringen, damit sie und ihre Tiere über den Winter kommen und nicht verhungern. Sie bringen das Heu ein und dreschen das Korn. Und weißt du, die Menschen sind ein abergläubisches Volk, sie glauben nicht wie wir, dass alles seinen Sinn hat und sowieso kommt, wie es vorbestimmt ist. Nein, sie versuchen mit Gebeten die Götter gütig zu stimmen. Heute beispielsweise danken sie für die erste Ernte, dass alles gut ging und beten dafür, dass die nächsten
Wochen schön bleiben und es noch eine reiche Ernte gibt. Sie nennen dieses Fest Lammas oder auch Schnittfest. Hast du heute morgen die Hektik im Hof bemerkt? Der Bauer ist auf dem Feld, um die Ähren zu bündeln und die Bäuerin bereitet alles für heute Abend vor. Die Kinder sind schon im Wald, um Feuerholz zu sammeln, damit man heute Abend ein Lagerfeuer hat."
Das Mäusekind schaute seinen Vater mit großen Augen an und konnte gar nicht glauben, was es da hörte. Heute Abend würde es ein Fest geben und das Mäuslein durfte wohl auch dabei sein. Aber die Zeit bis dahin war noch sooo lange. Wie sollte der Tag nur vorbeigehen?
Da stand aber schon Vater Maus auf, nahm den Picknickkorb und meinte: „Nun lasst uns aber endlich aufbrechen zu unserem kleinen Bach, um einen schönen Mittag zu verbringen und heute Abend feiern wir auch.“
Der Tag verging dann doch wie im Fluge, das Mäuslein naschte aus dem Korb und planschte mit den Geschwistern am Bach. Mittags legte man sich zusammen unter eine Weide und schlief ein paar Stunden, denn man wollte am Abend ja nichts verpassen. Und als es dunkel wurde, ging es flugs nach Hause.
Was staunte das Mäuslein, als sie endlich zuhause ankamen. Auf dem Hof standen große Bänke und lange Tische. Auf einem Tisch waren jede Menge leckere Sachen aufgereiht und etwas abseits brannte ein großes Feuer. Die großen Menschen saßen auf den Bänken, aßen, tranken und lachten, während
die Kinder laut rufend um das Feuer rannten. Das war ein Anblick, so was hatte die kleine Maus noch nie gesehen.
Schon stellte es seine Sachen ab und wollte loshuschen, als der Vater sie nochmals vor der Hofkatze warnte, denn auch die war bei solchen Festen gern dabei.
Zuerst rannte das Mäuschen zu den Kindern, um zu sehen, was diese spielten. Schnell erkannte es, dass es wohl eine Art fangen war, aber die kleinen Menschen schienen wohl langsam müde zu werden, während der Vollmond schon am Himmel zu sehen war, und gingen nach und nach zu den Erwachsenen. Eins nach
dem anderen schlief in den Armen der Eltern ein und wurde dann in den Heuschober zum Schlafen getragen.
Währendessen saßen die Erwachsenen weiter zusammen, es schien immer lustiger zu werden und das Mäuschen hätte wirklich gerne gewusst, was diese bräunliche Flüssigkeit in den Gläsern war. Allerdings traute es sich nicht auf den Tisch, um mal daran zu lecken.
Bald schon stand das erste Paar lachend und unter viel Applaus auf. Sie schienen sich an Beltaine gefunden zu haben (was auch immer das sein sollte) und sprangen gemeinsam über das nun etwas niedergebrannte Feuer. „Warum sie das nur machen?“, fragte sich das Mäuslein.
Nacheinander standen die Menschen nun auf und gingen zum Feuer. Manch einer sprang mutig darüber, andere standen nur im Kreis. Jeder hatte sein Glas in der Hand und schien zu warten, dass der Bauer etwas sagte.
Dieser trat nun in die Mitte der Leute, das Mäuslein ergriff die Chance und hüpfte flink auf den „Gabentisch“, denn dort stand der gute Käse, den die Bäuerin machte.
Während der Bauer seine Rede hielt und etwas von einem Gott namens Lugh sprach, dem er dankte und dessen zu Ehren nun Trinksprüche gesprochen wurden, machte sich das Mäuslein über den Käse auf dem kleinen Tisch her. Es hörte die Leute weiterhin lachen und war völlig unbesorgt, als es plötzlich von zwei großen Augen beobachtet wurde. Ein Menschenkind war wohl von dem Lärm der Erwachsenen geweckt worden und schien das Treiben beobachten zu wollen.
Das Mäuslein wusste nicht, was es tun sollte und die Neugierde war doch so groß. Also stellte es sich auf die Hinterpfoten und schaute das Menschenkind an.
Das Mädchen, das nun vor ihm stand, schaute ihrerseits zurück und flüsterte leise: „Bist du Lugh? Denn Mama hat gesagt, nur er und die anderen Götter dürfen von diesem Altar essen?“
Das Mäuslein seinerseits schaute nur zurück und da es nicht wusste, was es nun machen sollte, verneigte es sich leicht und huschte einen Augenblick später davon.
Es hörte noch das Mädchen rufen: „ Mama, Mama, ich hab Lugh am Altar gesehen! Er hat sich als wunderschönes Mäuslein getarnt, aber ich hab ihn erkannt!“. Die Erwachsenen lachten, während die Mutter ihr Kind auf den Arm nahm und meinte: „Weißt du, mein Schatz, Götter haben viele Gesichter und treten in vielen Arten auf und so kann es gut sein, dass du Lugh gesehen hast. Aber wer weiß, vielleicht war es auch nur ein diebisches Mäuschen, das sich von den vielen guten Gaben bedienen wollte. Und nun ab zu deinem Bruder ins Heu!“
Das Mäuslein indes rannte schnell nach Hause, um sein Bettchen aufzusuchen. Was für ein aufregender Tag war das nur gewesen. Gähnend kroch es unter die Decke und war schon fast eingeschlafen, als es ein Streichen über das Köpflein spürte und eine leise Stimme, die sagte: „Götter haben viele Formen und du hast heute dem Kind den Glauben daran gegeben, dass ich immer da bin. Daher hast du dir einen Bissen von meinem Käse verdient, aber nächstes Jahr bleibst auch du meinem Gabentisch fern.“
Und mit einem Windhauch war das Mäuslein allein und schlief seelig ein, wobei es das erste mal von diesen Menschengöttern träumte.
©Love1100101 ( Mai 2012)