Eine parallele Welt zum Verlieben
Alles begann eines Morgens, mitten im Januar. Nein, eigentlich begann es viel früher, zwanzig, fünfundzwanzig Jahre früher oder doch erst im Sommer letzten Jahres als immer mehr Menschen auf mich zukamen und mir von einem neuen möglichen Arbeitsplatz berichteten. Ich weiß es nicht genau. Doch irgendetwas zog mich in dieses alte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Versuche mich zu wehren, alles zu ignorieren wurden mit noch mehr Nachfragen zu dem neuen Restaurant bestraft. An meinen ersten Arbeitstag atmete ich diesen Raum zum Glück vollendet tief ein und eine innere Stimme sagte mir: "Du bist angekommen, du bist daheim."
Als der Saal das erste Mal festlich gedeckt wurde, blitzen vor meinen Augen edle gekleidete Menschen auf, fröhlich, besonnen, zum Tanzen bereit. Die Bilder erloschen jedoch sehr schnell, aber nicht ohne bei mir ein zutiefst gerührtes Lächeln in mein Gesicht zu zaubern.
Monate vergingen. Immer mehr Kollegen galt es kennenzulernen und immer wieder musste man sich beweisen. In der Adventzeit beschloss ich, einmal eine Stunde eher meine Arbeit aufzunehmen. Der Saal war dunkel, nur das Licht der Straße erhellte den Raum sacht und mit weißen Licht des Schnees. In diesem Glanz setzte ich mich auf den Boden, schloss meine Augen und fühlte in diesen Raum, der sogar nicht einsam war. So tiefenentspannt unter dem 5 m hohen Weihnachtsbaum sprach ich in Gedanken meine Wünsche und Hoffnungen aus, dankte denjenigen, die mir vielleicht zuhörten oder auch nicht.
Und dann gab es diesen Morgen, diesen ganz besonderen Morgen. Eine vorübergehende Arbeitskraft konnte bestätigen, was passierte. Wir beide waren allein, dennoch knallte eine Tür, das Licht verdunkelte sich und zunächst heulte der Wind. Gibt es hier Geister, fragte sie. Mein ganzer Körper überzog sich mit einer Gänsehaut und das "Heulen des Windes" verstummte schlagartig.
wenn ja, dann können wir den Geist bitten, uns nicht zu erschrecken und ihm gleichzeitig anbieten, ihm zuzuhören, wann immer er es möchte und wir Zeit dazu haben. Danach wurde es insgesamt ruhig. Ein leises Summen einer Melodie begleitete uns in den kommenden Tagen. Wenige Tage später begann bei uns eine Putzfrau zu arbeiten, die exakt diese Melodie immer wieder ganz leise, kaum hörbar summmte. Und ich wusste, endlich haben wir eine Putze, die bleibt.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich oder sie die Pforten geöffnet haben. Vielleicht gemeinsam. Seit sie da ist und der Saal ist leer ohne Gäste, ohne oder nur mit sehr wenig Personal, sehen wir beide immer wieder eine Tanzkapelle, sie empfängt Jazzmusik, ich eher den Swing und durchaus auch Rockn Roll. Beide sehen wir immer wieder tanzende Paare, Menschen, die an unseren Säulen stehen und zusehen beziehungsweise darauf warten, zum Tanz aufgefordert zu werden.
Erst vor wenigen Tagen unterhielten die Putzfrau und ich uns generell über Geister und dabei kam exakt diese Bilder zum Vorschein. Ich bin nach wie vor beeindruckt. Unser Saal ist selbst wenn kein Gast da ist, stets voller Leben, prall gefüllt mit Humor, Glücksmomente, Liebe und weit entfernt von Sorgen und Stress, ein freies Leben ohne Zwänge und Angst.
Übrigens, das summende Mädchen hören wir in leisen Momenten immer noch. Unsere Putzfrau meint, sie hat hier einen Mann gefunden, den sie über alles liebt und wertschätzt. Manchmal sei auch er anwesend. Das ist der Grund für ihre ewig glückliche, weiche und liebende Seele.
Diese warme Energie, die diesen Raum stets durchflutet.... man muss diese parallele Welt(en) einfach lieben..
ja, lieber Antaghar, ganz frei von jeglichen Erwartungen, sie so belassen wie sie ist.
Ich würde mir wünschen, wenn dieser Thread mit weiteren glückseeligen Momenten aus dem dies- und Jenseits gefüllt werden könnte