Überlieferungen
Hi,
habe mal in meinem Bücherregal gestöbert und die ein oder andere "Überlieferung" rausgesucht und abgetippt.
Ich denke, das würde hier in den öffentlichen Thread rein passen, einfach nur als Info, ohne persönliche Anmerkung.
Zuerst zu Bastet, der ägyptischen Göttin der Liebe, Sexualität, Fruchtbarkeit, des Tanzes und der Musik.
Siegfried Obermeier schreibt in seinem Buch: "Magie und Geheimnis der alten Religionen"
S.67 "Wer in Bayern aufgewachsen ist, kennt die oft anzüglichen Spottlieder, wo (v.a. den jungen) Wallfahrern einiges unterstellt wird und gewiß nicht ohne Grund. Solche Wallfahrten (immer zu Fuß) erstreckten sich oft über Tage und beim nächtigen in Ställen und Heuschobern mag das junge Volk den alten Sünden einige neue hinzugefügt haben, aber was machte das schon: bei der Buße am Gnadenort ging es dann in einem Aufwaschen.
Dieser Aspekt spielte bei den Pilgerreisen zur Bastet, der heiligen Katze von Bubastis, eine genau umgekehrte Rolle: die sexuelle Lust war während der Festtage geradezu ein Gebot, denn damit huldigte man der heiligen Freudenbringerin, der Göttin der Liebe, des Tanzes und der Musik.
Die katzenköpfige Bastet läßt sich seit der 2. Dynastie (ca. ab 2780 v.Chr.) als Lokalgöttin im Delta nachweisen. ..."
S.68 "... Doch der Bastet-Kult hat bis in die Ptolemäerzeit weitergeblüht und Pilger aus ganz Ägypten angezogen. Davon zeichnet Herodet ein farbiges Bild:
>> Wenn sie nach Bubastis fahren, verläuft die Feier so: Eine große Volksmenge, Männer und Frauen gemeinsam, fahren in jedem Kahn. Einige Frauen haben Rasseln, mit denen sie Lärm machen; die Männer spielen während der ganzen Fart auf der Flöte. Die übrigen Leute singen und klatschen in die Hände. Fahren sie an einer Stadt vorbei, lenken sie ihr Schiff ans Ufer und benehmen sich so: Einige Frauen handeln, wie erzählt, andere rufen die Frauen der Stadt heraus und necken sie, wieder andere tanzen, andere stehen auf und heben ihre Kleider in die Höhe. Das wiederholt sich bei jeder Stadt, die am Flusse liegt. Wenn sie nach Bubastis kommen, begehen sie ihr Fest unter großen Opfern. Dabei wird in diesen Tagen mehr Wein vom Rebstock verbraucht als im ganzen übrigen Jahr. ...<< "
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über die griechischen Dionysosfeste, die zumeist nur von Frauen (Mainaden) als Vegetationsriten durchgeführt wurden schreibt er zusätzlich auf Seite 160:
"Aber es gab auch Dionysosfeste, wo beide Geschlechter gleichrangig dem Gott huldigen durften, das waren Nachtfeiern, wohl auch als eine Art Ausgleich zum täglichen, von Mühen und Pflichten begleiteten und begrenzten Lebens gedacht. Das waren fröhliche Trinkerrunden mit Gruppensex - sonst ein strafwürdiges Verbrechen, als Huldigung an Dionysos aber, wenn nicht gerade gefördert, so doch geduldet."
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Susanne Foral hat in ihrem Buch "Venuskult - Eine Kulturgeschichte der Orgie" das Thema Orgie von den Ursprüngen als Gottesdienst bis hin zur heutigen "neuen Moral" aufbereitet und Quellen zusammen getragen. Wen das Thema interessiert, dem kann ich das Buch nur empfehlen.
zu den Fruchtbarkeitsriten der Göttin Inanna (Innini) vor 5000 Jahren im Zweistromland, zwischen Euphrat und Tigris zitiert sie Paul Frischauer:
>> Bei diesen Fruchtbarkeitsriten vereinigten sich die Ehefrauen nicht nur mit ihren Ehemännern, sondern sie hatten die freie Wahl der Liebe, das ihnen von den Männern zugestandene Recht, mit dem Mann zu schlafen, den sie begehrten. Sie mußten allerdings darauf achten, daß der Same des außerehelichen Liebhabers auf die Erde fiel und sie selbst nicht befruchtete. ...<<
Man feierte so die Auferstehung des Tammuz und seine Vereinigung mit Inanna.
Was die jährliche "Wiedergeburt" der Natur zur Folge hatte.
(die Mythologie von Inanna / Innini kann jeder nachgoogeln)
700 Jahre später übernahm die Göttin Ischtar die Stelle von Inanna.
in dem Buch werden weitere orgiastische Kulte, teilweise mit Zeitberichten, vorgestellt. Das wär mir jetzt aber zu viel der abtipperei
Wollte nur ein wenig Quellmaterial und die Buchempfehlung "Venuskult" hier posten.
LG