Früchte des Zorns, von John Steinbeck - gelesen von Erich Räucker
In meiner Jugend habe ich einige Bücher von Steinbeck gelesen, wie z. B. „Von Mäusen und Menschen“, das immer noch eines meiner Lieblingsbücher ist. „Früchte des Zorns“ hatte ich vor ewiger Zeit einmal als Film gesehen und kannte den Inhalt nur noch in groben Zügen.
Nun zum Hörbuch: Ich brauchte ca. 2-3 Stunden bis ich „reingekommen“ bin und ab da an konnte kaum die Stopptaste drücken. Stellenweise habe ich eine kleine Nachdenkpause eingelegt, um das Gehörte sacken zu lassen. Ich finde es schwer, die richtigen Worte zu finden, wie auch, dieses Buch ist ein Meisterwerk und hat zurecht den Pulitzer- sowie den Literaturnobelpreis erhalten.
Viele Dialoge der Joads, die gesprochenen, wie auch deren Gedanken, sind zwar „einfach“ formuliert, aber mit solch einer poetischen und philosophischen Wucht, das ist einfach unglaublich. So viel Kraft und Ausdruck in den „einfachen“ Sätzen, das muss ein Schriftsteller erstmal zu Papier bringen und auch so vermitteln können, das man sich mitgenommen fühlt. Ich mag das Wort „mitgenommen“ nicht besonders, da es meiner Meinung nach heutzutage inflationär benutzt wird, aber hier trifft es zu.
Denn man ist „mit“ den Joads unterwegs in ihrem Elend, ihrem Hunger, dem täglichen Kampf ein bisschen Arbeit zum Überleben zu finden und zugleich die Anfeindungen der eigenen, größtenteils dummen und stupiden Landsleute ertragen zu müssen.
Dazu on top die geld- und machtgierigen Landbesitzer mit ihren arroganten und stupiden, aber sehr gefährlichen Gehilfen mit dem Sheriffstern an der Brust und der Waffe im Halfter, die jeden Wanderarbeiter menschenverachtend behandeln und auch vor dem Töten nicht zurückschrecken.
Was für ein Elend, das einem wieder einmal verdeutlicht, dass der Mensch immer noch der größte Feind des Menschen ist, das war schon immer so und daran wird sich - leider - auch in Zukunft nichts ändern. Wenn ich mich irren sollte, würde es mich sehr freuen.
Meine „üblichen Verdächtigen“ D. Nathan, U. Teschner oder S. Kaminski als Vorleser hätten dieses Mal nicht so gepasst wie Erich Räucker, allein, weil er durch seine sehr markante Stimme die düsteren Stimmungen hervorragend zum Ausdruck gebracht hat.
Dieses Buch wird noch eine lange Weile nachklingen, das passiert nicht sehr oft. Wann hat man denn schon einmal die Chance, sich ein solches Meisterwerk zu Gemüte zu führen?
John Steinbeck soll über sein Buch gesagt haben: „Ich habe versucht, ein Buch zu schreiben, so wie Leben gelebt wird und nicht wie Bücher geschrieben werden.“
Ein wunderbares Zitat, es hat mich sehr berührt, wie das ganz Buch.