Tach !
Die überdrehte "political correctness" schlägt also auch bis zum Hund durch - es ist m.E. nicht wesentlich, wie man ihn bezeichnet, sondern wie man ihn behandelt. Wenn mich meine Töle ärgert, wird sie auch mal zum Drecksköter, Mistvieh usw. - so what ? Wenn wir "normal" miteinander umgehen, nenne ich sie "Maus", wenn ich sie ganz besonders lieb habe, wird daraus die "liebe kleine Hundemaus", was bei 55cm Stockmaß schon machmal befremdliche Blicke der Umstehenden provoziert ... aber das gefällt mir inzwischen sogar irgendwie. Und meine Maus verhält sich nicht anders mir gegenüber. Ich kenne ihren Blick genau, mit dem sie sagt: "Du Arschloch!"
Ich habe inzwischen die 2. Töle aus Spanien, beide waren sie im Kronacher Tierheim gewesen, und sind von dort zu mir gekommen. Die erste hat sich als idealer Begleithund für mich erwiesen, und so habe ich 1 Woche nach dem Tod der ersten Hündin wieder dort am Zaun gestanden und um Einlass gemaunzt, worauf man mir kommentarlos eine Leine in die Hand drückte, an deren anderen Ende das Mistvieh hing, mit dem ich wieder mehr Zeit am Tag verbringe, als mit jedem anderen Lebenwesen (ausser meiner Darmflora).
Irgendwelche tierschutzpolitischen Erwägungen haben hierfür nicht die geringste Rolle für mich gespielt, und ich lehne solche Erwägungen für mich rundweg ab - es ist meine Sache, welchen Hund ich zu mir nehme, und empfinde es als Anmaßung, wenn man mir aus tierschutzpolitischen Gründen Vorwürfe machen will, einen solchen Hund zu mir genommen zu haben.
Mir ist nicht bekannt, wie die tierschutzrechtlich Lage in Spanien oder anderen Mittelmeerländern ist - bekannt ist mir lediglich, daß die Spanier zu Hunden ein äusserst brutales Verhältnis haben - erst recht zu den Strassenhunden, die dort leben.
Ich stehe auch nicht an, den Spaniern darüber Vorschriften machen zu wollen, wie sie mit den Hunden dort unten umgehen - denn das sehe ich wiederrum als eine Anmaßung meinerseits an. Ich kenne dieses Land und die Leute eigentlich garnicht, war nur einmal auf Mallorca und ein paarmal auf Teneriffa - und diese Inseln und deren Verhältnisse kann man wohl kaum verallgemeinern.
Ich bin auch nicht der Meinung, daß man durch den Import der spanischen Strassenköter nach Deutschland - sofern er tierseuchenhygienisch vertretbar erfolgt - das Schicksal irgendwelcher einheimischen Hunde verschlechtert - im Gegenteil.
Meine Beobachtung ist, daß es immer noch eine große Menge von Leuten gibt, die sich aus völlig sachfremden Erwägungen Hunde aus Moderassen zulegen, die ausschließlich auf "Optik" gezüchtet sind, und die dann im Park erzählen, wieviel tausend Euro der Welpe gekostet hat. Da sind sie dann wohl stolz drauf: Mein Haus, mein Boot, mein Rennpferd, mein Auto, meine Frau, mein Rasseköter ... pffft.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß es sich allmählich herumspricht, daß solche Hunde, gerade die ehemaligen Strassenköter, ganz hervorragende Begleithunde sind: dankbar, anspruchslos, anhänglich, menschenfreundlich, familientauglich, sehr gut führig - was will man mehr von einem Begleithund ?
Ob sie dagegen für Gebrauchseinsatz, etwa als Hüte- oder Jagdhunde geeignet wären, mag dahinstehen - darum geht es ja wohl auch nicht.
Diese Strassenköter sind übrigens auch häufig alles andere als hässlich, sondern häufig sogar sehr hüpsche Tiere. Meine Töle hat das Aussehen einer Schäferhündin - nur ohne tiefergelegtes Heck und mit "weissen Söckchen". Man kann sich durchaus sehen lassen, mit dem Hund, auch bei den Leuten mit dem Welpen für 2000 Euro, denen ich gelegentlich, wenn mich der Hafer sticht, etwas vom bulgarischen Hirtenhund erzähle, einer Rasse, die während des II. Weltkrieges blablabla.
Also warum nicht ? Die Alternative ist nicht: Spanischer Tierschutzköter vs Deutscher Tierschutzköter (was mir sowieso ein bissl chauvinistisch vorkömmt) sondern vielmehr: Moderassen-Zucht vs Tierschutzköter.
Und da ist mein votum eindeutig: der Tierschutzköter, der Strassenhund zumal ist mir allemal lieber, als irgend so ein Köter mit Pedigree, zehntausend Erbkrankheiten und Spezialfutter und Lactoseunverträglichkeit und 2x wöchentlich zum Tierpsychologen wegen seiner neurasthenischen Anfälle.
Mir kommt kein anderer Köter mehr ins Haus, als die ehemaligen Strassenköter - eine bessere "Rasse" kann ich mir für mich und meine Ansprüche kaum vorstellen. Mit beiden Hunden leben wir glücklich und zufrieden zusammen: meine Frau, meine Töle, und auch ich.
Und das ist doch wohl die Hauptsache - oder ?
Gruß
Nacktzeiger