My way
Hi @ll !
Mein Weg, meine Hypersexualität zu leben ist: die "Szene". Ich bin Szenegänger seit 1997, habe seither auch nie mehr den Versuch einer monogamen Beziehung unternommen - Beziehungen gab es durchaus, ich bin sogar noch auf dem Papier verheiratet ("getrennt lebend").
Meine Sexualität wird zudem von meiner "Leitperversion" bestimmt: autoerotischer Exhibitionismus (oder exhibitionistische Autoerotik, wie man's nimmt). Das ist in der Szene ein Erfolgsmodell. Ich geh einfach hin und "zeige" - dann kommt fast immer irgendeiner, meist mehr als einer und wenn nicht, dann macht es auch nichts. Exhibitionismus ist sehr praktisch: ich brauche nie einen konkreten Partner zum Körperkontakt, kann auch camsex sehr gut goutieren.
Auch Promiskuität ist sehr praktisch: man kann Sex auf und zu drehen, wie den Wasserhahn im Badezimmer - zumindest während der outdoor-saison. Ich gebe zu: der Winter ist immer eine schlimme Zeit für mich. 1x die Woche Pornokino ist Pflicht - aber diese Läden stehen mir dann so im Januar/Februar "bis Unterkante Oberlippe".
Dann gibt es da noch so etwas, was ich erst in der jüngsten Zeit zu kultivieren begonnen habe: sexy Outfit - und das heißt für mich: viel Haut zeigen, weitaus mehr, als es Männer - ich bin ja biologisch Mann - normalerweise tun. Meine Shorts sind sehr knapp abgeschnitten, sehr luftig und natürlich immer "mit ohne was drunter", bewege mich feminin-lasziv ... Da gibt es also schon eine Reihe von Möglichkeiten ... da kann selbst ein Einkauf bei Aldi zu einem hochgradig erotischen Erlebnis werden.
Wichtig ist nur, daß man die Grenzen der Sozialverträglichkeit nie verlässt bei solchen "Aktionen".
Es gibt dann auch "parasexuelle" Reize, die schon von Freud beschrieben wurden: körperliche Arbeit oder Sport führen auch Libido ab - nicht so effektiv wie Sex, aber schon sehr spürbar. Seit Juni 16 kann ich wieder Fahrradfahren (durch eine Hauttransplantation und sonstige OP-Narben bin ich etwas behindert, kann nur langsam und kurze Strecken gehen, normaler Sport ist mir völlig verschlossen) - wenn ich so 50 km rum am Tag fahre, komme ich locker mit 1-2 Orgasmen am Tag aus. Dann gibt es die "intellektuelle Leistung", die u.U. schon mit anspruchsvoller Literatur beginnen kann, die man "studieren" und "durcharbeiten" muß. Starke Temperaturreize können auch sehr viel Libido abführen insbesondere Kälteanwendungen nach Kneipp, die aber schon "hardcore" sein müssen wie Winterbaden. Schließlich gibt es noch die "schnelle Bewegung durch den Raum": vom joggen über's rasen mit Auto oder Motorrad (solange ich beides hatte, bin ich mit 250 km über die Bahn und 150 kmh über die Landstraße gepest - heute weiß ich, wieso) - die steht mir aber heute nicht mehr zur Verfügung. Bei Freud ist übrigens nur vom "Eisenbahnfahren" die Rede, was zu Freuds Lebzeiten die schnellste allgemein zugängliche Fortbewegungsmöglichkeit gewesen war - ich habe das etwas abstrahiert.
All diese Reize sind wirklich "parasexuell" - der Erregungszustand, den sie herbeiführen, ist durchaus körperlich spürbar, "es ist fast wie Sex". Das sind also keine "Sublimationen", bei denen die Libido auf "höhere Kulturstufen" verschoben wird.
Das "Kopfkino" hat früher eine sehr große Rolle gespielt, als ich meine Sexualität aus unterschiedlichen Gründen nicht frei leben konnte - heute ist seine Bedeutung stark geschrumpft. Die Hinderungsgründe waren körperlicher und sozialer Natur - ich litt die größte Zeit meines Lebens unter starkem Übergewicht und einer psychosomatischen Hautkrankheit, die immer entstellender wurde. Heute ist sie "chirurgisch saniert" und Narben ... naja, 1-2 x im Jahr wird man deswegen zurückgewiesen in der Szene, so wild ist das auch wieder nicht.
Sozial war ich durch meine berufliche Stellung "eingeschnürt" - ich bin von Hause aus Jurist, war in einer Kleinstadt in zurückgebliebenen Südthüringen Wirtschaftsanwalt gewesen. Das ist ein äusserst restriktives Milieu insbesondere in sexueller Hinsicht - und wenn man zur "Kleinstadtprominenz" gehört, ist es nahezu unerträglich.
Aber das ist jetzt ja vorbei ... Leipzig ist nicht nur hinsichtlich der Hochkultur ein "Klein-Paris" - sondern auch hinsichtlich einer Sexualkultur. Mein erster Sommer im "Neuseenland" war fast wie Sexurlaub in Südfrankreich !
LG
Niki