*******013:
Hypersexualität - normal oder unnormal?
Also mal was Generelles: Was den Begriff "normal" angeht, hat unsere Gesellschaft definitiv total einen an der Murmel! Keiner will "normal", sondern jeder soll am besten kreativ und total individuell sein, aber wehe du bis anders als alle anderen, dann bist du ein Außenseiter.
Außerdem ist der Begriff "normal" ohnehin sehr schwammig. Keiner kann genau sagen was "normal" ist, aber jeder weiß angeblich was "nicht normal" ist. Die Ansichten was "normal" ist und was nicht, ändern sich ohnehin alle paar Jahre. Hätte man im Jahr 2000 noch gesagt, dass es 2015 normal ist, dass man GPS-Sender mit sich rumträgt und freiwillig seine Privatsphäre in sogenannten sozialen Netzwerken veröffentlicht, dann hätten einen wohl viele für bekloppt gehalten und wenn man mir im letzten Jahr gesagt hätte, dass 2015 das oberste Gericht der USA die Homoehe legalisiert, hätte ich diese Person auch gefragt ob sie nicht mal mit jemanden Professionellen reden möchte.
Die Frage, ob Hypersexualität eine Krankheit ist, kann man ehrlicherweise nur mit "Ja" beantworten. Die Auswirkungen dieser Verhaltensabweichung stellen sich eben nur unterschiedlich dar. Menschen wie z.B.
http://www.joyclub.de/my/2833796.ullakarl_nspaar.html kommen damit anscheinend gut klar und profitieren vielleicht sogar vom Krankheitsgewinn, aber die Hypersexuellen, welche wirklich (z.B. mangels Möglichkeiten) einen mehr oder weniger starken Leidensdruck unterliegen (und ich zähle mich dazu), wissen was damit gemeint ist, wenn ich schreibe, dass Hypersexualität eine Krankheit ist. Deswegen kann man theoretisch betrachtet die eingangs gestellte Frage wohl mit "Unnormal" beantworten.
*******0_sg:
Man kann ja auch mit fasst keinem darüber reden, entweder man wird nicht ernst genommen oder man wird für einen perversen Spinner gehallten.
Das ist auch ein Aspekt, welcher mich total nervt! Unsere Gesellschaft ist einer bestimmten Art von "Leiden", welche nicht direkt sichtbar sind und sich auch nicht unbedingt direkt physisch äußern, nicht gerade aufgeschlossen. Man wird dann schnell abgestempelt und absolut nicht Ernst genommen. Im Internet ist das natürlich besonders schlimm. Ich war schon in einigen Communitys aktiv und jedes Mal wenn ich dort etwas von Hypersexualität geschrieben habe, kamen prinzipiell mindestens drei Dutzend Männer an, die behaupteten ebenfalls hypersexuell zu sein und die Frauen schrieben schon fast reflexartig, dass dies für einen Mann doch normal sei. Im privaten Umfeld wissen davon bisher nur drei Personen und alle belächeln das eher und versuchen mir entweder auszureden das ich dieses Problem überhaupt habe (denn sie können ja immer "just in time" in meinen Kopf reingucken und wissen wie es darin aussieht), oder es beginnt der üblichen Phrasen-Klopf-Marathon alla: "Reiß dich doch einfach zusammen!", "Lenk dich ab!", oder "Das geht schon von alleine vorbei!". Mal abgesehen von einigen wenigen Selbsthilfeforen, in denen meistens tote Hose herrscht, ist dieses Forum hier das bisher sachlichste und von den Mitliedern her wohl empathiefähigste.