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Was darf Satire?

Zumindest hat er Recht, wenn er fragt, ob die Eingangsfrage vielleicht nicht präzise genug gestellt wurde.

Vielleicht müsste sie lauten:

Was darf Satire zu Zeiten des www und moderner Waffensysteme?
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Liebchen, ich habe die Frage genau so gestellt, wie ich sie stellen wollte.
******yev Mann
392 Beiträge
@Heidi
Ich hoffe, dass Dir nicht entging, dass ich das Wort "falsch" bewusst in Anführungsstriche setzte. Es ging mir weniger um den langweiligen Nachweis eines "Fehlers" Deinerseits, sondern vielmehr um eine m.E. sehr nötige Problematisierung der von Dir aufgeworfenen Frage, zumindest in dieser Formulierung. Wenn die Frage - so gestellt - bereits enthält, dass der Antwortende nur eine graduelle Antwort geben kann, was seinen persönlichen Geschmack zu den "Grenzen der Freiheit" (einmal kurz auf der Zunge zergehen lassen) angeht, dass er also für ein mehr oder weniger an begrenzter Freiheit für die frechen Künstler votieren kann, gibt es eine Blindstelle, ein Qualitätsproblem der Fragestellung, das mit dem Problem der Aufklärung selbst und mit ihrem eventuellen Scheitern zu tun hat.

Mich entsetzt die Besinnungslosigkeit, mit der sich einige sofort aufschwingen, um bei anderen Menschen den Zensor zu spielen, und wie gerne manche ihre geschmäcklerischen, launischen und willkürlichen Urteile abfeuern und mit (zum Glück meistens) ohnmächtiger Wut drauflos verbieten wollen, was ihnen nicht in den politisch korrekten Kram passt. Die Frage, was Satire darf, ist m.E. bereits ein fatales Zugeständnis an die autoritären Instinkte, eine Einladung zum Verbieten all dessen, was Satire überhaupt erst interessant macht. Der Wunsch, der "Freiheit" von Rede und Humor Grenzen durch das jederzeit einsatzbereite Beleidigtsein zu setzen, ist das verbindende Element zwischen den Befürwortern der Scharia und ihren westlichen Schönrednern, so sehr Letztere dies empört von sich weisen mögen. Der Tugendterror verrät sich stets an den politischen Erpresserausdrücken "Respekt", "Toleranz", "Frieden", in deren Namen der Respekt vor den Mitmenschen, die Toleranz mit den Gedanken anderer und der Friede untereinander gnadenlos unterminiert werden. Schlimmer als die Fanatiker, die vermeintlich die Ehre ihres verrückten Propheten rächen, erscheinen mir die Westler, die sich nicht genug beeilen können, um an den von ihnen bereitwillig preisgegebenen Frauen, Mädchen, Schwulen und Lesben unter der Theokratie eilfertigen Verrat zu üben und die schlimmsten, aktuellen Gräueltaten kleinzureden und mittels der Kolonialgeschichte und irgendwelcher abgehalfterter Erdölanspielungen, die materielles Bescheidwissen vortäuschen sollen, das Geschehen hinwegzuerklären. Die Kaltherzigkeit, mit der das entsetzliche Schicksal, eine unerwünschte sexuelle Minderheit im arabischen Raum zu sein, mit irgendwelchen raunenden Geheimdienst-Kolportagen abgebügelt wird, ist ein treffendes Symbol der historischen Schande der sogenannten westlichen Zivilisation.
... (... )eilfertigen Verrat zu üben und die schlimmsten, aktuellen Gräueltaten kleinzureden und mittels der Kolonialgeschichte und irgendwelcher abgehalfterter Erdölanspielungen, die materielles Bescheidwissen vortäuschen sollen, das Geschehen hinwegzuerklären. Die Kaltherzigkeit, mit der das entsetzliche Schicksal, eine unerwünschte sexuelle Minderheit im arabischen Raum zu sein, mit irgendwelchen raunenden Geheimdienst-Kolportagen abgebügelt wird, ist ein treffendes Symbol der historischen Schande der sogenannten westlichen Zivilisation.

Was ist an der Erkenntnis, dass es dem Westen nicht um Religion geht, sondern um Macht und Kontrolle u.a. über Bodenschätze, moralisch verwerflich?

Und wer ist die unerwünschte sexuelle Minderheit im arabischen Raum?
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich habe das sehr gut verstanden.

Aktuell geht es in Köln gerade um einen CharlieHebdo -Wagen im Rosenmontagszug. Wohlgemerkt, ohne jedes religiöse Symbol, lediglich mit dem Stift, der gegen die MP antritt, als Solidaritätszeichen. Man erinnere sich daran, dass der Karneval in seiner Entstehung anarchisch die Obrigkeit persiflierte, daher auch die vielen Pseudouniformen. Nun soll diese Wagen unter Polizeischutz gestellt werden.


Da setzt bei mir alles aus, das ist ein solches Zugeständnis.......ich fasse es nicht.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
...es geht noch weiter, entworfen, gebaut und jetzt, weg damit...lest selber:

http://www.ksta.de/karneval- … gszug,20678398,29691052.html
******yev Mann
392 Beiträge
@Ludivine
Entschuldige die Verzögerung, ich hatte viel zu tun und wollte nicht oberflächlich antworten. Es ist etwas lang geworden, weil ich außerstande bin, mich kurz zu fassen.

Was ist an der Erkenntnis, dass es dem Westen nicht um Religion geht, sondern um Macht und Kontrolle u.a. über Bodenschätze, moralisch verwerflich?

Es hängt sehr davon ab, was die Schlussfolgerung dieser recht banalen und m.E. zu kurz greifenden Erkenntnis dann ist.

Die Denunziation der falschen Versprechen der bürgerlichen Gesellschaft hat Recht, wo sie mit der Intention einhergeht, die Erfüllung besagter Versprechen einzufordern.

Genau an dieser einfordernden Intention ist bei vielen aktuellen Kritikern des Westens und seiner Parolen aber sehr zu zweifeln. Man beklagt etwa, dass es dem Westen im Orient nur um Naturschätze ginge, und leitet aus dieser "Entlarvung" sogleich die Berechtigung ab, mit auffälliger Mühelosigkeit alle anderen westlichen Ansprüche wie etwa Aufklärung, Emanzipation, Mündigkeit, Menschenrechte als bloße Propagandatricks, als immer schon hohles Gerede zu verwerfen.

Zu guter Letzt wird unter Hinweis auf das Versagen des westlichen Fortschritts gerne noch das gleichberechtigte Nebeneinander der verschiedenen ethischen Weltsichten gefordert, als wäre es eine reine Frage des kulturellen Geschmacks, ob z.B. Frauen als erwachsene Menschen zu behandeln sind oder vielleicht doch lieber als Eigentum, Lasttiere und Zuchtvieh.

Es kommt aktuell darauf an, speziell die muslimischen Zustände zu skandalisieren, in denen den Menschen elementare Rechte vorenthalten werden, die in der französischen Menschenrechtserklärung bewusst universelles, in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung unalienable (unveräußerlich, unabdingbar) genannt wurden. Sie sind moralisch immer schon und überall gültig, seien sie "gewährt" worden oder nicht, seien es verfeindete oder verbündete Staaten, sei es innen- oder außenpolitisch opportun oder nicht.

Dass soviel Terror ausgeübt wird, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass Menschen sich gegen die religiöse Mafia zur Wehr setzen und nach individueller Freiheit streben. Ihnen sollte unsere ganze Solidarität gelten, aber wir lassen sie wieder und wieder im Stich und nennen es auch noch "Toleranz".

Diejenigen im Westen, die öffentlich die eklatanten Verbrechen islamischer Staaten und Banden gegen die Menschheit rationalisieren, relativieren, zum schützenswerten Kulturgut erklären, gehören als Schreibtischtäter und Kollaborateure beschimpft. Salman Rushdie brachte es nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo auf den Punkt: "What we can do, is not give a fucking inch." (Was wir tun können, ist keinen verdammten Zoll nachgeben)

In Deutschland wird immer noch sehr idealistisch gedacht, man hält es hierzulande schlecht aus, wenn humanistische Anliegen und materielle Interessen ineinander verflochten sind. Aber dieses stets als große Erkenntnis vermeldete "die machen es ja nur wegen des Öls" hat ein Moment des Unerwachsenen, es zeugt von einer sehr verträumten, sehr weltlosen Sicht, die auch schnell in bequeme Wut gegen die "Interessen" von echten und vermeintlichen Strippenziehern, Waffenkonzernen, Geheimdiensten, Illuminaten und sonstiger ominöser 1% umschlagen kann, die angeblich von der Wall Street aus vom Goldpreis bis zum Wetter alles kontrollieren. Das ist dann das lukrative Metier von antiamerikanischen, antiwestlichen Hetzrednern wie der in diesem Thread kurz gefeierte Hagen Rether.

Ich finde es wichtig, festzuhalten, dass Menschen und Organisationen mit Motiven, die alles andere als lauter waren, geschichtlich große Fortschritte ermöglichten. Und manche Fortschritte, die erst noch geleistet werden müssen, müssen ebenfalls von den real existierenden, "egoistischen" Akteuren unserer Realität vollbracht werden, von interessegeleiteten Menschen halt. Der Widerspruch zwischen Prinzipien und Interessen muss keiner sein, wenn man beide ernsthaft reflektiert.

Ein Beispiel, passenderweise ein französisches: Die Intervention der französischen Armee gegen die Islamisten in Mali vor zwei Jahren geschah nicht aus reiner Güte. Es ging um postkoloniale französische Interessen, präventive Flüchtlingspolitik, Uranvorkommen, vorgelagerte Terrorabwehr, usw. Das ändert nichts daran, dass die Menschen nach der Befreiung auf den Straßen tanzten und ostentativ Gauloises rauchten, was von den Islamisten zuvor verboten worden war.

Und wer ist die unerwünschte sexuelle Minderheit im arabischen Raum?

Sorry, da war ich ungenau, vielleicht weil ich die x-te Diskussion darüber vermeiden wollte, ob ich alle Menschen dort über einen Kamm schere. Ich tue es nicht. Trotzdem bzw. gerade deshalb hätte hier "im islamischen Raum" stehen sollen. Damit wäre klar, dass ich vor allem Homosexuelle meinte, die vor, nach und vielleicht sogar während des Besuchs der bekopftuchten Damen Roth und Wöhrl im (nicht-arabischen) Iran aufgeknüpft wurden.
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