*******m_88:
Viele heißt in meinem Fall etwas mehr als die Hälfte der 170 Menschen die ich betreut habe. Junge Singels, alle männlich, meist aus Ehemaligen Ost-Block Staaten, mit neuen Nike-Airs an den Füßen und einem I-Pod im Ohr. Und egal was Sie bekamen, es müsste immer mehr und besser sein. Gespendete Klamotten wurden in den Müll gestopft wenn sie unmodern waren.
Ost-Block-Staaten sind, bezogen auf Europe, abgesehen von der Ukraine, alles Mitglieder der EU. Wenn du auf die Balkanstaaten anspielst, dann sind das keine Ostblock-Staaten. Diese begründeten einen eigenen "Block".
Kleiderspenden gibt es, so doof das klingt, sowieso viel zu viele. Das hört sich jetzt seltsam an, aber es gibt Flüchtlingsheime, die müssen Kleiderspenden ablehnen weil es einfach keinen Platz mehr gibt. Dagegen mangelt es anderen Dingen: Büchern, Toilettenartikel, Veranstaltungen, andere Sachspenden. Aber Kleider hat jeder im Schrank und bei vielen hatte ich das Gefühl, man kann so mal einfach aussortieren. Zur Technologie-Diskussionen: Einen iPod oder ein Smartphone kriegt man für wenige Euro. Es ist sowieso ein Fehler anzunehmen, die Flüchtlinge hätten nicht die Ressourcen hierfür. Die sind untereinander vernetzt und wir alle wissen wie wichtig uns das Internet heute ist. Das sind keine "Hinterwälder", die zum ersten mal mit dieser Technologie in Kontakt kommen.
Was Marke und Mode angeht: Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass gerade die Unterschichten sich durch offenes Markentragen abgrenzen. Wer sonst keine Mittel hat, sich Status zu verschaffen, macht es über die Mode. Insofern ist das Verhalten durchaus erklärbar und auch verständlich. Wenn ich mir ausserdem ansehe, was für Kleider gespendet werden, dann ist es auch nicht überraschend, dass die so markenbewusst werden. Da landen keine Primark Sachen, sondern wirklich teure Kleidung in den Säcken, teilweise nicht oder nur kaum getragen.
*******m_88:
Die Jungs waren renitent, immer auf Krawall gebürstet und alle halbe Stunde kam ein Notruf über Funk weil sie sich entweder selbst in den Haaren hatten oder die Minderheiten innerhalb ihrer Einrichtung drangsalierten. Ein Einzelner Mann aus Makedonien musste komplett ausziehen, weil er Nachts immer geprügelt wurde. Die Mädchen aus dem Dorf wurden von ganzen Gruppen der Jungs auf offener Straße begafft und angegraben. Sogar ich selbst und meine Kollegin wurden trotz Uniform mehr als einmal sexuell belästigt. Nach einigen Tagen ging das weibliche Personal AUF ANWEISUNG nur in Begleitung 2er männlicher Kollegen in die Singelbuden um Übergriffen vorzubeugen......
Ich könnte die Liste weiter fortführen aber ich denke die Situation ist klar umrissen.
Das Verhalten ist weder akzeptabel nocht tolerabel, aber ist es typisch? Nein. Wenn es so wäre, stände das schon längst überall. Es geht also nicht um "viele Flüchtlinge", sondern um diesen speziellen Fall. Es zeigt mir ausserdem, dass hier der Fehler gemacht wurde, zuviele junge Männer aus der gleichen Gruppe in das gleiche Heim zu packen. Das von mir erwähnte Heim hatte ebenfalls 180 Leute, davon ca. 80% Männer unter 30. Wie gesagt, gab es keine Probleme und es gab keine Security. Ausserdem machen Menschen natürlich Stress, wenn es nichts zu tun gibt. Wer Lehrer ist, kennt das Phänomen: Es machen jene Schüler Stress, die entweder unter- oder überfordert sind.