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Was hat das noch mit Sascha zu tun?
Und mit Hi IQ?
Um diese Fragen beantworten zu können, macht es vielleicht Sinn, sich mal näher anzusehen, welches Verständnis von Intelligenz beim Sacha durchschimmert.
Das Wort
Intelligenz kommt im essay kein einziges Mal vor. Wir wollen also mal davon ausgehen, dass es sich um das Gegenteil jener Dummheit und Ignoranz handelt, die Lobo so wortgewaltig anprangert. Um diese Dummheit zu veranschaulichen, bringt er das Beispiel eines klassischen Fehlschlusses der Prädikatenlogik erster Ordnung:
Es regnet, weil die Straße nass ist
Er beschwert sich darüber, dass die Dumpfbacken nicht nur defekte Syllogismen dieser Art regelmäßig verwenden, sondern sich nicht selten weigern, überhaupt auch nur zu schlussfolgern. Sowohl das Fragewort
warum als auch kausale Nebensätze seien vollständig aus dem Denkhorizont der Poster entfleucht. Was uns hier entgegenschlägt, ist die vollständige Abwesenheit jedweder Vernunft.
So weit so gut.
Diese Beobachtung ist besorgniserregend, gleichwohl unstrittig.
Und Lobo selber? Inwieweit ist er sich jenes (diskurs)ethischen Supergaus bewußt, in dem die Formalisierung der Logik 1931 mit Gödel kumulierte? In einem einzigen Satz schimmert so etwas wie Bescheidenheit durch:
Eine der schlimmsten Folgen der Flächenidiotie in den sozialen Medien ist, dass sie zugleich die Beschäftigung mit den eigenen Aspekten der Dämlichkeit und Beklopptheit erschwert, mit den Splittern der Unzurechnungsfähigkeit, die in jedem Gehirn stecken, in meinem natürlich auch, und nicht zu wenige, in Form von dumpfen Irrationalitäten, schnellgeschossenen Fehlschlüssen und falschen Selbstverständlichkeiten.
Das klingt nett und sympathisch.
Er outet sich als jemand, dessen Prozessor bisweilen auch mal nicht richtig tickt und taktet, weil er ja "nur" ein Mensch ist. Das adjektiv
dumpf vor dem Begriff
Irrationalitäten taucht noch zwei weitere Male im essay auf, um jene Klientel zu charakterisieren, die er beschimpft. Wehalb ich hier herauslese, dass es trotzallem auch ihm darum geht, solche
Irrationalitäten auszumerzen wie Ungeziefer. Schließlich haben wir den Krieg auch gegen Frankreich verloren, was wäre Europa ohne einen klaren Standpunkt im Rationalistisch-Cartesianischen Fadenkreuz. (Danke an Minui für das Einstein-Zitat)
Hier verbergen sich IHMO zwei sehr gefährliche, gleichwohl weitverbreitete Gedanken:
1) Computerprozessoren sind besser als das menschliche Hirn. Sie takten schneller, machen keine Fehler, und die Prädikatenlogik erster Ordnung, über die keine von-Neumann-Maschine hinausreicht, reicht als Norm vollkommen aus, um das zwischenmenschliche Zusammenleben zu regeln, zu diskutieren, zu beschreiben und zu verbessern.
2) Diese dumpfen Irrationalitäten, Widersprüche und strange loops, in die Logiken höherer Ordnung und jede Paartherapie notwendig münden, versteht und braucht keine Sau. Sie wären der Beweis, dass die Aufklärung auch nicht mehr auf Tasche hat, als die Scholastik mit ihren seltsamen Gottesbeweisen. Die sind genau so
unzurechnungsfähig und schlecht berechenbar wie meine Lebensabschnittsgefährtin beim Schuhe-Kaufen, das fehlte noch, dass ich mich auf so einen Scheiß einlasse, da suche ich mir lieber beim nächstbesten apres-talk ne neue. Überhaupt hat das alles sowieso schon mit diesen beknackten, irrationalen Zahlen begonnen. Wo kommen die überhaupt her, Bruchrechnen reicht völlig aus, mein Computer kann auch mit endlicher Fließkommaartihmetik ganz dufte Kreise zeichnen, und dass Epimenides, wie alle Griechen, ein alter Lügner war, haben wir ja wohl deutlich genug bei der Eurokrise gesehen.
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Letztlich ist Lobos gesamter essay ja auch nur eine einzige solche selbstwidersprüchliche strange-loop: Er diagnostiziert, dass die Diskurskultur auf facebook vollkommen im Eimer ist, und macht dies daran fest, dass keine (logisch korrekten) Schlüsse mehr gezogen werden. Am Ende fordert er alle, die noch in des logisch korrekten Schließens fähig sind, auf, sich daran zu beteiligen?
Also mal ehrlich jetzt.
Das beste aber ist - und das ist schon fast wieder lustig - dass er das "Si tacuisses", an das sich offenbar alle halbwegs intelligenten Leute sinnvollerweise zunehmend halten, indem sie ihren facebook-account auflösen, übersetzt als Dieter Nuhrs "Wenn man keine Ahung hat, einfach mal Fresse halten" um dies den Dumpfbacken, die seinen essay sowieso nie lesen werden, entgegenzuschleudern. Als ob die Latein könnten.
Tut mir leid, aber da hat Hitler in seiner Eigenschaft als "hämisch antidemokratischer Elitist" sechs Jahre vor Gödel und 91 Jahre vor Sascha weitaus mehr Klarblick bewiesen:
Gleich dem Weibe, dessen seelisches Empfinden weniger durch Gründe abstrakter Vernunft bestimmt wird als durch solche einer undefinierbaren, gefühlsmäßigen Sehnsucht nach ergänzender Kraft, und das sich deshalb lieber dem Starken beugt als den Schwächling beherrscht, liebt auch die Masse mehr den Herrscher als den Bittenden und fühlt sich im Innern mehr befriedigt durch eine Lehre, die keine andere neben sich duldet, als durch die Genehmigung liberaler Freiheit; sie weiß mit ihr auch meist nur wenig anzufangen und fühlt sich sogar leicht verlassen.
Mein Kampf (1943), s.44 (verfasst 1925)