Kleine filmische Episode gefällig?
@*****ger und lunikus:
Ja, viele bekommen das in der Tat nicht so genau mit, die stellen sich selbst, ihre Talente, ihre Person und die eigene Macht auch nicht so viel infrage. Und das scheint mir ein Merkmal von hoher Intelligenz zu sein, das "Switchen" der Perspektive.
Manchmal hab ich Spaß dran, diese Perspektive zu verlassen, sie ist verdammt anstrengend. Und auch mal nur eine Sichtweise zu bringen, wie jetzt -
Achtung, länger, und grob vereinfachend: Am einfachsten haben es einerseits die sehr schönen, nicht wirklich hellen Frauen und andererseits die eher unscheinbaren, sehr klugen Frauen. Bei ihnen entsprechen die Verhaltensweisen den jetzt hier mal gesetzten Fakten und basta! Die dritte Gruppe, das aparte Kopfbiest, wird indessen vom geneigten Publikum mal hier, mal dort verortet. Die meisten Menschen funktionieren über "Einschätzen" und "Bild machen", auch hier. Und dann passiert, was passieren muss, die
andersartige Frau erfüllt eines Tages völlig überraschend die in sie gesetzten Erwartungen nicht und überschreitet Grenzen. Dann sind Geschrei und Enttäuschung groß ...
Die meistgehörte Kritik, die ich bislang erhielt, ist, dass ich ganz anders sei, als man gedacht habe/ich ausgestrahlt oder vielleicht sogar gesagt hätte. Das scheint ein schwerwiegender Fehler zu sein: Erwartungen zu enttäuschen (selbst, wenn man für sie nur bedingt kann).
Diese Enttäuschungen erlebe ich regelmäßig und ertrage die Folgen. Denn es fällt den Mitmenschen schwerer, für jemanden Empathie aufzubringen, sich für jemanden einzusetzen, der nicht einschätzbar ist. Mir hat es immer wieder an Helfern, Beschützern, wohlwollenden Förderern gefehlt - und selbst die eigenen Eltern wandten sich dem Sorgenkind-Nesthäkchen mehr zu als der starken "Großen", das zieht sich durchs Leben.
Etwa so: "
Die packt das allein!", sagte die Lehrerin, als mich auf der Grundschule die Jungs anpöbelten. "Sie brauchen meine Hilfe nicht, bei
den tollen Jobs, die Sie als Studentin schon hatten!", sagte mein Prof bei der Absolventenfeier, "Sie haben ja an jedem Finger
zehn Jobs, um Sie mach' ich mir keine Sorgen!", der Intendant, als meine Sendung kurzfristig (aus finanziellen Gründen) gestrichen wurde usw.
Ich verbinde da viel miteinander, ich weiß, Kindheit, Ausbildung, Job, ich mute Euch was zu, aber ich durfte mich immer wieder fragen, warum ich diese Wiederholungen sehe, bis mir unsere 'Gruppe' attraktiver, kluger Frauen aufgefallen ist und wir anfingen, uns untereinander zu verständigen. Die Frauen, die mehr hermachen und weniger nachdenken (sorry fürs platte Pauschalisieren, sie denken sicher auch sehr viel, aber eben nicht so komplex wie wir), "marschieren" ohne Skrupel "durch" und werden gefördert, weil sie berechenbar sind (meistens aus männlicher Perspektive, die Chefs sind in der Regel noch Männner). Die Verhuschten, die am schnellsten fertig waren mit dem Studium und nach Assistenz an der Uni zur Assistentin des Chefredakteurs wurden, sind durch Arbeitsbienenemsigkeit heute fest in der zweiten Reihe. Muss ich extra erwähnen, dass beiderlei Ausprägungen des weiblichen Geschlechts mit meiner Untergruppe Probleme haben?
So putzen denn die Vertreterinnen meiner Gruppe auch nach zehn Berufsjahren noch Klinken, werden gern als Exotin vorgezeigt, mit unseren Filmpreisen schmückt man sich, wir stehen auf der Gala, die Sicherheitsnadel der geliehenen Abendrobe piekt im Rücken, und während wir eine hässliche Trophäe entgegennehmen und lächeln müssen, obwohl die Frau der ersten Kategorie gerade unseren Namen falsch ausgesprochen hat, überlegen wir, was der Staubfänger wohl gekostet haben mag und womit wir nächsten Monat die Miete zahlen. Das Problem hat die Moderatorin (1. Gruppe) nicht, und auch nicht die stellvertretende Leiterin (2. Gruppe), die in der ersten Reihe sitzt. Nur wir Macherinnen, die wir dauerhaft zu blöde sind, uns für ein Lager zu entscheiden
So viel zu dem, was unsere Chancen auf dem Berufsmarkt angehen. Der Text war lang genug, auf dem Liebesmarkt schaut's
anders kompliziert aus.