Nice!
Und trotzdem stelle ich gleich mal die Fragestellung ein wenig in Frage: Braucht das Land einfach nur junge gute Köpfe - oder wird eher versucht, durch höhere Anforderungen an Leistungsfähigkeit in allen Bereichen ein Gegengewicht für die durch einen miserablen(ich bin versucht zu sagen "katastrophalen") Kurs verursachte Schräglage des Landes zu schaffen?
Kurze Anrisse meiner Schulerinnerungen: Es gab da einen alten, gefühlt uralten Lateinlehrer, der es grandios vermochte, eine "tote Sprache" zu vermitteln, die ich heute noch in vielem wiederfinde. Besagter Lehrer wurde mehr oder weniger in die Pension gezwungen.
Der Mathematikunterricht der Oberstufe(90% Analysis) war für mich mit Hinblick auf die Zeit ab dem Schulabschluss bis heute Zeitverschwendung, die Inhalte kamen nie zum Einsatz.
Übergreifender Eindruck: Die Schüler haben sich einem starren Lehrplan anzupassen, zielgerichtete Förderung ist nicht vorgesehen, Interessen können in geringem Rahmen in Form von Wahlfächern und AG's wahrgenommen werden.
Einen Erziehungsauftrag sehe ich im Moment nicht mehr bzw. nicht durchführbar bei den Schulen. Früher in der Dorfschule, wo ein Lehrer 6-8 Schüler betreute war so etwas vielleicht möglich, aber heute bei Klassen von 30 und mehr Schülern ist es für einen Lehrer nicht mehr machbar, neben einer Wissensvermittlung auch noch Persönlichkeitsbildung zu betreiben, die ja individualisierter erfolgen muss.
@***ra
Was Du bzgl. "Auswendiglernen statt Selbst-die-Lösung-Finden" schreibst - letzteres funktioniert in der Grundanlage des Schulsystem schon nicht. Auswendiglernen kann man weitgehend standardisiert ablaufen lassen, während die Schulung des Vermögens, selbst Lösungen zu finden, zu größeren(schon allein zeitlichen) Differenzen bei den Schülern führen dürfte. Das dann auf ein ganzes Schuljahr hochgerechnet würde nicht ein(unterschiedlich benotetes) erreichtes "Klassenziel" erbringen, sondern ein breit gestreutes Leistungsfeld, an das wiederum nicht standardisiert angeknüpft werden kann.
Kein Selbstbewusstsein, keine Eigenmotivation, keine Kreativität, kein logisches Denkvermögen. Menschen in unglücklichen Jobs, die irgendwie auch keine Ahnung haben, wie sie da rauskommen, weil ihnen die Informationen fehlen, sie nicht wissen, wie man da rankommt, oder dass es überhaupt anders geht
Ich denke, der Abschnitt ist sauwichtig
Er umschreibt für mich den Menschen, der in keiner Weise sein Potential lebt. Was nützt hier das beste fachliche Wissen, wenn es unmotiviert angewandt wird und zu keiner Zufriedenheit führt?
Bzgl. der Umsetzung in unserer Demokratur: Wieviele Menschen wählen denn wohl noch aus mit Fakten unterlegter, zielgerichteter Überzeugung? Sind die Hauptauswahlkriterien nicht eher "Das ham wer schon immer so gemacht" und die Wahl des gefühlten kleinsten Übels aus Mangel an Alternativen (bzw. "Motivationen" wie "wer nicht wählt, wählt rechts")?
Hinsichtlich Veränderungen des Bildungssystems und der umgebenden Gesellschaft habe ich ein Bild vor Augen: Eine Art Kreis aus dicht zusammen stehenden Steinen. Um etwas zu verändern müssten
alle Steine(=Teile der Gesellschaft inkl. Bildungssystem) des Kreises bewegt werden. Das aber ist bei einem einzelnen aussichtlos, da seiner Bewegung das geballte Gewicht aller anderen entgegensteht.
@******ewe
Wieviel Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung
wollen die meisten Menschen wirklich ?
Da gab es einen interessanten Thread "Warum sollen Beziehungen halten"(Hattest Du da nicht auch geschrieben?) der gegen Ende auch die Eigenverantwortung und Freiheit des Individuums zum Thema hatte. Vor allem was die Verantwortung betrifft wohl leider weniger als man vermuten könnte.(Um Deine Frage zu beantworten)
Und bzgl. der Alibi-Funktion (oder allgemein der Unzweckmäßigkeit) des Bildungssystems - ich befürchte, auch hier läge eine Prozentzahl sehr hoch, zu hoch um da öffentlich etwas verlauten zu lassen.
Im Moment bin ich leider insgesamt eher der Ansicht, das diese Konstruktion nicht mehr erfolgreich eingesetzt werden kann, da nur kleine Nachbesserungen möglich sind, und der einzige Schritt mit Erfolgsaussichten (weil Veränderungen) ist, dem Zusammenbruch nicht im Wege zu stehen.
Wenn ich jetzt versuchen würde, noch die Hintergründe meiner Ansicht dazu zu erklären, würde ich ein zu großes Fass aufmachen, um heute mit dem Schreiben fertig zu werden
Darki