Großartige Menschen

Mit Sokrates ist das so ne Sache. Der hat nämlich keine eigenen Texte verfasst, so dass man nur indirekt und damit nur recht unsicheres (und auch widersprüchliches) Wissen über ihn hat und davon auch nicht so viel. Man kann davon ausgehen, dass Platon als S. Schüler wohl am meisten und genauesten über ihn berichtet. Wie Dir bekannt ist, ist S. Protagonist vieler platonischer Dialoge, die jedoch mit besonderer Vorsicht zu genießen sind, wenn man etwas über S. und seine Philosophie erfahren möchte. Man kann davon ausgehen, dass Platons frühere Dialoge näher an der Philosophie seines Lehrers sind, wohingegen wohl im Laufe der Zeit immer mehr seine (Platons) Ideen(!) einfließen. Am bekanntesten und wohl auch am wenigsten umstritten ist Sokrates Ausspruch "Ich weiss, dass ich nicht weiss". Damit, so meinte er, wisse er entschieden mehr, als die meisten seiner Mitmenschen. Ferner sah er sich im übertragenen Sinn als Hebamme, der bei anderen durch seine Fragetechnik Geburtshilfe in Sachen Erkenntnis betreibt. Er betrieb diese Hebammenkunst (Mäeutik) bei Platon meist im Gespräch mit bedeutenden Zeitgenossen. Doch da tauchen dann Spaltungen auf. Einige der platonischen Dialoge stellen Auseinandersetzungen mit Sophisten dar, die Sokrates regelrecht in der Luft zerreisst. Das Ergebnis ist oft, dass die hinterfragte Behauptung seiner Gesprächspartner am Ende nicht mehr haltbar ist. Im Wesentlichen "gebären" diese die Erkenntnis, dass sie zumindest über den Gegenstand des Gespräches nichts so Rechtes wissen. Ich halte das persönlich für näher am Sokrates, als in anderen Dialogen, wo S. durchaus einen ungebildeten Sklaven geometrische Einsichten durch geschicktes Fragen "zur Welt bringen lässt". Sokrates selbst bezeichnet sich bei Platon einmal als gebärunfähig. Platons Werke sind nicht nur in philosophischer Hinsicht ein Hochgenuss. Ich mag vor allem die Dialoge, bei denen Sokrates denjenigen die Luft heraus lässt, die sich als Wissende und Fachleute ausgeben. Diese Dialoge sprühen geradezu vor Witz und bestechen durch die intellektuelle Bescheidenheit des S. Eines ist wohl noch wichtig. Häufig wird im Zusammenhang mit S. die Position "Unrecht leiden ist besser als Unrecht tun", die er in einem der platonischen Dialoge begründet. Ich halte die Begründung allerdings nicht für so toll, da sie, wenn ich mich recht erinnere, darauf fußt, dass man von dem Gott (oder den Göttern?) dafür bestraft wird. Dennoch brachte das S. bzw. Platon im Mittelalter höchste Anerkennung bei der Kirche ein und das Leben des S. wurde mit dem des Jesus oft verglichen. Dies alles ohne Gewähr, aber mit gutem Gewissen.
LG

Inspiration, darum ging es im Eingangsthread.
Meine Vorbilder wechselten oft, mit dem Wechsel der Gegebenheiten. Aber es gab drei Punkte in meinem Leben, in denen mich konkrete Figuren wirklich beeinflusst haben.

Der erste Punkt war erreicht, als ich Schillers Raeuber und Goethes Werther las. Ich glaube, diese beiden Werke haben mich in einer recht radikalen Umbruchphase erwischt und mein Denken absolut gepraegt und in ganz neue Bahnen gelenkt. Ploetzlich war da die Moeglichkeit zur Revolution, die Vision der Libertinage! Das hat mich komplett umgehauen.

Dann kam de Sade. Nun werden vermutlich Empoerungsstuerme ob seiner Brutalitaet ausbrechen, aber Philosophie im Boudoir, das mir damals in die Haende fiel, ist vor allem philosophischer Natur - das radikale Weiterdenken der Befreiung von allen Zwaengen. Ein wenig von Nietzsches Nihilismus, nur 100 Jahre frueher.

Und zu guter letzt habe ich zu Simone de Beauvoir gefunden. Auch sie eine Rebellin, hochintelligent und frei wie der Wind. Auch sie eine Libertine, unter anderem auch in sexueller Hinsicht. Aber im Vergleich zu den vorigen mit viel mehr Bedacht. Wo bei Schiller und Goethe im Sturm und Drang Emotionen und bei de Sade die Lust an der gesellschaftlich nicht akzeptierten Gewalt Triebfedern der Rebellion waren, hatte Simone de Beauvoir es geschafft, sich mit Vernunft ein Leben nach Ihren eigenen, gut durchdachten Vorstellungen aufzubauen. Nicht radikal gegen ihre Mitmenschen, sondern auf Ihre Art weltverbessernd. Sie ist diejenige, die ich heute als mein groesstes Vorbild angeben wuerde.

ich unterteile da ein wenig. es gibt menschen,die mich zum denken anregen und es gibt menschen (vorbilder),die dinge getan haben,die mich beeindruckt und aus diesem grund ein stück geprägt haben.wiederum gibt es menschen,die mein leben verändert haben,weil sie meinen lebensweg gekreuzt haben.

Prof. Dr. Alexander Bernhard ist herzchirurg und hat mich mit drei wochen operiert,um meinen angeborenen herzfehler zu korrigieren.ich war zu der zeit das jüngste kind in deutschland,an dem diese operationsmethode angewandt wurde.das allein war aber nicht ausschlaggebend dafür,daß er mich auf gewisse weise geprägt hat. ich hatte glücklicherweise während meiner ausbildung zur krankenschwester die möglichkeit diesen fabelhaften und charismatischen mann einmal kennenzulernen. diese begegnung hat mich sehr beeindruckt und ist haften geblieben.

literarische werke,die hängengeblieben sind,sind "die neuen leiden des jungen W." von ulrich plenzdorf und "der fänger im roggen" von j.d. salinger.

pablo picassos werke und vor allem er als person und charakter beeindrucken mich. ebenso bin ich fasziniert von den werken von luis royo.
fotografisch bin ich wohl am stärksten an den werken von helmut newton,man ray,anton corbijn,annie leibovitz und peter coulson alias koukei orientiert.

philosophisch ist für mich der dalai lama eine figur,die ich bewundere und als vorbild sehe.

natürlich haben weitere personen meinen weg gekreuzt,die mich beeindruckt und ein stück in meinen lebenseinstellungen geprägt haben.aber wenn ich euch etwas von bianca oder frank oder richard schreibe,dann kennt ihr sie nicht und wisst aber trotzdem,daß es die leute sind,die euch irgendwann mal begegnen,euch beeindrucken und durch die art und weise,wie sie ihr leben meistern ein vorbild sind und von denen ihr etwas gelernt habt,daß euch ein stück verändert hat.

ich weiß nicht mehr,wie sie heißt,aber sie hat mit einem einzigen spruch mein leben grundlegend verändert.es war eine patientin im krankenhaus,die krebs im endstadium hatte und eine chemotherapie ablehnte.auf meine frage,warum sie dies tut,sie hätte doch noch eine möglichkeit wieder gesund zu werden,nahm sie meine hand und sagte "schätzchen,ich möchte nicht die quantität,sondern die qualität." und plante weiter ihre reise nach australien.dort wollte sie immer schon hin und hat sich fest vorgenommen die reise zu machen.
sie hat es geschafft

auch richard,ein klient,den ich während meiner arbeit im ambulanten dienst für schwerst mehrfachbehinderte menschen betreut habe,hat mich immer wieder beeindruckt mit seiner lebensweisheit und seiner ruhe.er hat eine sehr starke rückgratverkrümmung durch granatsplitter,die ihn bei seinem einsatz im zweiten weltkrieg als junger mann getroffen haben,erlitten.seine welt sah anders aus,da durch seine behinderung sein kopf auf der linken schulter lag und die ganze linke seite sozusagen "eingeknickt" war.er hatte nicht nur optisch eine andere sicht und hat mich immer wieder mit seiner sicht der dinge überrascht und in erstaunen versetzt.ich habe sehr viel von diesem weisen mann gelernt.


Angel engel3

... Dein Beitrag ist sehr schön geschrieben, und sehr berührend.. Ich habe es gerne gelesen, .. Schönen Abend dir und allen hier.. Liebe Grüße v. KATE

Danke für die ausführliche Sokratesbeschreibung. Eventuell hatte ich eines dieser Büchlein mit Fragetechniken, denn darin ging es um seine Schule.
Lg, Susan

Ich denke Helden habe ich keine, aber hier ist ja auch nach großartigen Menschen gefragt! Ich bin was Vorbilder angeht eher an Menschen interessiert die sich durch Charakter auszeichnen als durch Intelligenz.
Insgesamt ist es so das immer wenn ich mich für eine Person interessiert habe bei der ich gedacht habe der ist großartig, etwas gefunden habe das mich total von ihm Unterschied.
Das beste Beispeil ist vielleicht Alexander der Große. Er war sicherlich genial und seine Leistung liegt darin das Unmögliche zu denken und zu wagen. Aber sein Betätigungsfeld war nun mal der Krieg, was nichts ist was ich sonderlich schätze.
Es gibt da sicherlich die generellen Genies, vor denen ich eine gewisse Hochachtung auf Grund ihrer Leistung habe.
Ich kann einem brillianten Gedanken auch durchaus etwas abgewinnen ohne ihn zu teilen. So würde ich Mozart ohne Frage als genial ansehen, ohne seine Musik besonders zu mögen.
Am meisten geprägt haben mich aber ohne Frage die Menschen die ich direkt kenne. Also meine Familie und gute Freunde. So empfinde ich die Beziehung meiner Eltern immer noch als anstrebenswert. Ich würde aber nie versuchen so zu sein wie einer dieser Menschen.
Werke die mich beeindruckt haben sind die Bücher von Stanislaw Lem, (die Klarheit der Gedanken ohne auf Humor zu verzichten), Nikos Kazantzakis (Alexis Sorbas umreißt eigentlich sehr gut diese Gruppe, da es um das Leben eines intelligenten Menschen im Vergleich zu einem mit Lebenserfahrung geht).

... die ich meinen Söhnen als Vorbild anempfehlen würde. Die kann ich jetzt gar nicht alle aufeinmal in einem Beitrag nennen, deswegen beschränke ich mich vorerst auf 3 Personen, die ich im Laufe der Zeit gerne ergänzen möchte.

Willy Brandt - mit seinem Kniefall zu Warschau im Jahre 1970 hat er, der selbst aktiv im Widerstand gegen die Nazidiktatur gekämpft hat, stellvertretend für das deutsche Volk um Verzeihung gebeten für das Unrecht und die Barbarei, von dem Europa von deutschem Boden aus heimgesucht wurde und den Deutschen damit wieder zu dem Ansehen einer geachteten Nation verholfen.

Michael Gorbatschow - sein mutiger Schritt, durch Glasnost und Perestroika den Versuch zu unternehmen, einen Sozialismus mit menschlichem Ansicht zu schaffen, endete für ihn tragisch mit dem Untergang der Sowjetunion, beendete aber den Kalten Krieg und die Teilung Europas und Deutschlands. Hätte er nicht für sich entschieden lieber auf seine Macht zu verzichten und der Geschichte ihren Lauf zu lassen, hätten wir vielleicht inzwischen den Dritten Weltkrieg erlebt.

Nelson Mandela - für mich der Größte unter den ganz Großen. Seiner Integrität und seinem moralischen Gewicht ist es zu verdanken, dass die Aufhebung der Apartheid in Südafrika nicht mit blutiger Rache einhergegangen ist, sondern mit der Suche nach der Wahrheit, Verzeihen und Versöhnen.

Zu Recht sind diese drei Staatsmänner mit dem Friedennobelpreis ausgezeichnet worden.

Ja, da hast du meiner Meinung auch drei der ganz Großen genannt.
LG, Susan

ich hab das tribute concert für nelson mandelas 90sten geburtstag gesehen...........unglaublich charismatischer mann,der es verdienen würde unsterblich zu sein!

der fehlt eigentlich bei meiner aufzählung,weil ich ihn und was er getan hat,sehr schätze.

Angel

mein vorbild war eigentlich immer mein dad
da er eigentlich nur einen hauptschulabschluss hat
aber ein super intelligenter mensch ist

ohne ihn wäre ich auch nie so weit gekommen, was abi angeht und sowas

Bei mir sind´s ganz klar

• Rousseu, dem wir einen guten Teil der "Entdeckung der Kindheit" verdanken,

Sigmund Freud, der uns so viel mehr als nur ´nen Ödipuskomplex hinterlassen hat,

und

Ludwig der 2. von Bayern, der leider das Pech hatte, in der falschen Zeit, am falschen Ort und in der falschen Position ein Träumer zu sein...

Außerdem:

Itard, Segiun, Pestalozzi und Rudolf Steiner - weil ihre Ideen für eine Menge Leute das Richtige sind.

Und Goethe...werde ich wohl nie mögen. Nix für ungut an alle Fans...

Im höchsten Maße inspirierend sind für mich Menschen, die ihre emotionale Intelligenz in den so häufig verwickelten Alltäglichkeiten zeigen. Menschen, die leiseste Stimmungsschwankungen wahr- und aufnehmen und ihr Tun dem anpassen. Das verstehe ich als wirkliche Handlungsfreiheit: die Bereitschaft sich auf andere einzulassen, ohne dabei sein eigenes Wesen zu verleugnen oder faule Kompromisse einzugehen. Menschen, die gelernt haben loszulassen und damit in der Lage sind, spontan 'das Richtige' - einfach nur zu tun.

Die Menschen, die diese Qualiät leben und denen ich glücklicherweise begegnen darf, beim Namen zu nennen, macht wenig Sinn aber ich bin im 'Bedarfsfall' immer gerne bereit, Kontakt herzustellen. Unter ihnen sind Künstler und Hausfrauen, Wissenschaftler und Spinner.... Sprituelle und Solche, die sich jeder Kategorie entziehen....

Selbstverständlich bin ich auch inspiriert von 'Geistern', die bereits ihren Beitrag an die Welt geleistet haben aber wieviel wissen wir darüber, wie menschlich sie tatsächlich waren....?!

Ich bin sehr froh darüber, dass hier offensichtlich Einige auch dieser Meinung sind, denn das ist der Grund für meinen Beitritt in diese Gruppe.

...Was ich dennoch vermisse, denn wir halten uns ja alle an einem erotischen Ort auf, ist die sexuelle Inspiration... Wer hat Euch WIE auf diesem Gebiet vorangebracht, inspiriert oder ganz einfach mit seinen Handlungen die grauen Zellen in einer Weise angeregt, dass daraus 'ein neues Leben' entstand? Mehr als Namen interessieren mich dabei die persönlichen Hintergründe, die Zeichen von Entwicklung (Aber vielleicht ist das ja auch ein eigenes Thema....)

Herzlich
Diana

Hallo Diana,
meinetwegen könnten wir darüber gerne hier schreiben, finde ich ein tolles Thema und so passend . Vielleicht ist es aber gut darüber einen neuen thread aufzumachen. Mach du doch bitte einen auf - ok? Ich antworte dann dort. LG