Ein Hirnforscher in der Doku stellt die These auf, "dass herausragende Kreativität sehr häufig mit den Fehlschaltungen von Autisten zusammengeht. Einstein, Newton, Mozart und Beethoven, so sagt Fitzgerald, seien extreme Begabungen gewesen, weil ihre Gehirne falsch verkabelt waren."
Eine gewagte These, zumal ich deshalb bei diesen Worten zusammenzucke, weil sie nicht nur eine Beschreibung, sondern auch eine Wertung enthalten. Ob der Forscher das nun wirklich so gesagt hat oder durch den Transport über mehrere Menschen, verbunden evtl. auch noch mit mindestens einer Übersetzung, nachhaltig verfälscht wurde (der "Stille-Post-Effekt"), sei dahingestellt. Mit behagt es jedenfalls nicht, wenn sich irgendwer anmaßt, eine Abweichung von der Norm (im Sinne des mehrheitlich Verbreiteten) als fehlerhaft darzustellen.
Aus meiner Erfahrungswelt sind mir keine Beispiele bekannt, die eine ausgeprägte Hochbegabung auf einem eng umgrenzten Gebiet aufweisen, dafür aber in allen anderen Bereichen nur eingeschränkte Fähigkeiten zeigen. Allerdings habe ich sie mehrheitlich als - ähm - schwierig erlebt, was ihr Sozialverhalten betrifft.
Bis zu einem gewissen Grad kann ich das nachempfinden, denn ich empfinde es als anstrengend, mich nicht bzw. nur mit erheblichem Mehraufwand austauschen zu können, weil ich sonst nicht verstanden werde. In meinem Umfeld gibt es solche Menschen, die mir normalerweise nicht folgen können, und mittlerweile bin ich dazu übergegangen, den Austausch mit ihnen entweder auf einen gelegentlichen Smalltalk zu begrenzen oder, insbesondere wenn es um Menschen aus dem engeren, z. B. familiären Umfeld handelt, mich zusammenzureißen und mich drastisch herunterzuschrauben. Das kostet mich aber viel Geduld und Überwindung und es gelingt mir nicht, das länger als einige Stunden am Stück durchzustehen.
Ich habe in manch einem Profil hier im JC den plakativen Spruch "Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus" gelesen - losgelöst von der Beobachtung, daß nicht wenige derjenigen, die das schreiben, nicht den Unterschied zwischen notwendiger und hinreichender Bedingung kennen, Arroganz aus jeder Perspektive nach Arroganz aussieht und ich diese provokative Form sicher nicht selbst wählen würde, steckt nach meiner Erfahrung mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in dieser These.