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Kontraindizieren Verschwörungstheorien Intelligenz?

*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
Kontraindizieren Verschwörungstheorien Intelligenz?
Meine vielleicht etwas überspitzte Frage kommt daher, dass ich gelegentlich den Eindruck habe, dass gerade solche Menschen zu Verschwörungstheorien neigen, die sich einerseits selbst für ziemlich intelligent halten, aber mit der Welt andererseits doch nicht so gut zurecht kommen, wie es angesichts ihrer selbstdiagnostizierten Intelligenz zu erwarten wäre.

Seid mir nicht böse, für die freche Formulierung!
Verschwörungstheorien
..selbstdiagnostizierte Intelligenz hat null mit nachgewiesener Hochbegabung zu tun...
da muss man ganz klar differenzieren...
aber das mit dem faible für Verschwörungstheorien stimmt schon ein wenig, das kommt daher, dass Hochbegate eben sehr viel Fantasie haben und "um die Ecke" denken ".
*********90_nw Frau
91 Beiträge
@*******pus

Muss meiner Meinung nach nicht zwingend was mit viel oder wenig Intelligenz zu tun haben.
Ich würde Menschen mit diesen Verschwörungstheoreien eher Pessimismus, Paranoidität und Drang um Aufmerksamkeit zuschreiben, sowie vielelicht sogar Mangel an Phantasie wegen welchem sie eben solche Theorien erfinden, weil ihnen nichts sinnvolleres einfällt womit sie bei Lesern punkten könnten, aber der Drang andere unterhalten zu wollen da ist.
@LupusLupus:
sich einerseits selbst für ziemlich intelligent halten, aber mit der Welt andererseits doch nicht so gut zurecht kommen
Inwiefern siehst Du da einen Widerspruch? Das sind doch zwei eher unabhängige Eigenschaften, oder kennst Du nicht die zahllosen Geschichten z. B. von hochbegabten, aber alltagsuntauglichen Professoren? In jungen Jahren hielt ich diese Geschichten für nette Übertreibungen. Nachdem ich mich längere Zeit auch in solchen Kreisen aufgehalten habe weiß ich, daß die verbreiteten Geschichten abgeschwächt sein müssen, weil die Realität nicht geglaubt würde.
Bevor ich darauf antworte, würde ich gerne wissen, was unter Verschwörungstheorien zu verstehen ist.
guckst du...
wikipedia, urban legends...
9-11 zum Beispiel...
Gerade bei 9-11 wäre ich vorsichtig, die offizielle Version ist auch eine Verschwörungstheorie. Conspiracy ist im Englischen das gleiche wie 30 II StGB (Verabredung zu einem Verabrechen) oder Mittäterschaft.

Meint man hier mit Verschwörungstheorie sowas wie Illuminati oder diese Spielchen mit versteckten Zeichen auf Geldscheinen?
Auf der anderen Seite gibt es genug Theorien/Ansichten die vor allem zur Diffamierung als Verschwörungstheorien bezeichnet werden oder wurden, auch wenn Sie durchaus stichhaltige Argumente enthielten, die die herrschende Ansicht erschütterten. Bei diesen Argument dient die Diffamierung dazu die ernsthafte Auseinandersetzung zu vermeiden.

Ich habe mir mal JFK angeguckt. Es gibt wirklich ernsthafte Zweifel an der Einzeltätertheorie. Diese wurden auch von einem Kongreßausschuß (House Select Committee on Assasinations) Ende der 70er bestätigt. Dennoch werden ernsthafte und nicht ernsthafte Kritiker der offiziellen Version in den Topf Verschwörungstheorie gerührt.

Andererseits gibt es diese (fast esoterischen) Weltanschauungen von Geheimbünden u. ä.
********i_sn Mann
52 Beiträge
Och nö!
1. Intelligenz hat nichts mit Sozialkompetenz zu tun, sondern eher mit Aufnahmefähigkeit, Lern-, Sprach-, und Problemlösekompetenz. Ob Leute im Leben klarkommen, hat also mit Intelligenz recht wenig zu tun.

2. Bobby Fisher - legendärer Schachspieler und rabiater Verschwörungstheoretiker sowie totaler Drecksack

3. "Kontraindiziert x y?" sagt doch keine Sau! "Spricht x gegen y?" schon!
konterfei
stimme dir zu.

"Kontraindizieren Verschwörungstheorien Intelligenz?"
=
Eher nicht, unpräzise Fragen zu stellen schon.
*******nni Paar
520 Beiträge
Wenn man sich zwei oder drei Gedanken macht, verstehe ich die meisten Antworten hier schlicht nicht.
Die Ursache des Threads liegt in der Tatsache, dass einige unserer lieben Mitschreiber sich anscheinend schwer von der Gesellschaft unterdrückt fühlen, damit diese nicht von ihnen in ein Utopia geführt wird.
Wer das jetzt missverständlich auslegen will, mag das tun. Mir soll es egal sein...
Grundsätzlich gibt es zu der gestellten Frage aber keine korrekte Antwort...
Ich für meinen Teil glaube, dass es schlicht verschiedene Arten von Menschen gibt...
zB: Theoretiker, Praktiker und Spezialisten
Theoretiker sind Menschen, die gerne einen Denkerjob haben und da auch echt gut sind, solange sie keinen Schraubenzieher nutzen müssen.
Praktiker sind das genaue Gegenteil... mit Werkzeug vollbringen sie Wunder, aber am Schreibtisch...
Und nun zur Quintessenz meiner Aussage:
Der Spezialist betrachtet sich selbst gerne als Genie, da er doch in einem gewissen Bereich extrem fähig ist (ganz ohne Zweifel), aber andererseits nicht in der Lage, diese Fähigkeit(en) ansprechend in der dynamischen Masse (Gesellschaft) unterzubringen. Das Extrembeispiel hierfür sind hochintelligente Autisten, deren gesamte Intelligenz sich so sehr auf einen kleinen Bereich bündelt, dass nichts mehr für die "Grundfunktionen des Daseins" übrig bleibt.

Wahre Intelligenz setzt (meiner Meinung nach) voraus, dass man in der Lage ist(bleibt) mit seiner Umwelt zu interagieren.
Übrigens, um Begriffe aus anderen Beiträgen aufzufassen:
"Genie" und "Elite" sind Begriffe, die für Menschen wie Leonardo di ser Piero, Alexander III. und Gaius Iulius vorbehalten sein sollten...

PS: Es ist spät, der Beitrag lang und ich verabschiede mich in eine kuschelige und ruhige Nacht und wünsche euch allen eine Selbige...
*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
Interessante Antworten
Danke für Euere interessanten Antworten. Dazu ein paar Gedanken:

1) Natürlich ist die Fragestellung provokativ formuliert und - wenn auch nicht unpräzise - so doch in dieser Formulierung kaum haltbar. Zur Belebung der Diskussion schien sie mir aber gerechtfertigt. Und ich finde, dass die Antworten viel aussagen über die Sache wie über die Perspektive der Beteiligten.

2) Verschwörungstheorien sind fachlich intensiv beleuchtet worden. Ich stütze mich auf Wikipedia und versichere gleichzeitig, dass auch anerkannte Literatur entsprechend argumentiert (es ist mir zu aufwendig, das hier sauber zu belegen). Die Zitate sind verkürzt mit teils veränderter Wortwahl aus dem Wikipediaartikel zu Verschwörungstheorie übernommen:

a) "Eine Verschwörungstheorie ist der Versuch, ein/e/n Ereignis/Zustand/Entwicklung durch eine Verschwörung, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken von Personen zu einem illegitimen Zweck, zu erklären. Im engeren Sinne bezieht sie sich nur auf Versuche, aus solchen Hypothesen allgemeine Folgerungen hinsichtlich des Verlaufs der Geschichte und der politischen Machtverhältnisse abzuleiten."

b) "Verschwörungstheoretiker weigern sich, ihre Hypothesen zu explizieren und überprüfbare Bedingungen zu nennen, deren Nachweis ihre Hypothesen widerlegt. Es ist ein Charakteristikum von Verschwörungstheorien, dass sie von Gegenständen handeln, die sich der Nachprüfbarkeit entziehen (nicht deskriptiv, sondern präskriptiv), wobei ihnen das Ziel der empirischen Verifizierung fehlt. Das unterscheidet Verschwörungstheorien von wissenschaftlichen Hypothesen. Aufgrund der hochgradig stereotypen, festgefügten Struktur sind Verschwörungstheorien leicht von erklärungsbezogenen Deutungsmustern abgrenzbar. Die Deutungsmuster einer Verschwörungstheorie sind nicht auf korrekturbasierte Weiterentwicklung hin angelegt."

c) Für die Verschwörungstheorien, die mich in dieser Gruppe zu diesem Thread motiviert haben gilt: "Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein vereinfachendes Weltbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können. Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel."

3) Auf dieser Grundlage also die Frage, warum gerade in dieser Gruppe (so scheint es mir jedenfalls), so viele Verschwörungstheorien verbreitet werden. Könnte das daran liegen, dass sie - pseudowissenschaftlich wie sie sind - gerade solche Personen anlocken, die gerne intelligent wären und sich diese Aura , bewußt oder unbewußt, zulegen wollen? Wenn eine solche Person intelligent ist, wird sie über kurz oder lang einen Bereich finden, in dem sie analytisch einwandfreie Erkenntnisfindung (oder Anwendung oder was auch immer) betreiben kann (mag der Bereich auch klein sein und sie zum verschrobenen Fachidioten machen). Ist sie aber nicht intelligent, so wird ihr das immer wieder mißlingen. Gelangt sie nun an eine Verschwörungstheorie... (Den Rest könnt ihr Euch denken.)
*****_be Mann
170 Beiträge
Könnte doch auch sein, daß in dieser Gruppe mehr über Sinn und Unsinn des Lebens etc. nachgedacht wird.

Und wenn man viel nachdenkt kann man schon mal auf etwas eigenwillige Ideen kommen, wie z.B. unbegründete Verschwörungstheorien. Nur weil etwas nicht beweisbar ist muß es nicht nicht existieren. Wie vorher schon gesagt wurde, wird etwas gern zu einer Verschwörungstheorie erklärt, was anderen unbequem ist, damit in der Richtung nicht auch noch von anderen nachgedacht wird.

Natürlich igbt es aber auch so etwas wie "Spinner" auch sehr intelligent, haben etwas viel Phantasie und leben nur in einer etwas eigenen Welt....
hm - ein interessanter Thread ...
.. wie ich finde, mit einer interessanten Fragestellung.

Ohne nun lang darüber nachgedacht zu haben, werfe ich einen weiteren Aspekt in die Diskussion:

Eine bestimmte Sorte ( ob nun wirklich oder auch nur eingebildet ) intelligenter Menschen scheint mit manchmal unter einem gewissen inneren Zwang zu stehen, vom gedanklichen Mainstream abzuweichen.

Soziale / gesellschaftliche / politische Gegebenheiten und Geschehnisse einfach als gegeben hinzunehmen, wirkt nun einmal nicht sonderlich intelligent. Hinterleuchten und Zweifeln dagegen viel eher. Das Selbstbild ist dann - böse gesagt - ein an "ich denke also bin ich" angelehntes "ich kritisiere also bin ich".

Das führt in der Konsequenz zu einem intellektuellen Grundsatz-NEIN zu allem vom gesellshcaftlichen Mainstream Vorgegebenen. Also Diskussion um der Diskussion willen und Zweifel um des Zweifelns willen - die unvoreingenommene analytische Betrachtung gerät da meines Erachtens oft ein wenig in den Hintergrund.


Für mich persönlich ist es aber im Gegenteil eher ein Zeichen von ( sozialer ) Intelligenz, in einer unvollkommenen Welt einen persönlichen Weg zu Glück und Zufriedenheit finden - für sich selbst und die direkten Mitmenschen, trotz der potentiellen Widersinnigkeit in und mit einer unvollkommenen Welt persönlich zufrieden zu sein.

Letzten Endes glaube ich dass ein soziales Konstrukt gleich welcher Form beide Typen von Intelligenz braucht: Die zweifelnde / zerstörende und auch die bewahrende. Der ständige Widerstreit zwischen diesen Polen bringt erst die notwendige intellektuelle Dynamik in ein soziales System.

Green
*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
@green68
Erlaube mir, Deinen Einwurf aus meiner Sicht fortzuführen:

Aber: Ich halte Verschwörungstheorien eben gerade nicht für zerstörende Intelligenz. Sie erlauben es dem Verschwörungstheoretiker, in eine tolle Rolle zu schlüpfen. Aber die "kreative Zerstörung" (um mal bei Schumpeter anzuklopfen) leisten sie eben nicht. Denn sie ersetzen nicht etwas Morsches durch etwas Kräftiges, sondern bieten nur ihre eigene, gegen jede Widerlegung immunisierte Deutung.

Bsp: Einige Mächtige haben sich verschworen, so behauptet der Verschwörungstheoretiker. Alles was dagegen spricht, ist nur eine Verschleierungstaktik der Mächtigen. Ergo kann die Verschwörung nicht widerlegt werden, denn alles was sie widerlegt, wird in die Bestätigung der Theorie umgedeutet: Die Mächtigen haben die Widerlegung beabsichtigt, aber nur um ihre Verschwörung zu verschleiern... Nun ist der Verschwörungstheoretiker der tapfere Held, der die Verschwörung genial erkennt. Jeder der ihm widerspricht ist selbst Opfer der Verschwörung und nur er kann die Lösung bieten. Hätte er Erfolg, bräuchten wir einen neuen Verschwörungstheoretiker... *zwinker*
hmmm ...
... ja, ich verstehe was Du meinst:

Der Verschwörungstheoretiker begibt sich in eine Art Meta-Position und postuliert: "da ich mich außerhalb des durch die Mächtigen meinungsbestimmten Gedankensystemes befinde ( = Meta ) , kann eine Argumentation welche aus dem System heraus gefunden wurde, mich prinzipiell nicht widerlegen".

Da ist was dran.

Andererseits ist auch der Gedanke dass wir, die wir systemkompatibel funktionieren, uns hierdurch zu Marionetten des Systems machen. Ob nun der Puppenspieler ein menschliches Subjekt ist (also der böse "big brother" in persona) oder ein abstraktes Subjekt, das ist ja vielleicht gar nicht so wichtig.

Die Fragestellung ob ich "funktioniere" oder ob ich "frei entscheide" ist eine die man sich ab und an durchaus stellen darf, finde ich.

Gruss Green
*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
Fragen und sehen
Natürlich muss man diese Frage stellen. Aber ich halte es doch für eine sehr stichhaltige Basishypothese, dass unsere Welt bei Weitem zu komplex ist, um von ein paar Mächtigen so gesteuert wird, dass alle Anderen zu ihren Bedingungen leben, ohne es zu merken. Sicher gibt es groß angelegte Betrugsmaschen, auf die oft auch Viele hereinfallen. Aber der Betrug ist immer nur punktuell. Eine versteckte Weltherrschaft in unserer Welt? Es gelingt ja noch nicht einmal denen zu herrschen, die dazu beauftragt sind, über alle entsprechenden Mittel verfügen und es - legitimiert(!) - auch wollen.
"Einige Mächtige haben sich verschworen, so behauptet der Verschwörungstheoretiker. Alles was dagegen spricht, ist nur eine Verschleierungstaktik der Mächtigen."
Ich finde das Beispiel zu unpräzise. Dennoch ist das Problem nicht die Aussage "einige Mächtige haben sich verschworen..." sofern die Aussage hinreichend konkretisiert wird (welche, wozu) und dadurch überprüfbar wird.
Das Problem liegt eher in mangelnder Diskussionsfähigkeit des Behauptenden. Das hat aber weniger mit der Intelligenz als mit den Grundüberzeugungen und Kritikfähigkeit zu tun.

Dreht man das ganze um, und nimmt begründete Hypothesen als sog. "Verschwörungstheorie", so findet man die mangelnde Diskussionsfähigkeit gerade bei den Ablehnern sog. Verschwörungstheorien. Diese lehnen die Diskussion über die Argumente gerade mit dem Totschlagargument ab, daß die Ansicht ja eine Verschwörungstheorie sei, und sowas gebe es ja nicht.

Diese Einstellung findet sich auf beiden Seiten.

Zu
""Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein vereinfachendes Weltbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können. Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel."
Klingt nach dem radikalen Konstruktivismus.
Diese Aussage in der Form ist gar nicht überprüfbar. Was sind "komnplexe soziale Systeme"? Was ist direkt "steuernd beeinflußt werden können"?

Nehmen wir die Entscheidung den Irakkrieg zu führen, die von der Bush-Regierung getroffen wurde. Für mich ist das ein Gegenbeispiel indem Bush, Minister und Berater (einige Mächtige) mittels der US-Armee ganz massiv steuernd die irakische Gesellschaft (komplexes soziales System) beeinflußt haben.
*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
Antwort
Du hast recht, natürlich kann auch der Begriff "Verschwörungstheorie" als Totschlagargument verwendet werden und dann gilt das von mir Gesagte natürlich genauso auch für die Widersprechenden. Vielleicht müsste man die Frage auf Stützer wie undifferenzierte Ablehner ausdehnen... *zwinker*

Wenn eine Verschwörungstheorie so präzisiert wird, dass sie widerlegt werden kann, dann greift die von mir geäußerte Kritik nicht. Neben dem welche und dem wozu gehört dazu u.a., dass sie in vernünftiger und überprüfbarer Weise überhaupt erklärt, wie einige Wenige ein so komplexes System wie unsere Welt unbemerkt steuern können. Denn die Auskunft wer und weshalb (natürlich im eigenen Interesse, sei es der eigene Vorteil oder die eigene Überzeugung) ist nicht widerleglich. Es gibt Viele, die ein Interesse haben, die Welt zu beherrschen. Der Wunsch wird aber nicht so leicht Realität.

Die Beschreibung unserer Welt als von "gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme" geprägt hat doch mit Konstruktivismus nichts zu tun. Jedenfalls nichts mit der gleichnamigen philosophischen Strömung, die danach fragt, ob die Dinge unabhängig von unserer Einbildung existieren. Vielleicht verwendest Du den Begriff in anderem Zusammenhang?

Was sind "komplexe soziale Systeme"? Natürlich kann unsere Welt mit diesen Worten zutreffend beschrieben werden. Und auch die Bedeutung im vorliegenden Zusammenhang ist klar: Selbst einfache Eingriffe führen (zumeist, wenn sie stark genug sind) zu komplexen Folgen. Konkret zu Deinem Beispiel: Eine überlegene Kriegsmaschinerie (USA) kann (von Bush et al.) eingesetzt werden. Das allein genügt noch lange nicht, die Gesellschaft in dem beabsichtigten Sinne zu steuern. Das zeigt sich gerade in dem von Dir genannten Beispiel Irak... *zwinker*

Was ist direkt "steuernd beeinflußt werden können"? Siehe oben.

Kurz: Bush et al. haben einen starken Einfluss ausgeübt. Aufgrund der Komplexität des sozialen Systems (es wäre zu fragen, ob eine Betrachtung allein des Iraks das System hier nicht zu eng abgrenzte) konnten sie es dennoch nicht (in ihrem Sinne) steuernd beeinflussen.

Aber Dein Beispiel zeigt einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt: Natürlich gibt es Verschwörungen und natürlich versuchen auch kleine Gruppen mit aller Macht großen Einfluss auszuüben. Zur Verschwörungsthrorie gehört auch, dass dies im Geheimen geschieht und die Steuerung von der Gesellschaft (wenigstens großteils) nicht bemerkt wird. Unehrlichkeit hinsichtlich der Motive offensichtlichen Handelns machen für meine Begriffe noch keine Verschwörungstheorie.
kreativ-fantasievoll-selbsttäuschend
Sehr interessanter Thread.
Ich lebe selbst mit einigen Verschwörungstheorien - und tatsächlich erfüllen sie alle mehr oder weniger den Zweck, zu rechtfertigen, dass die Welt nicht so toll ist, wie ich sie gerne hätte (und auch mein Status nicht so herausragend ist, wie ich gerne hätte).

Ja, ich glaube, Verschwörungstheorien wurden von einer geheimen Clique von Mächtigen in die Welt gesetzt, um all die intelligenten (denk- und fantasielustigen) Menschen in die Irre (das gesellschaftliche Abseits) zu führen, die ihnen gefährlich werden könnten.
Der Philosoph Karl Popper - einer der Köpfe dieser Verschwörung *zwinker* hat den Begriff Holismus geprägt: Damit sind alle Theorien und Modelle von der Welt gemeint, die sich nicht widerlegen lassen.

Der praktische Sinn dieser Diskussion liegt für mich darin, zu erkennen, ob es sich für mich lohnt, mich mit Menschen zu befassen, die Verschwörungstheorien nachhängen. Ich tendiere eher zu einem Nein. Bei Umberto Eco (das Foucaultsche Pendel - ein toller Geheimbündelei-Roman) gibt es eine wunderschöne Systematik für die geistigen Perversionen namens "Dummheit", "Spinnerei", "Wahnsinn" und noch eines...
Die Verschwörungstheoretiker sind die Spinner, wenn ich mich recht erinnere. Ihnen begegne ich voller Aufmerksamkeit und Interesse, wenn sie mir als Autoren begegnen. Letztlich sind Verschwörungstheorien doch nichts anderes als noch nicht geschriebene Thriller. Wenn sie spannend erzählt sind - her damit!
High
Kontraindizieren Verschwörungstheorien Intelligenz?
Nein... denn wer Verschwörungstheorien anhängt braucht schon etwas Intelligenz um Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen und auch viel Wissen.

Wer aber noch ein Stück intelligenter ist weiß, dass dies nur Soap-Operas für das intelligentere Publikum sind.
Ich will nur mal ein Beispiel für Verschwörungstheorien im Mainstream nennen. Der Mord an Anna Politkovskaya wird zumindest in deutschen Medien dem Umfeld von Putin zugeschrieben ohne daß in den entsprechenden Artikel Beweise genannt werden für die Täterschaft der russischen Regierung. Sie wird alleine daraus abgeleitet, daß Frau Politkovskaya regierungskritische Artikel veröffentlicht hat.
Kontraindizieren Verschwörungstheorien Intelligenz?
Mir ist völlig schleierhaft, wie ein Zusammenhang zwischen Anhaengern von Verschwoerungstheorien und Intelligenz, oder auch nicht, bestehen soll?

Besteht ein Zusammenhang zwischen Swingern und Intelligenz?

Besser noch besteht ein Zusammenhang zwischen Mitgliedern dieser Gruppe und Intelligenz?

Kontraindiziert nicht schon die Mitgliedschaft in dieser Gruppe Intelligenz?
*********sMUC Mann
96 Beiträge
Themenersteller 
@****69: Den Politkowskaja-Mord würde ich als den "Verdacht einer Verschwörung (zum Mord)" oder besser als "Verdacht auf Mord" nicht als "Verschwörungstheorie" bezeichnen. Es liegt nahe, die "Theorie einer Verschwörung" (im Sinne eines Synonyms für den Verdacht einer Verschwörung zu einem Verbrechen, eine unbewiesene/unbeweisbare Verschwörung hierzu) als "Verschwörungstheorie" zu bezeichnen. So wird der Begriff aber nicht verwendet und im Sinne sauberer, begrifflicher Diskussionsgrundlagen ist es auch wünschenswert, beides nicht zu vermischen. Bleibt man bei der gängigen Begriffswelt, fehlt es im Falle Politkowskajas zur Verschwörungstheorie daran, dass durch den Mord kein (mißbilligter) Zustand der Welt erklärt werden soll. Vielmehr wird der Mord als Ausfluss (nicht aber als Ursache) des mißbilligten Weltzustands angeführt (hier: dass sich der Kreml wieder alter sowjetischer Methoden bedient).

@*********sch69: Ertappt! Wenn Du im Thread "Wird unsere Intelligenz akzeptiert" stöberst und dabei insbesondere die Beiträge des Gründers jenes Threads wie auch die Beiträge unmittelbar vor Entstehung dieses Threads sowie ggfs. ergänzend die Einleitung zu diesem Thread liest... (Entschuldigt meine Frechtheit! Asche auf mein Haupt!)
Werden wir doch mal konkret
statt nur abstrakt über "irgendwelche" Theorien zu reden.

Als Verschwörungstheorie bezeichne ich zB die Chemtrails-Hypothese, oder die Idee dass die Mondlandungen nur ein paar amerikansiche Bühnenstücke waren.

Anderes Beispiel: Impf"kritker". Die Idee, dass Impfen nicht wirkt, funktioniert nur dann, wenn weltweit sämtliche Statistiken über das Vorkommen diverser Krankheiten systematisch und massiv gefälscht würden und letztlich jeder ernsthafte Student der Humanmedizin, der jemals in der Richtung geforscht hat, Bestechungsgelder von der Industrie bekäme.

Ein wichtiges Kennzeichen dieser Theorien ist, dass viel zu viele Leute eingeweiht sein müssten, die außerdem alle langfristig dichthalten müssen, um die fehlenden Nachweise zu erklären. (Bei Chemtrails: Flugzeugbauer, Piloten, Fluglotsen, Chemielieferanten, ...)

Davon unterscheide ich Dinge wie den Politkovskaya-Mord; davon muss im Prinzip nur einer wissen. Auch zehn Leute kriegt man noch dazu, den Mund zu halten. Hundert nicht mehr, langfristig gesehen.

Grenzfälle gibt es natürlich. Der Kennedy-Mord zB hat gewisse Ungereimtheiten, aber bei Weitem nicht so viele, wie die Verschwörungstheoretiker gerne behaupten.

Als weiterführende "Lektüre" kann ich die Bullshit!-Episode 3/03 wärmstens empfehlen. Hierzulande kommt man an diese Sendungen leider nicht allzu leicht ran; am ehesten noch über die Piratenbucht runterladbar.
@smurf
"Ein wichtiges Kennzeichen dieser Theorien ist, dass viel zu viele Leute eingeweiht sein müssten, die außerdem alle langfristig dichthalten müssen, um die fehlenden Nachweise zu erklären."

Ne... Verschwörungstheorien entstehen da wo es alternative Interpretationsmöglichkeiten dessen was wirklich geschah gibt und diese von der ebenfalls nicht überzeugenden Mainstream-Wahrheit abweichen. Die "fehlenden Nachweise" sind also meist schon längst gefunden und ausgesprochen, doch ihnen wird nicht geglaubt.
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