Liebe @********enne,
heute bei Tee und Entspannung, habe ich Lust, Deine Fragen auch für mich zu reflektieren. Gerne hätte ich dies auch bei einem Telefonat getan, um in der aktiven Kommunikation im Spiel der anregenden Diskussion einen Raum für gegenseitige Inspiration zu schaffen.
Ich tausche mich insgeheim lieber unter vier Augen aus, weil es für mich dabei leichter fällt, den Fokus auf die beiden Gesprächpartner zu legen und so zu mehr gegenseitiger Inspiration beizutragen. Das mag vielleicht auch für andere ein Grund sein, im Forum weniger zu schreiben - weil viele Köche den Brei verderben, die Struktur und Klarheit bei zu vielen Meinungen doch verloren geht.
„Was mich interessieren würde
1. warum ist es so schwer, einen adäquaten (Sexual)Partner zu finden, wenn man als intellektuell zu anspruchsvoll gesehen wird? Zum einen stehen einem vermutlich die eignen Ansprüche an den Intellekt des anderen im Weg, zum anderen, denke ich, dass man andere Menschen auch "abschreckt".
Meine erste Frage im Telefonat wäre, was denn ein ädaquater (Sexual)Partner für Dich bedeutet.
Ich finde schon, dass die eigenen Ansprüche hier schon eine große Vorfilterung schaffen - die aber ernst genommen werden darf und gar notwendig sein dürfte, wenn man denn wirklich tief(er) gehen möchte.
Denn nur ein Gegenüber, dass befähigt ist, meine Gedanken (leicht) nachzuvollziehen, hat erst die Möglichkeit, mich zu sehen. Wir wollen gesehen werden. Dann entsteht Intimität.
Wenn Dein Gegenüber Dich gerne sehen möchte, damit aber überfordert ist, ist es nicht verwunderlich, wenn es den Kampf des Dich-Sehens nicht gewinnen kann.
„
2. ich erlebe laufend ein gesellschaftliches "Downsizing". Sehr bewusst werde ich häufig untergraben und meine Fähigkeiten werden eher als Bedrohung gesehen, denn als wertvoll. Geht es anderen auch so? Werden sie auch gern als "dumm" hingestellt? Oder ist es ein Frauenproblem, dass einem ständig jemand die Welt erklären möchte?
Ich habe dieses Problem auch an mir als Mann beobachtet.
Es lag bei mir vor allem daran, dass ich selbst es war, der sich dumm hinstellte. Wie bei der ersten Frage und Antwort des Gesehenwerdens, habe ich die Neigung, mich im Chamäleon-Effekt an die Sprache des Gegenübers anzupassen, um die Distanz zu schmälern. Jedoch führt dass dann dazu, dass ich mich letztlich selbst zu sehr zurücknehme, letztlich gar unterordne und das Gegenüber, dass dies oft nur unbewusst wahrnimmt, was dort den menschlichen Impuls erzeugt, mir helfen zu müssen.
Umgekehrt, wenn ich nicht zu sehr in des anderen Welt rüber- oder "herunterkomme", ist eben doch die Gefahr groß, dass daraus ein Monolog entstehen kann, weil das Gegenüber aus dem Staunen nicht herauskommt oder eben umgekehrt gekünstelt versucht, auf meine Ebene emporzusteigen, was auch wie das herab- oder fairerweise herübersteigen auf die andere Ebene einfach keine wirklich gemeinsame Augenhöhe schafft.
Letztlich halte ich es hier für konstruktiver, genug bei sich selbst zu bleiben ... so geben wir anderen überhaupt den Raum und die Möglichkeit, Augenhöhe bei uns zu finden ... denn es könnte ja auch sein, dass aus Missverständnis beide "nett" und unter ihren jeweiligen Möglichkeiten bleiben, weil ein jeder den anderen nicht überfordern wollte. Letztlich war dann keiner mehr bei sich.
So behaupte ich, liegt es vielmehr daran, dass man selbst ob bewusster oder nicht, sich dummstellt - oder wenn jemand geneigt ist, Dich in diese Rolle zu drängen, Du nicht aktiv wieder Deine Souveränität wiederherstellst. Das geht auch subtil, ohne vor den Kopf zu stoßen.
„
3. eine Frage der Selbstreflektion: denken intelligente Menschen elitär? Nur weil man sich als überdurchschnittlich intelligent wahrnimmt, vielleicht auch entsprechende Rückmeldungen vom Umfeld erhält oder weil ein schnöder Test "bewiesen" hat, dass man angeblich schlau ist, hat man meiner Meinung nach nicht das Recht, andere abzuwerten oder sich zu isolieren. Vielleicht ist es manchmal langweilig, aber das Verharren in einem Elfenbeinturm ist entwicklungsfeindlich - für die Persönlichkeit und den Intellekt, weil eben entsprechende Rückmeldungen oder andersartiger Input fehlen. Intellekt setzt sich doch zusammen aus Wissen und beständiger Entwicklung.
Meine Einschätzung ist, dass viele intelligente Menschen ein eher überdurchschnittliches Gerechtigkeitsempfinden besitzen. Viele denken sogar eher schlecht von sich, gehen verirrt durch die Welt mit einem Gefühl der Selbstunterschätzung, des Nicht-OK-Seins, einem Gefühl der Unfähigkeit, Teil der Menschheit zu sein.
Das kann auf Dauer zu verstärkter Isolation führen, die sich in verschiedenen Ersatzmustern wie ein gekünstelt elitäres Verhalten, Drogemissbrauch oder seltsamen Eigenbrödler-Dasein (Einsiedler) zeigen kann. Diese führen letztlich zu nur noch mehr Isolation, Distanz und Leere.
Bei mir selbst hat erst die Erkenntnis und Anerkennung meines geistigen und seelischen Vermächtnisses dazu geführt, mich mit mir selbst auszusöhnen und den Menschen wieder begegnen zu können, indem ich mein wahres Wesen nicht mehr versteckt, sondern offenbart habe - doch jedem nur das, was er verdauen kann. Bestimmte Kostbarkeiten sind dann eben anderen geistig-seelischen Juwelen vorenthalten. Ganz nach dem Motto: Die Perlen nicht vor die Säue werfen! (Und dann irritiert festzustellen, dass diese nicht geschätzt werden [können])
Ich denke, viele haben sich schon sehr tief in der Welt veirrt, ihr eigenes Selbst nie gelebt und für sie ist es schwierig, wieder sich selbst und damit einen Platz in der Welt zu finden. Viel Mut und eine innere Reisebereitschaft sind notwendig, mit seinen Schätzen ein Teil der Welt zu werden.
„
4. Unter Intellekt versteht man häufig nur analytische Schärfe, eine rasche Auffassungsgabe, die Fähigkeit zu vernetztem, komplexen und strategischen Denken. Gehören zu einem gesunden Geist nicht z.B. auch emotionale Intelligenz, praktische und soziale Intelligenz? Das Gesamtpaket sollte doch das Ziel für jeden Menschen sein, oder?
Ich halte isolierte Hochintelligenz eher für die Ausnahme, in der Regel scheinen mir bei der sehr kreativen Gabe stets in allen Facetten feinere Antennen, tiefere Schichten vorhanden zu sein.
Ob sie gelöst und zugelassen werden können, ist hingegen eine ganz andere Sache. Gerade die Fähigkeiten, die durch bestimmte Erlebnisse empfindlich getroffen worden sind, können aus Schmerz verdrängt und versteckt worden sein - und damit ihrer Entfaltung und ihres Potentials beraubt. Und gerade so können scheinbar sehr scheinbar unvollständige Pakete bestimmte Persönlichkeiten dominieren, wobei die anderen Facetten nur nicht ausgepackt worden sind.
„
5. Intellekt, Kreativität und "thinking outside the box" korrelieren in hohem Maße miteinander. Welche Auswirkungen hat das auf den Sex? Im Klartext: vögeln intelligente Menschen "besser" oder eben anders als andere?
Intelligente, Kreative ... verschiedenschichtig Intensive - hier ist mehr Potential gegeben. Doch wie im vorigen Absatz beschrieben, hängen die Möglichkeiten davon ab, ob diese innewohnenden Fähigkeiten ihren Raum bekommen, sich zu zeigen und zu entwickeln.
Wenn nicht, mögen solche Menschen gerade die am besonders Verkrampften und Gehemmten sein, die möglicherweise sogar bis zur Selbstverleugnung ihre Fähigkeiten abstreiten und in ihrem inneren Kerker eingesperrt bleiben.
Werden die Fähigkeiten jedoch freigelassen und dürfen im Spiel des Lebens ihrem Raum einnehmen, dürfen auch hier sich Qualitäten entwickeln, wie man sie ebenfalls nur selten findet. Sex, der die Seele des Gegenübers empfindet, sieht, abholt, mitnimmt, mitreißt ... Tänze von Empfindungen und Gefühlen, die neue Welten eröffnen, die bisher verschlossen waren. Alles so gefühlt selbstverständlich und doch neu und aufregend. Lebendiges Spiel. Lebendigkeit. Leben. Sein.
„noch ein Punkt
6. haben überdurchschnittlich intelligente Menschen nicht auch eine überdurchschnittliche Verantwortung gegenüber der Gesellschaft?
Indirekt ergibt sich hier ein Ja. Ein verstärkter Gerechtigkeitssinn, eine erhöhte Fähigkeit zu konstruktiver Gesellschaftsgestaltung ... und letztlich das erhöhte Harmoniebedürfnis, führen letztlich automatisch dort hin.
Jedoch nur dann, wenn vor der eigenen Türe gekehrt, die Fähigkeiten befreit ihrem Raum haben und sich liebevoll entfalten dürfen. Dann wird dieser Mensch allein durch sein Dasein und sein Leben, die Gesellschaft automatisch zu einer besseren Welt machen. Dieses Gesetz gilt letztlich für alle Menschen.
Einer gepeinigten Seele hingegen, verirrt und einsam, wird weder fähig sein, sich selbst vollkommen wahrzunehmen, noch die Gesellschaft. Sie wird der Gesellschaft ebenso schädlich sein, wie sich selbst.
„
So, das fiel mir mal adhoc ein.. Was interessiert euch?
Ich habe Lust, den Raum für meine Fähigkeiten noch zu erweitern, gehe ich doch noch in einigen Bereichen sehr sparsam und zurückhaltend damit um.
Zwei ebenso seelische Gegenüber können vergleichsweise leicht allein durch ihr Sein, das Gegenüber ermuntern, die Flügel weiter zu öffnen und höher zu fliegen.
Weil ich in Dir einen inspirierenden Flugpartner dafür sehe, hatte ich Lust, auf Deine Fragen einzugehen. Vielleicht kreuzen sich unsere Flüge(l), wär's selbst nur ein sanftes Streifen.
Beflügelt inspirierte Grüße