Perfektion
ist unrealistisch, da gebe ich dir vollkommen Recht. Und es ist sicherlich auch so, dass sich viele Menschen auf einem oder 2 Gebieten eher profilieren können, als auf anderen. Aber, solange das Gehirn nicht durch irgendwelche Schäden beeinflusst worden ist (die können schon pränatal erfolgen), ist es gesund und leistungsfähig - in einem für uns heute noch nicht mal im Ansatz bekannten Ausmaß.
Ich stehe "gemessenen" IQ Werten jeder Art kritisch gegenüber. Als Psychologin ist mir die gesamte Testtheorie gut vertraut. Gemessen wird, wovon Wissenschaftler denken, dass es relevante Variablen zur Untersuchung eines definierten Verhaltens sind. Ob die Messergebnisse dann noch reliabel und valide sind, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Es gibt eine Vielzahl etablierter Verfahren, die aber alle einer bestimmten Definition von Intelligenz folgen, auf die man sich vor vielen Jahren mal geeinigt hat. Mir sind leider keine Tests bekannt, die den Lebenserfolg im Vergleich zu den Intelligenzquotienten messen. Und genau das ist der Punkt. Es gibt Untersuchungen, die den Schulerfolg mit dem Lebenserfolg vergleichen - und erstaunlicherweise sind es nicht unbedingt die besten Schüler, die später große Erfolge zu verzeichnen haben. Was sicherlich auch ein dunkles Licht auf unser Bildungs- und Erziehungssystem wirft...
Jedes Gehirn kann sich entwickeln. Es ist wie ein Muskel, Training führt zu einer Verbesserung der Leistungen. Allerdings scheint es Schwerpunkte zu geben. Ich kenne eine Vielzahl von Menschen, die mathematisch-logisch sehr begabt sind, andere mehr musisch-künstlerisch und wieder andere eher sprachlich oder sozial. Dennoch haben wir nur 2 Gehirnhälften, die, wenn sie gut zusammen arbeiten, auf jedem der genannten Gebiet gute Leistungen erbringen können. Niemand ist prinzipiell für "die Schüppe geboren".
Es ist eine Frage der Förderung und Erziehung unserer Kinder, wie sich Intellekt und Fähigkeiten entwickeln. Je mehr unterschiedliche Eindrücke jemand sammeln darf und je mehr man sich interdisziplinarisch mit Themen auseinandersetzen kann, desto erfreulicher entwickeln sich Gehirnleistungen.
Es wird immer Menschen geben, die gemäß der Gaußschen Normalverteilungskurve in den Randbereichen liegen. Für einen Teil bedeutet das eben die Fähigkeit zu außergewöhnlichen Leistungen - aber es ist wissenschaftlich immer noch strittig, welchen Einfluss genau Genetik und soziales Umfeld haben.
Eine ganzheitliche Sicht auf die Dinge und eine entsprechende Förderung unserer Kinder sollte nach meiner Überzeugung zu Menschen führen, die mathematische Probleme erfolgreich lösen können, aber auch einen Nagel sauber in die Wand kriegen.