Ich denke, die Frage ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.
Ich bin jedoch nicht sicher, ob "Verantwortung" das richtige Wort ist, für das, was ich als den Kern Deiner Frage verstehe. Verantwortung hat ja grundsätzlich zwei Zeitebenen. Einmal in die Vergangenheit, da ist sie mit Schuld verknüpft. Ich habe etwas getan oder unterlassen und dafür muss ich gerade stehen.
Wenn es auf die Zukunft bezogen ist, dann ist es eher mit Pflicht verbunden. Muss ich mich einbringen für die Gesellschaft?
Die analytische Philosophie unterscheidet zudem supererorgatives Handeln von Handeln für das ich eine Pflicht formulieren kann. Beispielsweise gilt es im Sinne des "Leben können nicht gegeneinander aufgerechnet werden" als nicht verpflichtend sein eigenes Leben zu riskieren, um ein oder hundert anderes zu retten. Jemand, der dies tut, geht über die Pflicht hinaus.
Zudem gilt in der Regeln: Jeder Forderung nach einem Sollen muss ein Können korrespondieren. Es ist also unethisch jemand zu etwas zu verpflichten, was er/sie gar nicht leisten kann. Anders ausgedrückt: Überforderung ist unethisch.
Die erste Frage wäre also, ob überdurchschnittlich Intelligente überhaupt mehr leisten können als Menschen mit normaler Intelligenz? Bei Reichtum ist es ja eine Frage von Zahlen und es ist nachvollziehbar, dass jemand der eine Milliarde Euro besitzt mehr Schultern kann als jemand, der keine Ersparnisse hat.
Doch wie ist das mit Intelligenz? Ist das ein "Kapital", ein "Konto" von dem sich mehr abbuchen lässt?
Oder ist es nur ein "Enabler", der es leichter macht Kapital anzuhäufen.. oder wie Gernot2 richtig einwirft: Wenn die Intelligenteren nicht an der Macht sind, können sie auch nichts übernehmen.
Wenn Intelligenz, wie ich glaube, nur ein Türöffner ist, um z.B. Reich zu werden oder mächtig zu werden und kein direktes Kapital darstellt, mit dem etwas zu schultern wäre, dann wäre die Antwort: nein. Ein armer, einsamer, machtloser Mensch, der zufällig intelligent ist, kann nicht mehr gesellschaftliche Verantwortung tragen als jemand, der weniger intelligent ist.
Die Frage ist, ob das Deine Intention war LaMagicienne, oder ob es Dir eigentlich um eine andere Frage ging. Nämilch ob überdurchschnittlich intelligente Menschen nicht auch eine überdurchschnittliche Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben Macht und Geld auf sich zu vereinen, weil sie damit besseres bewirken können als andere?
(Hierbei geht es mir nicht nur um politische Macht. Ich gehe von einem breiten Machtbegriff auf im Sinne von Wirkmächtigkeit und Veränderungspotenzial in der Welt. Buchautor*innen können somit Macht entfalten, Journalist*innen, Aktivist*innen, Religiöse Autoritäten etc.)
Lg
Brynjar