Mein Fluch (siehe Thema) ist, dass ich mich danach sehne, eine Beziehung zu finden, in der ich genau diesen Abstand überwinden kann... weil ich mich nach Geborgenheit sehne... und will, dass mich jemand hin ud wieder mal ganz, ganz eng festhält.
Das kann ich verstehen... ich habe viele schlaflose Nächte hinter mir, in denen ich es gehasst habe, allein zu sein und meine Empfindungen und Gedanken nicht teilen zu können. Mein Kopf schwirrte vor Gedanken, die ich für mich behalten musste, weil es niemanden gab, der sie verstand... und wenn wenigstens jemand da war, der mich festhielt, mir das Gefühl hab, in diesem Sturm verzweifelter Sehnsüchte nicht davon geweht zu werden, dann hatte ich wenigstens die Hoffnung, irgendwann Die Richtige(TM) zu finden. Ich klammerte mich an diese Hoffnung und an die Person, die sie mir gab, wodurch ich Momente ekstatischer Nähe erlebte - bis ich wieder ins Bodenlose stürzte und das Spiel von vorn begann. Jedesmal erhoffe ich mir von meiner Partnerin Perfektion und wollte, dass diese Suche endlich ein Ende hatte.
Irgendwann war sie auch zu Ende. Ich begriff, dass ich, seitdem ich das erste Mal verliebt gewesen war, Angst davor hatte, verletzt zu werden. Seither hatte ich riesige Ansprüche an meine Partnerinnen, die mich auf keinen Fall enttäuschen sollten, und auch an mich selbst, denn ich wollte von Mrs Right ja nicht abgelehnt werden. Als mich diese Erkenntnis gefunden hatte, fing ich an, Schritt für Schritt sämtliche Ängste abzubauen... Angst vor Ablehnung, Angst um anderer Leute Gefühle, Angst vor Verletzungen, Angst vor Bösem, jede Angst. Ich schluckte meine Ängste nicht einfach herunter, sondern stellte mich ihnen. Und ich wurde abgelehnt, wurde verletzt, habe Andere verletzt und war ganz und gar nicht eisern oder cool. Es tat anfangs verdammt weh, aber ich war tapfer genug, den Schmerz zuzulassen und ihm zu begegnen... und es war berauschend. Ich war jeden Tag so stolz auf mich, denn auch wenn ich scheinbar nichts erreichte, so bin ich endlich nicht mehr davongelaufen.
Irgendwann hatte ich keine Angst mehr, auf Leute zuzugehen oder Gefühle zu zeigen und auf einmal tat Ablehnung nicht mehr weh, weil ich wusste, dass ich einfach zur nächsten Person gehen kann. Plötzlich war ich wirklich cool... nicht auf die verleugnende, gefühlskalte Art, sondern auf die ehrliche, offene Art eines Menschen, der sich restlos selbst akzeptiert.
Was ich gelernt habe, ist vor Allem Folgendes:
Wenn wir versuchen, glücklich zu sein, indem wir schlechten Gefühlen ausweichen, machen wir uns unglücklich. Es wird glückliche Momente geben, doch nicht ohne einen bitteren Beigeschmack, den man erst im Nachhinein bemerkt.
Die Kunst ist, mit ganzem Herzen hinter Allem zu stehen, was wir tun, all unsere Gefühle (auch die dunklen, verletzenden und die schwachen, verletzlichen) in jeden einzelnen Moment zu stecken. Dadurch bekommt man nicht sofort das berauschende Gefühl unbändigen Glücks, aber eine entspannende Zufriedenheit, eine Art leichtes Kribbeln in der Nähe des Solar Plexus. Und oft wird dieses Kribbeln stärker und verwandelt sich in genau dieses Glück. Ein liebes Wort, eine flüchtige Berührung mag da schon reichen. Früher hatte ich dieses Gefühl nur wenn ich verliebt war. Jetzt bin ich in das Leben selbst verliebt.
Mittlerweile habe ich viele Menschen gefunden, die mir nahe sind.
Vor ner Woche habe ich über ein Hobby eine junge Frau kennengelernt. Wir haben zwar schon öfter ein paar Worte gewechselt, aber an dem Tag tauschen wir unsere E-Mail-Adressen aus, schrieben miteinander, dann telefonierten wir und machten zahlreiche Verabredungen aus. Ich will weder mit ihr schlafen noch mit ihr zusammen sein - und was sie will, frag ich nicht, sie hat nen Freund und kann den ruhig behalten. Sie steht mir trotzdem so nahe wie früher nur meine Partnerinnen und meine besten Freunde und sie vertraut mir Geheimnisse an, die sie noch niemals jemandem erzählt hat, nichtmal ihrer besten Freundin... innerhalb einer Woche!
Am selben Abend habe ich mit drei weiteren Frauen massiv geflirtet und hab auch gemerkt, wie sehr ich ihnen den Kopf verdreht habe. Ich hab mir ihre Nummern geben lassen (auch sie haben Beziehungen, ist aber nicht meine Sache, sondern ihre) und werd mal schauen, was ich von ihnen haben will.
Ich habe nie darum gebeten, dass irgendeine dieser Frauen nett zu mir ist. Ich war einfach nur glücklich, habe offen und ehrlich mit ihnen geredet und schon hatte ich sie mit meiner gelassenen, positiven Art verzaubert.
Seit ich aufgehört habe, mein Glück von Anderen abhängig zu machen, zieh ich Menschen an wie das Licht die Motten.
Ich will nie wieder zurück in die Dunkelheit, denn es ist wunderschön im Licht. All das, was mir früher so schlimm gefehlt hat, habe ich jetzt, gerade weil ich es nicht brauche, sondern mich bloß darüber freue. Das Einzige, was ich noch an meinem Leben ändern will, ist die Wandfarbe in meinem Schlafzimmer. Türkis wär schön....
Oh, doch einen Haken hat das Ganze: Ich werde niemals genug Zeit für all die schönen Dinge haben, weil 24h einfach viel zu kurz für einen Tag sind
Vor ein paar Jahren hätt ich nie gedacht, dass mich jemand mal als Optimisten bezeichnen würde, aber hin und wieder tun das Leute. Die haben aber nicht verstanden, worum es mir geht, denn ich bin immernoch verdammt zynisch und überheblich. Es ist bloß für Viele sehr verwirrend, dass ein so fieser Mistkerl so verdammt glücklich sein kann.