Ich finde die Ideen zu Evolution und Geschichte sehr interessant... Die Blütezeiten menschlicher Kultur und Wissenschaft waren tatsächlich jene, in denen das vorherrschte, was wir heute als Unterdrückung und Ausbeutung der unteren Schichten bezeichnen würden. Aufgabenteilung bewährt sich als menschliches Überlebensprinzip.
Als Organisatoren machen sich intelligente Menschen nunmal sehr gut und ich denke, wenn wir diesen unseren Platz auch einnehmen, hören die Probleme auch auf. Verantwortungen hat Jeder wahrzunehmen, Herrscher wie Diener. Die Kunst ist es, sich daraus jene Pflichten zu wählen, die man am besten erfüllen kann. Dem Denker fällt das Herrschen einfach leichter als das Dienen, beim Proleten ist es umgekehrt.
Dany,
Okay, jetzt versteh ichs. Danke für die Erläuterung
Nein, so schnell lass ich die mich umkreisenden Leute nicht fallen. Wie ich sagte, ich bin nicht nachtragend, sondern lass meine Emotionen sofort raus. Wer sich daneben benimmt, bekommt erstmal Contra (schlagfertige Antwort) oder wird zurecht gewiesen (Appell ans Gewissen). Vollständig entfernt wird nur, wer dauerhaft nervt. Ich schmeiß doch keine 2jährige Freundschaft weg, bloß weil jemand mal unfreundlich zu mir ist. Das wär nicht nur bedauerlich, sondern auch noch selten dämlich. Schließlich sind Menschen, die mir vertrauen und mir bereitwillig meine Bedürfnisse befriedigen, meine wertvollste Ressource.
Jeder bekommt von mir jederzeit die Chance, meine Bedürfnisse zu befriedigen, egal, welche Vorgeschichte da existiert. Nur wenn sich jemand selbst für bestimmte Bedürfnisse disqualifiziert (z.B. nicht vernünftig mit mir redet oder zu schlecht fürs Bett aussieht), wird dieser Teil der sozialen Bindung vorerst eingestellt.
Natürlich weiss ich nicht genau, wie jmd auf meine Worte und Handlungen reagiert. Das macht aber nichts, weil das Ergebnis meiner Handlungen irrelevant ist. Wenn ich ein Gespräch eröffnen will, eröffne ich ein Gespräch. Wenn ich eine Person küssen will, küsse ich diese Person. Egal, welche Reaktion folgt: Das Bedürfnis ist gestillt.
Es ist ja auch nicht so, dass ich ein Fremdkörper in diesem System bin. Ich bin nicht der Typ, der die Knöpfe drückt, sondern eines der Zahnräder der Maschine. Das Verlangen, jmdn zu küssen, kommt ja nicht einfach aus dem Nichts. Normalerweise ist das dann ja auf beiden Seiten vorhanden, weils das Ergebnis einer ziemlich komplexen Prozedur ist, während der beide Seiten Informationen austauschen.
Das ist ja gerade das Großartige: Da meine Bedürfnisse im "Normalzustand" gestillt sind (Grundzufriedenheit), erwachsen meine Bedürfnisse erst aus Kommunikation - und nur dann, wenn sie kurz darauf sowieso gestillt werden. Ich habe niemals ein konkretes Ziel vor Augen, sondern schaue einfach nur, was passiert und welche Chancen sich bieten.
Natürlich bedeutet das, dass jene Menschen, die mich am glücklichsten machen, auch die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Das gebe ich gern offen zu.
Relevant ist das für Freundschaften weniger als für solche Bindungen, in denen Bedürfnisbefriedigungen an Restriktionen gekoppelt werden, namentlich monogame Paarbeziehungen. Ich hatte hin und wieder eine und bin immernoch offen dafür, auch wenn ich keine Notwendigkeit mehr darin sehe.
Ist ja auch nicht so, dass ich übermäßig rumhuren würde (nur ein bisschen) oder das sogar müsste. Eine Frau muss mir schon Lust auf Sex - mit ihr(!) - machen, wenn sie mich rumkriegen will. Von allein passiert da garantiert nichts. Und wenn es jmd schafft, dass ich von Monogamie (mit ihr) keine Bauchschmerzen bekomme, prüfe ich das Angebot gern.
Ich halte Monogamie als Selbstzweck einfach für herzlich sinnlos. Ich will niemandem absprechen, in einer solchen Beziehung zu leben. Es ist bestimmt ganz süß, Haus, Garten und 1,5 Kinder zu haben, nur sieht meine Lebensplanung etwas anders aus.
Um zur Analogie des Dichters zurück zu kommen:
Was nützt es, sich trotz Schreibblockade abzumühen? Es ist viel besser, sich ganz entspannt ans Werk zu begeben und zu schauen, wie sich die Worte fast von selbst zusammenfinden. Wenn die Muse den Dichter nicht küsst, sollte er sich ne Auszeit gönnen. Früher oder später kommt die Inspiration, vielleicht für dieses Werk, vielleicht für ein anderes.
Musik mach ich auf die selbe Weise. Manchmal verbring ich eine ganze Nacht damit, an einem Stück zu feilen, manchmal lass ichs auch einfach. Zwischendurch beim Basteln höre ich mir das Zwischenergebnis an und lass mich einfach von Ideen und spontanen Einfällen leiten. Erst am Ende weiss ich, was draus wird. Wenn ich Klamotten entwerfe und nähe oder ne Skulptur zusammenschweiße, ists ähnlich.
Ich bin ein Laie auf diesen Gebieten, aber kann mir nur schwer vorstellen, dass irgendein Künstler gut unter Druck arbeiten kann. mMn unterscheidet das Kunst vom bloßen Handwerk.
Ähnlich seh ich zwischenmenschliche Bindungen. Wenn man sich ohne tiefe Begeisterung dahinter klemmt, funktionieren sie vielleicht, aber Emotion, die Romantik des Augenblicks und die Seele der Beziehung bleiben auf der Strecke. Der Gedanke stimmt mich traurig. Ich würde lieber beiseite gelegt werden als eine lästige Pflicht zu sein. Ich will doch nichts weiter als eine gute Zeit haben... in traurige Augen sehen oder Bitterkeit an jemandem schmecken zu müssen will ich mir nicht antun. Ich muss es so schon oft genug, weil irgendwelche Idioten ihre Beziehungspartner kaputt machen. Diese Beziehungen funktionieren - irgendwie -, aber sie haben kein Herz.
Ich bin normalerweise da, wenn mich jemand braucht, weil es mir ein gutes Gefühl gibt, Vertrauen zu bekommen, meine Gedanken mitzuteilen und jmdm nah zu sein. Aber wenn dieses Gefühl nicht da ist, dann macht es keinen Sinn zu kämpfen. Wer Nähe nicht geben will oder kann, der bekommt halt den Abstand, der angenehm ist. Später kann diese Nähe auf beidseitigen Wunsch ja wiederhergestellt werden.
Ich mag Nähe, auch schmerzhafte, aber sich im Arm zu halten, um sich zu betäuben und nichts zu spüren, weil man sich nicht in die Augen sehen kann, fühlt sich falsch an. Ich kann mit Schmerzen umgehen, sogar sehr gut, und habe keine Angst vor ihnen, aber es ist wichtig zu wissen, wann etwas vorbei ist.
Wenn jemand seinem Partner fremdgeht, es ihm verschweigt und Stille zwischen den beiden herrscht, ist dieser Zeitpunkt längt verpasst. Er war es schon bevor die Person fremdgegangen ist. Trotzdem zusammen zu bleiben erscheint mir so falsch, dass ichs schon von Außen kaum mit ansehen mag. Das ist nur ein Beispiel, es gibt endlos viele. Wie kann man nur für flüchtige Momente des Glücks sein Leben mit einer solchen Beziehung ruinieren? Das erscheint mir dumm und töricht. Glück gibt es überall, Zufriedenheit hingegen ist kostbar.
Die Nähe, die Vertrautheit, das Glück habe ich nämlich, nur ohne den Zyankali-Geschmack von Angst und Eifersucht. Ich habe von den tollen Dingen wahrscheinlich sogar mehr als die meisten Anderen, weil ich mehreren Leuten so sehr vertrauen kann wie Andere nicht einmal ihrem Beziehungspartner.
Ist es daher nicht eine gewaltige Dummheit, nur einer Person zu vertrauen, nur einer Person nahe zu sein, nur eine Person zu lieben? Wie kann ein menschliches Herz so klein und verkümmert sein, dass - wenn überhaupt - nur eine einzige Person hineinpasst? Ich glaube, das geht nicht, denn ich habe ja auch in vielen Herzen einen Platz.
Wir Hochbegabten sind ja sowieso oft sehr emotional. Wie soll eine einzelne Beziehung da reichen, um all die Liebe schenken zu können, die wir in uns tragen?