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Intelligenz als Fluch?

********i_sn Mann
52 Beiträge
@Glasherz
Das ist Platonisches/Aristotelisches Denken - ein jeder nach seinen Befähigungen - der eine ist Sklave ob seiner Sklavennatur und die Griechen herrschen ob ihrer Herrschernatur und darin unterschieden noch verschiedene Klassen...

Im Prinzip kann man gegen "jeder nach seinen Befähigungen" abstrakt nicht viel sagen. Konkret ist mir aber ein nicht ganz so intelligenter Humanist als Anführer lieber als ein hochintelligenter Misanthrop.
Kein Mensch ist klug genug, um mit Sicherheit zu wissen, was richtig und was falsch ist. Da ist mir Gesinnung im Endeffekt wichtiger als "Intelligenz-Herrschergene". Insofern halte ich es eher mit Perikles als mit Platon...
*******pion Frau
136 Beiträge
Mal zurück zur Anfangsfrage "Intelligenz als Fluch"
Ja, ich denke schon, dass es teilweise ein Fluch ist, einen hohen IQ zu haben. Insbesondere bei Kindern führt das zum Teil zu erheblichen Problemen, die ohne fachliche Hilfe auch für die Eltern oftmals nicht zu bewältigen ist.

Ich habe meinen Sohn im Alter von 13 Jahren in letzter Sekunde vor einem Suizid bewahrt. Ich konnte ihn im letzten Moment noch greifen, sonst wäre er aus dem Fenster gesprungen. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bekannt, wo sein und auch mein IQ liegen.

Ich hatte nur bereits sehr früh - schon im Kleinkindalter - gemerkt dass mein Sohn anders war als andere Kinder, wesentlich schwieriger aber eben nicht dumm. Ich habe zum Glück den Weg gewählt, mir Hilfe zu holen. Erst im Alter von 15 Jahren kam dann eine Pädagogin auf die Idee eine IQ-Testung durchzuführen. Das war der Durchbruch aber auch eine sehr schwierige Zeit. Denn als wir das Ergebnis hatten sollten auch mein zweiter Sohn und ich eine IQ-Testung durchlaufen.

Danach haben wir noch eine ganze Zeit Unterstützung und Hilfe gehabt. Mein Sohn wäre definitiv vollkommen abgeschmiert, wenn wir das nicht herausgefunden hätten. Er ist inzwischen 19, macht die Ausbildung mit Bravour und hat endlich auch Freunde. Es geht ihm richtig gut. Aber er hat immer wieder Phasen, in denen er so richtig zusammenbricht. Da helfen dann nur lange ruhige Gespräche, Erklärungen.

Auch mein Leben hat sich seither sehr verändert. Wenn man es einmal weiß und sich damit auseinandersetzt, dann versteht man erst viele Dinge, die einem vorher vollkommen unklar waren und die einen immer wieder irritiert haben.

Wer hingeht und sagt, Menschen mit einem hohen IQ sind bessere Menschen, der hat keine Ahnung, wovon er redet. Ein hoher IQ macht es einem sicherlich in einigen Lebensbereichen leichter, aber eben auch in gleichem Maße in anderen Bereichen schwerer. Allein die andere Wahrnehmung und die oftmals dadurch vorhandene Informationsüberflutung können einem das Leben zur Hölle machen.

So ist es oftmals typisch, dass Hochbegabte z.B. Schwierigkeiten mit der Führerscheinprüfung haben. Viele schaffen den Führerschein - praktisch - nicht im ersten Anlauf. Mein Sohn wollte schon aufgeben, nachdem er zweimal durchgerasselt war.

Also, Hochbegabung ist sicherlich manchmal durchaus ein Fluch. Nicht umsonst sind gerade so viele Hochbegabte in psychologischer Behandlung.
********i_sn Mann
52 Beiträge
=(
Ich saß auch schon auf der Fensterbank.

Aber ich bin noch hier und bin auch nicht Amok gelaufen...

Schwein gehabt!
Ich bin ein spätentdeckter mit einer scheiß Kindheit. Mein Bruder ist HB und hat bis heute sein Leben nicht im Griff. Drogen und Alkohol bestimmen sein Leben. Meine Tochter liegt in einem Prozentbereich von über 99%. Ich habe schon alles mögliche mitgemacht. Das schlimmste waren aber die Selbsthilfegruppen, von Eltern mit HB-Kindern. Diese ständige jammern, wie schlecht es gerade ihren Kindern geht. Unterhaltet euch doch mal mit Eltern, deren Kinder eine Lebenserwartung von nur ein paar Jahren haben, oder mit Eltern von behinderten Kindern, oder mit Kindern von alkoholabhänigen Elternteilen, oder mit Lehrern, welche Schüler unterrichten, welche nie einen Schulabschluß schaffen werden, weil sie zu doof sind, oder mit den 800.000 Kindern, welche jedes Jahr an Malaria sterben.
Nehemen wir uns doch bitte nicht zu ernst. Jedes Leben kann ein Fluch oder ein Segen sein. Egal wie der IQ ist.
********i_sn Mann
52 Beiträge
Das ist ein Allgemeinplatz @*******ark!
Es geht bei solchen Aussagen wie "Intelligenz ist ein Fluch!" doch wohl eigentlich eher um statistische Besonderheiten, die mit Intelligenz korrelieren, bzw. sogar von ihr verursacht werden.
Dass man nicht wirklich weiß, wie's anderen geht, ist klar... man kann ja nicht einfach das eigene Selbst mit dem des anderen überschreiben.
Und dass das Hemd näher als die Jacke ist, sprich: die Probleme des eigenen Kindes immer die schlimmsten sind, geht auch allen Eltern so, die nicht gerade soziopathische Tendenzen zeigen.

Und trotzdem:
Nur weil's vielen Leuten schlimmer geht, heißt das nicht, dass man gut dran is. Gemessen wird am Normalen/Schnitt. Und da ist -1 immer noch negativ. Ich ärger mich auch über die Jammernden, denen es viel besser als mir geht und setze mich für die ein, denen es schlechter geht.
Aber das ist ja nur meine subjektive Perspektive, die sich aus meiner relativen "Schicksals"-Position ableitet... (Schicksal als Lebensumstände, nicht als Vorherbestimmung)
*******pion Frau
136 Beiträge
Ich wollte mit meinen Ausführungen sicherlich nicht so rüberkommen, dass es uns schlecht geht. Aber es ist doch wohl Fakt, dass man als Hochbegabte bzw. auch mit hochbegabtem Kind mit anderen Problemen und Situation konfrontiert wird als "Normalos".

Um Himmels willen, es geht uns gut, sogar sehr gut und ich kann mich den Ausführungen von Konterfei da nur anschließen. Es ist aber doch so, dass die Umwelt denkt: "Hochbegabt, oh je, die sind ja was besseres!" und das ist nicht an dem. Klar hat ein Hochbegabter in einigen Lebensbereichen sicherlich Vorteile, aber als Segen würde ich eine Hochbegabung sicherlich nicht bezeichnen wollen.

Ich denke, egal, welche Besonderheit, Behinderung oder Krankheit man hat. Irgendwie kann man sich mit den meisten Dingen arrangieren. Gut, eine schwere geistige Behinderung oder eine schlimme oder sogar tödliche Krankheit sind natürlich als weitaus schlimmer einzustufen und eine wesentlich höhere Belastung, aber daran wird es ja eben nicht gemessen.

Hochbegabte sind nicht automatisch bessere Menschen und haben halt so ihr eigenes Päckchen zu tragen, welches eben nicht immer nur Segen ist. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Nicht mehr und nicht weniger.
*******tor Mann
176 Beiträge
Nicht jammern, sondern freuen
Wenn ein positives Attribut, wie Intelligenz hier im Kontext Fluch, Suizid, etc. abgehandelt wird, dann rollen sich mir die Fußnägel auf. Erinnert mich an die Klagen sehr attraktiver Frauen, die ihr Äusseres auch gern mal als Nachteil apostrophieren. So nach dem Motto: man will ja nur meinen attraktiven Körper, der zudem noch den Blick auf meine vorhandenen tollen inneren Werte verstellt.
Das Argument missverstandener HB-Kinder kann ich durchaus nachvollziehen. Aber in der Regel haben HB-Kinder auch ein oder zwei HB-Elternteile. Die sollten aus eigener Erfahrung wissen, was es bedeutet HB zu sein und wie man damit umgeht.
Also begreife ich Intelligenz bei mir und vor allem bei meinen Kids als Geschenk und freue mich *freu*
Gebe aber gern zu, dass mir möglicherweise ein paar IQ-Punkte fehlen, um in die Fraktion der Depressiven, Betroffenen und Suizid-gefährdeten aufgenommen zu werden *liebguck*
********unkt Mann
190 Beiträge
zum Glück...
haben meine Eltern mich, ohne jemals das Wort HB mir gegenüber in den Mund zu nehmen, groß werden lassen. Sie haben mich in meinem
"anders sein" unterstützt und gewähren lassen. Eine Wertung im Vergleich mit anderen haben sie auch nie ausgesprochen, und somit durften meine Geschwister und Ich, als "Normalos" die ein wenig anders ticken, groß werden.
Wirklich leiden musste ich nicht darunter, da es für mich normal war.
Gelitten habe ich mehr unter den anderen Inhalten meines Päckchens, daß ich von Anfang an mit auf den Weg bekommen habe. Meine "andere Wahrnehmung" hat die daraus resultierenden Symptome verstärkt.
@HotScorpion
ich wollte dich auch nicht angreifen. Ich kann das alles gut nachvollziehen, da ich in der gleichen Klemme stecke und die Probleme mit meiner Tochter, gerade nicht in den Griff zu bekommen sind. Ich könnte Bücher schreiben, hab aber keine Kraft und Lust mehr dazu. Ich wollte nur mal an den anderen Blickwinkel erinnern.
Wir dürfen uns bei Problemen nicht nur in den Blickwinkel HB zurückziehen.

LG Whaleshark
*******pion Frau
136 Beiträge
@whaleshark
Wenn die Probleme mit Deiner Tochter zu groß werden kann ich Dir nur dringend raten, die Hilfe zu holen. Über das Jugendamt kannst Du kostenlose Hilfe zur Erziehung über einen ambulanten Anbieter erhalten. Uns hat das sehr geholfen, wobei zu dem Zeitpunkt bei uns die HB noch nicht bekannt war.

Die können unterstützen, helfen und uns hat das sehr viel gebracht. Ich bin so überzeugt von dieser Form der Hilfe, dass ich heute genau in der Firma als Sekretärin arbeite.
@HotScorpion
Danke für die Tipps, haben wir aber alles schon hinter uns.
Hochbegabtenhilfe, Jugendamt, Familientherapeutin, Jugendpsyschologen, Schulpsychologen, Therapeuten, Selbsthilfegruppen, Massen von Büchern und Heften. Ich gönn ihr jetzt einfach den Absturz, den ich hinter mir habe und versuche es in geregelten Bahnen zu halten. Meine Tochter, sagt auch offen, dass sie nicht therapierbar ist bzw. wir sowieso nichts machen können, weil sie nur macht was sie will. Und weißt du was, trotz allem geht es der ganzen Familie jetzt besser. Ich kann doch nicht die Kindheit nur mit Beratung und Therapie prägen.
Intelligenz ist...
nicht zu sehr darüber zu reden und es anderen Menschen unter die Nase zu halten...;-)

das erspart viel Neid und auch viele Diskussionen;-)

Viele Männer bekommen Angst vot intelligenten Frauen.....woran das wohl liegen mag?
********i_sn Mann
52 Beiträge
weil
sie es selber nicht ausreichend sind und es die Norm in der Gesellschaft gibt, dass der Mann der dominierende Part in einer monogamen Partnerschaft sein müsse.
Frauen sind dabei vermutlich die eigentlichen Motoren dieser Norm - zumindest wenn man dem Studioexperiment in "Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit" glauben kann. Und ich sehe keinen Grund warum nicht.

Warum das allerdings so ist, da kann ich nur raten. Vielleicht weil Frauen die Partnerwahl kontrollieren und so das meiste für sich rausholen wollen und das zur gesellschaftlichen Norm geworden ist? =/
Vielleicht ist es auch eine Art kollektiver Druck zur "guten Partie" und inhärent mangelndes Selbstbewusstsein, die Frauen anerzogen werden. Wer kann das schon sagen?
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