Ja, aber...
Also generell bin ich völlig bei sparklings. Aber - und das ist ein großes aber - es gibt da sehr wohl noch drei Dinge zu bedenken.
Erstens: man kann nicht nicht beeinflussen, das ist nicht möglich. Jedes Verhalten hat manipulativen Einfluss auf sich selbst und auf den oder die anderen, die dieses Verhalten neutral mit- oder als Adressat abbekommen.
Zweitens: zur strategischen Planung, ob nun im beruflichen oder privaten oder auch zwischenmenschlichen Kontext, gehört zwangsläufig die Berücksichtigung der Reaktionen des oder der anderen. Sonst wäre es ja keine Strategie. Ganz egal, ob ich eine Werbekampagne starte, die Fußballfans Bier verkaufen soll oder den Gehorsam einer sub plane: für eine erfolgreiche Strategie muss ich die Emotionen des Adressaten kennen und die Fähigkeit dazu heißt Empathie.
Jede Strategie ist also eine manipulative Aktion, die darauf ausgelegt ist, einen anderen oder mehrere andere Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was ich möchte.
Drittens: Wenn erstens und zweitens zutreffend sind, dass Strategie also lediglich die bewusste, zielgerichtete Manipulation ist, während Verhalten ohne strategische Planung einfach nur unorthodox und wenig zielgerichtet (oder, weit schlimmer, ebenfalls zielgerichtet, aber unbewusst) genauso manipuliert, dann stellt sich die Frage, ob ich Empathie dazu benutzen darf, strategisch vorzugehen, überhaupt nicht mehr, will ich Empathie dazu nicht nur benutzten darf, sondern sogar muss (wenn ich dazu fähig bin).
Conclusion:
Dafür stellt sich eine völlig andere Frage, nämlich die der Moral und der psychischen und intellektuellen Gleichheit.
Unter gleichen Voraussetzungen kann ich durchaus aus dem vollen schöpfen, weil ich darauf vertrauen kann, dass der andere meine Strategie durchschaut, seine eigene ebenfalls verfolgt und sich auch durchaus erfolgreich zur Wehr setzen kann, wenn er das möchte.
Bin ich dem anderen aber haushoch überlegen, dann stellt sich eben nicht die Frage, ob ich strategisch und empathisch planen darf, sondern WELCHE Strategie ich verfolge. Und die muss bei ungleichen Paaren IMMER zum Wohle des Schwächeren ausfallen -alles andere wäre moralisch unvertretbar.
Zum Beispiel Eltern oder Lehrer oder Erzieher den Kindern gegenüber. Wer da seine Macht und seine überlegene Manipulationsfähigkeit zur Selbstbeweihräucherung und egoistisch anstatt zum Wohle des Kindes einsetzt, ist ein moralisches Arschloch (und derer gibt es ziemlich viele. Man denke nur an all die armen Kinder, die sich "Mama ist jetzt so traurig, dass sie ganz alleine das Wochenende verbringen muss" anhören müssen, wenn der geschiedene Papa sie abholt. Nur um dem Vater das Sorgerecht zu vergraulen, ihm eins auszuwischen oder aus Angst, das Kind könnte sich beim Papa woher fühlen und Mama verlassen wollen....)
Ähnliches Ungleichverhältnis herrscht auch im Umgang mit psychisch oder körperlich Kranken, in Abhängigkeitsverhältnissen und partiell auch bei Dom/sub Konstellationen, sowie bei denen, deren Strategie, Intelligenz und/oder Empathie überragend sind, während der oder die anderen dort entsprechende Defizite haben - und bei psychisch geschulten Menschen gegenüber Menschen ohne eine psychologische Ausbildung.
Und genau das ist der Grund, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, weshalb m.E. NLP eine moralisch absolut verwerfliche Praxis ist, weil sie nämlich genau dieses Ungleichverhältnis sozusagen künstlich herstellt (Außer das praktizieren NLPler unter sich), aber eben nicht zum Wohle des Schwächeren, sondern zum Eigennutz bewusst einsetzt.
Sela.