Macht und Führungsverantwortung
Eben kontaktierte mich ein ehemaliger Kollege wegen einer privaten Angelegenheit, bei der ich ihm Rat und Hilfe bieten konnte.Nebenbei kam dann ein Thema auf den Tisch, das mich nichts wirklich verblüffte.
Eines der Dinge, die mich an dem Unternehmen, für das ich nicht mehr arbeite, störte, war die stringent gelebte Doppelmoral.
Das begann bei der Differenzierung, dass Vorgesetzte, die sich an Ware „bedienten“ gedeckt wurden, während einfache Mitarbeiter stringent beobachtet, verfolgt und sanktioniert wurden. Begründung: Es ist ein Unterschied, ob eine kleine Gruppe von Führungskräften soetwas macht oder eine größere Menge.
Von einem Unternehmen, dessen Rekruiting mir in einem Assessment Legasthenie attestiert hat, konnte ich wohl kaum mehr erwarten.
Meine Achtung vor BWL Absolventen usw. hält sich seit diesen Erfahrungen schwer in Grenzen. (Ich hatte zeitweilig den Verdacht, dass sie auf Salatbars in der Kantine abfahren, weil sie zu dumm sind, sich selbst ein Brot zu schmieren.)
How ever.
Ich habe selten in solch zügiger Folge männliche Führungskräfte aus unterschiedlichsten Sparten und auf unterschiedlichsten Ebenen erlebt, die einfach ihre Hose nicht oben lassen konnten. Statt wirklich Führungsverantwortung zu übernehmen, hatten sie nichts besseres zu tun, als sich zügig durch die ihnen anvertrauten Arbeitskräfte (vorwiegend Frauen) zu baggern und zu vögeln, was zu haben war.
Man muss nicht BWL studiert haben, um zu ahnen, dass das auch betriebswirtschaftlich Folgen hat. Entscheidungen werden nicht aufgrund sachlicher Abwägungen getroffen.
Auszubaden haben das die Mitarbeiter, für die - andere moralische Standards gelten.
Ab einer bestimmten Führungsebene wurde sowas als „Privatangelegenheit“ abgetan.
Was ist das? Wieso schaltet das Gefühl von „Macht“ und Einfluß bei so vielen Männern das Hirn derart gründlich aus, dass sie nicht mehr in der Lage sind die Verantwortung für die Aufgaben zu tragen, über die ihnen eigentlich „Macht“ gegeben wurde?
Und jetzt hat es die oberste Führungsspitze erwischt.
Und sie wird gegen eine Frau eingetauscht.
(Die ich kenne und von der ich weiß, dass sie ihren Job exzellent machen wird.)
Unternehmerisch eine sehr, sehr kluge Entscheidung.
Was denkt ihr?