Hi Chico
Wenn sich jemand im Netz auf Plattformen, in denen privater Austausch gepflegt wird, als „erfolgreich“ bezeichnet, dann signalisiert die Person in der Regel damit finanzielle, emotionale und - sexuelle - Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit.
Erfolg bedeutet, dass man etwas erreicht, um das man sich bemüht.
Für mich hat das Thema noch eine ganz andere Bedeutung.
Heute würde man mich ugs. als „Underachiever“ bezeichnen und mir attestieren, dass ich das „Hochstaplersyndrom“ hatte. (Im Bericht eines Facharztes wird das anders benannt.) Da stehen dann Begriffe wie: Unausgeglichenes Profil und es wurden für die Altersgruppe keine vergleichbaren Werte ermittelt.
How ever.
Der Grund dafür war, dass ich damit groß geworden bin Dinge nicht einfach zügig zu lernen. Ich konnte sie auf Anhieb und das auch noch deutlich besser als meine Altergenossen.
Dass ich nach 6 Monaten der 1. Klasse einfach lesen und schreiben konnte wie eine 12 Jährige, fiel dadurch auf, dass ich in den Sommerferien in kurzen Abständen Bücher auslieh und zurück gab. Was dazu führte, dass ich mich vor versammelter Mannschaft einem hochnotpeinlichen Verhör unterziehen musste.
Man warf mir vor ich habe das Buch, das ich zurück geben wollte, nicht gelesen.
Eine Unterstellung, die ich nicht verstand. Als ich darauf beharrte es gelesen zu haben, glaubte man mir immer noch nicht. Und ich musste Fragen zum Inhalt beantworten. Als ich dann endlich das gelesene Buch gegen ein anderes austauschen durfte, war ich verunsichert und hatte einen Knoten in Bauch und Kopf:
Ich verstand nicht, was da passiert war und was man von mir wollte.
Erwachsene sehen einen merkwürdig an, als hätte man irgendwas ausgefressen: Misstrauisch. Manche werden wütend, vor allem, wenn man sie bei Fehlern erwischt.
Gleichaltrige hassen einen wie die Pest.
Und dann gibt es wieder diejenigen, die einen „entdecken“ und Großes erwarten.
Einen damit nicht weniger bloß stellen und - ich hatte keine Ahnung, was die alle von mir wollten.
Das begleitete mich in allen Bereichen. Erst Mitte 20 klärte sich das Rätsel für mich auf. Und dann war es noch ein langer Weg. Die dämlichen Reaktionen der Umgebung ändern sich nämlich nicht.
Für mich ist Erfolg, eine Umgebung zu finden, die nicht auf die ein oder andere Weise komplett idiotisch auf mich reagiert, mich nicht mehr oder weniger bewusst zwingt zwischen Anpassung und Selbstaufgabe zu entscheiden.
Für mich kam der Wendepunkt, als ich mit einem Kollegen zusammen arbeiten durfte, der ebenfalls hochbegabt ist. Wir haben Überschneidungen in den Kernkompetenzen, ergänzen uns in den Leistungsschwerpunkten und Interessen, kommunizieren auf Augenhöhe und haben den gleichen hohen ethischen Anspruch.
Es gibt keine Missverständnisse und Befindlichkeiten, wir arbeiten immer zielorientiert. Dieser ganze zwischenmenschliche Sumpf am Arbeitsplatz, in dem sonst so viel Energie verloren geht, fällt hier weg.
Das wirkt nach aussen: Wir sind eine integre und vertrauenswürdige Instanz. Was bei uns landet oder von uns angezettelt wird, das wird auch umgesetzt. meist bevor irgendwer auf die Idee kommt zu sagen: Das geht doch gar nicht, das kann nicht funktionieren.
Und wir sind gemeinsam mehr als nur erfolgreich, wir krempeln alles um und sprengen locker, mit Charme und Wertschätzung, jedwede - statistische Wahrscheinlichkeit
Der eigentliche Erfolg ist für mich, diese Erfahrung machen zu können.