@Poppea:
Krimis finde ich an sich zumeist uninteressant, sie sind es aber besonders wenn man weiß wer der Mörder ist, dann ist eine Zweitlektüre obsolet.
Da kann ein gepflegter Alzheimer sehr spannungsfördernd sein :-} Allerdings finde ich, daß bei einem (guten!) Krimi die Identität des Mörders eher nebensächlich ist, vielmehr sprechen mich solche Dinge an wie sorgfältige Milieustudien, die Darstellung der Gedanken und Gefühle der Protagonisten etc., weshalb ich ja auch an Dostojewskis Werk solch einen Gefallen finde. Und ja, das Buch ist in meinen Augen sehr wohl (auch!) ein Kriminalroman im ursprünglichen Wortsinne. YMMV.
Der Thread heißt aber : Immer-wieder-lesen-Buch... deshalb fand ich es naheliegend.
Und ich eben nicht. Ansonsten würde ich mich bei Krimis darauf beschränken, die ersten zehn,zwanzig sowie die letzten drei Seiten zu lesen.
Sachbücher neigen dazu durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse überholt zu werden.
Je nach Thema trifft das zu, andererseits ist es in meinen Augen auch heute noch erkenntnisfördernd, mach antiken Philosophen zu lesen. Ich selbst habe ja ein nur (äußerst!) beschränktes Wissen, so daß mir auch ein "alter Schinken" Neues bieten kann. Und zuweilen ist es sinnvoll oder gar notwendig, über einen ausreichenden Background zu verfügen, um überhaupt zu verstehen, was ich da lese. Und dieses Hintergrundwissen ist ja auch nicht statisch.
Mein persönliches Highlight hier im Thread:
Konz: 1000 ganz legale Steuertricks
Naja, den würde ich tatsächlich nicht in die Kategorie der von Dir gesuchten Bücher einordnen, selbst wenn man die alljährlichen Neuausgaben als das selbe Buch betrachtete. Und erbaulich finde ich diese Lektüre nie. Die einzige Motivation ist rein materieller Natur...
Wie soll ich mir das denn vorstellen? Jedes Jahr eine erneute Lektüre der Tricks von 1970 mit großem Gejammer, was man heute alles nicht mehr absetzen kann und früher war sowieso alles besser?
Ich dachte, es geht darum, Bücher mit Vergnügen oder zumindest mit Erkenntnisgewinn zu lesen...?!?
Dostojewski auf das Niveau eines Krimis zu reduzieren finde ich etwas gewagt.
Das ist ja auch keineswegs nur, sehr wohl aber auch ein Kriminalroman, und zwar in meinen Augen einer der bestern, die je geschrieben wurden - soweit ich das anhand meines bisherigen Krimikonsums einzuschätzen vermag.
Ich nehme an, Du wolltest mit dieser Aussage nur einen Beweis führen und nicht einen hochliterarischen psychologischen Roman, dessen Themen das Gewissen, Weltanschauung und der Glaube sind auf das Spiel Detektiv vs. Verbrecher reduzieren.
Zumindest reduzieren wollte ich gewiß nichts. Ich empfand nur Deine eingängliche Einschränkung unangebracht. Daß der "normale" Krimi ein typisches Ex-und-Hopp-Produkt ist, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren. Aber da ist das Vergnügen schon bei der ersten iteration häufig begrenzt...
Goethes Faust - wunderbar. Mir hat er sich erst durch einen Mitschnitt einer Gründgensaufführung erschlossen.
Eine wunderbare Aufführung, auch wenn ich zugeben muß, daß die Erinnerung daran (natürlich an die Aufzeichnung!) mittlerweile spürbar verblaßt ist. Ich "durfte" mich zu Schulzeiten ausführlich mit diesem Stück befassen, und schon damals habe ich gespürt, daß das ein ganz besonderes Werk ist, auch ohne nur einen Bruchteil zu verstehen. Folgerichtig habe ich es nicht - wie so viele andere Bücher, die ich im Unterricht lesen mußte - nur mißmutig durchgearbeitet, sondern mit Wonne gelesen, und seitdem immer wieder.
Zuvor war mein Geist nicht in der Lage die Reime so zu lesen, dass sie in den Hintergrund treten und so der Geschichte einen unwiderstehlichen Sog verleihen.
Irgendwie gelingt mir das auch beim Lesen, und doch strahlen die Verse eine ganz eigene Faszination aus. Hach, der olle Geheimrat war schon nicht ganz unkreativ...
Obwohl ich zugeben muss noch viel, viel doofer als Du zu sein und mit dem Urfaust genug zu tun zu haben.
Ich finde, daß die sich vom Anspruch nichts nehmen, nur daß er eben noch etwas "unfertig" war. Die Nachbarschule hatte in dem Semester, in dem wir uns mit dem Faust beschäftigt hatten, den Urfaust mit der Theater-AG einstudiert, und natürlich haben wir das angesehen. Es war, gemessen an dem Maßstab, den man sonst an solche Aufführungen anlegt, grandios!