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Ich wünschte es wäre Nacht oder die Preussen kämen
Wenn ich nicht irre, war es Wellington, der dies vor Waterloo sagte.
Wollte ja X-baseman nicht zu nahe treten. Irgendeine Frage schwingt ja sicherlich mit, und die ist nicht unbedeutend.
Ich stelle also mal die Mentalitätsfrage:
Ist der allerorten auch über die Medien propagierte "amerikanische", kooperative Führungsstil für unsere Landsleute vielleicht einfach nur verwirrend? Sollten wir als Chefs vielleicht viel stärker deutlich machen, daß wir in erster Linie die gute alten preussische Tugend der Pflichterfüllung erwarten?
Ich durfte einige Jahre für den führenden deutschen Discounter - nicht gerade in exponierter Position - tätig sein. Da war nix mit kooperativem Führungsstil und für Verbesserungsvorschläge gabs in aller Regel die Glocke vom Vorgesetzten, weil der sich ans Bein gepisst fühlte.
Aber es hat echt Spaß gemacht und es herrschte eine überraschende Corporate Identity über die "Opfermentalität." Ein ständiges gegenseitiges Schulterklopfen angesichts der vielen Menschen, die nur ein kurzes Gastspiel gaben, weil sie den Leistungsanforderungen nicht gewachsen waren.
Die Einarbeitung durchgehalten zu haben, war sowas wie ein Orden, ähnlich der Grundausbildung bei der Bundewehr, und hatte ähnliche sportliche Qualitäten. Die Leute wurden verdammt gut bezahlt und wenn ein langjähriger Mitarbeiter krank wurde, hat man nicht versucht ihn loszuwerden, sondern gesehen, daß er irgendeinen Job in der Zentrale bekommt, den er noch ausführen kann.
Alles war mit klaren procedures geregelt. Allzuviel Nachdenken mußte ich nicht, und nachdem ich ein wenig Routine hatte, konnte ich während der Arbeit ganz herrlich über den deutschen Idealismus oder Leibniz sinnieren: "Freiheit heißt Einsicht in die Notwendigkeit."
Der Erfolg dieses Unternehmens wäre ein Indiz dafür, daß ein solch autoritärer Führungsstil bei uns in Deutschland vielleicht angebrachter ist, als an den Unis gelehrt wird?