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Wann zählt eine Notlüge zu intelligentem Verhalten?

Wann zählt eine Notlüge zu intelligentem Verhalten?
Angst vor unangenehmen Folgen, auch Angst vor „Kollateralschaden“ können zu Notlügen führen. Aber in welchem Kontext können Notlügen wirklich einem intelligenten Verhalten zugerechnet werden? Kennst du Qualitätskriterien der Notlüge?
Notlügen setzen per se Intelligenz voraus. Insofern ist eine Notlüge immer ein intelligentes Verhalten. Ob es letztlich zum gewünschten Ziel führt oder der Grundgedanke tatsächlich altruistischer Natur ist... das ist eine andere Frage.

Wenn ich mich recht erinnere sind nur Primaten der Lüge fähig. Weil das Lügen nicht nur ein "ich" braucht, sondern auch voraus setzt zu verstehen, wie das Gegenüber denkt. Lügen ist also eine anspruchsvolle gedankliche Leistung.

Und da das Lügen manche überfordert, heisst es nicht umsonst: Lügen haben kurze Beine.

Michael
******i75 Frau
371 Beiträge
Solange es bei einer Notlüge bleibt und diese nicht weitere Notlügen nach sich zieht, kann man vielleicht eine verzeihen, wenn sie das Gegenüber nicht schädigt.

Allerdings soll es ja Fälle geben, wo man mit einer kleinen Notlüge angefangen hat und sich dann in einer Reihe kleiner Notlügen verstrickt. Wenn man da nicht aufpasst, verzettelt man sich. Kommt aus dem Gewirr der vielen kleinen Notlügen nicht mehr heraus und muss verdammt gut aufpassen und fix sein, dass man selbst nicht durcheinander gerät.

Dann hätte die anfängliche kleine Notlüge fatale Folgen.


Lügen will gelernt sein. Aber man sollte versuchen ohne auszukommen.
Bisher wird...
...hier nur auf die Fähigkeiten des Lügners bzw. auf die Folgen des Lügens für ihn abgestellt. Dabei ist es von viel größerer Bedeutung, was er dem Angelogenen damit antut!

Ist es nicht so, dass alle zwischenmenschlichen Beziehungen, ob nun in der Partnerschaft, in der Familie, unter Freunden, im Beruf, usw., von Wahrhaftigkeit nicht nur abhängen, sondern dass die Ehrlichkeit eine der Grundpfeiler solcher Beziehungen darstellt?

Ich halte Lügen - und sei es auch nur eine Notlüge - für ein absolutes NoGo, auch wenn sie für den Lügner noch so intelligent erscheint. Denn letztendlich überführt sie ihn als waschechten Egoisten, der sich einen feuchten Kehricht um seinen Gegenüber schert und der nur die Verwirklichung der eigenen Interessen im Focus hat.
Das Problem ist doch
dass mensch vor allem dann zur (not)lüge greift, wenn das Vertrauen schon vorgeschädigt ist. Wenn der Angelogene die Wahrheit in den falschen Hals bekommt und du weißt, er|sie wird überreagieren, auch wenn der Hintergrund eigentlich harmlos ist – dann wäre es dumm, nicht zu lügen.
@Lust_and_Love
Wäre es dann nicht besser, gerade nicht zur (Not)lüge zu greifen, sondern das Vertrauen wieder herszustellen? Andernfalls riskiert man doch nur unnötige Verletzungen.
In der Not eine Lüge auszusprechen, finde ich verständlich.

In einem wirklichen Ausnahmezustand, klingt gruselig, ich weiß. -
Sonst halte ich höfliche Offenheit für die beste "Waffe".
Vielleicht ist das intelligent? *gruebel*
kurz und bündig.
in der Not und auch nur dann!
Wann zählt eine Notlüge zu intelligentem Verhalten?
Unsere Antworten enthalten teilweise Bewertungen, die zu Kriterien aufgearbeitet werden könnten!

Klemmt euch nur weiter so ...ein bisschen!

Kuschel
Lügen schadet nur
Aus meiner Sicht ist ist die Sache so. Ich lüge nicht!
Das ist zwar häufig der - was den Intellekt angeht - schwierigere Weg. Man muß sich mehr Gedanken machen, wie man eine Wahrheit ausspricht ohne den Gegenüber zu sehr zu verletzen. ABer meist kommt die Wahrheit ohnehin irgendwann zu Tage. Auch glaube ich, daß Notlügen nur bei Menschen wirken können, die weniger intelligent sind und das nicht durchschauen. Ganz ehrlich, wenn mir Notlügen auf der "passiven" Seite begegnen, den denke ich typischerweise "Verarschen kann ich mich doch selbst". Auch wenn das nicht immer auf Anhieb auffliegt, es zeigt sich immer wieder, daß es nahezu unmöglich ist konsistent zu lügen. Im vielen Fällen kann man sich auch durch geschickten Themenwechsel um eine Aussage drücken. Das halte ich immer noch für die bessere Lösung.
Lügen erweisen sich meiner Meinung nach früher oder später immer als Eigentor - warum also sollte man sich das antun.
Zusammenfassend aus meiner Sicht: Lügen (egal auf welchem Level) sind für mich kein Zeichen von intelligentem Verhalten - eher das Gegenteil (wenn auch nur aus Bequemlichkeit).
**********her63 Mann
232 Beiträge
Lügen
gehören zum ganz normalen menschlichen Verhaltenskanon, ob man das nun gut findet oder nicht. Sie können durchaus sinnvoll sein, zum Beispiel, wenn die Wahrheit jemanden zu sehr verletzen würde. Das Wort Not-Lüge drückt diese Situation ja schon ganz treffend aus. Andererseits kann die Lüge selbst auch sehr verletzen. Meines Erachtens sind die Grenzen hier fließend und es kommt auf die Umstände, den Charakter und die Lebenserfahrungen an, wie man sich in welcher Situation verhält. Übrigens ist das Wort "Wahrheit" ja auch nur ein Ideal- wenn auch ein erstrebenswertes. In der Lebenspraxis geben wir ja keine objektiven, sondern nur subjektive Wahrheiten wieder. Ist das dann noch wahr oder schon der erste Schritt zur Lüge?
Not-Lügen
Ich bin auch der Meinung meines Vorredners.

Wenn die Wahrheit jemanden verletzen würde, ist es manchmal besser, zu einer Notlüge zu greifen. Diese setzt aber eine gewisse Intelligenz oder zumindest eine Gewieftheit voraus, damit sie von der Gegenseite auch plausibel und glaubwürdig erscheint.

BEISPIEL: Du hattest in der City einiges zu erledigen und wolltest eigentlich um 18:00 wieder zu Hause sein. Auf dem Gang ins Parking triffst Du eine alte Freundin. Sie sei eben umgezogen und habe nun ganz in der Nähe eine neue Wohnung, ob sie Dich nicht einladen dürfe, diese kurz zu besichtigen. Du gehst mit und es bleibt nicht beim Besichtigen der Wohnung. Ihr habt zusammen Sex wie früher.
Du kommst später nach Hause und Deine Frau fragt: Bist wieder im Verkehr steckengeblieben?
Was sollst Du jetzt sagen?
a) Nein, ich hab ne alte Bekannte getroffen und sie gevögelt? Sie wäre enttäuscht, wütend und traurig.
b) Sagst Du 'ja, der Verkehr war fürchterlich' ist alles in Butter.
Was ist jetzt besser? Ich finde b) (obwohl soooo gelogen mit dem Verkehr wär's ja gar nicht.....)

Das muss wohl jeder für sich entscheiden.

Aber normalerweise sollte man die Wahrheit sagen.
Die Frage ist vielleicht nicht ganz optimal, es geht um mehr als intelligentes Verhalten.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Du kommst später nach Hause und Deine Frau fragt: Bist wieder im Verkehr steckengeblieben?
Was sollst Du jetzt sagen?
a) Nein, ich hab ne alte Bekannte getroffen und sie gevögelt?

Wieso leitest du a) mit "Nein" ein? Er hatte Verkehr und er ist steckengeblieben. Also "Ja."

*zwinker*

Kennst du Qualitätskriterien der Notlüge?

Wie meinst du das?

• wann ist es angemessen zu lügen?
• was zeichnet eine gut ausgedachte Lüge aus?

-----------------

Im übrigen müssen wir unbedingt zwei diametral entgegengesetzte Klassen von "Wahrheiten" unterscheiden:

Die erste betrifft Fakten des täglichen Lebens: Was habe ich getan, wann war ich wo und wen habe ich da getroffen? Hier kann man schnell mal flunkern und wie schon bemerkt macht das manchmal Sinn.

Die zweite Klasse betrifft meine Gefühle: Da bin ich mir zwar mitunter selber nicht so ganz im Klaren drüber, aber fest steht, dass es langfristig keinen Sinn macht, sich selbst oder den Partner diesbezüglich zu belügen. Notlügen beim eigenen Gefühlsleben verlagern den Konflikt lediglich in die Zukunft und verschärfen ihn.

(Ich gehe mal davon aus, dass sich die Fragestellung auf zwischenmenschliche Beziehungen beschränkt? Eine nächtliche Alkoholkontrolle oder eine Marketing-Abteilung sind ohne Notlügen kaum denkbar.)
...
Wieso leitest du a) mit "Nein" ein? Er hatte Verkehr und er ist steckengeblieben. Also "Ja."

Er ist nicht steckengeblieben....immer rein und raus....
@santana45
Dein Beispiel zeigt sehr deutlich, was ich in meinem ersten Posting gestern mit einem "waschechten Egoisten" gemeint hatte, der nur seine eigenen Interessen im Focus hat!

Es ist - um bei Deinem Beispiel zu bleiben - einfach völlig daneben, seine Frau zu betrügen und ihr Vertrauen zu missbrauchen und dann, eben um sich dieses Vertrauen zu erhalten, zu einer Lüge zu greifen und dies dann auch noch als so genannte Notlüge zu bezeichnen! *flop*
*******rus Mann
431 Beiträge
eine Güterabwägung
Wenn ich den Begriff Notlüge wörtlich nehme, setzt man sie nur dann ein, wenn eine tatsächliche Notlage besteht. Natürlich ist Not ein sehr dehnbarer Begriff. Aber grundsätzlich geht es um eine wie auch immer geartete Gefährdung der eigenen Person oder Interessen.
Es gibt Situationen, bei denen mit einem abendländischen "Du sollst nicht lügen" nicht weiter kommt. Wenn ich meinen Chef für eine ausgemachte Flasche halte und er mich nach meiner Loyalität fragt, wären die Konsequenzen von einem ehrlichen "Nein ich akzeptiere nämlich keine Deppen" nicht wirklich hilfreich. Er würde dadurch nicht plötzlich klug und ich würde meinen Job verlieren. Das heißt, niemand hätte etwas davon. Und das ist meiner Meinung nach der Punkt bei der Frage nach dem intelligenten Verhalten. Wenn der Entscheidung Wahrheit/Lüge eine gründliche Überprüfung der Konsequenzen vorangeht, ist eine Notlüge intelligent. Vielleicht nicht moralisch aber intelligent.
Bei dem Beispiel mit dem Fremdgehen ist das nicht so eindeutig. Da deckt die Lüge einen Betrug und da hätte vorher auch schon eine Überlegung über die Konsequenz des Betrugs vorangehen müssen...

Gruß der
Epi
@Epizentrus
Auch in dem von Dir geschilderten Fall kann man mit ein bisschen Diplomatie diese Klippe umschiffen, ohne "notlügen" zu müssen, etwa mit der Bemerkung: "Nun, Chef, wir sind zwar nicht immer der gleichen Meinung, und das ist auch gut so für den Betrieb und dessen Erfolg, aber letztendlich haben Sie das letzte Wort".
Damit hat man seine Meinung nicht verraten und diese dem Chef zwischen den Zeilen sogar gesteckt, ohne jedoch seine Loyalität ihm gegenüber aufzugeben, die bei einem guten Arbeitnehmer nichts mit dessen Meinung über ihn zu tun haben sollte.

So, jetzt klinke ich mich aus dieser für mich unfruchtbaren Diskussion aus.
***ng Mann
398 Beiträge
Das Beispiel ...
... von santana45 ist für mich alles andere als eine Notlüge. Ich kann mich da nur Epizentrus anschließen:
Da deckt die Lüge einen Betrug und da hätte vorher auch schon eine Überlegung über die Konsequenz des Betrugs vorangehen müssen...
Oder man hätte mit seiner Partnerin zuvor abklären sollen, ob Sexkontakte mit anderen Frauen möglich sind, und das in einem offenen Gespräch. Dieses Verhalten wäre in meinen Augen viel intelligenter gewesen, weil es eine Riesenmöglichkeit zu einer sehr tiefen Offenheit zwischen den Beziehungspartnern böte.
Egoistische Notlügen sind wirklich dumm.

• Ich meine Fälle, wie z.B. bei Marcel Marceau, der nur durch sein kontrolliertes Körperbewußtsein, sich so verhielt, das er einer Verhaftung entging, die seinen Tod bedeutet hätte. - Klingt sehr dramatisch, war es auch damals, im 3. Reich...
Wäre es dann nicht besser, gerade nicht zur (Not)lüge zu greifen, sondern das Vertrauen wieder herzustellen? Andernfalls riskiert man doch nur unnötige Verletzungen.
Das ist durchaus korrekt, aber wenn durch das die-Wahrheit-Sagen das Vertrauen weiter kaputtgeht ..?

Konkretes Beispiel aus meiner(m) Vergangenheit. Ich treffe beim Weihnachtseinkauf die hübsche sch langhaarige Bekannte meiner Frau, wir verquatschen uns ein bisschen und ich fahre sie heim, damit sie sich um ihre Kids kümmern kann. Bei mir daheim ist Trubel hoch drei, und ich vergesse das Ganze "rechtzeitig" zu erzählen.
Am nächsten Tag findet meine Frau ein paar lange blonde Haare im Auto. Dummerweise ist sie nicht blond. Da meine Frau nun konkret und nicht ganz zu Unrecht vermutet, dass ich mit besagter Bekannten liebend gerne was anfangen würde, reagiert sie wie befürchtet.

Ich weiß ja nicht, was ihr tun bzw. sagen würdet, aber ich war in jener Situation nicht in der Lage, die Wahrheit so zu verpacken, dass es nicht zum Krach kommt …
Was zeichnet eine gut ausgedachte Lüge aus?
@*******enza

Weil in meiner Frage „Wann zählt eine Notlüge zu intelligentem Verhalten?“ weder der Begriff „Not-lüge“ geklärt ist , noch deklariert wird, wie weit „intelligentes Verhalten“ über die beteiligten kognitiven Prozesse hinaus verstanden werden darf, bleibt auch die Herausarbeitung von Kriterien schwierig. Tut mir leid, dass ich die Frage nicht in höherer Qualität servierte.

So ulke ich:

Was steht auf deinem Beipackzettel deiner Notlügen punkto

• Wirkung
• Nebenwirkung
• Dosierung
• Interaktionen mit anderen Medikamenten

Und so bin ich nahe an deiner verbesserten Fragestellung:

• was zeichnet eine gut ausgedachte Lüge aus?


Und wenn du dann wegen deinen Notlügen rote Ohren kriegst, folgender Kuschelratsch (Ratschlag vom Kuschel): „Fressen sie ihre Packungsbeilage und schlagen sie ihren Apotheker tot!“


Kuschel
.....?
sukramus, Chang, Epizentrus

Das heutige Datum passt.
Ihr seid also die "heiligen drei Könige" und so etwas könnt Euch nie passieren? *zwinker*

Vielleicht hatte der Mann ja nur vor, der alten Bekannten den Gefallen zu tun und ihre neue neue Wohnung kurz zu besichtigen. Vielleicht hat sie ihn ja verführt und er konnte nicht widerstehen.

Die Not, die ohne Lüge entstanden wäre, hätte wohl eher seine Frau betroffen. Passiert war es ja schon, also hätte er ihr (vielleicht) psychischen Schaden zugefügt, wenn er ihr den ganzen Sachverhalt erzählt hätte.

Ich bleibe dabei, das Beispiel wäre durchaus eine Notlüge und ich klinke mich jetzt aus diesem ach so interessanten Thema raus.
Also...
.. Lügen zu gebrauchen, um sich aus einer selbst gestellten Falle zu hiefen, finde ich doch sehr deplaziert.

Es kann doch nicht eine Frage von Intelligenz sein, sich sein Leben so einfach wie möglich gestalten zu wollen und vielleicht auch zu dürfen?
-> ich bin intelligent, also darf und vor allem kann ich lügen oder notlügen.
Ist wohl eher charakterlich sehr fragwürdig.

Im Umkehrschluß ist also ein (nach Ansicht einiger meiner Vorredner) nicht intelligenter Mensch nicht fähig, eine Notlüge zu formulieren.

Dann gilt ja eine neue Regel:
1. Menschen mit vorhandener Intelligenz können lügen.
2. Menschen ohne diese Gabe (Intelligenz) können nicht lügen.
3. Alle "dummen" Menschen sagen die Wahrheit.

Ausnahme:
Wenn ein "dummer" Mensch lügt und es fällt nicht auf, ist er intelligent.

Denn bedenke:
Ohne Ausnahme keine Regel.

So schön... diese Diskussionen zu verfolgen, macht immer wieder Spaß.
*g*

Meist werden Lügen (und da geht es ja immer um die eigene Sichtweise) aus der Not heraus ausgesprochen.

Und hier sehe ich nicht unbedingt Intelligenz, sondern eher noch eine besonders ausgeprägte Fantasie als wichtig an.
Ohne Fantasie ist auch ein hochintelligenter Mensch (wobei dies ja in der heutigen Zeit sowieso nicht annähernd messbar ist) nicht in der Lage, ein Lügennetz glaubwürdig darzulegen.

Anderer Ansatz:
Niemand, aber auch niemand hat es verdient, angelogen zu werden.

Ich sehe in dem Moment das Vertrauen mißbraucht, wenn gelogen werden muss.

Doch wo fängt eine Lüge an, etwas nicht auszusprechen oder erst eine "andere Wahrheit" zu erfinden?

Let's talk about.
*g*
Intelligent ist, eigentlich nie lügen zu müssen *liebguck*
Eine Notlüge zählt dann zu intelligentem Verhalten wenn dadurch Schaden für andere und sich selbst abgewendet wird, dieser jedoch für den Durchschnittsmenschen nicht vorhersehbar ist.

Es bedarf also hoher sozialer Kompetenz um GERECHTFERTIGT eine Notlüge anzuwenden. Ich meine damit nicht Ausreden von kurzweiliger Dauer, sondern die Wahrheit gekonnt so zu verdrehen dass die Lüge als solche nicht enttarnt werden kann.

Natürlich zählt es zu den Schwächen eines Menschen wenn er lügt. Das ist Vertrauensbruch - fertig, aus. Selbstverständlich hat man ein besseres Gefühl wenn man mit Wahrheit durchs Leben geht. Allerdings lügen wir alle wenn man richtig darüber nachdenkt. Entweder um niemanden zu verletzen oder um Vorteile für sich selbst zu schaffen.

Wir kennen das aus der Geschäftswelt, angeblich hat man ein billigeres Angebot eines Konkurrenten obwohl man nur den Preis drücken will. Das nenne man dann "flunkern", bleibt aber trotzdem eine Lüge im besten Sinne. Es soll auch Menschen geben deren Beruf es ist zu lügen, das nennt sich dann Lobbyist, Politiker oder (Gebrauchtwagen)Verkäufer. Jene wissen es meistens besser, handeln allerdings als Söldner im Interesse des Auftraggebers.

Jeder lacht prinzipiell seinem Vorgesetzten schön ins Gesicht, keiner knallt dem Menschen des sozialen Wohles wegen direkt vor dem Koffer was man über ihn denkt. Lügen ist also bereits ein Produkt zwischen dem was man denkt und dem was man sagt.
Komischerweise ist sie ein Garant für soziales Miteinander, da über allem der Gedanke für Pflichtbewusstsein der Gemeinschaft gegenüber steht.
Lügen ist also - von der Seite aus gesehen - ein Indikator für soziale Intelligenz. Wer lügt macht sich Gedanken um die Vorgänge in der unmittelbaren Umgebung.
Nicht dass der Eindruck entsteht, ich würde mich in einem Meer voller Lügenmärchen bewegen. Innerhalb der Partnerschaft, der Familie und Verwandtschaft sollte schon das grösstmögliche Maß an Wahrheit herrschen. Das is ein überschaubar sozialer Kreis in dessen man entstehende Probleme noch gut regeln kann.
Aber jeder bewegt sich in bestimmten grenzüberschreitenden - emotional gebundenen Ebenen. Irgendwann verwischt die Grenze zwischen lügenfrei und zweckgebundener Unwahrheit.

Ich wollte mir nicht ausmalen was passieren würde wenn jeder zu jeder Zeit die Wahrheit sprechen würde, das wäre vielleicht ganz amüsant, aber auch das Chaos perfekt...
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