4 Stunden telefonischer Support für einen flügellahmen Rechner. Den Rest machen wir morgen.
Während der Wartezeiten war viel Zeit für Gespräche.
Über Beziehungen und Liebe zu Zeiten des Internets.
Und während ich der Dame den Weg durch ihren Rechner wies, ihr die Hintertürchen und versteckte Möglichkeiten und das jeweilige "Sesam öffne Dich" erklärte, wurde mir etwas klar.
Im Internet lernen Menschen, dass reale Verbindlichkeiten keine Rolle spielen. Man kann sie ignorieren, leugnen, die Realität so darstellen, wie man sie gerade empfindet, wie man sie wahrgenommen haben möchte. Phantasia eben. Es werden Beziehungen geknüpft, die unter wirklichen Bedingungen nicht zustande kämen.
Und meistens hat das gute Gründe. Dass sie nicht zustande kommen.
Real machen es aber mittlerweile viele Menschen genau wie im Internet: Man lernt dort scheinbar, dass man Verantwortlichkeiten und Verbindlichkeiten ignorieren, leugnen und einfach nur verschweigen muß, um Dinge zu bekommen, die man nicht bekommen würde, wäre man ehrlich.
In einem anderen Thread meinte jemand, dass die Art und Weise wie Menschen heute bevor sie über Gefühle offen sprechen überlegen, ob und wann und wie sie etwas am besten sagen und ob sie es dürften und wenn ja, welche Konsequenzen es haben könne usw.
Einfach aus dem Bauch heraus ist nicht mehr möglich.
Alles muß passen, alles muß passend platziert sein:
Als seien zwischenmenschliche Beziehungen eine reine Frage geschickter Berechnung und Manipulation.
Als müsse sich jeder nur einfach richtig verhalten, um zu erreichen was er will.
Und ich höre letztlich von a l l e n immer nur ein Ziel: Den Partner zu finden, manche nennen es ankommen, manche nennen es offen Liebe, andere sprechen davon Ruhe und Frieden zu finden in einem anderen Herzen.
Nur, dieser Weg ist nicht berechenbar.
Den muß man fühlen, empfinden, spüren und einfach leben.
Menschen kommunizieren ungeheuer viel, aber sie leben kaum noch miteinander.