Nennt mich Ketzer, aber in meinen Augen ist es Selbstbetrug, zu behaupten, daß ein Modell wie hier in diesem Fall die monogame Ehe nicht funktionieren kann, weil es eine veraltete Fehlplanung sei.
Das ist keine Ketzerei - du hast völlig Recht.
Aber hat das hier jemand behauptet? Weder, dass die monoamore (monogam heißt nur: mit genau einem verheiratet sein - das hat mit Liebe erst mal nix zu tun) Beziehung nicht auf Dauer funktionieren kann, noch, dass es daran liegt, dass es eine veraltete Fehlplanung ist.
Aber dir Praxis scheint doch sehr offensichtlich zu zeigen, dass dieses Modell der lebenslangen, ausschließlichen Eins-zu-Eins-Beziehung für einen nicht unerheblichen Teil der Menschen nicht praktikabel ist. Das heißt ja nicht, dass es nicht funktionieren
kann.
Ich erlebe aber immer wider, dass dieses Modell mit der Moralkeule allen übergeholfen werden soll - teilweise so subtil, dass viele Menschen glauben, sie wären irgendwie krank, wenn sie dass nicht können (oder auch andere Menschen, die sich nicht in dieses Schema pressen lassen, als krank hinstellen).
Ich denke eher, daß es schlicht leichter ist, in einem poly-Verbund gewissen Problemen simpel aus dem Weg zu gehen.
Das ist ein häufig anzutreffender Trugschluss.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Polyamory [1] ist nicht dazu geeignet, Beziehungsproblemen aus dem Weg zu gehen - so nach dem Motto: Wenn ich eine liebevolle Beziehung zu einem Partner nicht hinbekomme, versuche ich es eben polyamor.
Denn man hat viele Probleme der monoamoren Beziehung genau so - nur mehrfach.
Allerdings erfordert Polyamory die totale Offenheit und Ehrlichkeit unter allen Partnern, sonst kann das nötige Vertrauen nicht entstehen, um weitgehend eifersuchtsfrei miteinander umgehen zu können. Und somit ist auch die Basis vorhanden, die auftretenden Probleme
gemeinsam zu lösen. Aber niemand verbietet einem doch, in einer monoamoren Beziehung nicht auch offen und ehrlich miteinander umzugehen.
Und genau dies dürfte auch der Hauptknackpunkt bei mono sein: Man gleicht sich aneinander an, geht faule Kompromisse ein, nur um das andere nicht zu verlieren, verschraubt sich in den Oberen und vielleciht mittleren Regionen und entfernt sich somit imemr mehr von seinem eigenen eigentliochen selbst.
Das trifft den Nagel wohl sehr auf den Kopf.
Aber warum passiert das oft so?
Da erscheint Poly natürlich alein schon durch die geringer Fokussierung als verlockende Alternative. Aber vermutlich dauert es einfach nur ein bischen länger, bis es auch in solchen Konstrukten knallt.
Warum gibt es in Poly-Beziehungen eine geringere Fokussierung?
Es gibt nur eine Fokussierung auf mehrere Partner - aber ist die deshalb geringer? Bei mir nicht.
Und natürlich ist auch Polyamory kein Garant dafür, dass es ewig hält. Aber es gibt einen Trennungsgrund weniger: "Ich verlasse dich, weil ich eine(n) Andere(n) (Bessere(n)?) kennengelernt habe."
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[1] Polyamor: Das parallele Führen mehrerer, weitgehend gleichberechtigter, langfristig ausgerichteter
Liebesbeziehungen auf der Basis gegenseitiger Liebe, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.