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Polyamory
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Polyamory

*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Allerdings erfordert Polyamory die totale Offenheit und Ehrlichkeit unter allen Partnern, sonst kann das nötige Vertrauen nicht entstehen, um weitgehend eifersuchtsfrei miteinander umgehen zu können. Und somit ist auch die Basis vorhanden, die auftretenden Probleme gemeinsam zu lösen. Aber niemand verbietet einem doch, in einer monoamoren Beziehung nicht auch offen und ehrlich miteinander umzugehen. *gruebel*


Da haben wir ja direkt etwas gemneinsam, Sorbas .. *zwinker*
Denn ich sehe obiges als unbedingte Voraussetzung für eine lebendige und befriedigende monogame Liebesbeziehung.
Auch da hat eigentlich Eifersucht keinen Platz - weil es gar nicht dazu kommt. Weil vielleicht das Bedürfnis nach Erweiterung nicht da ist ...

Und wenn doch? Natürlich haben Beziehungen nicht unbedingt Ewigkeitscharakter - und es stimmt, dass viele scheitern.

Leider - aber Ideale sind wohl immer ein bisschen unerreichbar ... *zwinker*
**ni Mann
50 Beiträge
Offenheit bzw. Ehrlichkeit sind wohl tatsächlich essentiell.
Genauso wie auch das "loslassen". Ich persönlich habe ernsthafte Probleme gehabt, letzteres zu lernen. Solange man immer "Nr.1 Charakter" hat und Freiheit geben etwas abstraktes ist, so lange befindet man sich in einer bequemen aber auch kleinen Position. Erst dann, wenn es darum geht, etwas loszulassen oder zu Opfern, was einem wirklich am Herzen liegt, vielleicht sogar deshalb, weil man es sonst verlieren oder gar vernichten würde, kann Mensch lernen, was es bedeutet, wirklich los zu lassen. Und genau diese Sache vermisse ich so sehr bei vielen Debatten über Beziehungskonstrukte.
In der Gruppe hier gibt es zum Glück sehr viele Menschen, die weiter denken und sich auch so einfach mehr Gedanken machen, als die Norm.

Das andere ist das klassische "Behandle deine Mitmenschen so, wie Du von ihnen behandelt werden willst" [bzw. transformiert, wenn es um bspw. d/s oder sm geht].
Ich könnte vermutlich auch in poly leben (hab ein paar Freunde, bei denen dieses Modell ganz gut zu klappen scheint), würde aber wenn ich mit dem Wissen von heute noch einmal vor die Entscheidung gestellt würde, zu heiraten, sicherlich wieder ja sagen. Das war allerdings nicht immer so in der Zeit von damals bis jetzt. Aber es hat viel zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen, recht fest gebunden zu sein (wir Arbeiten gemeinsam an Kundenprojekten, haben uns auf eine Immobilie eingelassen, sind auch anderweitig verflochten) und so gezwungen war, gewisse Probleme auch anzugehen. Ob ich mit meinem Hang zum Prokrastinieren ohne diese Bindung heute auch wäre, wer, was und wo ich bin mag ich bezweifeln.

Die erotischen Aspekte dieses Themas sind natürlich noch etwas ganz anderes.


Eine andere Frage ist noch, was passiert, wenn jemand mit einem Poly-Meta und jemand mit einem Mono-Meta sich ineinander verlieben. Habt ihr hier Erfahrungswerte gesammelt, die zu erörtern sich lohnt?
*****ban Mann
585 Beiträge
@ Kani
Ich denke mir das Alles ein bisschen historisch soziologisch.

Früher - sagen wir Mittelalter - war das Funktionieren einer Ehe stark verbunden mit dem Überleben überhaupt.

98 % der Bevölkerung lebte als Bauer / Bäuerin auf dem Land . Mehrere schlechte Ernten konnten eine Familie in echte Schwierigkeiten bringen.

Später war das Überleben nicht mehr ganz so vordergründig - sagen wir , seit Bismark `Sozialgesetzgebung.

Heute - Frau oder Mann, arbeiten gehen tun alle - Abhängigkeit von Frauen wg. des Lohns, welches der Mann verdient... Ist noch nicht so lange her das Model , aber schon überholt.

Die materielle Abhängigkeit schaffte auch Zwänge , die es heut so nicht mehr gibt...also auch die Möglichkeit zur Suche nach anderen Modellen zur Lebensgestaltung....

P.S. Kann mir jemand verraten, wie man aus dem Text kopiert...
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Selbstbetrug...
... ist sowohl mono als auch poly möglich. Da gibt es keinen Unterschied.

Ich stimme Kani auch uneingeschraenkt zu, dass manche (viele?) versuchen oder hoffen, polyamor ist es leichter, unliebsamen Entscheidungen aus dem Weg zu gehen und es als "Entschuldigung" benutzen, warum sie nicht zu einer Frau stehen (können oder wollen).
Doch das gilt nur an der Oberfläche. Polyamor ist aber ebensowenig wie BDSM (ich vergleiche beides nicht, sondern betrachte es von innen) eine oberflächliche Form, irgendetwas zu kompensieren, auch wenn es leider vielen so erscheint, und weil es auch viele gibt, die nur die Oberfläche sehen. Beides sind Lebenseinstellungen in Bezug auf die Art, wie man eine Beziehung gestalten will, wie man seiner eigenen Gestalt Raum gibt und sie begreift. Polyamor sicher noch mehr als BDSM, denn bei letzterem spielt natürlich die sexuelle "Bereicherung" eine groessere Rolle.

Doch eine Beziehung ist auch immer Arbeit, wenn sie die Wendungen des Lebens mitmachen und überdauern soll. Daraus koennen Konflikte und Probleme entstehen, es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Und wo es nicht nur einen Partner gibt, sondern mehrere, sind auch die Konflikte poly. Vielleicht aber auch die Hilfestellungen und Loesungsmoeglichkeiten.

Und sicher mag es poly leichter erscheinen, sich zu trennen, wenn etwas grundlegend falsch läuft. Denn man steht ja nicht allein da, sondern hat ja noch jemand. Doch darum geht es nicht. Das ist oberflächlich. Auch poly geht es nicht um Austauschbarkeit, sondern darum, um etwas zu kaempfen, wenn es nötig sein sollte, und nicht gleich die Flucht zu ergreifen.

Polyamory ist nicht deshalb Selbstbetrug, weil manche sich damit selbst betrügen
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ich denke mir das Alles ein bisschen historisch soziologisch.

Früher - sagen wir Mittelalter - war das Funktionieren einer Ehe stark verbunden mit dem Überleben überhaupt.
Im Mittelalter war die Ehe hauptsächlich dem Adel vorbehalten. In den unteren Schichten (Bauern) gab es eher Großfamilien bzw. Zweckgemeinschaften, in der Regel ohne Trauschein. *zwinker*

Tipp zum Kopieren:
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*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ich muss immer ein wenig schmunzeln (und bin gleichzeitig erschrocken, wie tief bestimmte Denkstrukturen doch sitzen), wenn ich solche Passagen lese:
... wenn es darum geht, etwas loszulassen oder zu Opfern, was einem wirklich am Herzen liegt, vielleicht sogar deshalb, weil man es sonst verlieren oder gar vernichten würde, ...
oder
Ich könnte vermutlich auch in poly leben [...], würde aber wenn ich mit dem Wissen von heute noch einmal vor die Entscheidung gestellt würde, zu heiraten, sicherlich wieder ja sagen.
;)

Man opfert doch nichts, wenn man polyamor lebt. Man engt nur nicht ein. Ich habe nie das Gefühl gehabt, etwas zu opfern (impliziert ja auch einen Verlust), wenn ich einer Geliebten nicht verbiete, auch andere Menschen zu lieben.
Und eine Ehe steht doch nicht prinzipiell einer polyamoren Lebensauffassung (und auch einem entsprechenden Leben) nicht entgegen. Auch wenn es schön wäre, dann auch mehrere Menschen heiraten zu dürfen (wegen der gleichen Rechte, die diesen Menschen dann hätten) - aber na gut, da fehlt noch ein wenig gesellschaftliche Akzeptanz. Aber in einigen Jahren bis Jahrzehnten werden auch eingetragene Lebenspartnerschaften unter mehr als 2 Personen möglich sein, da bin ich mir sicher *ja*
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Selbstbetrug ist sowohl mono als auch poly möglich. Da gibt es keinen Unterschied.
Jepp - nur in Polybeziehungen fliegt er (wie jeder Betrug) meist schneller auf *zwinker*

Polyamor ist aber ebensowenig wie BDSM (ich vergleiche beides nicht, sondern betrachte es von innen) eine oberflächliche Form, irgendetwas zu kompensieren, auch wenn es leider vielen so erscheint, und weil es auch viele gibt, die nur die Oberfläche sehen. Beides sind Lebenseinstellungen in Bezug auf die Art, wie man eine Beziehung gestalten will, wie man seiner eigenen Gestalt Raum gibt und sie begreift.
Das kann ich nur unterschreiben. Danke für diese Klarstellung. *danke*

... Und wo es nicht nur einen Partner gibt, sondern mehrere, sind auch die Konflikte poly. Vielleicht aber auch die Hilfestellungen und Loesungsmoeglichkeiten.
Das ist ganz sicher so.
Wobei es das auch in vielen Monobeziehungen gibt: welche Frau hat nicht ihre "beste Freundin", welche Mann nicht seinen "besten Kumpel"?
Vielleicht wäre es aber besser, wenn die Frau einen "besten Kumpel" und der Mann eine "beste Freundin" hätten - denn ansonsten besteht die "Unterstützung oft nur ein einem Mitheulen über den ach so "unmöglichen Ehepartner" *ggg*

Aber, der Satz:
Polyamory ist nicht deshalb Selbstbetrug, weil manche sich damit selbst betrügen
ist doch wohl nur unglücklich formuliert. So klingt er nämlich so, als wäre Polyamory Selbstbetrug, nur die Begründung ist falsch *oh*. Da stellt sich nämlich sofort die Frage:
Und weshalb ist Polyamory dann Selbstbetrug?
Und das meinst du doch nciht, oder? *zwinker*
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
...
Vielleicht wäre es aber besser, wenn die Frau einen "besten Kumpel" und der Mann eine "beste Freundin" hätten - denn ansonsten besteht die "Unterstützung oft nur ein einem Mitheulen über den ach so "unmöglichen Ehepartner" *ggg*

Das kann ich auch vorbehaltlos unterschreiben - der Perspektivwechsel ist oft sehr hilfreich ...

Und ich teile auch eure Ansicht, dass Polyamor und BDSM, aber eben auch "Monoamor", so wie ich es verstehe (eine Ehe ist dafür nicht zwangsläufig notwendig), eine Lebenseinstellungen ist, für die man sich entscheidet, weil sie dem eigenen inneren Wesen entspricht - wie auch immer das entstanden oder von was auch immer das beeinflusst sein mag.

*g*
Monoamory vs Polyamory

Richtig, Monoamor bedingt nicht zwangsmässig eine Ehe, wird aber mehrheitlich (vorallem bei Nachwuchs) so gehandhabt.

Scheidungsrate (in der Schweiz): ~50%
Zählt man noch die unverheirateten Monoamory dazu, dürfte die Trennungsrate noch einiges höher ausfallen.

Also ist dieses Modell doch wohl veraltet. Auch besteht nach meiner Ansicht ein sozialer Zusammenhang. Früher hatte ein Ehepaar 2-3 Kinder, der Mann ging arbeiten und verdiente knapp den Lebensunterhalt der Familie. Heute haben wir, jedenfalls die Mittelschicht (solange die noch existiert) mehr Mittel zur Verfügung. Man kann sich heute eine Trennung eher leisten. Schlimmstenfalls hilft ja noch das Sozialamt....

Polymarie / Polymaory hat den Vorteil, dss z.B. auch umgekehrt die Ehefrau "der beste Kumpel" ist und die Zweitfrau eben eine zusätzliche Liebe bedeuted, ob nun mit oder ohne Erotik. Einen Selbstbetrug kann da nun wirklich nicht erkennen, solange alle beteiligten damit einverstanden sind.

Ein berühmtes Beispiel ist Kachelmann, mit dem Unterschied, dass eben nicht mal alle Bescheid wussten.
Distanz als Los
Könnte es nicht auch sei, dass polyamorische oder mehrfachliebende Menschen zu jedem ihrer Geliebten eine hinreichend große innere Distanz habe? Dadurch können Verletzungen nicht so stark wirken. Jeder agiert aus einer gewissen lockeren Position heraus. Das würde erklären, warum sie dabei keine Eifersucht entwickeln. Ich glaube unsere Gefühle haben Grade (Abstufungen) und genau die scheint es bei dieser Form von Liebe in ausgeprägter Form zu geben.

Jemanden ‚mit dem ganzen Herzen lieben’ lässt keinen Spielraum für eine weitere Liebe, weil das eine Herz schon vergeben ist. Daher würde ich vermuten, dass junge Menschen wegen ihres distanzlosen Verhaltens dafür noch nicht reif sind. Erst wenn man älter ist, gewinnt man Distanz zum Leben und damit auch zu anderen Menschen.

Ohne Zweifel ist das Vermögen der Welt mit einer gewissen Distanz zu begegnen nur wenigen gegeben. Das mögen ‚Philosophen’ oder einfach abgeklärte Menschen sein. Meine Erfahrung ist, dass mein Verhältnis auch zu Menschen im Laufe des Lebens immer mehr an Distanz gewinnt. Das Grundgefühl dafür mögen Ruhe und Gelassenheit sein. Vielleicht sind auch Verstand oder Vernunft mit im Spiel.

Solche Beziehungen ermöglichen sicher mehr Vielfalt in den Beziehungen und können so die Lebensqualität steigern.

Das damit Probleme verbunden sind steht außer Frage. Sonst wären solche Beziehungen ja auch nicht menschlich.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Könnte es nicht auch sei, dass polyamorische oder mehrfachliebende Menschen zu jedem ihrer Geliebten eine hinreichend große innere Distanz habe? Dadurch können Verletzungen nicht so stark wirken.
Könnte, ist aber in der Regel nicht so

Mein persönliches Beispiel: Ich habe aus meiner damals 15jährigen Ehe zusammen mit meiner Mone zur Polyamory gefunden (wir kannten den Begriff damals aber nicht - wir haben uns nur gefragt, warum man nicht auch mehrere Menschen lieben kann). Das erstaunliche war, dass wir durch weitere Lieben, die wir gefunden und auch gelebt haben, nicht in Distanz zueinander gingen, sondern im Gegenteil auch zueinander eine viel tiefere Liebe wieder spürten.

Und Verletzungen? Was für Verletzungen? Verletzt es dich, wenn du nicht der ausschließliche Geliebte deiner Freundin wärst? Warum?
Mich verletzt es nicht, mich freut es, wenn meine Geliebte glücklich ist.
Und müsste sie die eventuelle Liebe zu einem weiteren Menschen unterdrücken, dann würde sie das unglücklich machen.

Jemanden ‚mit dem ganzen Herzen lieben’ lässt keinen Spielraum für eine weitere Liebe, weil das eine Herz schon vergeben ist.
... sagt wer?

Jede Mutter mit mehreren Kindern kann alle ihre Kinder lieben (ja, und nicht selten werden Väter nach der Geburt eines Kindes eifersüchtig, vor allem wenn sie selbst keine Enge Bindung zum Kind aufbauen können).
Ich liebte und liebe jede meiner Frauen "mit ganzem Herzen" - egal, ob sie die einzige war oder eine zweite oder gar dritte auch "in meinem Herzen" war.

Daher würde ich vermuten, dass junge Menschen wegen ihres distanzlosen Verhaltens dafür noch nicht reif sind. Erst wenn man älter ist, gewinnt man Distanz zum Leben und damit auch zu anderen Menschen.
Oh, es gibt auch durchaus junge Leute, die polyamor leben und lieben. Das ist keine Frage des Alters.

Wobei ich es auch gut finde, wenn man erst einmal die Feinheiten der Liebe, einer sehr innigen Beziehung (damit meine ich jetzt nicht unbegingt nur das Sexuelle) mit einem Partner erforscht. Aber wenn eine zweite Liebe dazu kommt - warum soll man die dann unterdrücken?
@sorbas42
Ich bin mir in Bezug auf die innere Distanz immer noch nicht ganz sicher. Mag sein, dass du das für dich nicht so siehst. Der emotionale Abstand den wir Menschen haben ist ein Grundgefühl und unbewusst. Ich glaube nicht, dass du alle Polyamoristen in dieser Hinsicht kennst.

Der innere Abstand ist nach außen nicht sichtbar. Wir wissen meistens nicht was der andere denkt und fühlt. Wir müssen fragen und darüber reden. Dabei kann aber auch gelogen und getäuscht werde. Jeder Mensch kommt als Egoist auf die Welt. Die Natur verlangt, dass jeder sich zuerst um sich selbst kümmert.

Wir haben als Menschen nur einen bestimmten Vorrat an Aufmerksamkeit für den anderen. Zunächst denken wir an uns selbst. Wenn wir dieses Aufmerksamkeitsbudget auf mehrere Menschen verteilen, bekommt jeder entsprechend weniger.

Du verweist selbst darauf, indem du (hier jungen Leuten) erst mal eine innige Beziehung vorschlägst (wobei ich nicht bezweifle, dass junge Menschen solche Beziehungen haben, aber eben nicht in gleichem Umfang wie ältere – meine ich, ich habe keine soziologische Studie darüber verfertigt; so wie du ja wohl auch nicht):

...Wobei ich es auch gut finde, wenn man erst einmal die Feinheiten der Liebe, einer sehr innigen Beziehung (damit meine ich jetzt nicht unbedingt nur das Sexuelle) mit einem Partner...

Es mag sein, dass dieses Vermögen durch das Interesse an einem neunen Menschen zunächst gesteigert werden kann. Aber dieses kann wieder nachlassen. Menschen empfinden auch Langweile aneinander. Genau diese kann durch einen neuen Partner durchbrochen werden. Aber auch dort kann sie wieder entstehen.

Jeder Mensch ist eitel und niemand ist permanent mit einem ungebrochenem Selbstbewusstsein ausgestattet. Lass also einen Partner just in einem schwachen Moment erleben, dass der andere einen neunen Menschen kennen lernt. Ich möchte den sehen, der auf diesen – nehmen wir noch an er sieht gut aus, ist intelligent usw. – nicht eifersüchtig ist. Das aber sind nur die Extreme. Dazuwischen gibt es unendliche Abstufungen mit komplex schwierigen Konstellationen.

Verletzungen entstehen immer unter der Bedingung von emotionaler Nähe. Wer Distanz hat, den erreichen durch andere verursachte negative Gefühle nicht.

Die Freude am Glück des anderen ist eine wohl klingende Metapher für etwas. Zunächst will jeder selbst glücklich sein (das mag bei dir anders sein). Bin ich unglücklich und der Partner gerade glücklich, weil er einen neunen kennen gelernt hat, entsteht Neid. Ich fühle mich weniger wert und ggf. zurückgesetzt. Das Selbstbewusstsein schwankt. Etwas was in zunehmenden Alter wohl meist stabiler ist.

Die Beziehung zwischen Erwachsenen sind von eigener Art und mit denen zu Kindern nicht vergleichbar.

Wir Menschen sind komplex und differenziert; somit nicht nur gut, edel usw.

Insgesamt könnte man entweder solch eine polyamouröse Beziehungsform einfach strukturierten Menschen oder Menschen mit einem hohen Selbstkenntnis- und Selbstmanagementvermögen empfehlen. Dazu kommt ja auch noch eine enorme Anforderung an das Kommunikationsvermögen.

Das allein dürften nur wenige Menschen leisten können. Wer sich in eine solche Lebensform begibt, muß viel dafür tun. Es steht für jeden die Frage, ob die Vorteile daraus diesen Beziehungsaufwand rechtfertigen.

PS:

Sollte ich Aussagen der Art ‚alle’ verwendet haben so ist das nicht so gemeint; meinen tue ich immer nur im Sinne von ‚viele’, ‚mehrere’ oder so etwas. ‚Allaussagen’ sind für einen einzelnen selten möglich. Jeder ist als Subjekt subjektiv und tut sich mit induktiven Schlüssen schwer (das gilt tatsächlich für alle…).
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ich bin mir in Bezug auf die innere Distanz immer noch nicht ganz sicher. Mag sein, dass du das für dich nicht so siehst. Der emotionale Abstand den wir Menschen haben ist ein Grundgefühl und unbewusst. Ich glaube nicht, dass du alle Polyamoristen in dieser Hinsicht kennst.
Distanz: Nun, ich erlebe ja auch, wie andere meine Liebe, meine Zuwendung, meine Nähe zu ihnen wahrnehmen. Daraus kann ich ganz gut schließen, dass zu denen, die ich liebe, keine "große Distanz" da ist. Ich denke auch, dass ich sehr empathisch veranlagt bin.
Und natürlich kenne ich nicht alle Polys, aber die, die ich persönlich gut kenne, empfinden sehr ähnlich eine sehr große Nähe zu ihren Partnern.
Vielfalt
Hallo !

Wenn ich, diese umfangreichen Text und Beiträge lese, dann wird mir klar, wie unterschiedlich und verschieden die Menschen sind die das schreiben. Damit bestätigt sich aber für mich, das jeder auch etwas anderes braucht !
Wenn aber jeder das sucht was Ihm entspricht und damit glücklich wird, dann ist doch allen geholfen.
Naiv frage ich mich eher, was einen bewegt darüber zu diskutieren warum etwas anderes besser oder schlechter sein soll, welche Vorteile oder Nachteile eine Lebensweise hat.
Wer das gefunden hat, was ihm entspricht, muß der nicht glücklich sein und ohne schlechtes Gewissen damit leben.
Warum sollte er jemanden von seiner Einstellung überzeugen wollen ?
Es scheint mir sinnvoll, das wir alle mal nachschauen was uns in unserem inneren antreibt.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Oups, scheiß Touchpad - der sollte noch gar nicht weg.

OK, Fortsetzung:
Jeder Mensch kommt als Egoist auf die Welt. Die Natur verlangt, dass jeder sich zuerst um sich selbst kümmert.
Oh, das sehe ich anders (und nicht nur ich). Die Natur verlangt ein Zusammenhalten, einen Altruismus innerhalb der Gruppe. Ein einzelner Mensch hätte es schwer in der Natur.
Zu Egoisten (im engeren Sinne) werden wir erst erzogen. Was nicht heißt, dass auch ein gewisser egoistischer Anteil in uns steckt. Aber Kinder beginnen in der Regel ab dem 3. Lebensjahr, Empathie zu entwickeln - und sie werden, wenn nicht ihre persönliche "Not" etwas anderes gebietet, mit anderen Kindern mitfühlen und teilen (z.B. bei Süßigkeiten). Ob sie dabei bleiben, hängt von ihren Erfahrungen und ihrer Erziehung ab.

Wir haben als Menschen nur einen bestimmten Vorrat an Aufmerksamkeit für den anderen. Zunächst denken wir an uns selbst. Wenn wir dieses Aufmerksamkeitsbudget auf mehrere Menschen verteilen, bekommt jeder entsprechend weniger.
Woran machst du dieses "Budget" fest? An der Zeit, die ich meinem Partner widme? An dem Geld (oder anderen materiellen Werten), dass ich für ihn aufbringe? Etwas anderes fällt mir nicht ein, was bei mir budgetiert wäre *zwinker*

Zu jungen Leuten:
Ich bin der Meinung, dass man das Zusammenleben einfacher erlernen kann, wenn man erst einmal nur die Interessen, Bedürfnisse, Wünsche von zwei Menschen koordinieren muss. Und schon damit sind manche Menschen überfordert (weil sie zu egoistisch sind?).

Ich möchte den sehen, der auf diesen – nehmen wir noch an er sieht gut aus, ist intelligent usw. – nicht eifersüchtig ist. Das aber sind nur die Extreme. Dazuwischen gibt es unendliche Abstufungen mit komplex schwierigen Konstellationen.
Ich sehe eine Liebe, eine darauf aufbauende Beziehung als Geschenk an. Und ich bin nicht eifersüchtig, wenn eine Partnerin z.B. auch einen jüngeren oder schöneren (Schönheit ist eh subjektiv) Mann liebt. Sie liebt mich doch trotzdem noch. Mir geht doch deshalb nichts verloren - im Gegenteil: Wenn sie trotz eines eventuell "attraktiveren" Partners auch mir treu bleibt, ist das doch ein sehr schönes Zeichen der Liebe. *ja*

Und selbst, wenn sie mich verließe, wäre ich nicht eifersüchtig. Ich wäre traurig, sicher. Wahrscheinlich sogar sehr. Aber es würde mich trösten, dass offensichtlich ihre Liebe zu mir nicht mehr so starkt war - und warum soll man dann an einer Beziehung festhalten? Sie würde mir doch dann etwas vormachen, mich unterm Strich belügen. Ne, dann bleibe ich lieber ein guter Freund, auch wenn ich sie vielleicht noch weiter liebe.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ach, noch was:
Die Freude am Glück des anderen ist eine wohl klingende Metapher für etwas. Zunächst will jeder selbst glücklich sein (das mag bei dir anders sein).
Natürlich will ich selbst glücklich sein.

Aber das ist ja das besondere an der Liebe: Ich definiere mein eigenes Glück auch darüber, dass mein Partner glücklich ist. Vielleicht kann ich deshalb auch ganz gut verkraften, wenn ein geliebter Partner mit einem Anderen glücklicher ist als mit mir. Auch wenn es mir auf der anderen Siete natürlich auch weh tut.

(ich schreibe in der männlichen Form, meine es aber genderunabhängig).
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Naiv frage ich mich eher, was einen bewegt darüber zu diskutieren warum etwas anderes besser oder schlechter sein soll, welche Vorteile oder Nachteile eine Lebensweise hat.
Wer das gefunden hat, was ihm entspricht, muß der nicht glücklich sein und ohne schlechtes Gewissen damit leben.
Warum sollte er jemanden von seiner Einstellung überzeugen wollen ?
Nicht überzeugen - es geht mir um Verständnis, um Akzeptanz meiner Art zu leben. Ich weiß, dass man niemanden davon überzeugen kann, monoamor oder polyamor oder bisexuell oder sonstwie zu leben.
Aber ich weiß auch, dass nicht wenige Menschen in einer exclusiven Zweierbeziehung nicht glücklich sind - und oft auch nichts anderes kennen. Auch das ist eine Motivation für mich, diesen Menschen mögliche Alternativen aufzuzeigen. Ob diese für sie geeignet sind, muss jeder für sich selbst herausfinden. Es gibt auch homoxesuelle Menschen, die erst mit 40 Jahren nach einer 20jährigen Ehe ihr befreiendes Coming-Out haben *zwinker*
Das menschliche Wesen ist einfach...
@*********ende
Eine Bemerkung zum Kontext dieses (eines) Forums. Ein Forum ist keine Form innerhalb derer verbindliche Festlegung für einzelne Menschen und Entscheidungen über die Art zu leben getroffen werden. Ein Forum ist ein Gedankenaustausch. Dabei werden Erfahrungen und Meinungen bekannt. Es mag auch vorkommen dass (mittelbar) davon ein Einfluss auf persönliche Einsichten und Erkenntnisse ausgeht. Mehr wird aber nicht bezweckt. Die Ebene der Infragestellung einer solchen Meinungsäußerung (Metaebene) ist hier insofern nicht zweckdienlich und liegt ‚daneben’.

@*****s42
Ich glaub dir in Bezug auf dein Verhältnis zu Distanz. Es ist aufschlussreich was du hier bisher gesagt hast. Da ich keine Erfahrung in dieser Weise habe, aber mich das Thema interessiert, kann ich darüber nur reflektieren. Dabei hat diese Form selbst einen Sinn für sich; es ist der Sinn eines jeden Erfahrungs- /Gedankenaustausches, es ist der Sinn des Gesprächs.

Nehmen wir an die Natur sei die Ursache unseres Egoismus, so ist es auch der Altruismus. Ich mag nicht darüber streiten, ob der Egoismus den Altruismus in Anspruch nimmt, um seine eigene Begrenztheit zu kompensieren. Das wäre eine zu theoretische Frage. Es ist richtig, dass wir Menschen über beide Einstellungen verfügen. Ich stimme dir in Bezug auf deine Beschreibung bei Kindern zu.

Ich frage mich, ob es berechtigt ist zu fragen, ob einem der beiden Momente in uns der Vorzug gehört, d.h. von der Natur der Vorrang gegeben wurde. Aus dem gesagten bleibt für mich plausibel, dass jeder einzelne für sich da ist, um erst dann für andere da zu sein. Die umgekehrte Möglichkeit scheidet für mich aus, denn gerade die Einsicht in die Notwendigkeit von Zusammenhalt zeigt sich als egoistisch. Man hält nicht wegen der anderen, sondern wegen sich selbst mit anderen zusammen.

Dazu kommt das Argument, dass jeder allein geboren wird und auch allein stirbt (jeder ist hier auf sich gestellt, wenn er auch Hilfe oder Beistand durch andere erhält). Dazwischen haben wir die mehr oder weniger ausgeprägten Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen von Kooperation bis Liebe. Jeder dieser beinhaltet aber auch und gerade das Merkmal des Nutzens für sich (auch die grenzenlose aufopfernde Liebe halte ich für einen Mythos).

Jeder ist auf sich gestellt bedeutet auch: immer dann wenn es um sein eigenes Leben geht zieht jeder es dem anderen Leben vor; zumindest meistens, also typischerweise (man denke an das Verhalten von Menschen in Grenzsituationen wie z.B. Schiffskatastrophen). Das Verhalten von Eltern (Müttern) gegenüber Kindern mag hier eine durch die Evolution bedingte Ausnahme sein.

Mit Budget meinte ich ein nach Umfang begrenztes Vermögen sich für andere zu interessieren. Wer seinen eigenen Bewusstseinsstrom reflektiert wird bemerken, wie oft er nur bei sich und bei seinen eigenen Angelegenheiten ist. Dazu gehört natürlich auch die Zeit, die ich einem oder mehreren Partner widme. Da unsere Zeit begrenzt ist, muß sich diese unter der Bedingung mehrer Partner entsprechend aufteilen. Wenn nur einer da ist kriegt er alles.

Zuletzt noch eine Bemerkung zu deinem Menschenbild. Es blendet offenbar die Schwäche im Menschen und die von mir angedeutete Differenzierung aus.

"Und ich bin nicht eifersüchtig, wenn eine Partnerin z.B. auch einen jüngeren oder schöneren (Schönheit ist eh subjektiv) Mann liebt..."

Gerade Eifersucht ist eine der stärksten und verbreitetsten Gefühle. Ich will das von dir gesagt hier nicht bestreiten (ich glaube es nur nicht ganz). Das Wesen des Menschen aber ist gerade sein Minderwertigkeitsgefühl. Die meisten Menschen sind damit befasst dieses abzubauen und sich in den Augen anderer einen ‚Wert’ zu verschaffen. Dafür werden Besitz, Geld, Titel, usw. angehäuft und am Image (Schein) gearbeitet (Mode, Gehabe, Muskeln usw.). Das beginnt schon bei den Kindern. Selbst im Alterheim beobachtet man noch dieses Verhalten.

Es würde natürlich zu weit führen hier in einem Forum eine Anthropologie des Menschen zu entfalten. Mir scheint aber die Form der Beziehung zwischen Menschen (Partnern) als ‚Mehrfachliebe’ dem Wesen des Menschen zu widersprechen.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Jetzt wird es ja immer interessanter *g*

Ich frage mich, ob es berechtigt ist zu fragen, ob einem der beiden Momente in uns der Vorzug gehört, d.h. von der Natur der Vorrang gegeben wurde. Aus dem gesagten bleibt für mich plausibel, dass jeder einzelne für sich da ist, um erst dann für andere da zu sein. Die umgekehrte Möglichkeit scheidet für mich aus, denn gerade die Einsicht in die Notwendigkeit von Zusammenhalt zeigt sich als egoistisch. Man hält nicht wegen der anderen, sondern wegen sich selbst mit anderen zusammen.
Sicher gehören beide zusammen - Altruismus und Egoismus. Wobei man bei Egoismus unterscheiden muss zwischen dem "allgemeinen" Egoismus (ich nehme, was ich kriegen kann - solange ich damit anderen keinen Schaden zufüge) und dem "speziellen" Egoismus (Egoismus im engeren Sinne, ich nehme mir, was ich kriegen kann - selbst wenn andere dabei zu kurz kommen).
Ich lass die erste Form mal außen vor, weil umgangsprachlich unter Egoismus wohl eher die zweite Form gesehen wird. Wenn ich im Folgenden von Egoismus rede, meine ich also den "Ellenbogen-Egoismus".

Und auch dieser Egoismus ist wichtig, aber nur in Notsituationen. Hier ist die normale Reaktion der meisten Menschen von Natur aus wohl: "Jeder ist sich selbst der Nächste" - egal, welches Alter. Erst die Erziehung oder auch eine sehr enge Bindung zu einer anderen Person schwächt diesen Egoismus in solchen Situationen ab und lässt uns uneigennützig handeln - manchmal. Man kann aber niemandem verübeln, der in einer Notsituation das eigene Wohl über das von anderen stellt - weil es die "natürliche" Reaktion ist. Im normalen Alltag aber ist der Mensch von Natur aus eher altruistisch eingestellt, er wird jemandem, der "Not leidet", helfen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Erst, wenn er Angst hat, durch die Hilfe selbst in "Not" zu geraten, kommen egoistische Gedanken dazu, erfolgt ein Abwägen.

Es steht natürlich außer Frage, dass dieses natürliche Verhalten durch entsprechende Konditionierung in beide Richtungen verschoben werden kann. *ja*

Dazwischen haben wir die mehr oder weniger ausgeprägten Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen von Kooperation bis Liebe. Jeder dieser beinhaltet aber auch und gerade das Merkmal des Nutzens für sich (auch die grenzenlose aufopfernde Liebe halte ich für einen Mythos).
Mit "grenzenlos aufopfernder" Liebe hat das nichts zu tun. Fast jede Beziehung geht man ein, um auch einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen - im besten Fall zum gegenseitigen Vorteil. Einzig das Gefühl der Liebe ist erwartungsfrei (ich mag hier das Wort "bedingungslos" nicht).

Wenn ich jemanden liebe, dann erwarte ich nichts von dem Anderen. Es ist ein Gefühl, dessen Entstehung nur schwer zu erklären ist (man könnte jetzt hier mit Biochemie und so anfangen - aber eigentlich ist es egal).

Und wenn dieses Gefühl erwidert wird - dann, und nur dann, kann daraus eine Liebesbeziehung entstehen. Und selbst erwarte ich keine "Gegenleistung" - nicht, solange ich den anderen Liebe. *g*

Deswegen würde ich mich aber nicht für eine Liebe grenzenlos aufopfern - das würde ja eine Abhängigkeit bedeuten. Abhängigkeit (emotionale wie soziale oder auch materielle) widerspricht aber meiner Vorstellung von Liebe.

Mit Budget meinte ich ein nach Umfang begrenztes Vermögen sich für andere zu interessieren.
Ich habe da bisher noch keine Grenze gespürt. Ich habe bisher aber auch noch nicht mehr als drei Partner gleichzeitig geliebt - vielleicht deshalb *zwinker*

Zuletzt noch eine Bemerkung zu deinem Menschenbild. Es blendet offenbar die Schwäche im Menschen und die von mir angedeutete Differenzierung aus.
Nein, ich weiß, dass Menschen Schwächen haben, egoistisch handeln können und teilweise auch verlogen sind. Aber ich setze es nicht als gegeben voraus, sondern achte nur darauf, um vor unangenehmen Überraschungen geschützt zu sein. *ja* *zwinker*
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Eifersucht
Gerade Eifersucht ist eine der stärksten und verbreitetsten Gefühle. Ich will das von dir gesagt hier nicht bestreiten (ich glaube es nur nicht ganz). Das Wesen des Menschen aber ist gerade sein Minderwertigkeitsgefühl. Die meisten Menschen sind damit befasst dieses abzubauen und sich in den Augen anderer einen ‚Wert’ zu verschaffen.
Zum Glauben: Es ist noch gar nicht lange her, da war der Geliebte meiner Freundin bei uns (hat hier mit/bei ihr Urlaub gemacht). Und ich bin zur Arbeit gefahren - ohne Eifersucht, ohne schlechtes Gewissen, ohne Groll - nur mit ein wenig Neid, dass ich keinen Urlaub hatte (aber keine Missgunst). *ja* *g*

Warum soll ich eifersüchtig sein - worauf denn?
Ich weiß, dass mich eine Frau nicht wegen einem Anderen verlassen würde (warum sollte sie), sondern nur eventuell, wenn sie mich nicht mehr liebt. Und selbst dann würde sie mich vielleicht gar nicht verlassen, sondern wir würden freundschaftlich zusammen bleiben. Also habe ich keine Verlustangst.
Und Missgunst? Eher im Gegenteil - ich freue mich, wenn ich erlebe, dass es meiner Geliebten gut geht, dass sie Spaß am und im Leben hat. Also gönne ich ihr auch, weitere Menschen zu lieben - dadurch geht mir doch nichts verloren.
Bliebe noch Neid als Auslöser von Eifersucht. Aber worauf soll ich neidisch sein? Darauf, dass sie eventuell mehr Menschen liebt als ich? *oh*
Neid ist ebenso wie der "Ellenbogen-Egoismus" eine gesellschaftlich anerzogene Eigenschaft, wahrscheinlich bedingen sie sich sogar gegenseitig.

Wenn ich Eifersucht verspüren sollte, so würde ich mich fragen, was in der Liebe nicht mehr stimmt, was mein Vertrauen in meine Partnerin, in ihre Liebe zu mir oder in mich selbst stört.

Die meisten Menschen sind damit befasst dieses abzubauen und sich in den Augen anderer einen ‚Wert’ zu verschaffen. Dafür werden Besitz, Geld, Titel, usw. angehäuft und am Image (Schein) gearbeitet (Mode, Gehabe, Muskeln usw.).
Das mag sein - und genau daher rührt wohl auch der Hang zum Neid, zur Missgunst und zum Egoismus.
Ich definiere aber mich (und auch keinen anderen Menschen) nicht darüber, was er besitzt, welche "Werte" er angehäuft hat. Ich definiere einen Menschen darüber, wie er sich gibt, wie er handelt.

OK, ich habe den Luxus, keine materielle Not zu leiden. Aber auf der anderen Seite sind meine materiellen Ansprüche auch gering. *g*
Ich genieße, was ich genießen kann - und das kann manchmal sooo wenig sein *ja*
(Und nein, ich bin kein Anhänger irgend einer Religion, Sekte oder sonstwie *zwinker* ).
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Anthropologie
Es würde natürlich zu weit führen hier in einem Forum eine Anthropologie des Menschen zu entfalten. Mir scheint aber die Form der Beziehung zwischen Menschen (Partnern) als ‚Mehrfachliebe’ dem Wesen des Menschen zu widersprechen.
Dem widerspricht, dass die ursprüngliche Form des Zusammenlebens nicht die Zweierbeziehung war, sondern die Großfamilie (darunter auch mehrere Männer und Frauen der gleichen Generation - mehr als drei Generationen gleichzeitig gab es eh wohl kaum). Es war auch nicht wichtig, wer der Vater eines Kindes war - meist erfolgte die familiäre Nachfolge eh über die Frau.
Die Zweier-Ehe (oder auch die Polygynie) ist eine (neuzeitliche - wenn man mal die gesamte Menschheitsgeschichte betrachtet) Erfindung des Patriarchiats.
Ich frage mich, ob es berechtigt ist zu fragen, ob einem der beiden Momente in uns der Vorzug gehört, d.h. von der Natur der Vorrang gegeben wurde. Aus dem gesagten bleibt für mich plausibel, dass jeder einzelne für sich da ist, um erst dann für andere da zu sein. Die umgekehrte Möglichkeit scheidet für mich aus, denn gerade die Einsicht in die Notwendigkeit von Zusammenhalt zeigt sich als egoistisch. Man hält nicht wegen der anderen, sondern wegen sich selbst mit anderen zusammen.

Ich glaube, dass das durch die hard- und die software festgelegt wird, also die Gene und die Sozialisation. Instinktiv würde ich sagen, ist sich jeder selbst der Nächste und möchte nicht in erster Linie lieben, sondern geliebt werden. Auf Verstandesebene solle man das natürlich wenn auch nicht vollkommen unterdrücken, so doch hinterfragen und reiferen Muster weichen lassen. Aber trotzdem glaube ich nicht, dass jeder hier die Möglichkeit hat, "drüber zu stehen". Instinktiv oder Verstand-bezogen?

Wenn ich mich rein nach meinem Verstand entscheiden könnte, würde ich auch die Poly-Variante wählen: wie Soras schon sagte: man kann all seine Kinder lieben, ohne etwas von der Liebe teilen zu müssen; so wird man wohl auch einen Mann nicht weniger lieben wenn ein Anderer dazu kommt.

Ich glaube aber (und das habe ich auch selbst schon erfahren), dass man auf Eifersucht keinen Einfluss mit dem Verstand nehmen kann. Das ist wie eine Krankheit, die einen überfällt, auch, wenn man sich vorher bewusst und grundsätzlich für Polyamorie entschieden hat. Da unterliegen wir stärker unseren Hormonen und den damit verbundenen Gefühlen als unserem Verstand.... glaube ich jedenfalls....
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
... und möchte nicht in erster Linie lieben, sondern geliebt werden.
Oups, das impliziert bei mir, ich liebe nur, um zurück geliebt zu werden. Vielleicht unbewusst, vielleicht aber sogar bewusst (also "berechnend"). *oh*

Das widerspricht aber der Ansicht von der Liebe als primär einseitiges Gefühl der innigen Zuneigung. Vielleicht ist das aber ganz tief in uns wirklich der Grund, warum wir Liebe zu bestimmten Menschen entwickeln - aber wir lieben auch, wenn wir nicht zurück geliebt werden. Zum Leidwesen der so Liebenden. *schiefguck*
Na ich habe ja auch geschrieben, dass das mit der Zeit eben reiferen Strukturen weichen sollte.
Aber während der Verliebtheit, also wenn die Hormone noch stark schwanken... ja dann ist man doch eigentlich egoistisch und nicht selbstlos, oder?
Wenn man zurück geliebt wird und das auch fühlt, dann kann man sich ja wieder "entspannen" und das Hirn wieder über die Gefühle siegen lassen - oder zumindest Gleichstand einstellen.
Trotzdem: vor Eifersucht kann Einen "überkommen" - das kann man nicht steuern. Ist bestimmt hormonell, so wie z.B. bei der Wochenbettdepression. Da kann man sich ja auch einreden "es ist mein Kind und ich muss es doch lieben" - erzwingen kann man das nicht mit dem Verstand. Man muss da in erster Linie in sich hinein hören und sich fragen, was ist mit mir? was fehlt mir?
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Aber während der Verliebtheit, also wenn die Hormone noch stark schwanken... ja dann ist man doch eigentlich egoistisch und nicht selbstlos, oder?
Kann man sich als "reifer Mensch" nicht mehr verlieben? *ggg*

OK, im Ernst. Da hast du natürlich in gewissem Sinne Recht. In der Phase der totalen Verliebtheit habe ich auch nur Augen für die Eine, das ist ja auch gemeint mit "Liebe macht blind". Wobei Verliebtheit noch keine "richtige" Liebe ist - aber eine sehr intensive mögliche Vorstufe. Wenn die nach einigen Wochen oder auch Monaten wieder abflacht, dann bleibt entweder tiefe, innige Liebe übrig oder Ernüchterung und dann hoffentlich auch Trennung (es gibt aber auch andere Wege zur Liebe).

Aber handelt ein Verliebter wirklich egoistisch? Machen Verliebte nicht den größten Blödsinn (zumindest aus der Sicht eines Außenstehenden), nur um der "Angebeteten" einen (vermeintlichen) Gefallen zu tun. Ist das egoistisch? Sie würden sich selbst aufgeben für ein Lächeln, mit dem Taxi quer durch Deutschland fahren, wenn es sein müsste. Ist das egoistisch? *oh*

Ich glaube eher, wer wirklich total über beide Ohren verliebt ist, handelt selbstloser als irgendwann sonst in seinem Leben. *ja*

Trotzdem: vor Eifersucht kann Einen "überkommen" - das kann man nicht steuern.
Da stimme ich zu - auch ich kann eifersüchtig werden. Aber dann weiß ich, dass mit meiner Liebe etwas nicht stimmt. Eifersucht und Liebe passen für mich nicht zusammen.
Das heißt nicht, dass ich nicht niedergeschlagen, vieleicht sogar depressiv sein kann, wenn ich verlassen werde. Aber das ist keine Eifersucht, sondern Trauer. Und die kann und muss man verarbeiten - hab ich auch schon durch. *snief*
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