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Polyamory

Polyamory
Durch die Lektüre eines m.E. sagenhaft guten Interviews mit Volkmar Sigusch (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,747920,00.html)
bin ich wieder mal auf diesen Begriff gestoßen. Ist das ein tragfähiges Modell for die Beziehung der Zukunft? Die Antwort auf die Erkenntnis, daß es lebenslange Beziehungen kaum noch gibt, oder gar Selbstbetrug?

"Gebt der Liebe eine Chance..." *zwinker*
****on Mann
16.230 Beiträge
Gäbe es keine Vorgaben, wie etwas zu sein habe, dann gäbe es auch keinen Stress mit all diesen Lebensformen wie Ehe oder Polyamory. Wir müssten uns endlich frei machen von all den übernommenen Ideen.

Dann ist auch das gleichzeitige Lieben mehrerer Menschen problemlos möglich. Nichts, gar nichts ist aber ewig. Immer ist alles morgen anders als heute. Darum sind lebenslange Beziehungen möglich, aber nicht voraussagbar.

Dieser Sigusch ist übrigens ein Kind seiner (damaligen) Zeit. Er denkt in den alten Kategorien, obwohl er sich sehr bemüht, davon wegzukommen. So zum Beispiel seine Forderung nach dem Kick einer gemeinsamen kleinen Perversion, oder dem Erhalt eines Geheimnisses. ER und seine Generation wurden so geprägt, dass Sex die Aufregung des Geheimnisvollen, Perversen begleitete. Das bekommt man nicht mehr raus, wuchs man einmal so auf. Es ist aber keine Aussage für alle. Das erkennt er nicht.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Ich lebe polyamor ...
... und sehe es als eine sehr gute Alternative.

Wobei Polyamory natürlich kein Zwang zur Mehrfachbeziehung bzw. Mehrfachliebe ist, es gibt unter den polyamoren Menschen genau so Singles oder Leute in einer Zweierbeziehung, wie es unter monoamor Denkenden (und Fühlenden?) auch Singles gibt. Aber es eröffnet die Möglichkeit dazu, weil die (moralische?) Beschränkung, dass man nur einen Menschen lieben könne und/oder dürfe, aufgehoben ist. Im Gegenteil - ich freue mich, wenn meine Geliebte auch noch bei einem weiteren Menschen Liebe empfinden und empfangen kann und es dir dadurch besser geht.
Mir geht dadurch doch nichts verloren, außer vielleicht die vermutete Exclusivität, die einen dann noch in ein tiefes Loch stürzen lässt, wenn sie evtl. gar nicht existiert (weil der Partner heimlich fremdgeht und es dann auffliegt).

Polyamory ist kein Heilmittel, und wenn man es zu "ernst" nimmt und stets darauf bedacht ist ein polyamores Netzwerk zu erhalten, dann kann es genau so verkrampfen wie die vielen Ehen, die irgend wann nur noch die Gewohnheit oder materielle Zwänge zusammen halten.

Polyamory eröffnet aber die Möglichkeit, offen und unverkrampft mit Liebe, Sex und Beziehungen umzugehen - ja letztlich zwingt es sogar zu so einem offenen und aufrichtigen Umgang miteinander. Denn ohne diesen kann es nicht das nötige Vertrauen geben.

Zumindest ist die klassische Ehe als wirtschaftlich und sozial notwendiges Konstrukt nicht mehr nötig, seit auch finanziell selbständige Frauen oder Alleinerziehende keine Ausnahme mehr sind.

Liebe ist letztlich etwas, was sich nur frei und ohne Zwang entwickeln kann.
"Gebt der Liebe eine Chance..."

Definition des Wortes "Liebe"?
Ist Liebe ohne Sex, ohne Erotik, ohne körperlichen Kontakt überhaupt Liebe? Oder wär das dann nicht eher Freundschft?

Ich persönlich glaube nicht daran, dass das uralte Modell der lebenslangen sexuellen Treue zwischen zwei Menschen funktionieren kann. Sigusch nennt einen Zeitraum von 4 - 7 Jahren. Man spricht doch vom verflixten siebten Jahr einer Ehe.

Anderseits stellt sich die Frage, wieviel Singles denn tatsächlich glücklicher sind als Paare. Vorallem wenn sie älter werden.

Für Polyamory braucht es aber die Eifersuchtslosigkeit beider Partner. Und da besteht die Gefahr. Männer können Sex und Liebe besser trennen als die meisten Frauen.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Was ist Liebe?
Für mich sind Liebe und Freundschaft durchaus verschiedene Dinge (mal abgesehen davon, dass Freundschaft eine Beziehungsform ist und Liebe ein Gefühl - also nehme ich der Einfachheit halber statt Freundschaft eben "freundschaftliche Gefühle). Und Liebe hat nichts mit Sex zu tun (z.B. platonische Liebe) und in einer Freundschaft kann es durchaus auch Sex geben (z.B. "Friends with Benefits" - wie es so schön heißt) und natürlich gibt es auch Sex ohne Liebe oder Freundschaft (z.B. gewerblicher Sex) *ggg*

Was ist Liebe?
Für mich ist Liebe ein sehr intensives Gefühl der Zuneigung, dass mein Denken und Handeln darauf ausrichtet, dass es dem/der Geliebten gut geht, er/sie glücklich ist, mir das Wohergehen wichtig ist. Und dieses Gefühl ist erst einmal einseitig und stellt keine Bedingungen oder Forderungen an den geliebten Menschen (oder was auch immer geliebt wird). Wird diese Liebe auch noch erwidert, so kann daraus auch eine schöne, erfüllte Liebesbeziehung erwachsen - die Liebe kann aber auch ohne Erwiderung u.U. sehr lange bestehen bleiben.

Freundschaft (oder ein freundschaftliches Gefühl) ist dagegen nicht so intensiv und immer wechselseitig - es ist immer gegenseitiges ein Geben und Nehmen (unterm Strich) nötig. Freundschaft ist also nicht "bedingungslos".

Das ist meine Einstellung dazu - ich weiß, dass es sehr unterschiedliche Auffassungen dazu gibt. Daher rühren sicher auch viele Missverständnisse zwischen den Menschen. *ja*
****on Mann
16.230 Beiträge
Männer können Sex und Liebe besser trennen als die meisten Frauen.

Alte Kamellen, und ganz überholt. Man hatte den Frauen dies lediglich eingetrichtert - die zwingende Verbindung von Sex und Liebe entsprach aber überhaupt nicht ihrem Wesen. Männer und Frauen unterscheiden sich hier nicht wirklich.


Für Polyamory braucht es aber die Eifersuchtslosigkeit beider Partner.

Ich denke, dass es nicht nötig ist, eifersuchtsfrei zu sein. Ich bin ein ganz schön eifersüchtiger Typ, aber ich könnte sehr wohl polyamor leben. Denn es geht nicht darum, keine Eifersucht zu empfinden, sondern damit umgehen zu können. Sie relativieren zu können, darüber am Ende lächeln zu können.

Polyamory ist nichts Besonderes. Wir lieben auch alle unserer Kinder, alle unsere guten Freunde, Vater und Mutter - nur in der Liebe der Geschlechter soll Exklusivität gelten? Wozu? Es ist lediglich eine Haltungssache.

Mich und jeden anderen kann niemand dazu zwingen, die erlernte gesellschaftliche Standard-Einstellung für immer zu verinnerlichen. Jeder von uns kann auch ganz frei denken und fühlen. Und mehrere Partner lieben. Ist einfach so.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
@trigon
Bei der Einstellung zur Liebe - warum verspürst du dann Eifersucht?

Ich kenne Eifersucht auch - aber für mich ist sie ein Zeichen, dass da was mit der Liebe nicht (mehr) stimmt. Wenn ich jemanden aus tiefstem Herzen liebe, dann Vertraue ich ihm auch bedingungslos. Und dann verspüre ich auch keine Eifersucht. (Nur vielleicht in bestimmten Situationen ein wenig "Neid" - so wie auf den Kollegen, der jetzt in den Süden in Urlaub geflogen ist, wo man selbst hier bleiben musste *ggg* )
****on Mann
16.230 Beiträge
Ich neige nun mal zu Eifersucht. Keine Eifersucht, die missgönnt. Sondern das gemeine Gefühl, jetzt allein zu sein, während SIE sich mit einem anderen geliebten Menschen vergnügt. Ich will dann AUCH! DAS ist Eifersucht. Aber ich nehme das Gefühl nicht sonderlich ernst. Es beeinträchtigt mich nicht und hat mit fehlendem Vertrauen nichts zu tun. Es ist wie Futterneid unter meinen Hunden.

Wenn der Chef den Kollegen zum Essen bei sich einlädt, dann bin ich ein bisschen eifersüchtig, dass ICH nicht eingeladen wurde. Mit fehlendem Vertrauen hat das nichts zu tun.

Es sind archaische Gefühle, mit denen man genau dann gut umgehen kann, wenn man sie zulässt, sie sich ehrlich eingesteht. Dann kann ich sie relativieren, und sie belasten mich nicht. Ich kann darüber nachsichtig lächeln.
Männer können Sex und Liebe besser trennen als die meisten Frauen.

-> Richtig

Frauen können definitiv nicht so gut damit umgehen bzw. nicht auf Dauer.
Frauen, die etwas anderes behaupten, sind sich selbst oder dem Partner gegenüber nicht ehrlich.
--> Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Für Polyamory braucht es aber die Eifersuchtslosigkeit beider Partner.

-> Richtig

Wenn der ganze Körper vor Eifersucht bebt, bleibt kein Platz mehr für Spaß und Freude.
Wo Eifersucht lebt, wird verglichen und in jedem Mitspieler lauert eine potentielle Gefahr ("besser", "größer", schöner, etc.) und die Angst vor einem Verlust ist gegeben.
-- Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

... und das EGO (Eifersucht, Neid, etc.) meldet sich zu Wort *zwinker*

Männer und Frauen sind einfach unterschiedlich.. sonst gäbe es nur Männer oder nur Frauen.

Es wird diskutiert...
... was Männer denken (könnten)
... was Frauen denken (könnten)

Leider fehlt hier oft die "wahre" Offenheit.
... auch in der Partnerschaft (in welcher Form auch immer gelebt).

k.
****on Mann
16.230 Beiträge
Männer können Sex und Liebe besser trennen als die meisten Frauen. -> Richtig
Frauen können definitiv nicht so gut damit umgehen bzw. nicht auf Dauer.
Frauen, die etwas anderes behaupten, sind sich selbst oder dem Partner gegenüber nicht ehrlich.

Eine wilde Behauptung. Die ich jetzt mal umgekehrt aufstelle:

Männer, die behaupten, sie könnten Liebe und Sex leichter als Frauen von einander trennen, sind sich selbst oder dem Partner gegenüber nicht ehrlich.

Ich bin ein Beispiel für die Männer, die Liebe und Sex verbunden haben wollen, um sich wohl zu fühlen. Viele Frauen, denen ich begegnete, tickten da ganz anders. Sie liebten es, mit beliebigen Kerlen zu pennen, wenn diese denn genügend sexy waren.


Für Polyamory braucht es aber die Eifersuchtslosigkeit beider Partner.
-> Richtig

Wenn der ganze Körper vor Eifersucht bebt, bleibt kein Platz mehr für Spaß und Freude.
Wo Eifersucht lebt, wird verglichen und in jedem Mitspieler lauert eine potentielle Gefahr ("besser", "größer", schöner, etc.) und die Angst vor einem Verlust ist gegeben.

-> Falsch.

Gelassen zugelassene Eifersucht lässt zu, was menschlich ist. Eifersucht wie ich sie bei mir und anderen erlebe, ist kein destruktives, vergleichendes Gefühl, sondern der kleine Stich, dass man auch mitspielen möchte. Aber gerade weil das Vertrauen da ist, das von Eifersucht der gesund gelebten Art nicht geschmälert wird, kann es der Beziehung so gar nichts anhaben.

Eifersucht muss mit Verlustangst nichts zu tun haben. Ich würde diesen Satz unterschreiben:

Für Polyamory braucht es aber die Freiheit von Verlustängsten bei beiden Partnern.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Keine Eifersucht, die missgönnt. Sondern das gemeine Gefühl, jetzt allein zu sein, während SIE sich mit einem anderen geliebten Menschen vergnügt. Ich will dann AUCH! DAS ist Eifersucht.
Ähm - DAS ist eine Form von Missgunst oder Neid. Was ist denn "Ich will das auch!" sonst?

Und es ist keine wirkliche Eifersucht, denn Eifersucht entsteht durch Verlustangst. Sie ist das bestimmende Element. Neid und Missgunst kommen oft noch dazu, ergänzend.

Du kannst gerne noch in diversen Lexika nachschlagen, aber im Grunde läuft Eifersucht immer auf Verlustangst hinaus, in der Regel begründet durch mangelndes (Selbst-)Vertrauen. Außerdem ist Eifersucht ein Zeichen von Besitzdenken gegenüber dem Partner. Alles Gift für eine polyamore Beziehung.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Leider fehlt hier oft die "wahre" Offenheit.
... auch in der Partnerschaft (in welcher Form auch immer gelebt).
Da muss ich jetzt mal widersprechen *zwinker*

In polyamoren Beziehungen gibt es wahre Offenheit, einen völlig aufrichtigen und ehrlichen Umgang miteinander (Ausnahme: Heimlichkeiten für Überraschungen wie z.B. ein Geburtstagsgeschenk *zwinker* ). Wird diese Offenheit nicht so gelebt, dann wird eine polyamore Beziehung nicht lange Bestand haben. In monoamoren Beziehungen kann man da mehr "schummeln" - und es passiert ja auch immer wieder. In einer offenen Beziehung oder gar einer Poly-Struktur gibt es gar keine Notwendigkeit für Heimlichkeiten.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Gelassen zugelassene Eifersucht lässt zu, was menschlich ist. Eifersucht wie ich sie bei mir und anderen erlebe, ist kein destruktives, vergleichendes Gefühl, sondern der kleine Stich, dass man auch mitspielen möchte. Aber gerade weil das Vertrauen da ist, das von Eifersucht der gesund gelebten Art nicht geschmälert wird, kann es der Beziehung so gar nichts anhaben.
Du hast zwar am Anfang geschrieben, dass du glaubst, dass du sofort polyamor leben könntest. Nach diesen Sätzen bezweifle ich das - denn du würdest mit der Zeit an diesen "kleinen Stichen" so tiefe Verletzungen erleiden, dass du damit nicht glücklich wirst. Polyamore Menschen gehen damit eher so um, dass sie sich in solchen Situationen mit und für den Partner freuen - mir geht es jedenfalls so.
Eifersucht muss mit Verlustangst nichts zu tun haben.
Du hast dann eine andere, eine unübliche "Definition" für Eifersucht. *ggg*
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Richtig oder Falsch
Liebe Leute, Liebe Liebenden *zwinker*

was hier diskutiert wird, kann doch keine Frage von richtig oder falsch sein. Es ist, was man dabei empfindet und was man aus diesen Empfindungen und Überzeugungen macht.

Ich habe den Eindruck, hier wird in einigen Beiträgen polyamor mit polygam durcheinandergeschmissen.

Für mich bedeutet polyamory, mehr als einen Menschen zu lieben. Diese Menschen tief in meinem Herzen zu tragen und ihnen nur das beste zu wünschen. Aber nicht so, wie ich Kinder oder Eltern oder Freunde liebe, sondern eben, wie ich eine Frau liebe. Oder eben zwei. Aber bitte verlange niemand von mir, nun Liebe zu definieren.

Wenn ich Liebe und Sex trenne, was ich zu tun gelernt habe (sic! - das zu trennen viel mir schwer, nicht weil ich es nicht gewollt hätte, sondern weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin, und wenn ich Sex habe, dann nur mit einer Frau, die ich nicht nur körperlich attraktiv und sex finde. Mittlerweile kann ich das trennen, finde es aber nicht erstrebenswert...), wenn ich beides also trenne und eine Frau liebe, eine andere aber "nur" ficke, dann würde ich das als polygam bezeichnen. Für mich ein himmelweiter Unterschied, aber genau darüber scheinen manche hier meiner Auffassung nach zu schreiben.

Ich stelle seit einiger Zeit in mir selbst diese Tendenz fest, polyamor zu sein. Warum, das möchte ich hier (noch) nicht schreiben, denn es beschäftigt mich vorerst selbst und steht hier ohnehin nicht zur Debatte. Einige Fragen muss ich für mich selbst klären, bevor ich damit irgend jemand anders "belästige" und diese zur Diskussion stelle.

Noch bin ich nicht davon überzeugt, denn trotz dieses gewissen emotionalen Zuges in mir in diese Richtung gibt es widersprüchliche Gedanken in mir, z.B.: Ist es einfach nur der Umstand, den Hals nicht voll genug zu bekommen? Mich nicht entscheiden zu müssen? Warum sollte ich mich aber entscheiden müssen? Weil es eine in unserer Kultur traditionelle Lebensform ist, die in den Rang einer über allem stehenden gesellschaftlich-moralischen, allgültigen Formel geworden ist? In diesem Punkt halte ich es mit Nietzsche und bin bestrebt, moralische Wertungen außen vor zu lassen.

Ich glaube übrigens nicht, das Polyamory das "Beziehungsmodell der Zukunft" ist. Bei dieser Formulierung, bei diesem Gedanken wird mir schlecht. Nicht wegen der Sache, sondern wegen dem Anspruch, der Haltung. Liebe und Beziehung 2.0 ? Liebe ist, was sie ist. Sie hat ihre eigenen Gründe. In der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft.

Herzliche Grüße
MorningSun
****on Mann
16.230 Beiträge
Sorbas, es fällt mir offenbar schwer, mich dir verständlich zu machen.

du würdest mit der Zeit an diesen "kleinen Stichen" so tiefe Verletzungen erleiden, dass du damit nicht glücklich wirst.

Nein. Ich lebe ja Zeitlebens mit diesen kleinen Stichen. Ich sagte ja, dass ich ein eifersüchtiger Mensch bin. Aber sie beeinträchtigen nicht mein Wohlbefinden. Sie haben nicht die geringste Kraft, mich zu verletzen. Besitzansprüche sind mir fremd. Das ist ein wahrer Bericht aus meinem Inneren. Es ist Unfug, das anzuzweifeln.


"Eifersucht muss mit Verlustangst nichts zu tun haben."
Du hast dann eine andere, eine unübliche "Definition" für Eifersucht.

Naja, Wikipedia sagt, dass Eifersucht das schmerzhafte Gefühl sei, von einem anderen Menschen gegenüber einer geschätzten Person "ausgestochen" zu werden. Eben das fiese Gefühl, nicht mitgenommen zu werden. Das dem Vorgezogenen nichts missgönnen muss.

Wikipedia spricht auch von einem Besitzanspruch gegenüber einem Menschen. Und dass der Besitzanspruch Verlustängste auslöst. Das ist für mein Gefühl eine unzulässige Erweiterung des Eifersuchtsbegriffs, den Wiki ja zunächst ganz anders (s.o.) definiert.

Sei's drum. Wir müssen uns nicht seitenlang über Eifersucht auseinandersetzen. Nach der Verlustangst-Definition jedenfalls kenne ich keine Eifersucht. Da habe ich ein unbegrenztes Vertrauen - obwohl ich es tatsächlich drei Mal erlebte, dass eine geliebte Frau mir mit einem anderen Mann davonlief. Aber auch das hat mein Vertrauen nicht erschüttert - ich vertraue jedesmal unerschütterlich darin, dass ein Verlust nicht auftritt. (Selbst wenn er auftritt, weiß ich dann, dass es IHR gut geht - und genau das will Liebe.)

Man könnte es naiv nennen, doch ist es das nicht. Nur weil mir eine Frau abhanden kommt, muss es die nächste nicht ebenfalls.


"Ich will dann AUCH! DAS ist Eifersucht."
Ähm - DAS ist eine Form von Missgunst

Missgunst - sagt ja schon das Wort - heißt, man gönnt dem anderen etwas nicht. Etwas AUCH haben wollen, gönnt aber dem anderen alles - nur will man ebenfalls bedacht werden.


Wie sagt Robert Gernhardt so treffend: "Klage nicht, dass es dir schlecht geht - dafür geht es anderen eben besser." *zwinker*
**********eume2 Frau
2.492 Beiträge
Definitions-Durcheinander ;-)
wenn ich beides also trenne und eine Frau liebe, eine andere aber "nur" ficke, dann würde ich das als polygam bezeichnen.

Ich glaube, Du meinst "promiskuitiv"?
Polygamie hat meines Wissen etwas mit Heiraten zu tun *zwinker*

Sorry, dass ich sonst nichts zum Thema schreibe. Meine Einstellung wurde hier schon trefflich von einem der Vorschreibenden vertreten. Doppelt gemoppelt nützt keinem *gg*

Liebe Grüße,
Laura *sonne*
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
@trigon
Ich hab keine Lust, mit dir hier über Begriffe zu streiten. Aber wenn du schon Wikipedia anführst, dann solltest du da auch zwischen Beschreibung des Gefühls "Eifersucht" und den Ursachen für Eifersucht unterscheiden. Und die Ursache ist eindeutig geschrieben:
Eifersucht verkörpert einen ausschließlichen Besitzanspruch auf eine andere Person, zu der eine emotionale Bindung vorhanden ist. Eifersucht selbst entsteht, wenn dieser Besitzanspruch vermeintlich oder real durch den Partner in Frage gestellt wird und somit eine starke Verlustangst auslöst.
Das ist keine "unzulässige Erweiterung", sondern eben genau der Versuch einer Definition an Hand der Ursachen.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
@MorningSun
Wenn ich Liebe und Sex trenne, was ich zu tun gelernt habe (sic! - das zu trennen viel mir schwer, nicht weil ich es nicht gewollt hätte, sondern weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin, und wenn ich Sex habe, dann nur mit einer Frau, die ich nicht nur körperlich attraktiv und sex finde. Mittlerweile kann ich das trennen, finde es aber nicht erstrebenswert...), wenn ich beides also trenne und eine Frau liebe, eine andere aber "nur" ficke, dann würde ich das als polygam bezeichnen. Für mich ein himmelweiter Unterschied, aber genau darüber scheinen manche hier meiner Auffassung nach zu schreiben.
Ich glaube, da irrst du gewaltig. (Nein, ich meine nicht dein Durcheinanderhauen von Polygamie und Promiskuität :D)

Es geht schon um Polyamory, um die (partnerschaftliche) Liebe zu mehreren Menschen. Wobei ich da gar nicht so sehr zwischen partnerschaftlicher Liebe und der Liebe zu den eigenen Kindern, Eltern oder Geschwistern unterscheide. Die Ursachen sind andere, die Art des Auslebens sicher auch - aber das Gefühl an sich ist doch sehr gleich.

Und sicher ist Sex mit einer Person, die man liebt, etwas sehr schönes und eine tolle Ergänzung der Liebe. Aber auch Sex ohne Liebe (aber sicher nicht ohne ein Mindestmaß an Zuneigung) kann sehr schön, kann "geil" sein. *zwinker*
****on Mann
16.230 Beiträge
Sorbas, ich sagte ja schon, dass es müßig ist, über den Eifersuchtsbegriff zu streiten. Wie gesagt, wenn ich denn auch diese Besitzanspruch- und Verlustangst-Definition für Eifersucht gelten lasse, dann bin ich alles andere als eifersüchtig.

Besitzanspruchsdenken finde ich sogar besonders widerwärtig. Das stört nicht nur polyamore Beziehungen, das stört jegliches Miteinander.

Verlustängste sind offenbar oft Resultat von Traumata der Kindheit. Sie sind ein Problem, ich erlebte es zuweilen bei Partnerinnen. Verlustängste machen ein friedvolles polyamores Leben unmöglich. Und selbst monoamore Beziehungen werden davon heftig beinträchtigt.
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Asche auf mein Haupt...
Ja, das stimmt, da habe ich polygam mit promiskuitiv durcheinandergeschmissen. Und das in einem Beitrag, in dem ich eigentlich polyamor und promiskuitiv trennen wollte. Der Schnitzer des Abends...
Danke für die Aufklärung und Korrektur, suesse_traeume *zwinker*

Mag ja sein, dass es nur an meiner Wahrnehmung liegt, aber trotz des Hinweises von sorbas42 scheint mir hier einiges vermischt zu werden.

Aber tatsächlich - siehe meine eigene Begriffsverwirrung - kann es gut sein, dass ich das schwer einordnen kann, weil mir wie beschrieben meine eigenen Gefühle noch nicht wirklich klar sind - und meine eigene Position damit auch.

Daher werde ich mich nun mal still schweigend zurücknehmen und weiter aufmerksam lesend und das Meinungsscharmüzel beobachtend mit eigenen Kommentaren zum Thema zurückhalten.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
Noch bin ich nicht davon überzeugt, denn trotz dieses gewissen emotionalen Zuges in mir in diese Richtung gibt es widersprüchliche Gedanken in mir, z.B.: Ist es einfach nur der Umstand, den Hals nicht voll genug zu bekommen? Mich nicht entscheiden zu müssen? Warum sollte ich mich aber entscheiden müssen? Weil es eine in unserer Kultur traditionelle Lebensform ist, die in den Rang einer über allem stehenden gesellschaftlich-moralischen, allgültigen Formel geworden ist? In diesem Punkt halte ich es mit Nietzsche und bin bestrebt, moralische Wertungen außen vor zu lassen.
Es hat mit "Hals nicht voll bekommen" nichts zu tun, sondern eher mit "sich nicht gegen Gefühle oder gegen andere Menschen entscheiden zu müssen".
Das hast du gut erkannt *g*

Und ich stimme dir zu: Polyamory (als gelebte Mehrfachbeziehung) wird nicht DAS Beziehungsmodell der Zukunft sein, sondern eines. Aber ich denke, es wird normal werden, sich nicht mehr in einer exclusiven, lebenslangen Zweierbeziehung gegenseitig einzusperren. Und auch ohne die Exclusivität in der Beziehung kann eine solche sehr beständig und verantwortungsvoll füreinander gelebt werden - vielleicht stabiler als das monogame Lebensmodell.
*******Maxx Mann
11.951 Beiträge
@MorningSun
Daher werde ich mich nun mal still schweigend zurücknehmen und weiter aufmerksam lesend und das Meinungsscharmüzel beobachtend mit eigenen Kommentaren zum Thema zurückhalten.
Dann schau doch mal in der Gruppe "Polyamory" hier im JC vorbei - wir beißen nicht *ggg*
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Danke...
für den Hinweis mit der Gruppe, sorbas. Hatte eigentlich schon länger vor, mich da bei euch mal näher umzuschauen. Und nachdem nicht einmal die BDSMler beissen, werden das die Polyamoren (klingt wie eine Inselgruppe im Südpazifik...) erst recht nicht tun *zwinker*

Auf bald...
****on Mann
16.230 Beiträge
Polyamory - Die Antwort auf die Erkenntnis, daß es lebenslange Beziehungen kaum noch gibt, oder gar Selbstbetrug?

Nein. Ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Scheitern des Konzepts "lebenslange Beziehung" zu tun hat. Die Antwort darauf ist nämlich die serielle Monoamorie - eine Ehe, eine Beziehung folgt auf die nächste.

Polyamory nimmt einfach Rücksicht auf die schlichte menschliche Eigenschaft, beim Lieben nicht auf die gesellschaftlich festbetonierte "1" beschränkt zu sein. Wir können parallel lieben - es war gesellschaftlich nur nicht erwünscht.

Polyamory kann heute einfach jeder leben, der dazu Lust hat und nicht mit Krankheiten wie Besitzdenken und Verlustängsten in eine Beziehung einzieht. Es ist die Rückkehr in einen gesünderen, normaleren Umgang mit der Liebe.
Es ist die Rückkehr in einen gesünderen, normaleren Umgang mit der Liebe.

Provokante Frage: Ist es dann noch "Liebe"? Oder nur eine Zuneigung von vielen?
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