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Codierung / Decodierung

****on Mann
16.230 Beiträge
Wenn man statt "beschildert" das wort "ausgezeichnet" verwendet

Dann ist das schön deutsch, aber nicht so bildkräftig und lustig.


Wie so oft ... ist auch hier der Subtext derjenige, welcher den Unterschied macht.

Der Subtext, der die Motivation des Sprechers mitpräsentiert. Hauptwort- und Fremdwort-Fetischisten wollen "besser" sein, also sich abgrenzen oder imponieren. Bildkraftfetischisten wollen, dass das Gegenüber wirklich versteht.



Auch lustig, doch benötigt der Verfasser, der dazu neigt, auf idiotische Weise zu verunfallen, vor allem selbst so ein Schild. *zwinker*
und nun ....
.... sitzt man bewusst da, liest alles, hat sich vorgenommen es neutral zu sehen ... lächelt ... schmunzelt ... lacht.

Und stellt fest der Mann hat schlicht recht.

Von Codierung und Decodierung auf Sub, Dom, bergeweise Fremdwörter die vermutlich kein Mensch versteht, Juristencodierung, BDSM-Codierungen. Wunderbare verschachtelte Sätze.

Wilde Diskussionen über Decodierungsfähigkeiten, die darin enden alles geschrieben falsch zu Decodieren aber der festen Meinung zu sein, die omnipotente Decodierung zu kennen.

Man sitzt da und spürt quasi das heftige kollektive googln und denkt sich ... wie gut dass es hier nur Akademiker gibt und wie gut dass man selber eine Rechtschreibschwäche hat, wie tragisch wäre es so kluge Sätze auch noch richtig schreiben zu können. Zu guter letzt denkt man sich .....


....meine Güte, wie gut dass Du zu Beiwohnung "ficken" sagst.



... ein schmunzelnder Januszauber
@ Januszauber
... denkt sich ... wie gut dass es hier nur Akademiker gibt ...
Wer sagt dir denn das? Es gibt sicher auch viele "hochintelligente", die eben KEINE akademischen grade besitzen (zu Guttenberg??), aber trotzdem hier sind.
NUR akademiker sollte man hier vermuten: Akademiker
Aber selbst da bin ich mir nicht so sicher.
Seltsames Erlebnis:
Hintergrund war im wesentlichen der sich etablierende Postrukturalismus, der mittels ubiquitärer und absoluter Relativierungsmöglichkeiten auch versprach, das eigene Leiden am Geschlecht...die eigenen Schwierigkeiten mit der Geschlechtsidentität durch vermeintliche Entlarvung des Geschlechts als Fabriziertes und durch moralische Entlastung mittels Politisierung dieser angeblichen Fabrizierung zu lindern.

Ich habe mal Jemanden kennen gelernt, der sprach stundenlang so. Er hatte ein Wissen, das fand ich unglaublich, auch wenn ich nur 10% verstand. Er las supercodierte Fachbücher, wie andere Leute Bildzeitung. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl er konnte nicht bis drei zählen. Ihm war es nicht möglich einen Satz uncodiert zu sprechen. Er sagte er wäre als Kind fast auf der Sonderschule gelandet.
War das eine Form von Autismus? Jedenfalls äußerst seltsam. Wer hat eine Idee?
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es gibt sicher auch viele "hochintelligente", die eben KEINE akademischen grade besitzen (zu Guttenberg??), aber trotzdem hier sind.

Ja, und es gibt welche, die sind weder Akademiker noch hoch intelligent und sind trotzdem hier, und KTG hat ein Staatsexamen in Jura, das ist mehr als viele in der Akademiker-Gruppe vorbringen können, da bin ich mir sicher. Bessere Manieren lasse ich mal weg.
****on Mann
16.230 Beiträge
@******mer, das Zitat bei dir enthält ja hauptsächlich heiße Luft. Es bedeutet unter Fortlassung der sinnfreien Füllwörter übersetzt, dass es Menschen gäbe, die ihr persönliches Problem mit den Geschlechterrollen abmilderten durch den Geschlechterkampf und die künstliche Vorstellung der "Erziehung zum Geschlecht".

Wer nur so reden kann, kann sich nicht mehr verständlich machen, er lebt in einer abgeschotteten Spezialwelt. Wer aber absichtlich so redet, der will eine Show, um zu imponieren.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wer aber absichtlich so redet, der will eine Show, um zu imponieren.

Wenn's doch so einfach ist......
****on Mann
16.230 Beiträge
Heidi, es ist natürlich nicht ganz so einfach. Wie du ja schon sagtest, dient es auch der Abgrenzung. Ich gucke mit Zweifel auf Abgrenzung. Wir Menschen grenzen uns so ziemlich alle ab, insofern wäre Abgrenzung davon, es mal bleiben zu lassen. Wir grenzen uns zum Nachbarn ab, zu den Idioten, zu den Massen, zu den Fanatikern, zu den Asozialen, zu den what ever.

Die Mittel sind vielfältig: Einrichtung, Status, Titel, Wohngegend, der richtige Club, die richtigen Bücher, die Klamotten, der Urlaubsort, die Sprache.

Haben wir das wirklich nötig?, frage ich mich selbst immer mal wieder.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
...übersetzt, dass es Menschen gäbe, die ihr persönliches Problem mit den Geschlechterrollen abmilderten durch den Geschlechterkampf und die künstliche Vorstellung der "Erziehung zum Geschlecht".

Wenn ich jetzt mal eine Abschottungsskala von null bis hundert aufmache, in der die Bildzeitung als benchmarker 10 Punkte bekommt, dann hätte das Zitat vielleicht 90 Punkte und Deine Übersetzung etwa 70-75.

Die meisten Proleten, die ich kenne, würden da genauso abschalten wie beim Original-Zitat.

--------------------

Abgesehen davon zwingt im angegebenen Beispiel vor allem die ungewöhnliche Syntax mehr noch zum sorgfältigeren Lesen, als die verwendeten Lehn- und Fremdwörter.

Erst dadurch entdeckt der Leser so süße Kleinode wie Po-Strukturalismus.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mein lieber Trigon
die Abgrenzung von der ich spreche, also die sprachliche, ist überwiegend eine intutive, also unbewußte. Das ist der alte, archaische Freund/Feind - Reflex. Jedenfalls in den allermeisten Fällen bedeutet die sprachliche Hinwendung zu einer definierten Peergroup die Abgrenzung zu allen oder doch vielen anderen. Also das klassische Dilemma des Entscheidens für das eine, welches automatisch die Ablehnung des anderen zur Folge hat. Soweit mein Modell.

Ja, und manch eine Abgrenzung ist dringend nötig, finde ich. Für meinen Geschmack ist das weniger elitär als vielmehr selbstschützend. Je älter ich werde, desto schärfer ziehe ich die Grenzen, vor allem in bezug auf Menschen, die ich in mein privates Leben lasse. Da wähle ich viel sorgfältiger als früher und die Kriterien haben sich auch geändert.

So lasse ich Dumpfbacken, ganz gleich welchen IQ sie haben, nicht mehr in mein Leben und kleine Geister kommen auch nicht rein, das hat übrigens nur vordergründig mit Bildung zu tun, wesentlich mehr mit Sympathie. Schaumschläger und Gutmenschen konnte ich noch nie ertragen.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Abgesehen davon zwingt im angegebenen Beispiel vor allem die ungewöhnliche Syntax mehr noch zum sorgfältigeren Lesen, als die verwendeten Lehn- und Fremdwörter.

Erst dadurch entdeckt der Leser so süße Kleinode wie Po-Strukturalismus.

Das seh ich ähnlich und ich gesteh dem Schreiber einen gewissen süffisanten Manierismus durchaus zu, ich kann das grinsend lesen und Spaß dran haben. Das war mit Abstand die frauenfreundlichste Umschreibung von Cellulitis, die ich je gelesen habe.
****on Mann
16.230 Beiträge
Das war mit Abstand die frauenfreundlichste Umschreibung von Cellulitis, die ich je gelesen habe.

*haumichwech* ... cool! *top*



Schaumschläger und Gutmenschen konnte ich noch nie ertragen.

Schaumschläger bin ich zwar nicht, aber manchmal eine Art Gutmensch, penetranterweise. Oje.


Wenn ich jetzt mal eine Abschottungsskala von null bis hundert aufmache, in der die Bildzeitung als benchmarker 10 Punkte bekommt, dann hätte das Zitat vielleicht 90 Punkte und Deine Übersetzung etwa 70-75.

Nicht ein Fremdwort, nicht mal ein Wort, das in der Bildzeitung nicht verstanden würde... und doch 70-75? Dann hat den Guttenberg aber auch keiner der Bildzeitungleser verstanden, oder?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Nicht ein Fremdwort, nicht mal ein Wort, das in der Bildzeitung nicht verstanden würde... und doch 70-75?

Du hast einen Relativsatz verwendet und einen Konjunktiv. Gut, auf den Konjunktiv hätte man im Original verzichten können.

Das größte Problem war die Tatsache, dass die mit "durch" eingeleitete Phrase so lang war, dass Du das Verb "abmildern" vorziehen musstest.

Ich wiederhole mich: Es sind nicht die abwesenden Fremdwörter, sondern der kompakte Kurzzeitspeicher für die syntaktische Dekodierung, der die wirklich einfache Sprache auszeichnet.

Ich war mal für ein paar Monate auf Dreischicht bei Bosch in einer Abteilung mit einer 100-Tonnen-Hydraulikpresse. Die machte etwa alle 1,5 Sekunden ohrenbetäubend "wumm." Wenn du die dort Beschäftigten mit deiner Nachricht erreichen willst, muss die Nachricht in dieses Zeitfenster passen.

Wir können das gar nicht mehr wirklich, selbst wenn wir wollten.
Und ich will das auch gar nicht mehr, obwohl ich es eventuell sogar noch könnte.
****on Mann
16.230 Beiträge
Wir können das gar nicht mehr wirklich, selbst wenn wir wollten.
Und ich will das auch gar nicht mehr, obwohl ich es eventuell sogar noch könnte.

Doch. Ich jedenfalls. <- qed
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Doch. Ich jedenfalls.

Gut. Erdung schadet nie.


****on Mann
16.230 Beiträge
Schöne Szene! Naja, typische, freundschaftliche Männerunterhaltung eben *ja* .
Das war jetzt die unsynchronisierte Fassung... mal die deutsche Fassung suchen....
...
Ich sehe durchaus vergleichbares affiges Verhalten in unterschiedlichsten Sozialisationen und Gruppierungen, mit jeweils gruppenspezifischen Mitteln.
Je nach Gruppierung von ...scheinbar subtil...affig.... bis.... zu jeweiligen scheinbaren Antonymen...jeweiligen Verhaltens.

Bildungsklischee-Gruppierungen, haben in der Regel ein etwas trainierteres Sitzfleisch und manche grobmotorischen Affekte in Bildungseinrichtungen präventiv ausgesessen.

Codes definieren Stammeszugehörigkeit, Kastenzugehörigkeit, Standeszugehörigkeit und unterschiedliche hierarchische Strukturen, neben teilweiser Effektivierung von jeweiliger Zweck-Kommunikation.

Wer die entsprechenden Codes nicht beherrscht, hat in der Regel weniger Zugang zu entsprechenden Weibchen - sorry/Männchen/Fortpflanzung, wie auch zu den angeblich anderen erstebenswerten Privilegien der jeweiligen Gruppe. In manchen Gruppierungen ist das Beherrschen der jeweiligen Codes auch durchaus überlebensnotwendig.

Selbst (-/) Postulierte Homogenität, erleichert jeder Gruppe Selbstbespiegelung und Identifikationsfaktoren,
die vom jeweiligen Belohnugszentrum positiv verstärkend goutiert wird.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wer die entsprechenden Codes nicht beherrscht, hat in der Regel weniger Zugang zu entsprechenden Weibchen - sorry/Männchen/Fortpflanzung, wie auch zu den angeblich anderen erstebenswerten Privilegien der jeweiligen Gruppe. In manchen Gruppierungen ist das Beherrschen der jeweiligen Codes auch durchaus überlebensnotwendig.

Da die Codes in aller Regel subtil funktionieren, ist die Nutzung von Pseudocodes - kommt ja auch gelegentlich bei der Balz vor, um der Zielperson näher zu rücken - kontraproduktiv.

Auch wenn man das Phänomen "fremde Federn, vulgo falscher Code" vielleicht nicht erklären kann, bleibt es wahrnehmbar. Die unmittelbare Rezeption hat dann Skepsis respektive Ablehnung zur Folge.

Oder, wie meine stets kluge Oma zu sagen pflegte: "Schuster bleib bei Deinen Leisten."
Die Codes kommen noch aus der Urzeit, in der die Stammeszugehörigkeit entscheidend fürs Überleben war. Es war auch wichtig sofort zu erkennen wer zum Stamm gehört und wer nicht. Ratten beißen andere Ratten, die nicht den Geruch des Rudels haben sofort tot. Der Soziologe würde Position und Rolle und schichtenspezifische Verhaltensweise analysieren. Also Alles ganz normal!! *zwinker*
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die Codes kommen noch aus der Urzeit, in der die Stammeszugehörigkeit entscheidend fürs Überleben war. Es war auch wichtig sofort zu erkennen wer zum Stamm gehört und wer nicht. Ratten beißen andere Ratten, die nicht den Geruch des Rudels haben sofort tot.

Das Problem bei den zweibeinigen Ratten ist, dass die Codes lediglich identisch scheinen, es aber bei näherer Betrachtung bedauerlicherweise oft nicht sind. Nicht nur geschlechtsspezifisch reden Menschen gern aneinander vorbei, allerdings hat sich das mit dem Totbeissen beim homo sapiens als Modell nicht bewährt, wurde es doch generell strafbewehrt.

Und manchmal würde ich so gerne......einfach, damit Ruhe ist. Bleibt also beim Gedankenspiel.....
*****ter Mann
204 Beiträge
Fachkultur als Herrschaftsschutz
FACHKULTUR:
In der Bildungssoziologie geht man (ohne das zu sehr auf die eigene Disziplin zu beziehen) davon aus, dass ein Studium weniger die Erlangung von Wissen sondern das Erlernen einer Fachkultur leistet. Also zum Beispiel die richtige Sprache zu lernen, die von der der anderen Berufe unterscheidbar ist.

WISSEN:
Das mag ohne Ziel stattfinden. Meine Vermutung ist, dass eben die meisten Berufe nach kürzester Zeit von jeder/m mit durchschnittlichem Erfolg ausgeübt werden könnten. Die meisten, ob studiert oder HandwerkerIn oder was immer, gründen ihren beruflichen Erfolg auf ganz wenige Ideen oder Sachverhalte, die sie ein Leben lang zum Kern ihres Tuns machen. Während des zweiten Weltkrieges seien Berufsausbildungen in wenigen Wochen abgeschlossen werden ohne dass entscheidende Fähigkeiten unberücksichtig blieben. Wer einem Handwerker ausnahmsweise mal beim machen über die Schulter blicken darf oder weiß, wie wissenschaftliche Studien tatsächlich entstehen darf sich oft zu Recht wundern, warum das nicht jedEr tut. (Natürlich sieht Routine wichtig aus und beschleunigt Prozesse - lässt sich aber kaum vermeiden, wenn man eine Tätigkeit dauernd ausübt und nicht nur 1x pro Jahr ein Brot backt und nicht in die Werkzeuge investieren mag, die vieles abnehmen, was aufhält.)

MARKETING:
Als ich anfing Hausarbeiten zu schreiben dachte ich, es wäre sinvoll, so zu schreiben, dass meine Oma sie lesen und verstehen kann.
Heute weiss ich, dass ich viel Zeit dadurch verloren habe. Natürich ist es gerecht, sein Wissen so zur Verfügung zu stellen, dass ALLE etwas damit anfangen können. Seit ich es aber so (be)schreibe und präsentiere, dass meine zentrale(n) Idee(n) so umrissen sind, dass sie niemand anders einfach so für sich nutzen kann und mich gegenüber meinen Kunden, ja sogar SchülerInnen so ausdrücke, dass sie nach Möglichkeit wieder kommen und gar den Eindruck haben, ich wüsste und könnte Dinge, die für sie selbst viel zu unverständlich seien, wird mein Tun viel mehr gewürdigt und glaubt meine Zielgruppe auch, sie bekäme mehr.

Als ich DAS begriffen hatte, war mein Studium beendet, denn ich hatte genug Fachkultur angesammelt, eine Diplomarbeit zu schreiben in der nichts neues stand ohne mich dafür schämen zu wollen.

Kennt ihr das auch?
Fachkultur/Herrschaftsschutz
Kennt ihr das auch?

Hallo Leuchter,

und ob ich das kenne was du beschreibst. Ein Professor für Strafrecht hat in einer Vorlesung einmal geraten, dass wir Studenten uns bitte so ausdrücken mögen, dass jeder halbwegs intelligente Mensch versteht was wir ausdrücken wollen. Die Realität sieht aber anders aus.
Ich denke, dass es gewiss etwas mit Standesdünkel zu tun hat. Ganz bestimmt bei Juristen und Medizinern. Schlimm finde ich etwa Szenen wie sie sich täglich bei Visiten in Krankenhäusern abspielen.
Der Chef oder die Chefin befragt den behandelnden Arzt vor dem Patienten zu dessen Zustand pp.. Beide sind für den Patienten nicht mehr zu verstehen. Oder der Anwalt schreibt im Auftrage seines Mandanten einen Brief, den dieser nicht versteht.


Ich finde es schlimm, dass sowas dann, wie du es ja auch beschreibst, sogar zur gesteigerten Anerkennung führt. Wäre es danders, wären die Menschen doch ein bisschen kritischer, dann hätten Blender auch geringere Chancen.

Für mich ist und bleibt es ein Zeichen für echte Intelligenz und Sozialkompetenz, wenn sich Fachleute, Akademiker immer so ausdrücken, dass sie von ihrem Gegenüber verstanden werden.

Sinnvoll sind Codes etwa in wissenschaftlichen Arbeitsgruppen pp., Kongressen, da können Codes Zeit sparen und damit zur effektiven Arbeit beitragen. Aber bitte nur dann, wenn man sozusagen "unter sich ist".
Leonardo Davinci: Die einfachen Lösungen sind immer die schwierigsten Lösungen
Das gilt auch für wissenschaftliche Abhandlungen. Eine lesbare Arbeit zu verfassen ist viel schwieriger als Kauderwelch etwas um zu formulieren! Dazu muß man nämlich den Inhalt verstanden haben.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also
ich setze jetzt einfach mal voraus, dass das Gros der Wissenschaftler sich mit den von ihnen bearbeiteten Themen in einer Art und Weise beschäftigt, dass sie die Zusammenhänge verstanden haben.

Eine gewisse fachspezifische Kryptik halte ich für durchaus normal - wenn ich das Ärztebeispiel aufgreife - dann geht es ja nicht nur um den Austausch fachspezifischer Informationen, sondern es geht auch um den sozialen Kontext, der der Patienten schnell suggerieren kann, das alles, was über ihn gesprochen wird, schrecklich und furchtbar ist.

Darin steckt neben der erforderlichen Distanz durchaus gelegentlich auch eine Portion Zynismus - wissentlich oder unwissentlich ist eigentlich egal. In der Patientenwahrnehmung entsteht das Gefühl der Ausgrenzung. Gleichzeitig schafft es den Anstrich höchster Wissenschaft, die selbstverständlich dazu dient, den Patienten glauben zu lassen, der Doktor habe alles im Griff. Sie dient also quasi als Abstandshalter - und wird auch so eingesetzt.

Ist aber nicht dramatisch.

Paralleles Geschehen kann man auch in einer Autowerkstatt beobachten, es gehört also zum Alltag. Wenn sich zwei Zweitklässler über Computerspiele unterhalten ist es nicht anders.

An der Uni gibt es vielfach noch das Gefühl, eine engere Zugehörigkeit zu einer Gruppe entweder zu erreichen oder doch zumindest vorzutäuschen, indem man sich im Rahmen einer berufsgruppentypischen Terminologie bewegt, das gibt sich mit dem Erwachsenwerden ganz oft von alleine.

Auch hier in der Gruppe werden Termini verwendet, die im richtigen Leben kaum von den gleichen Menschen benutzt werden. Gruppenzugehörigkeit wird eben auch durch den jeweiligen "Sprech" signalisiert. Auch hier kann man Unterschiede feststellen, wenn man ein gut trainiertes Sprachempfinden hat.
leuchter:
FACHKULTUR:
In der Bildungssoziologie geht man (ohne das zu sehr auf die eigene Disziplin zu beziehen) davon aus, dass ein Studium weniger die Erlangung von Wissen sondern das Erlernen einer Fachkultur leistet. Also zum Beispiel die richtige Sprache zu lernen, die von der der anderen Berufe unterscheidbar ist.

Diese These ist mir zu einseitig. Dem Einschreiben bestimmter Verhaltensdispositionen zu einer Fachkultur geht doch die wissenschaftliche Bemühung vorraus, das bisher nicht erforschte, unbeschriebene, noch nicht in Worte gestanzte, zu beschreiben. Diese Erklärung unterstellt irgendwie, dass die Abgrenzung von anderen Fachkulturen wichtiger sei, als die wissenschaftliche Tätigkeit. Diese These trifft nur auf Pseudowissenschaften wie BWL und diverse Management-Studiengänge zu. Allen anderen Wissenschaften geht doch die Idee vorraus, einem nicht-identifizierten Sachverhalt nachzujagen, der daher eine adäquate (wissenschaftliche) Erforschung und Beschreibung benötigt.

heidicgn:

Sie [Wissenschaft] dient also quasi als Abstandshalter - und wird auch so eingesetzt.

Nein! Es liegt in der Natur der Sache! Für manche Sachverhalte müssen bestimmte Bezeichnungen in bestimmten KOnstellationen verwendet werden. Abgrenzung ist das Produkt, nicht die zugrundeliegende Intention! Erfahrung würde normalisiert oder standardisiert, wenn alles in Alltagssprache rückübersetzt werden müsste. Das Ergebnis wäre eine Art Neusprech. Die Vielfalt der (wissenschaftlichen) Begriffe erlaubt es doch gerade den Sachverhalten etwas gerechter zu werden, als es die Alltagssprache erlaubt.

heidicgn:

An der Uni gibt es vielfach noch das Gefühl, eine engere Zugehörigkeit zu einer Gruppe entweder zu erreichen oder doch zumindest vorzutäuschen, indem man sich im Rahmen einer berufsgruppentypischen Terminologie bewegt, das gibt sich mit dem Erwachsenwerden ganz oft von alleine.

Also die Annahme einer berufsgruppentypischen Terminologie zur Auflösung der Adoleszenzkrise mag vereinzelt zutreffen, aber nicht allgemein. Und dass man mit dem Erwachsenwerden (nach der Uni?!), dann das aufgeblasene Gelehrten-sprech ablegt, ist nun auch davon abhängig, ob die Begriffe den Sachverhalten gerecht werden oder nicht. Ich werde meinen Eltern gegenüber, die beide nicht Soziologie studiert haben, nicht auf wichtige Begriffe verzichten, die einen Sachverhalt aufschliessen und so zum Verständnis eines noch nicht erfahrenen Sachverhalts beitragen.
Also: Terminologie dient nicht nur zur Adoleszenzkrisenbewältigung, sondern auch zur Krisenbewältigung (Mensch trifft auf etwas nicht-identifiziertes) in anderen Sachverhalten. Begriffe, die die Ebene der Alltagssprache verlassen, sind dann notwendig, wenn es der Sachverhalt erfordert. Bleibt nun das schöne Problem, wann dies der Fall ist.
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