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Erdbeben, Tsunami, Gau?

*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Dieser Grundsatz der Physik lässt sich nicht überlisten.

Das sind ja ganz neue Aspekte.
Schön, dass wir da helfen konnten. *zwinker*
Wirst du diese neuen Aspekte zukünftig mit berücksichtigen?
Legendenbildung
ein "Erfolg" unserer technologischen Errungenschaften, denen eben diese Profiteure ideologisch verblendet feindlich gegenüberstehen.

Ich würde das durchaus etwas nüchterner sehen wollen. Auf der einen Seite ist immer von der "bösen" Atomlobby die Rede. Nun, daß die Kernkraft bei den in diesem Land relativ großen Widerständen eine Lobby braucht, dürfte auch dem einleuchten, der Gegner der Kernkraft ist, auch wenn es ihm nicht passt.
Demgegenüber steht eine wesentlich mächtigere und politisch ungleich einflußreichere Lobby der Solarkraft und auch der Windkraft. Die Lobby der Solrakraft hat es immerhin geschaft, eine in Deutschland nicht wirtschaftliche Form der Energiegewinnung nicht nur gesellschaftsfähig, sondern sogar ideologisch untermauert durchzusetzen, indem sie bewußt, gezielt und erfolgreich mit den Ängsten von Menschen "arbeitet".
Hut ab! Zweifelos eine gute PR-Arbeit. Allerdings darf man hierbei nicht unter den Tisch fallen lassen, daß Solarworld & Co natürlich auch börsennotierte, gewinnorientierte Kapitalgesellschaften sind.
In gewissen Grenzen gilt das auch für die Windkraft; allerdings ist diese Form der Energiegewinnung zumindest wirtschaftlich machbar und nicht in die Haushalte eingezogen (wer hat denn schon ein Windrad auf dem Dach und kriegt eine Einblasvergütung?)

Und, letztlich segeln in Deutschand 1,5 Parteien auf dieser Schiene und machen damit recht erfolgreich Politik. So erfolgreich sogar, daß Vielen gar nicht auffällt, daß die Hauptprotagonisten außer den ökologischen Themen absolut nichts zu bieten haben; somit eine klassische "Ein-Punkt-Partei".
Und wenn man sich die Generalabrechnung von Jutta von Ditfurth mit der immerhin von ihr mitgegründeten Partei durchliest, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß insbesondere die besonders erfolgreichen "Realpolitiker" nicht aus echter Überzeugung, sondern ausschließlich aus Machtkalkül gehandelt haben.

Also, immer vorsichtig mit Leuten umgehen, die behaupten, aus tiefer Überzeugung zu handeln. Bis auf Hans-Christian Ströbele glaube ich das KEINEM grünen Politker.
Ihr könnt ja gerne fachsimpeln, aber ihr nutzt eure "Fachsimpelei", um alle, die Angst vor einem Supergau haben, für blöd zu erklären.
Von einem Thema keine Ahnung zu haben und blöd zu sein, das sind zwei Dinge, die nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Und genau deshalb wirst Du diese Unterstellung auch bei keinem derjenigen, die hier gegen die Hysterie anschreiben, finden. Nachdem Du aber nicht aufhörst zu behaupten, daß das von eben diesen Leuten gleichgesetzt wird, mußt Du Dir die Fragen gefallen lassen, was Du mit dieser Diskreditierung bezweckst, und ob Du großen Wert darauf legst, dieses Attribut für Dich zu beanspruchen.

Weil ihr wisst es besser. Fein.
Ja, es ist fein, wenn man von bestimmten Dingen etwa weiß. Vermutlich hast Du Ahnung von Dingen, bei denen ich keinen blassen Schimmer habe. Ich käme aber ums Verrecken nicht auf die Idee zu behaupten, daß ich plötzlich den Stein der Weisen gefunden hätte, nach dem all die Fachleute, die sich ein Leben lang damit befassen, vergeblich gesucht haben.

Ich werde hier in die "keine Ahnung von Physik" und immer wieder in die "AKW sofort abschalten" Ecke geschoben, weil eure ganzen Überlegungen irgendwie auf der Idee basieren, dass alle, die nicht eure Ansichten teilen, eben unwissend und damit dumm wären.
Daß Du keine Ahnung von Physik hast, das hast Du bereits mehrfach hinlänglich unter Beweis gestellt. Das entwertet Dich nicht, es wäre dann aber eine gute Strategie, auf diesem Gebiet etwas kleinere Brötchen zu backen, anstatt Dich zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

Und nochmal: Außer Dir unterstellt hier niemand Dummheit! Mach weiter so, und ich konstatiere Dummheit - aber nicht bei allen, die Unwissend sind, sondern nur bei einem Menschen, der unentwegt davon faselt, man würde unwissende als dumm ansehen.

Ich bewundere die Sicherheit, mit der ihr aufgrund eurer Kompetenzen Rückschlüsse zieht. XD
Immerhin sind Kompetenzen ein besserer Ratgeber als unfundiertes Gerede. Oder etwa nicht?

Ihr verteidigt die herkömmlichen AKW's mit Zähnen und Klauen. Wären sie wirklich das Ende der Weisheit, würden wir nicht mit kalter Fusion experimentieren und mit Antimaterie spielen.
Non sequitur - wie so oft bei Dir. Das Bessere ist stets des Guten Feind. Die kalte Fusion ist aber kalter Kaffee (man experimentiert mit der überaus heißen, und seit 60 Jahren heißt es unverändert: "In 20 Jahren sind wir soweit"), und was Du mit dem Hinweis auf Antimaterie andeuten willst, das bleibt mir schleierhaft. Hast Du denn auch nur Im Ansatz eine Ahnung, was das ist, wo man sie findet, und wie sie im Rahmen von Energieversorgung nutzbar gemacht werden könnte? Nicht jetzt, nicht mit aktuellen Geräten, sondern so rein prinzipiell?

Apropos Antimaterie, die man ja mittlerweile erfolgreich speichern kann:
Ja, etliche Positronen, die im Bechleuniger kreisen. Aber wo kommen die her?

Eins der größten Probleme der kontinuierlichen Energieversorgung durch Wind- und Sonnenenergie ist, dass Energie nur aufwändig und somit kostenintensiv zu speichern ist. So hätte ich das formuliert. Ich hätte nicht gesagt: Ich sitze dann bei Windflaute ohne Strom da
Dann überschlage doch mal ganz grob, wieviel Energie man speichern müßte, und was man dafür an Speichern (z. B. Akkus, Pumpspeicherwerke, was auch immer) benötigen würde. Mit zehn Autobatterien kommt man nicht wirklich sehr weit...

Die Physik bietet andere Möglichkeiten: Keine davon mag die hohen Ansprüche an Energieeffizienz usw.. erfüllen, aber letztlich sind die meisten weniger gefährlich, umweltverträglicher und billiger in Bezug auf die genutzten Ressourcen.
Das hätte ich dann doch gerne mal genauer dargestellt. Nach meinen Kenntnissen ist das Gegenteil der Fall.

Und man kann natürlich Effizienz rein physikalisch betrachten, oder Realitätsbezug herstellen.
Wieso glaubst Du hier einen Widerspruch zu erkennen? Was ist Deiner Ansicht nach bei den Betrachtungen nicht realitätsbezogen?

Schon mal überdacht was so ein Gau wirklich kostet - ausser Menschenleben?
Rund 800 Mio Euro betrug allein der Kostenvoranschlag für die notwenig gewordene neue Umhüllung des maroden Sargophargs in Tschernobyl.
Peanuts. Schon mal überdacht, was der Regelbetrieb anderer Energiequellen kostet, ganz ohne Supergau? Und nein, damit meine ich nicht die Kosten für Brennstoff oder das bebaute Grundstück, sondern die Kosten, die sich wunderbar externalisieren lassen, gerade weil sie keinem einzelnen Verursacher zugeordnet werden können.

(Hier weiß sicher jeder, wer sowas dann fiinanziert, ... gelle.)
Wir alle, genau wie bei allen anderen Energieträgern auch. Das ist jetzt aber nicht wirklich überraschend.

Was daran effizient sein soll, ist mir ein Rätsel.
Kein Wunder: Weil Du nur einen isolierten Einzelaspekt betrachtest.

Solange es keine wirklichen Alternativen gibt, werden wir auf Lösungen setzen müssen, die geeignet sind, den Gebrauch fossiler Brennstoffe und Atomenergie auf ein Minimum zu begrenzen.
Diese Lösungen müssen umweltschonend und für den Endverbraucher möglichst günstig im Unterhalt sein.
Der Endverbraucher hat mit dem Unterhalt in der Praxis genau gar nichts zu schaffen. Aber nur so am Rande: Wieviele Kraftwerksrevisionen hast Du schon mitgemacht?

Große Energiekonzerne entwickeln natürlich nur Konzepte, an denen sie Gewinne einfahren können.
Freilich. Jedes Unternehmen existiert, um Gewinne zu erwirtschaften. Das ist bei der Schokoladenfabrik nicht anders als bei einem Energiekonzern. Und das ändert sich auch nicht, wenn die Energieversorgung von großen Unternehmen auf viele kleine umgestellt würde. Alles andere wäre ruinös.

Aber ein Großteil unserer berufstätigen Bevölkerung kann sich keinen hochentwickelten 3er Diesel leisten. Ohne Auto gehts heute kaum noch ... wenn man berufstätig ist und Familie hat, gehts gar nicht mehr ohne.
Es gibt genug Gegenbeispiele, die Deine Behauptung als unzutreffend belegen.

Einen Teil des hohen Energiebedarfes haben wir der Automatisierung, der Einsparung menschlicher Arbeitskraft zu verdanken.
Und zugleich ist dieser Automatisierung unser Wohlstand zu verdanken. Ohne diese würden wir auf den Stand von 1800 zurückfallen. Das kann man durchaus anstreben, man muß sich nur der Konsequenzen bewußt sein.

Die Energieeffizienz soll mittlerweile besser als beim Diesel sein ... das Ganze geht in Indien in Serie, dezentralisiert.
Wow, haben sie es tatsächich geschafft, die Naturgesetze zu überwinden! Dazu hätte ich dann doch gerne einen belastbaren Beleg - bis dahin gehe ich davon aus, daß das genauso realistisch ist wie ein Perpetuum Mobile erster Art.

Das werde ich mir jetzt näher ansehen, das kann ja nur auf einer ungewöhnlich trickreichen Konstruktion beruhen.
Ja, so trickreich, daß sie die Gesetze der Physik mißachten. Das ist wahrhaft eine bewundernswerte Leistung!

Es ist schon spannend, was möglich zu sein scheint, wenn sich Entwicklungsingenieure, die wirklich pragmatisch denken müssen, an solche Aufgaben setzen.
Das ist vor allem Marketing. Niemand kann einen höheren Wirkungsgrad erzielen, als es Carnot vorgibt. Wer das Gegenteil behauptet, hat sich als Scharlatan entlarvt.
@ bootsector
Und, letztlich segeln in Deutschand 1,5 Parteien auf dieser Schiene und machen damit recht erfolgreich Politik. So erfolgreich sogar, daß Vielen gar nicht auffällt, daß die Hauptprotagonisten außer den ökologischen Themen absolut nichts zu bieten haben; somit eine klassische "Ein-Punkt-Partei".


Ich zähle 1 + 0,5 +0,5 +0,75 + 0,25 Parteien *zwinker*

Die üblichen Verdächtigen haben zu bieten:

1) die Sehnsucht nach der Verschmelzung mit der Natur = Regredienz = Transzendenz

2) Das große Projekt der kollektiven Vereinigung aller Kräfte gegen die Apokalypse (Klimakatastrophe, Atomkatastrophe, Waldsterben, AIDS etc. etc.) = Sinngebung

3) Die Utopie des Egalitarismus = Stillen der unvermeidlichen Neidgefühle und Ressentiments

4) ein manichäisches Weltbild: Kapitalismus, Imperialismus, USA+Israel, Rassismus, Sexismus, Faschismus versus Befreiungsideologie, Solidarität mit den Opfern der Vorgenannten = Selbstverortung und sozial legitimierte Aggressionsabfuhr

Gut gegen Böse geht immer...vor allem, wenn man sich dadurch ohne persönliches Risiko selbst als Widerstandskämpfer stilisiseren kann.

Einen rationalen Diskurs gibt es de facto weder in der öffentlichen Politik noch in den Medien mehr.

Es werden nur noch emotionale Trigger bedient...und das funktioniert. Das ist bedauerlich, aber wer sich mit der kognitiven und emotionalen Grundverfassung des Menschen befasst, wird dadurch nicht verwundert.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
die Vernunft hat im Streit mit der Emotion immer die Arschkarte...

weise Worte.

Versicherungskaufleute lernen das im ersten Jahr ihrer Ausbildung. Die brauchen dafür rein theoretisch nicht mal Abitur.

Es stellt sich dann die Frage, wie wir überhaupt der Illusion verfallen können, vernunftgeprägte Entscheidungen würden in der Politik irgendeine Rolle spielen. "Vernünftig" nenne ich ein widerspruchsfreies Regelwerk (Kalkül). Im politischen Entscheidungsprozess wetteifern aber einander widersprechende Interessen und Ansichten miteinander. Das Ergebnis wird also logischerweise nur in Ausnahmefällen widerspruchsfrei=rational=vernünftig sein.

Widerspruchsfreiheit ebenso wie ein hohes wissenschaftliches Sachkompetenz-Niveau werden vom gemeinen Bescheidwisser schon seit langem in der politischen Debatte eher negativ bewertet. Er könnte sich ja eingestehen müssen, dass er dämlich ist. Da wähle ich doch lieber die Vollpfosten mit den einfachen Slogans, die mir die Illusion lassen.

Die Eigendynamik der wissenschaftlichen Rationalität hat aber auch so ihre Tücken: Natürlich bin ich froh über viele Errungenschaften der modernen Technik, vom Penicillin bis zum elektrischen Eierkocher. Dieses Gesamtsystem geht aber einher mit der Erfindung von Myriarden von Dingen, die vorher niemand vermisst hat, und die jede Menge Strom verbrauchen. Wenn wir denn schon - wie hier geschehen - so sehr polarisieren in technikgeile Realisten und latzhosentragende Spinner, dann müssen wir auch im Hinterkopf behalten, dass das erste Denksystem mehr als die Hälfte seines eigenen Stromverbrauchs selber erzeugt hat. Weit mehr als die Kernkraftwerke liefern, jedenfalls.

Es gibt viele gute Gründe, sich vom Rationalismus zu verabschieden.

Wenn Männer VOR ihrer Scheidung ein wenig mehr auf ihr Herz hörten, können sie jedenfalls häufig ne Menge Geld sparen. Wahrscheinlich gilt für die Kernkraft und die Energiedebatte Ähnliches.

Eigentlich gehöre ich ja auch zu den Idioten, die brav ihre Steuern zahlen, vernünftige Projekte realisieren und irgendwie noch die Karre am Laufen halten, während sich gefühlt 90 % der Bevölkerung n Ast über uns lachen und die Hand aufhalten. Angesichts des immer geballter auf mich einstürzenden Irrsinns der politischen Debatte habe ich aber immerhin mal die Tür aufgemacht und nachgeschaut, wie es auf der anderen Seite so aussieht. Scheint gar nicht so schlimm zu sein.

Die geballte besorgte Mütterlichkeit in Teuschland wird jetzt dafür sorgen, dass die Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Möglicherweise wird es dann zu Stromschwankungen kommen, wir zünden Kerzen an, Ampeln fallen aus und unsere hochempfindlichen Ketten im Industriellen Produktions- und Verteilungsprozess geraten ins Scheudern. Der Zugang zum joyclub wird auf die zeit von 9 Uhr bis 11 Uhr 30 beschränkt.

Oh Schreck oh Graus, Twitter fällt aus.

Na und?

Dann haben wir halt ANDERE Probleme als die Arbeitslosigkeit; und sind gewzungen, über redundante Sicherungssysteme (als Gegenstück zur "Rationalisierung") auf allen Ebenen nachzudenken. Ein wenig Diversifikation kann sicher nichts schaden.

Irgendwann gibt es auch Zeitverzögerungen bei den Transferzahlungen, weil die Bankencomputer nicht mehr rund um die Uhr laufen. Dann werden die Karten politisch eh wieder neu gemischt.

Wieviel Megawattstunden Energie enthielt eigentlich die Tsunami-Welle? Vielleicht könnte man ja die Spannungen der Plattentektonik mit Sprengstoff künstlich zur Entladung bringen, die Energie abzapfen und die Unberechenbarkeit da rausdengeln. Stanislaw Lem hat das bestimmt irgendwo mal durchgerechnet.
@ jin
die Vernunft hat im Streit mit der Emotion immer die Arschkarte...
weise Worte.

Versicherungskaufleute lernen das im ersten Jahr ihrer Ausbildung. Die brauchen dafür rein theoretisch nicht mal Abitur.

Das nenne ich mal eine deluxe-Formatierung....

Natürlich ist obiges eine Binse...aber eine, deren Bedeutung zumeist schamhaft verleugnet wird....nicht nur geht es um die klassische kognitive Dissonanz, sondern vor allem darum, dass unsere Vernunft sehr oft zu nichts anderem geschunden wird, als unserem irrational getriebenen Wollen vor uns selbst und den Anderen den Anschein einer reflektierten, wohlbegründeten Aktion zu geben.



Es stellt sich dann die Frage, wie wir überhaupt der Illusion verfallen können, vernunftgeprägte Entscheidungen würden in der Politik irgendeine Rolle spielen. "Vernünftig" nenne ich ein widerspruchsfreies Regelwerk (Kalkül). Im politischen Entscheidungsprozess wetteifern aber einander widersprechende Interessen und Ansichten miteinander. Das Ergebnis wird also logischerweise nur in Ausnahmefällen widerspruchsfrei=rational=vernünftig sein.

Du bist zertifizierter Philosoph...von daher unterscheidet sich Dein "Vernunft"-Begriff von meinem...ich bin zertifizierter Psychokackenlaie und für mich liegt die Dermarkationslinie zwischen Vernunft und Unvernunft in der Realitätsbezogenheit unseres Handelns...(jetzt komm mir nicht mit irgendeiner Relativierung des Realitätsbegriffs...).

Ganz platt: wer den Ehemann kastriert, weil er unter dem Vater litt, handelt (wahrscheinlich) irrational....wer den Ehemann zu achten in der Lage ist, obwohl er unter dem Vater litt, dahingegen rational.


Widerspruchsfreiheit ebenso wie ein hohes wissenschaftliches Sachkompetenz-Niveau werden vom gemeinen Bescheidwisser schon seit langem in der politischen Debatte eher negativ bewertet. Er könnte sich ja eingestehen müssen, dass er dämlich ist. Da wähle ich doch lieber die Vollpfosten mit den einfachen Slogans, die mir die Illusion lassen.

Du sprichst ganz richtig vom Narzissmus des Wahlschafs, den der Züchter zu berücksichtigen hat...aber es gibt da noch eine über diesen Aspekt hinausreichende emotionale Komponente...der Züchter muss es verstehen, die großen Gesänge der kleinen menschlichen Existenz zu einem Kanon...größer und mächtiger als die von Gottfried Fischer...zu vereinen...und der Kampf der Menschenkinder gegen die diabolisch apokalyptischen (ein verdächtig oft gebrauchtes Wort derzeit) Kräfte der Technik gibt da eine nette Melodie ab.


Die Eigendynamik der wissenschaftlichen Rationalität hat aber auch so ihre Tücken: Natürlich bin ich froh über viele Errungenschaften der modernen Technik, vom Penicillin bis zum elektrischen Eierkocher. Dieses Gesamtsystem geht aber einher mit der Erfindung von Myriarden von Dingen, die vorher niemand vermisst hat, und die jede Menge Strom verbrauchen. Wenn wir denn schon - wie hier geschehen - so sehr polarisieren in technikgeile Realisten und latzhosentragende Spinner, dann müssen wir auch im Hinterkopf behalten, dass das erste Denksystem mehr als die Hälfte seines eigenen Stromverbrauchs selber erzeugt hat. Weit mehr als die Kernkraftwerke liefern, jedenfalls.

Heuschreckenschwärme funktionieren dergestalt, dass jede im Vorwärtsgang zögernde Heuschrecke von den nachfolgenden aufgefressen wird. Für Heuschrecken gibt es halt kein zurück...verbrannte Erde...

Es gibt viele gute Gründe, sich vom Rationalismus zu verabschieden.

man muss...mann muss.....


Wenn Männer VOR ihrer Scheidung ein wenig mehr auf ihr Herz hörten, können sie jedenfalls häufig ne Menge Geld sparen. Wahrscheinlich gilt für die Kernkraft und die Energiedebatte Ähnliches.


Du meinst vor der Hochzeit und nachdenken?!


Eigentlich gehöre ich ja auch zu den Idioten, die brav ihre Steuern zahlen, vernünftige Projekte realisieren und irgendwie noch die Karre am Laufen halten, während sich gefühlt 90 % der Bevölkerung n Ast über uns lachen und die Hand aufhalten. Angesichts des immer geballter auf mich einstürzenden Irrsinns der politischen Debatte habe ich aber immerhin mal die Tür aufgemacht und nachgeschaut, wie es auf der anderen Seite so aussieht. Scheint gar nicht so schlimm zu sein.

Die geballte besorgte Mütterlichkeit in Teuschland wird jetzt dafür sorgen, dass die Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Möglicherweise wird es dann zu Stromschwankungen kommen, wir zünden Kerzen an, Ampeln fallen aus und unsere hochempfindlichen Ketten im Industriellen Produktions- und Verteilungsprozess geraten ins Scheudern. Der Zugang zum joyclub wird auf die zeit von 9 Uhr bis 11 Uhr 30 beschränkt.

Oh Schreck oh Graus, Twitter fällt aus.

Na und?

Dann haben wir halt ANDERE Probleme als die Arbeitslosigkeit; und sind gewzungen, über redundante Sicherungssysteme (als Gegenstück zur "Rationalisierung") auf allen Ebenen nachzudenken. Ein wenig Diversifikation kann sicher nichts schaden.

Irgendwann gibt es auch Zeitverzögerungen bei den Transferzahlungen, weil die Bankencomputer nicht mehr rund um die Uhr laufen. Dann werden die Karten politisch eh wieder neu gemischt.


Yep....existentielle Sorgenlosigkeit wie bei uns, wo "Armut" eine prozentuale Wohlstandsdefizienz und keine Not ist, erzeugt Dekadenz....Friedrich´s letzte Menschen....die Frage ist, ob der Weg der Dekadenz reversibel ist...das wage ich nämlich zu bezweifeln...

Wieviel Megawattstunden Energie enthielt eigentlich die Tsunami-Welle? Vielleicht könnte man ja die Spannungen der Plattentektonik mit Sprengstoff künstlich zur Entladung bringen, die Energie abzapfen und die Unberechenbarkeit da rausdengeln. Stanislaw Lem hat das bestimmt irgendwo mal durchgerechnet.

Die nähere Zukunft gehört - machtdemographisch - den virilen Populationen, denen die Paneffiminierung der westlichen Gesellschaften genauso fremd ist, wie das diesseitige utopistische Sehnen....

Auf deren Ruinen werden vermutlich dereinst ganz neue Kreaturen die Nahrungskette dominieren...ich hielt den Mensch schon immer für ein evolutionäres Sackgassenprodukt. Das Emotionsvernunftdingens ist nicht dergestalt auflösbar, dass es eine langfristige Zukunft dieser Rasse gäbe...

PS: schön von Dir gelesen zu haben...
keine Atempause...
...Geschichte wird gemacht....es geht voran...


“Die Tat ist jetzt entscheidend, nicht die Analyse.”

Der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer als Begründung seiner blitzartig geänderten Auffassung zur Kernenergie



Und auf dem Boden dieser "Expertise" wird über die zukünftige Sicherung unseres Energiebedarfs entschieden:

Der zum 22. März konstituierte "Kernenergie-Ethik-Rat" unter Leitung des legendären Rheinschwimmers Prof. Töpfer umfasst drei Kirchenvertreter, eine Politologin, einen Philosophen, einen Soziologen, eine Wirtschaftswissenschaftlerin, zwei Politiker und keinen Energie- oder gar Kernkraftexperten.

*headcrash*
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
@dreilicht
Der zum 22. März konstituierte "Kernenergie-Ethik-Rat" unter Leitung des legendären Rheinschwimmers Prof. Töpfer umfasst drei Kirchenvertreter, eine Politologin, einen Philosophen, einen Soziologen, eine Wirtschaftswissenschaftlerin, zwei Politiker und keinen Energie- oder gar Kernkraftexperten.

Ja, die Motivation ist ja tatsächlich nicht die Energiepolitik, sondern die rasche Wiedererlangung der Wählergunst, die den schwarz-gelben die Rote Karte gezeigt hat. Allein, es wird nicht funktionieren, denn erstmalig hat die Wahlbeteiligung wieder zugenommen, das ist die Mobilisierung, die alle vorher nicht geschafft haben.

Ach ja, sollten wir dieses illustre Gremium doch mal bitten, den Verbleib der 2300 Brennelemente zu klären, die im Kernforschungszentrum Jülich verschütt' gegangen sind......

Das sind hilf- und kopflose Versuche, sich adäquat zu verhalten, sonst nix.
Ach ja, sollten wir dieses illustre Gremium doch mal bitten, den Verbleib der 2300 Brennelemente zu klären, die im Kernforschungszentrum Jülich verschütt' gegangen sind......


Heute ist zu lesen, dass die nie verschwunden waren... *zwinker*

Die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung vermissten 2285 Brennelementekugeln aus dem Forschungszentrum Jülich (FZJ) befinden sich in einem Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums. Dies sagte FZJ-Sprecherin Anne Rother den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Damit widersprach sie Spekulationen, wonach die radioaktiven Kugeln im niedersächsischen Forschungsbergwerk Asse lagern könnten.

Nach Aussage Rothers handelt es sich bei den vermeintlich verschwundenen Kugeln um zerbrochene Kugeln. Diese befänden sich noch in dem Reaktorbehälter des ehemaligen Atomversuchskraftwerks in Jülich oder seien „lagerfähig einzementiert“. „Bei den einzementierten Kugeln handelt es sich im Wesentlichen um Kugeln, die während der Betriebszeit des Versuchsreaktors zerbrochen sind und dem Forschungszentrum vom damaligen Betreiber zur Zwischenlagerung übergeben wurden“, sagte Rother. Daneben seien Kugeln für Forschungszwecke untersucht und ebenfalls einzementiert worden.

Quelle: WELT vom 4.4.2011


Im Moment wird von Seiten der Medien und Greenpeace aus jeder im Alter von 18 Jahren verstorbenen fetten Katze eines AKW-Hausmeisters ein GAU gemacht...

Die Zusammensetzung des "Expertengremiums" ist in meinen Augen ein schönes Beispiel für die um sich greifende Irrationalisierung politischer Entscheidung. Es geht gemäß Seehofers Postulat um gefühlte "Argumente" und um Aktionismus als Triebabfuhr.

Die gleichgeschalteten Medien treiben ihre politisch präferierten Säue durchs Dorf...das Volk erhitzt sich und die Politiker übertreffen sich in bescheuertstem Populismus.

Ich freu mich schon wie Bolle auf Volkes Reaktion auf die dann sehr konkreten Auswirkung dieser energiepolitischen Übersprungshandlungen.

*mrgreen*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
radio ergo sum
ein schönes Beispiel für die um sich greifende Irrationalisierung politischer Entscheidung.

Genau.

Diese Tendenz liegt aber im Takt der Geschichte.

Sich darüber aufzuregen, macht etwa so viel Sinn, wie sich über die nächste Mondfinsternis zu beschweren.

Ganz offensichtlich waren ja die "Rationalisierungsmaßnahmen" der Wirtschaft in den vergangenen 30 Jahren auch nicht so das Gelbe vom Ei. Was betriebswirtschaftlich so toll rational aussah, hat volkswirtschaftlich zum kaum zu toppenden Irrsinn hoher Massenarbeitslosigkeit und dann HartzIV geführt. Das sogenannte "Restrisiko" auf eine Fehlerquote von kleiner zehn hoch minus sechzehn zu drücken, schaffen wir vielleicht in Intel-Chips aber nicht beim Beton, einem Schraubengewinde oder einem Temperaturfühler. Da aber Kernkraftwerke am schwächsten Glied der Kette hochzugehen pflegen....

Verabschieden wir uns also vom Rationalismus, dem alten Schlawiner.

Auf der Beziehungsebene ( *popp* ) war der nämlich noch nie von Nutzen, und wenn der zwischen ZWEI Menschen schon so viel Unfrieden stiften kann, wieso sollte das dann zwischen 80 Millionen besser klappen?
@ Jincandenza
Der Kampf um eine rationale Basis politischer Entscheidungsprozesse mag in letzter Konsequenz vergeblich sein, aber zum einen nutzt er schon bei nur teilweisem Erfolg und zum anderen sollte er auf der Ebene der Entscheidungsträger eigentlich spürbar erfolgreicher geführt werden können, als auf der Ebene der frei schwingungsfähigen und steuerbaren Masse.

Geben wir das Rationalitätsprinzip als prinzipielle Richtschnur unseres politischen Denkens und Handelns auf, liefern wir uns der totalen Willkür und Ent"Wertung" aus.

Ein Phänomen, das im übrigen auch auf partnerschaftlicher Ebene zumeist als nachteilig erlebt wird....

Wer das will, möge hoffen, auf der "richtigen" Seite zu stehen...
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
@jincandenza
du kannst wirklich geniale momente, danke für den beitrag.

das problem ist doch, dass das allgemeinwesen, vulgo, wir, das volk, von menschen geführt wird, die ihre individualinteressen vor alles andere stellen. oder ihre aktienoptionen. ihre positionen, ihre pöstchen, ihre politische meinung.

was soll da anderes herauskommen, als die ergebnisse, die die reallast auf die allgemeinheit abwälzen und den verursacher für die dauer des vertrages oder der legislaturperiode gut aussehen lassen?

eben, der verzicht auf nachhaltiges denken und handeln kommt uns alle noch viel teurer zu stehen, als wir das jetzt erkennen können.
die landesregierung nach dem verbleib zu fragen war wohl die einfachste möglichkeit, sie dumm aussehen zu lassen.

das bedeutete nicht, dass das fz jülich nicht weiß, wo die brennelemente abgeblieben sind. und es bedeutet nicht, dass die 4000 mitarbeiter des forschungszentrum verstrahlt wären * g *
sondern, dass unsere politik sich zu sehr auf die gewissenhaftigkeit und kompetenzen anderer verläßt.

naja, vielleicht steckt hinter der einsicht, sich dem thema bewußt zuwenden zu müssen ... ja auch die erkenntnis, dass der kleinste innerdeutsche störfall für den "exportweltmeister" das aus und den wirtschaftspolitischen exitus innerhalb der eu bedeuten könnte.
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ludivine
ungünstigstenfalls haben sie "nur" falsch gezählt, heute gab es eine geisternde meldung, dass einige der kugeln, zerbrochen sein sollen und daher haben wohl mehr in die castoren gepasst, als kalkuliert.

wer hat denn da gezählt?
Bezahlt die Leute besser!
das problem ist doch, dass das allgemeinwesen, vulgo, wir, das volk, von menschen geführt wird, die ihre individualinteressen vor alles andere stellen. oder ihre aktienoptionen. ihre positionen, ihre pöstchen, ihre politische meinung.

Das trifft es ziemlich genau. Das Problem ist nämlich, daß wir von Leuten regiert werden, die mitnichten die Klügsten und Besten des Landes sind.
Warum: Weil sie so beschissen bezahlt werden. Das meine ich völlig ernst.
Wir haben ein tolles Grundgesetz, vom humanistischen Standpunkt wohl eine der freiheitlichsten Verfassungen den Welt. Aber eine Sache hat man komplett vergessen: Die Parteien- und Politikerfinanzierung. Mit den albernen 5 Ocken pro Stimme kann man keine Partei finanzieren. Punkt. Es geht nicht. Also werden Spenden angenommen - ein tödlicher Ausweg.
Außerdem: Politker in Deutschland werden übermäßig altersversorgt, aber gradezu lächerlich bezahlt. Also geht die erste und zweite Garnitur in die Wirtschaft. Und es treibt Beamte, insbesondere Lehrer, in die Parlamente, weil die nur gewinnen können.
Wißt ihr, wie der Bundeshosenanzug vegütet wird? Da krieg ich einen Lachanfall! Kein normaler Manager würde sich für einen solchen Hungerlohn 90 Stunden die Woche abrackern.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Geben wir das Rationalitätsprinzip als prinzipielle Richtschnur unseres politischen Denkens und Handelns auf, liefern wir uns der totalen Willkür und Ent"Wertung" aus.

Es war die große Illusion unserer wissenschaftlich-technischen Ersatzreligion, dass dieses Ausgeliefertsein aufgehoben wäre. Du als Arzt bist ja einer der Wenigen, die mit dem Gegenteil tagtäglich konfrontiert werden. Insofern sollte es Dir eigentlich leicht fallen, dies auf Dein Handeln bzw Nicht-Handeln-Können zu übertragen.

Der Irrationalismus war nie wirklich aus der Politeia verschwunden. Je älter ich werde, desto mehr wird mir zum Rätsel, wie unsere Erzieher es geschafft haben, uns vom Gegenteil zu überzeugen.

das problem ist doch, dass das allgemeinwesen, vulgo, wir, das volk, von menschen geführt wird, die ihre individualinteressen vor alles andere stellen.

Wenn das anders wäre, müßte sich Macchiavelli auch mächtig im Grabe herumdrehen.

...kommt uns alle noch viel teurer zu stehen, als wir das jetzt erkennen können.

Die (Fehl-)Entscheidungen der Herrschenden kamen das Volk schon immer teuer zu stehen. Anders ist lediglich, dass mit zunehmendem Bildungsgrad dies breiten Schichten bewußt ist. Die "Erbsünde" liegt nicht im Verstoß gegen die Gebote, sondern im Fluch der Erkenntnis an sich, sprich: dem Verlust der naiv-kindlichen Unschuld. Beim Sex genauso wie in der Politik.

Der Rationalismus gipfelt lediglich darin, dass wir den geballten Irrsinn, der uns umgibt, "klar und deutlich" erkennen. Danach dankt er ab, zugunsten der Instinkte. Deshalb sind wir hier.
Der Brüller des Tages:
Greenpeace wirft Atomlobby Panikmache vor


Gleichermaßen köstlich wie dreist. *headcrash*

Der Normalwahlberechtigte vergisst allzu leicht, dass um die sogenannte Ökobewegung herum eine riesige Industrie mit ganz profanen materiellen wie ideellen Eigeninteressen gewachsen ist.

Greenpeace gehört dazu...



@ Jincandenza

Wir scheinen uns mißzuverstehen...ich phantasiere nicht die absolute Kontrolle und Planbarkeit menschlicher Existenz oder gar der Weltläufe mittels des Vernunftprinzips.

Wir alle sind in einem Maße ins Leben geworfen und existentiellen Willkürlichkeiten ausgeliefert, die uns schaudern lassen und die ja gerade Anlass zur Bildung internalisierter Sedativa wie Religion und Ideologie geben.

Aber ich schätze die Anwendung der Vernunft, so unzureichend sie im Einzelfall erscheinen mag, als ein wesentliches Prinzip, um den Menschen zu zähmen...um möglichst sichere Lebensverhältnisse zu schaffen.

Meine berufliche Erfahrung lehrt mich einiges über die Macht des magischen Denkens angesichts der existentiellen Gefährdung..aber auch über dessen letztendliche Ohnmacht und die nicht selten tragischen, destruktiven Sequelae des magischen Denkens......sprich der Funktionalisierung der Vernunftmaskerade zur Legitimierung des Irrationalen.

Aber meine Erfahrung lehrt mich auch, wie unverzichtbar und segensreich das Streben nach einem vernunftorientierten Vorgehen ist.

Von daher leuchtet mir Deine Argumentation nicht ein...oder, ich kapiere nicht so ganz, worauf Du hinaus willst.

Man kann der Vernunft nicht das primär irrationale Wesen der menschlichen Gattung vorwerfen. Genausowenig, wie ich einen unvereinbaren Gegensatz zwischen Vernunft und Emotion zu erkennen vermag.

Man mag an der Impotenz des Vernunftprinzips verzweifeln...aber welche Alternative gibt es?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
meine Erfahrung lehrt mich auch, wie unverzichtbar und segensreich das Streben nach einem vernunftorientierten Vorgehen ist.

Meine Erfahrungen mit Basel III und der kalten Progession lehren mich gerade ziemlich bitter das Gegenteil. Das wichtigste Kapital eines Unternehmens in der Wissens- und Informationsgesellschaft liegt in den Köpfen der Mitarbeiter, aber die lassen sich leider nur schwer bilanziell aktivieren. Stattdessen folgen die Eigenkapitalrichtlinien der Wirtschaftspolitik den Gesetzen des 19. Jahrhunderts, während sich parallel die Marktwerte der tatsächlich aktivierbaren Posten (Immobilien,Maschinen) wegen immer schnellerer technischer Veraltung im totalen Sturzflug befinden.

Es macht keinen Sinn, vernunftorientiert zu handeln, wenn die große Weltpolitik dem blanken Irrsinn huldigt.

Seltsamerweise empfinde ich das irgendwie als Befreiung, weil mir der Abschied von der Vernunft auf der Beziehungsebene ganz neue Zugänge zu anderen Menschen eröffnet.

Man mag an der Impotenz des Vernunftprinzips verzweifeln...aber welche Alternative gibt es?

Keine (Alternative), die sich sprachlich greifen liesse und nicht anschließend sofort ideologisch missbraucht würde. Schließlich ist Wittgenstein ja auch schon bald 100 Jahre aus dem Amt.

Wenn der Irrsinn überhand nimmt, besinne ich mich auf meine Bauchmuskulatur oder halte die Nase in den Wind und nehme Witterung auf. Mein olfaktorischer Sinneskanal ist zwar zivilisationsbedingt vollkommen unbrauchbar und würde gerade bei Radioaktivität auch wenig helfen, aber irgendwie fühle ich mich dann besser; und darauf kommt es an.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
25 Jahre nach Tschernobyl
Heute, am 26.4.2011 jährt sich zum 25 Mal die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

Anlass, diesen thread nochmal aufzuwärmen?

In den daNachRichten sah ich heute einen zukünftigen grünen Ministerpräsidenten von BW, der mit seinem etwa 20 Jahre jüngeren Verhandlungspartner der SPD zu sehen war.

Und stellte mir vor, jemand hätte diesen Spot auf eine Zeitreise in das Jahr 1981 oder 1986 geschickt.

Natürlich haben wir das alle damals für realisitsch bis unausweichlich gehalten; und wurden genau dafür von Geisler und Co als Spinner abgetan, lol.

Fukushima ist ja aus den Schlagzeilen wieder fast völlig verschwunden.

Wird dieses Ereignis dennoch nachhaltig wirken?
Oder wird die Bevölkerung (in D) doch irgendwann hinnehmen, dass gefühlt einmal alle 25 Jahre eine Havarie dieser Größenordnung ein paar Spitzenwerte Radioaktivität freisetzt?
Oder wird die Bevölkerung (in D) doch irgendwann hinnehmen, dass gefühlt einmal alle 25 Jahre eine Havarie dieser Größenordnung ein paar Spitzenwerte Radioaktivität freisetzt?
In Deutschland ganz gewiß nicht. Da wird reflexartig, also ohne Einschaltung des Großhirns, der brutalstmögliche Ausstieg als alleinseligmachend gepriesen. Das ist eine Sichtweise, die man teilen kann. Aber man sollte sich dann auch die Frage gefallen lassen, welche Alternative man einschlagen möchte, und ganz banal läßt sich das auf zwei Möglichkeiten reduzieren: Mit weniger Strom leben oder andere Energiequellen nutzen.

Ersteres möchten (vermutlich) die wenigsten, und nein, die nationalen oder gar globalen Energieprobleme werden nahezu gar nicht davon berührt, ob ich jetzt in der Abstellkammer eine Energiesparfunzel oder eine vernünftige Glühlampe einschraube.

Also muß man sich Gedanken machen, wo der Strom sonst herkommen soll. Kohlekraft? Vade retro, satanas! Die Emissionen, angefangen von CO_2 bis hin zum Uran (ja, da werden alljährlich etliche Tausend Tonnen in die Atmosphäre geblasen!) will keiner so recht haben. Öl? Viel zu kostbar - in jeder Bedeutung des Wortes, und das Emissionsproblem ist ähnlich. Erdgas? Ist gerade ganz tierisch angesagt, aber alles andere als zum Dumpingpreis zu haben. Zudem sind die Anlagen so heftig beansprucht, daß ich nicht so recht weiß, ob ich denen 40 Vollastjahre zutraue.

Aber Dinosaurier will ja eh keiner, sondern dezentrale Energieerzeugung. Da kommen die Blockheizkraftwerke ganz toll, vor allem, weil sie dank der Nutzung der Abwärme so einen exorbitanten Wirkungsgrad haben! Dumm nur, wenn ich im August die Heizung nicht aufdrehen möchte. Und ich bin ziemlich skeptisch, ob diese Kleinanlagen wirklich so einen Wirkungsgrad wie eine Großanlage erreichen. Erstens gibt es da prinzipielle Probleme, und zweitens ist die Motivation, bei einer 800-MW-Anlage ein Zehntel Prozent Wirkungsgrad herauszukitzeln (und entsprechend weniger Brennstoff zu benötigen) eine ganz andere als bei einer nur teilweise laufenden 10-KW-Anlage.

Propeller? Gerne, aber nur so, daß man von ihnen nichts mitbekommt - aus den Augen, aus dem Sinn. Mitteleuropa ist aber so dicht besiedelt, daß sich immer etliche Menschen finden, die eine "Verspargelung" der Landschaft vehement bekämpfen. Photovoltaik? Sorry, aber das ist auf absehbare Zeit in hiesigen Breiten (in meinem Fall: Hamburg) vielleicht geeignet, den Parkautomaten zu versorgen, aber nicht die Kupferhütten von Aurubis. Wasserkraft? Um Himmelswillen, da muß für den Staudamm das Brutgebiet der andalusischen Springschnecke überflutet werden - das geht schon mal gar nicht! Abgesehen davon ist das Schadenspotential auch nicht ganz ohne, siehe z. B. http://de.wikipedia.org/wiki/Talsperren-Katastrophen Biomasse? Wer stellt sicher, daß nur "Abfall" verwertet wird und nicht wie beim "Bio"sprit (was zum Henker ist daran "Bio"?) hungrige Mägen mit durstigen Motoren konkurrieren müssen?

Letztlich bleibt wohl nur, Opa auf das spinbike zu setzen *schiefguck*

Bei all dem ist das Risiko für die Menschen noch gar nicht berücksichtigt. Unsere Medien (und folgerichtig deren Konsumenten) stürzen sich mit Wonne auf Ereignisse, die lokal und zeitlich eng begrenzt sind, dafür aber spektakuläre Bilder liefern. Ja, Tschernobyl war Schei*e, da gibt es nichts zu beschönigen. Ja, Fukushima ist Schei*e, auch da gibt es wohl keinen Dissens. Aber andere technische Errungenschaften nutzt man völlig gedankenlos und nimmt die Folgen als unabwendbar hin. Wer denkt schon daran, daß seit Tschernobyl 30 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind? Wer berücksichtigt bei den Ausstiegsforderungen, daß seitdem laut WHO etwa 75 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung, die u. a. dort fossile Stromerzeugung hervorgerufen wird, gestorben sind? Im Vergleich dazu sind die bisherigen Nuklearunfälle der reinste Kindergeburtstag. Aber es ist eben hip, sich über die Atommafia zu echauffieren.

Und ehe jetzt auf mich eingedroschen wird, mögen einige Leser erstmal ein paar Züge Polonium inhalieren, denn wer wird denn gleich in die Luft gehen? :-}
@ Jincandenza
Oder wird die Bevölkerung (in D) doch irgendwann hinnehmen, dass gefühlt einmal alle 25 Jahre eine Havarie dieser Größenordnung ein paar Spitzenwerte Radioaktivität freisetzt?

Würde sie das, wäre das Ausdruck von realistischer Risikoeinschätzung und seelischer Ausgeglichenheit...

In der deutschen Volkseele nimmt "das Atom" als Inkarnation des absolut Bösen eine psychodynamisch äußerst interessante Rolle ein...

Im neuen FOCUS gibts dazu einen interessanten Beitrag von Matthias Horx.
Das Atom, das Böse....
Deswegen habe ich mir jetzt auch einen "AStro-SEP" gekauft!
Um genau zu sein, das ist ein "AtomStrom-SEParator". Der funktioniert wie ein Ventil und läßt keinen Atomstrom durch, nur erneuerbare Energien.
... jepp. die öffnungen des adapters sind einfach etwas größer (damit die pellets durch passen) und die muß man dann gut kauen, das hält warm.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Deswegen habe ich mir jetzt auch einen "AStro-SEP" gekauft!
Um genau zu sein, das ist ein "AtomStrom-SEParator". Der funktioniert wie ein Ventil und läßt keinen Atomstrom durch, nur erneuerbare Energien.
So ein Teil müsste Pflicht für alle Ökostrom-Kunden werden. *ggg*
Dann (und nur dann) wird vielleicht spürbar, dass Ökostrom leider nicht rund um die Uhr ausreichend verfügbar ist.

Bei Windrädern liegt die Leistungsquote bei etwa 20% der installierten Leistungen, bei Solaranlagen nur bei 10%. Mit anderen Worten: Sie liefern zu einem überwiegenden Teil der Zeit keinen Strom - und noch schlimmer: es lässt sich nicht steuern, wann sie Energie liefern (OK, bei Solaranlagen kann man wenigstens mit Gewissheit sagen, wann sie bestimmt nichts liefern *ja*).

Um wieder ein wenig Ernst einzubringen: Es gibt durchaus Ideen, elektrische Geräte in Abhängigkeit von der Stromverfügbarkeit einzuschalten. Ist für manche Verbraucher sicher sinnvoll (Waschmaschine, Geschirrspüler, ggf. auch Akkuladestation für das E-Car), beim Fernseher oder Licht ist das schon schwieriger, und in der Industrie oder auch in der Informationstechnik kaum vorstellbar:

"Fehler #666:
Diese Webseite ist derzeit wegen flautebedingter Serverabschaltung nicht erreichbar. Bitte informieren sie sich beim Wetterdienst, wann wieder mit ausreichenden Windgeschwindigkeiten zu rechnen ist und versuchen Sie es dann wieder." *oh*

Besonders schwierig, wenn es sich dann auch noch um die Webseite des Wetterdienstes handelt *ja* *ggg*

Nur die Bahn hätte endlich einen Schuldigen für die Verspätungen: "Wegen Dunkelheit konnten unsere Elektroloks nicht ausreichend mit Strom versorgt werden - wir bitten die Verspätung bis(s) zum Morgengrauen zu entschuldigen" ...
*******enza Mann
3.454 Beiträge
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Ich gehe davon aus, dass die Materialforschung in den nächsten fünf Jahren Durchbrüche zeitigen wird, die es ermöglichen werden, gigantische Mengen Strom vergleichsweise preiswert zu speichern.

Die Leistung herkömmlicher Lithium-Ionen Akkus ist jetzt schon so beachtlich, dass damit Sportwagen angetrieben werden. Und das geht sicher noch besser.

Hier in Niedersachsen beobachte ich allerorten, dass die Verspargelung der Landschaft nur noch qualitativ wächst: Ältere Windkrafträder werden vorwiegend durch neuere ersetzt, die zum Teil eine zehnfach höhere Leistung haben. Hinzu kommen erste offshore-Projekte.

Sofern der politische Wille gegeben ist, wäre es allein durch Windkraft denkbar, den Anteil erneuerbarer Energien innerhalb von fünf Jahren auf 60 % zu schrauben (obgleich so eine einseitige Fixierung wenig wünschenswert wäre).

Die Technik ist vorhanden und das Vorhaben dünkt mich weit weniger titanisch als die Mondlandung oder das Manhattan Project. Allein was fehlt sind die charismatischen politischen Persönlichkeiten als Träger der Idee.
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