@ Jincadenza
Die Idee, Energieplanwirtschaft nach Vorgaben von evangelischen Bischöfen und Philosophen zu betreiben, ist noch nicht mal den Bolschewiken gekommen, aber das Rad der Geschichte zermalmt bekanntlich jedwede Vernunft....immerfort....und irgendwann liegen dann auch die Unvernünftigen drunter.
Gestern ging durch die Presse, dass der erste Windpark Baltic 1 in Betrieb genommen wurde und ganze 50000 Haushalte mit Strom versorgen soll. Irgendwo war die Rede davon, dass das Volumen an offshore-Windenergie-Strom nunmehr recht zügig auf 10 Gigawatt ausgebaut werden soll. Voila, das deckt sich ja mit den genannten Zahlen.
Was beim Thema Offshore-Windparks leider meist unerwähnt bleibt, sind zum einen die enormen Infrastruktur-Kosten (Stromkabelverlegung unter dem Meeresgrund mittels Spezialschiffen, Kabelanbindung an Überlandleitungen; Montage und dauerhafte Wartung der ca. 500 Tonnen schweren Turbinen und der Fundamente im Meeresboden etc.) und die im Vergleich zu der errechneten
wesentlich niedrigere Effizienz durch regelmäßige technische Probleme und inkonstantes Klima in bislang allen bestehenden Offshore-Anlagen.
Im übrigen gilt leider immer noch: jedes Gigawatt Windenergie braucht ein Gigawatt Backup-Energie mittels konventioneller Stromgewinnung.
Wenn ich das aus dem Geschichtsunterricht noch dunkel richtig in Erinnerung habe, war Bayern nach dem zweiten Weltkrieg wirtschaftlich buchstäblich hinterwäldlerisch. Beim Wiederaufbau in der Wirtschaftswunderzeit wurde bewußt versucht, dies auszugleichen, indem der aufkommende Tourismus gefördert und Firmen wie Siemens in München oder Audi in Ingolstadt angesiedelt wurden. Nordrheinwestfalen und andere heute darbende Bundesländer traten damals quasi als "Geberländer" auf bzw hielten beim Marshallplan nicht ganz so stark die Hand auf. Mit dem Niedergang der Schwerindustrie in den siebzigern (Kohle, Stahl,Werften) hat sich das gedreht, aber anstatt solidarisch die Strukturhilfen zurückfließen zu lassen, zeigen Bayern und BW seitdem schelmisch mit dem Finger auf die faulen Nordlichter. Seit der Wiedervereinigung sind die Gelder vorwiegend in den Osten geflossen, und Bremen gilt inzwischen wirtschaftlich fast schon als hoffnungsloser Fall. Es wäre also nur recht und billig, wenn bei den Planungen der kommenden Jahre darauf geachtet würde, energieintensive Industrien schwerpunktmäßig im Hinterland der Küsten anzusiedeln, da ein ganz wesentlicher Teil unserer Energie demnächst auf hoher See produziert werden wird. Dadurch bliebe das eine oder andere Gigawatt dann vor Ort und es könnte so manch ein Kilometer Trasse gespart werden. Hier fließen dann auch Projekte wie die Emsvertiefung oder die Y-Trasse mit ein ein.
Soso...“recht und billig“. Wenn ich so was lese, fühle ich mich etwas irritiert. Mit dem erarbeiteten Geld, das als „Länderfinanzausgleich“ Jahr für Jahr aus den südlichen Bundesländern in die nicht zuletzt Dank chronischer sozialistischer Wirtschafts- und Sozialpolitik struktur- und demographieschwachen Länder im Norden Deutschlands fliesst, müssten da schon längst blühende Landschaften entstanden sein.
Ich habe gute Bekannte, die der linksalternativen Szene Bremens angehörten und die aufgrund der zunehmend unerträglichen sozialen Situation in Bremen vor zwei Jahren nach Bayern gezogen sind...vor allem aufgrund ihrer kleinen Kinder.
Seit einigen Jahren shiften immer mehr gut ausgebildete und motivierte deutsche wie zugewanderte Arbeitskräfte nach Bayern und BW - nicht weil sie im Norden keine Stelle gehabt hätten, sondern weil sie die Lebensbedingungen dort nicht mehr ertragen wollten. Sowas nennt man brain drain...und der hat konkrete Ursachen, die man nicht mittels Zwangsumsiedlung korrigieren kann.
Eine Zwangumsiedlung in selbstverschuldet prekarisierende Regionen mittels Stromzuweisung und Subventionen kann auch nur einem deutschen Geisteswissenschaftler einfallen...
Ich weiß wirklich nicht, inwiefern bei Planungen dieser Größenordnung jemand, der mit Anfang zwanzig zufällig eine Klausur über Thyristorkopplungen bestanden hat, Wichtigeres beitragen kann, als der Präses der nordelbischen Landeskirche.
Schon klar...und die Macht der Vorstellung lässt bekanntlich das Wasser nach oben und das Brain nach unten laufen...