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Die Katastrophen von Japan ...449
Und ihre Folgen. Ich schreibe das Wort "Katastrophe" absichtlich in…
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Erdbeben, Tsunami, Gau?

*******Maxx Mann
11.917 Beiträge
Richtig - aber noch vollständig.

Ein radioaktiver Stoff strahlt ja nicht einfach so. Jede Strahlungsabgabe bedeutet immer, dass ein Atom dieses Stoffes in andere Elemente zerfallen ist. Die Halbwertzeit ist die Zeit, nach der die Hälfte der vorhandenen Atome zerfallen sind - nach der doppelten Halbwertzeit ist noch ein Viertel vorhanden, nach der dreifachen Halbwertzeit noch ein Achtel und so weiter.

Das bedeutet aber auch, dass bei der gleichen Menge radioaktiven Materials bei dem mit der höheren Halbwertzeit weniger Zerfallsprozesse in dem gleichen Zeitraum auftreten als bei einem Material kurzer Halbwertzeit (dieses Material zerfällt ja viel schneller).

Wieviel Strahlung dann letztlich wirklich abgestrahlt wird und welcher Art die Strahlung ist, hängt dann natürlich auch von dem Material selbst und der Ausgangsmenge ab.

Und auch Strahlung ist nicht gleich Strahlung: Alpha-Strahlung ist nur über sehr kurze Distanz wirksam und dringt auch kaum in den Körper ein, da schützt schon eine Lederschürze oder Lederjacke ganz gut. Gamma-Strahlung ist dagegen harte Röntgenstrahlung und durchdringt auch Fenster und Gebäudemauern.
Am schlimmsten sind letztlich radioaktive Stoffe, die wir in unserem Körper
einlagern. Denn sie bestrahlen uns ungeschützt von innen.
@ Sorbas
Am schlimmsten sind letztlich radioaktive Stoffe, die wir in unserem Körper
einlagern. Denn sie bestrahlen uns ungeschützt von innen.


Das ist völlig korrekt...aber den Deutschen verlangt nach Messung und Kontrolle...könnte man nicht eine Kombination von geigerzählendem Analplug herstellen?

*zig*
********aine Paar
3.292 Beiträge
Danke für die Antworten!
Bei Dreilicht weiss ich wohl, worauf er hinaus will und das mit dem Salz ist auch klar.

Allerdings bewerte ich die Menschen und ihre Ängste nicht als sinnig oder unsinnig. Ängste, die vorhanden sind, können für das was ich erreichen will oder muss hinderlich sein, egal ob sie berechtigt sind oder nicht. Angst an sich ist der beeinflussende Faktor, menschlich und oftmals ein gutes Korrektiv.

Die Annahmen zur Risikobewertung halte ich für mehr oder weniger spekulativ. Asse sollte auch für alle Ewigkeiten sicher sein... aber das ist ein anderer problemkreis.

Zusatzfrage an Sorbas:

Zerfallen radioaktive Stoffe "höherer" Gefährlichkeit mit ggf. intensiver Strahlung auch in radioaktive Stoffe mit "geringerer" Gefährlichkeit... oder nur in dann harmlose, nicht radioaktive Stoffe oder in einen "Elementecocktail" mit radioaktiven Stoffen minderer Gefährlichkeit und ungefährlichen Substanzen?

mc
@ moncapitaine
Angst an sich ist der beeinflussende Faktor, menschlich und oftmals ein gutes Korrektiv.


"Angst" ist in unserer Zeit in erster Linie ein Manipulans und Propaganda-Tool....
********aine Paar
3.292 Beiträge
@ dreilicht
Diese Bewertung teile ich so nicht.

Zu viel Erfahrungen im Einsatzgeschehen, mit Kindern, aber auch in Grenzsituationen.

Was nicht auschließt, das Angst zu manipulativen Zwecken und zu AgitProp mißbraucht werden kann, einschießlich ihrer Erzeugung.

Was auch nicht ausschließt, dass Angst unbegründet und sehr hinderlich oder gleich beides sein kann.

Aber ich würde mich niemals mit jemandem oder einem Team in bestimmte Situationen hinein begeben, wenn der oder die Partner mir erklärten, sie hätten keinerlei Ängste.

Ängste sind unter Umständen Lebenswillen erhaltend und lebensrettend.

mc
@ moncapitaine
Natürlich...wobei es ja die Unterscheidung zwischen Furcht und Angst gibt, die zugegebenermaßen mitunter in der Praxis etwas arbiträr ist, aber als grundsätzliche Unterscheidung durchaus Sinn macht....

Letztendlich stehen wir im menschlichen Zusammenleben immer zwischen den Polen Freiheit und Sicherheit....im Zweifel lässt sich das Bedürfnis nach Sicherheit via Angsterzeugung zuverlässiger bedienen, initiieren und funktionalisieren als das Bedürfnis nach Freiheit...mehr Sicherheit bedeutet immer weniger Freiheit und vice versa....

Wirklich (!) interessant wäre es mal, über das nachzudenken, was hinter der Nuklearangst, der SuperGau-Lust und dem missionarischen Anti-AKW-Geist an Sehnsüchten und Ängsten wirklich steckt....
*******Maxx Mann
11.917 Beiträge
Zusatzfrage an Sorbas:

Zerfallen radioaktive Stoffe "höherer" Gefährlichkeit mit ggf. intensiver Strahlung auch in radioaktive Stoffe mit "geringerer" Gefährlichkeit... oder nur in dann harmlose, nicht radioaktive Stoffe oder in einen "Elementecocktail" mit radioaktiven Stoffen minderer Gefährlichkeit und ungefährlichen Substanzen?
Ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu wissenschaftlich:
Fast jedes höhere Element (im Periodensystem, das was im Chemieraum an der Wand hing, auf der unteren Hälfte stehend *zwinker* ) hat radioaktiv zerfallende und bis zum Neptunium (eins hinter Uran) in der Regel auch stabile Versionen (Isotope).
Beim Zerfall entstehen meist wieder radioaktive Stoffe, bis dann bei der stabien Blei-Version Schluss ist.
Diese Stoffe sind in der Regel hoch radioaktiv, dass heißt, sie zerfallen relativ schnell und mit hoher Strahlung (Alpha-, Beta- und Gammastrahlung). Die direkte Reichweite dieser Strahlung reicht von wenigen Metern bis über ein paar Kilometer (in der oben genannten Reihenfolge). Diese hoch radioaktiven Stoffe sind also nur ein örtliches und auch relativ kurzzeitiges (naja, unter Umständen auch ein paar Jahre) Problem. In Hiroshima und Nagasaki explodierten vor gut 60 Jahren zwei Atombomben, und beide Städte sind sein langem wieder bewohnt.

Stark strahlende Isotope (also sehr aktive Materialien) kommen in der Natur nur selten vor, da sie ja bereits lange zerfallen sind. Nur langsam zerfallende und daher auch nur extrem gering strahlende Stoffe umgeben uns überall. Es gibt z.B. ein Kohlenstoff-Isotop, dessen Zerfall für die Zeitmessung in Fossilien genutzt wird. Die Halbwertzeit beträgt knapp 6.000 Jahre und es entsteht dabei Beta-Strahlung.

Das Hauptproblem bei so einer Katastrophe wie in Japan sind eher radioaktiv angeregte Stoffe. Durch die unmittelbare Strahlung werden nichtradioaktive Elemente angeregt, bilden radioaktive Isotope, und manche mit einer mittleren Halbwertzeit von ein paar Jahren. Werden diese Stoffe nun aus dem Strahlungszentrum - z.B. durch eine Explosion - weit verteilt, kann dieser Staub über viele Jahre hinweg die Strahlenbelastung in einem großen Umkreis erhöhen. Denn diese Stoffe haben quasi die Strahlung gespeichert und geben sie nur langsam (aber auch abgeschwächt wieder ab). Richtig gefährlich wird es, wenn wir solche Stoffe in uns aufnehmen und ggf. auch in unseren Organen ansammeln.

Das ist vielleicht vergleichbar mit phosphorizierenden Stoffen - diese werden auch durch helles Licht angeregt und geben dann für eine längere Zeit wieder schwaches Licht ab. Wobei das Licht natürlich harmlos ist *zwinker*
Relevanz
Die Exposition mit formal erhöhten Strahlendosen ist nicht automatisch auch gesundheitsschädigend.

Das Problem ist, dass - abgesehen von so hohen Dosen, dass eine akute Strahlenkrankheit auftritt - eine sichere Dosis-Wirkungsbeziehung nicht besteht, da die potentiell schädigende Wirkung von der Art der Strahlung (nur perkutane Gamma-Bestrahlung oder Inhalation von radioaktiven alpha- oder beta-Strahlung aussendenden Elementen mit langer HWZ...usw.) und individuellen Dispositionen abhängt.

Somit kann die reale und individuelle Auswirkung einer bestimmten Strahlendosis nur grob geschätzt werden.

Aus Populationsstudien (z.B. Hiroshima, Tschernobyl) lässt sich erkennen, dass die Gefahr sekundärer Strahlenschäden (insbesondere ein erhöhtes Risiko für maligne Erkrankungen) eher über- als unterschätzt wird. Die "Normal"-bereiche sind eh schon um einige logs unter der als potentiell gesundheitsschädlich angesehenen Grenzdosis angesiedelt.

Aber es handelt sich immer um statistische Extrapolierungen....der (Fehl)Interpretation ist Tür und Tor geöffnet.

Die direkt oder indirekt durch die radioaktive Freisetzung im Rahmen der Tschernobyl-Katastrophe verursachten Todesfälle werden zwischen 4000 und ungefähr einer Million angegeben...je nach Kreativität und Phantasie der "Untersucher" sind den Zahlen nach oben keine Grenzen gesetzt, denn es ist formal im Zweifel nie sicher widerlegbar, dass eine Erkrankung zumindest teilursächlich mit Radioaktivität zusammenhängt..

Die auf einigermaßen gesicherten Annahmen beruhenden Angaben belaufen sich für Tschernobyl auf etwa 10 000 zusätzliche Todesfälle.
"Angst" ist in unserer Zeit in erster Linie ein Manipulans und Propaganda-Tool....

Angst war immer und wird immer DAS beherrschende Mittel sein, um Menschen zu manipulieren. Fast alle Religionen funktionieren so (".. wenn Du nicht folgsam bist, kommst Du in die Hölle/Fegefeuer/...), und auch die modernen Ersatzreligionen arbeiten mit den gleichen Mechanismen. Ein typisches Beispiel dafür sind die Apolegeten der "Klimakatastrophe" ("...wenn wir nicht umkehren, müssen wir alle sterben! Wir müssen opfern! Und hier unsere Kontonummer für Forschungsgelder:...")

Da aber in der Politik nur die Menge der Wählerstimmen zählt, nicht deren Qualität, ist ein Politiker gut beraten, darauf Rücksicht zu nehmen. Wir sehen das ja grade, wie der Bundeshosenanzug ziemlich schnell eine Kehrtwendung vollzogen hat, weil sie sieht, DASS etwas getan werden muß. Ob dies blinder Aktionismus oder wohlüberlegtes Handeln ist, spielt zunächst keine Rolle. ETWAS muß passieren.
Das ist eben der Eiertanz, den man in der Politk aufführen muß: Tut man nichts, ist man "handlungsunfähig". Tut man irgendwas, ist es "opportunistisch", "wilder Aktionismus".

Wie ambivalent und m.E. verlogen die Berichterstattung zu diesem Thema ist, sieht man sehr gut auf SPON. Die halbe Seite ist vollgepflastert mit "Livetickern", Horrormeldungen und Spekulationen.
Der Anteil der Spekulationen ist überall bei > 50%.
Dann, gut versteckt, habe ich noch eine Meldung gefunden über die zufällig grade stattfindene Jahresversammlung der Deutschen Physikalische Gesellschaft (DPG) in Dresden. http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,750855,00.html
Dort ist man keineswegs der Meinung, daß der Weltuntergang kurz bevor steht.
Nur: Das ist eigentlich keine Nachricht. Alles halb so schlimm - will ja keiner lesen, macht keine Schlagzeile. Ich selbst bekenne freimütig, daß ich vom Thema "Atom"so gut wie keine Ahnung habe und in keinster Weise fundiert gegen Sorbas oder moncapitain argumentieren könnte. Damit habe ich auch kein Problem. Wo ich ein Problem habe, ist das gesunde Halbwissen oder auch "Fernsehhalbbildung" genannt; jeder, der schonmal auf einem AKW eine Schaufel getragen hat oder einen kennt, der einen Schwager hat, der Hochsicherheitsschuhe trägt, ist sofort Experte und Meinungsführer. Noch schlimmer, wenn solche Leute dann auch noch in der Öffentlichkeit ihre Spekulationen verbreiten dürfen.
@ Bootsektor
Der Zynismus liegt darin, dass die gefühlten, antizipierten oder aus politisch-weltanschaulichen Motiven förmlich ersehnten, nichtsdestotrotz aber imaginären apokalyptischen Folgen der AKW-Havarie viel dramatischer wahrgenommen werden, als die realen, direkt durch Erdbeben und Tsunami-bedingten.

Soviel zum Thema gutmenschlicher Empathie und Sorge.

Das notorische antimoderne Ressentiment vieler Intellektueller gewinnt durch die weltanschauliche Gleichschaltung der Massenmedien eine ganz neue Brisanz.

Ironischer- und tragischerweise beginnt die enthusiastische Panikstimmung sich von außen in Teile der japanischen Bevölkerung zu übertragen.
*******gne Mann
93 Beiträge
Ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu wissenschaftlich:

> sorbas42

Danke für Deinen Beitrag. Somit erschließt sich auch einem Laien (ansatzweise) diese sehr komplexe Thematik.
*******Maxx Mann
11.917 Beiträge
Ich muss Bootsektor in vollem Umfang zustimmen.

In den Medien breitgetragen werden überwiegend Meinungen, die "interessant" sind: Skandale, Horromeldungen, Erstaunliches, Unglaubliches.
Und wenn es nicht "gut" genug ist, kann man ja noch ein wenig drauflegen - Hauptsache, die Quote oder Auflage stimmt.

Ob das der Klima-GAU ist oder die Forderung nach sofortiger Abschaltung der aller Kernkraftwerke. Und an der nächsten Kreuzung auf dem Heimweg kracht es, weil die Ampel auch abgeschaltet.

Warum nicht eigentlich gleich Tempolimit 50 auf allen Straßen (innerorts Tempo 20 - und alle Autos werden technisch auf dieses Limit gedrosselt) - ist gut gegen die Gefahren und gut für die Ökologie. Und das Erdöl reicht auch noch ein wenig länger.
Aber nein, wir führen gesundheitsschädliche Energiesparlampen ein. Dabei ist die Abwärme der normalen Glühlampen ja nicht verpufft - in der überwiegenden Zeit des Jahres (und vor allem der dunkleren Jahreshälfte) musste diese Wärme nicht durch die Heizung aufgebracht werden. *nene* *gruebel*

Und jetzt die nächste Panikmache: In Russland wurden auch schon erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen. Und Russland ist ja fast sowas wie ein Nachbarland. Tschernobyl war auch in Russland ... ANGST !
innenpolitische Implikationen
Die sachfremden Folgen für unsere Gesellschaft sind noch gar nicht absehbar...

Diese offensichtliche bedingungslose Kapitulation der Politik vor der medialen Stimmungsmache und die problemlose Manipulation eines größeren Teils der Bevölkerung verspricht nichts Gutes.

In einer gesellschaftlichen Situation, in der dringend mehr politische Vernunft und weniger Stimmung/Gesinnung notwendig wäre, reissen alle verbliebenen Verankerungen ans Realitätsprinzip...
********aine Paar
3.292 Beiträge
Danke für die Antworten!
Da haben mich meine trüben Erinnerungen an den Physik und Chemieunterricht.... nicht getäuscht! Da ist was hängen geblieben!

"Bundeshosenanzug"... herrlich!!!

Die Bundeshosenanzug hat schon bei "KT" Anstand, Moral und eigene wissenschaftliche Reputation über Bord geworfen - und damit den Fall KT zur Affäire Merkel gemacht... und keiner merkt`s...! Da ist es nur konsequent, jetzt mit Blick auf die Wahlen sein Mäntelchen wieder in den Wind zu hängen...

Im Osten gibt es den bösen Ausdruck der Wendehälse dafür...

=====

Bezüglich der Presse sehe ich das Bild diffenzierter.

Zunächst einmal macht kein Pressesprecher und kein Regierungssprecher "Freie Presse!"... Das sind alles PR-Manager... also Diener der Public Realations. Das wird oft vergessen. Mit freier Presse hat das nichts zu tun..., eher mit dem Verkauf von Erfolgen ihres Dienstherren... dass da auch noch Mißerfolge als großartige Leistung verkauft werden, gehört zu den Entartungen im Geschäft...

... und ist der Ruf erst ruiniert, dann lügt`s sich völlig ungeniert!

Journalistisch gilt nach wie vor der Grundsatz "Only bad news are good news!". Man vergleiche die Aufmacher von "Unser täglich Bild gib uns heute"! Ein paar nackte Titten und Fußball/-klatsch dazu für Papi und Buntes aus der Adels-, Schauspieler- und Glamorwelt samt Horoskop und "Liebe ist..." für Mutti und schon stimmt die Auflage!

Ja, das System ist scheiße... aber ganz viel Scheiße erfreut ganz viel Leser...!

Betriebswirtschaftlich ausgedrückt... und das wird den Reaktionen und journalistischen Mitarbeitern in geeigneter Form unterschiedlicher Intensität schon beigepuhlt... heißt das dann: "Das Produkt muss den Lesern schmecken! Die Pulitzer-Preis-Vergeber werden kein Abbo zeichnen...!"

Uns seien wir mal ehrlich: Sonderausgaben von Spiegel und Focus und Sonderbeiträg der öffR Sendeanstalten zum Thema - "Mir hier in Japan geht es gut!" - würden weder gekauft, noch gelesen, noch gesehen... Aber die Aufregung um so viel Geschmacklosigkeit angesichts des Elends dort... wäre gewaltig! Wobei da ja was dran ist... sofern die Aufregung echt und tiefergehend wäre... und nicht ritualisiert! Was das aber soll, angesichts der Vorfälle ihn Japan eine Volksmusiksendung hier nicht zu senden, Fußball aber doch... erschließt sich mir nicht!

So wird politisch ein AKW Moratorium für 3 Monate verhängt. Das wird als rasches, konsequentes, inovativ-nachhaltiges, progressives Handeln im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung verkauft, bringt Zeitgewinn angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen. Unter der Hand kann man den Betreibern die Verlängerung der Laufwerkszeiten um diese drei Monate +Kompensationsverlängerungen für das Stillhalten zusagen. Dann wertet man die Ergebnise der Vorfälle in Japan akribisch - also jahrelang - aus, vergleicht sie akribisch - alo jahrelang - mit anderen Vorkommnissen, um sie nicht zuletzt über wechslende Arbeitsgruppen - also jahrelang - in die Bewertungsmaßstäbe deutscher Anlagen einfließen zu lassen...

Der Zeitbedarf sorgt sicher und zuverlässig dafür, dass Ergebnisse nur dem geneigten Fachpublikum bekannt werden bzw. näher gehen (und die sind sich in der Bewertung ja auch keineswegs einig...).

Der Wähler hat am Ende dieser Handlungskette längst vergessen, was am Anfang mal stand...

Stimmt schon: Wählerstimmen werden ausschließlich quantitativ gemessen...! Die Regierungen sehen in großen Teilen entsprechend aus... und die Opositionen auch...

mc
*******Maxx Mann
11.917 Beiträge
Schließen wir doch mal die Augen. Versetzen wir uns in folgendes Szenario:

Einer der ältesten deutschen Kernreaktoren hat einen Störfall, die Kühlung fällt aus, es kommt zur Kernschmelze, also das Spaltmaterial brennt sich durch sämtliche Schutzhüllen und das restliche Wasser verpufft mit einem gewaltigen Knall und entlässt eine Wolke radioaktiven Mülls in die Atmosphäre. Im Umkreis von 10 km ist alles evakuiert, über halb Europa setzt sich radioaktiver Staub nieder. Die Energieversorgung Deutschlands bricht aber nicht zusammen, der Reaktor wird nach kurzer Zeit eingegossen (in Beton), Obst und Gemüse aus Freilandanbau ist sorgfältig zu waschen, ganz vorsichtige Leute laufen auch nach einem halben Jahr noch mit diesen lustigen weißen Tüchern vor der Nase rum (ist ja vielleicht auch nciht das Schlechteste in der Situation).

Wie würde Japan darauf reagieren?

Würde es die eigenen Atomkraftwerke in Frage stellen?

Würden die Japaner in Panikatacken Geigerzähler kaufen?

Würden sie keine deutschen Produkte mehr kaufen (aus Angst, sich damit "verstrahlte" Produkte ins Haus zu holen)?

Ich glaube: eher nicht. Warum?
Vielleicht gehen sie rationaler damit um? Vielleicht sind sie pragmatischer im Umgang mit Katastrophen? Vielleicht ist für sie auch Deutschland weit weg - und da muss man vielleicht den Besuch von Neu Schwanstein und den Kölner Dom um ein Jahr verschieben.

Und nein, das wäre sicher keine Gefühlslosigkeit oder vielleicht sogar Häme der Japaner uns gegenüber. Einfach nur Realismus und eine gewisse Zuversicht, dass es trotzdem weiter geht.
Vielleicht könnten wir davon ein wenig lernen?
@ sorbas
Vielleicht könnten wir davon ein wenig lernen?

Nein, ich fürchte nicht...unsere mentale Verfassung ist eine andere.

Wir befinden uns...aus verschiedenen Gründen und nicht nur, aber hauptsächlich, in Deutschland ...meines Erachtens im Stadium einer gesellschaftlichen Dekadenz.

Wir leben in hartnäckiger Realitätsverweigerung und verteidigen mittels Massenaufläufen und Lichterketten die Schimären, denen wir nachjagen. Die emotionalen Beigewinne wie kollektive Feindbildbeschwörung und moralische Selbstinszenierung nehmen wir gerne mit...wir suchen Sinn in Parallelwelten, haben aber keine Kraft und keinen Mut mehr für die Gestaltung und Verteidigung eines möglichst guten realen Lebens..

Ich teile auch nicht die Einschätzung moncapitaine´s über das Wesen der hiesigen Medienberichterstattung...vielleicht kann man das Maß an deutscher Egozentrik, Hysterie, ideologischer Verbohrtheit und parallelweltlichem Abgedriftetsein auch nur ganz realisieren, wenn man ein Blick auf die Berichterstattung in anderen Ländern wirft.

In Japan spielt sich (völlig unabhängig von der AKW-Havarie) eine menschliche Katastrophe riesigen Ausmaßes ab...das Verhalten, die Haltung und die Solidarität der Japaner in dieser Situation ist bewundernswert.

Aber hier dreht sich alles in plattester Agitprop-Manier nur um die stete Steigerung der phantasierten atomaren Apokalypse und deren Ausschlachtung für höchst profane Zwecke.

It´s sickening...
Wie würde Japan darauf reagieren?

Gar nicht. Viel wichtiger ist die Frage: Wie würde Deutschland drauf reagieren:

Direkt nach der Katastrophe: Claudia Roth würde lostönen: Sie habe es ja immer gewußt!
Unmittelbar darauf würde man beginnen, den Schuldigen zu suchen und hart zu bestrafen. Dann würde man als nächstes einen Untersuchungsausschuß bilden, der, politisch korrekt zu 50% mit Männern und Frauen besetzt sein müßte.
Im Anschluß daran würde man erst beginnen, den Schaden zu begrenzen.....


Die Angelsachsen haben bekanntlich einige Worte aus dem Deutschen übernommen wie Bratwurst, Blitzkrieg oder Kindergarten. Viel wichtiger ist aber der Terminus der "german Angst", für die Engländer sonst keine Entsprechung haben. Und diese Angst manifestiert sich auch hier, weil sich damit so trefflich Politik und Geschäfte machen lassen.
Denn, all die Enthüllungsjournalisten und Schreiberlinge, arbeiten sie denn für Gotteslohn? Auch ein Verlag - egal ob Print oder Online - ist ein Wirtschaftsunternehmen, was Geld verdienen möchte. Und daher ist die Schlagzeile wichtig, sonst nichts.
Guttenberg? Vergessen. Gaddafi? Interessiert die Klofrau, wenn die Apocalypse droht!
Ich teile auch nicht die Einschätzung moncapitaine´s über das Wesen der hiesigen Medienberichterstattung...vielleicht kann man das Maß an deutscher Egozentrik, Hysterie, ideologischer Verbohrtheit und parallelweltlichem Abgedriftetsein auch nur ganz realisieren, wenn man ein Blick auf die Berichterstattung in anderen Ländern wirft.

In Japan spielt sich (völlig unabhängig von der AKW-Havarie) eine menschliche Katastrophe riesigen Ausmaßes ab...das Verhalten, die Haltung und die Solidarität der Japaner in dieser Situation ist bewundernswert.

Und es ist klar, dass in unseren Medien in den Fordergrund gestellt wird, dass die Japaner sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen.

Sowas würde die deutsche Regierung nie tun.

XD
@ bootsector
Das stimmt alles...aber Schlagzeilen, Sensationshascherei und Dramen sieht man auch in den Massenmedien der USA und England zum Beispiel...durchaus auch eine intensive Berichterstattung über die AKW-Havarie.

Aber der Focus ist ein völlig anderer als bei uns in Deutschland. Es geht um die Gesamtsituation in Japan, im Vergleich zu der die Problematik an den AKW´s bis auf weiteres eine Bagatelle ist. Die befragten Experten sind zum größten Teil zumindest formal unabhängig, die Berichterstattung beinhaltet auch sachliche Darstellung der Ereignisse, der infrastrukturellen Folgen der Katastrophe für Japan.

Solch blande Fehlinformationen, die noch dazu tagelang online stehen, ohne korrigiert zu werden, und eine solche Ausblendung der eigentlichen Katastrophe, die sich in Japan abspielt, ist solchen gesinnungsjournalistischen Kloaken wie spon, weltonline, den öffentlich rechtlichen Aktuellen Kameras und ntv vorbehalten.

Aus einer der schlimmsten Naturkatastrophen der neueren Menschheit wird manipulativ der Kronzeuge der Anti-AKW-Bewegung gebastelt und wider aller belegbaren Information das Bild einer die Bevölkerung belügenden japanischen Regierung gezeichnet. Die eigenen politischen Entscheidungsträger hetzt man mit dem angstgeputschtem Mob genüsslich vor sich her und phantasiert sich in den Regiestuhl des Armageddon.

Ich kenne zuviele derjenigen, die in den deutschen Medien tätig sind, persönlich, als dass ich mir Illusionen über die aktuelle Verfasstheit derselben machen würde. Genugtuung und Stolz trieft da aus den Fingern...jede Deeskalation an den AKW´s führt zu nervösem Fingernägelkauen...

Da geht es um Agitation, nicht um Leser/Zuschauerbindung.
*********rivat Mann
1.266 Beiträge
Welche Regierung, welches Medium was und warum... darüber will ich gar nicht schreiben...

Ich mag da gerade viel lieber einfach mal kleinere Brötchen backen und Bezug auf die "Merkel'schen" 3 Monate nehmen...

...und zwar ganz greifbar und naheliegend (wie ich finde)...

Ich sehe es ja so:

Wenn 3 Monate lang 7 Kraftwerke vom Netz bleiben können und dadurch die Versorgung mit Energie nich gefährdet ist, stellt dies doch auch klar unter Beweis, dass der Betrieb gar nicht erforderlich ist!
...was letztlich doch dann offensichtlich beweist, dass es generell keinerlei Notwendigkeit für den Betrieb (zumindest dieser 7 Akw) gibt und ein wieder "hochfahren" dieser 7 somit völligen Nonsens darstellen würde...

Ich mochte ja die Aussage von Herrn Gabriel, welche ugs. ausgedrückt besagte, dass der Ummweltminister die gesetzl Handhabe zum dauerhaften Abschalten besitzt und wenn er dafür "den Arsch in der Hose hätte", er dafür schlimmstenfalls von Frau Merkel gefeuert werden könne...
der Popbeauftragte...
...hat immer dann einen Arsch in der Hose, wenn er ihn nicht hinhalten muss...
und:
Der eigentliche Skandal in der Energiepolitik ist in meinen Augen, dass man für die Übergangsphase (sprich realistischerweise vermutlich die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre), in denen man die AKW´s noch braucht, nicht neue, modernere und sicherere AKW´s geplant und gebaut hat, sondern die alten Mühlen einfach länger in Betrieb lassen wollte.

Das wiederum war aber dem politischen Zeitgeist geschuldet. Ein Neubau von AKW´s hätte zum kollektiven Hysterietod geführt.

Wir haben jetzt schon die fast höchsten Strompreise in ganz Europa. Eine flächendeckende Versorgung mit Solar- oder Windenergie ist nicht in Sicht. Der Bau von Gas- oder Kohlekraftwerken birgt ganz eigene politische und ökologische Nachteile in sich.

Es ist einfach, sich in fundamentaloppositioneller Träumerei zu üben, aber ein überzeugendes, realisierbares und vor allem bezahlbares Energiekonzept ist mir weder von den Grünen noch der SPD bekannt.

Dem Popbeauftragten haben wir übrigens die irrwitzige Dauersubventionierung der Solarindustrie zu verdanken, die er kurz vor der ministeriellen Verabschiedung noch durchdrückte.

Knallharte Unternehmensinteressen und Lobbyismus gibt´s nämlich mittlerweile auf Seiten der Solar- und Windkraftindustrie genauso große, wie bei den konventionellen Energieherstellern.
SPON dreht durch
Vielleicht mal einen kurzen Blick auf die aktuelle SPON-Seite.
Inzwischen hat man die BILD-Zeitung echt abgehängt; bei einigen Redakteuren sind wohl die Brennstäbe geschmolzen.

Das grenzt schon an Volksverhetzung...
@ bootsector
Das Neue Deutschland (in seiner Orginalversion! *zwinker* ) war der Hort des seriösen Journalismus dagegen....

Mittlerweile wird´s vom Layout her aber etwas unübersichtlich... *mrgreen*

Ich würde eine Dauerbalkenschlagzeile "Warten auf den Atomtod, Sie sind dabei!" mit dem fest gekoppelten Bild des unter dem Geigerzähler befindlichen Kleinkinds als Aufmacher nehmen....

Nur mal zur Anmerkung: bislang ist kein einziger Nichtarbeiter der AKW´s einer potentiell gesundheitsgefährdenden Strahlung ausgesetzt gewesen....aber vermutlich muss die WHO in drei Wochen 4 Millionen tote japanische Strahlenopfer begraben...dann gibts den Aufmacher: "Der Tsunami der Strahlentoten"...oder so...was zählen da schon die aktuellen Opfer der Katastrophe...
Wir werden alle sterben!
@ dreilicht:

Das stimmt. Und Karl-Eduard von Schnitzler war dagegen ein seriöser Journalist.
Inzwischen, nach über 200 bitterbösen Kommentaren, hat man in Hamburg aber die Seite wieder umgestellt.

Schade, schade, die Medien sind inzwischen selbst zu einer Macht mutiert, die Schlagzeilen produziert. Nicht mehr der Bericht ist wichtig, nur noch die Sensation. Empörung ist der neue Applaus.

Es ist einfach unausweichlich: Wir werden alle sterben! Macht euch keine Illusionen! Das Leben ist tödlich. Es gibt keine Hoffnung. Niemand wird übrig bleiben.
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